Methadon als Krebsmedikament

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Vegan-Power
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Methadon als Krebsmedikament

Beitrag von Vegan-Power » 13. Apr 2017 16:52

Methadon hat sich als äußerst Tumorzerstörendes Medikament (in geringster Dosierung) - und in der Palliativmedizin als lebensverlängernd - erwiesen. Aufgrund dieser Erkenntnisse wollen die behandelnden Ärzte eine Zulassung für Methadon als Krebsmedikament. Aber die Pharamindustrie versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern, denn für einen Methadon-Zyklus kann man nur 12€ abrechnen, während ein neues patentiertes - aber deutlich ineffektiveres - Medikament wie Avastin 2000 mal mehr Gewinn generiert.

Gestern, zu nachtschlafender Zeit, lief im ARD-Verbrauchermagazin "Plusminus" ein sehr aufschlussreicher Beitrag darüber.

Kann man sich hier nochmal anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=vc6Kz20h-WQ&t

Methadon

Warum ein preiswertes Mittel für Krebspatienten nicht erforscht wird

Info-Box:
- Eine Ulmerin Forscherin entdeckt, dass Methadon die Chemotherapie effektiver macht.
- Für die Zulassung fehlende klinische Studien werden nicht finanziert.
- Pharmaindustrie gibt kein Geld, vermutlich weil sich mit Methadon kein Geld verdienen lässt.


Jedes Jahr werden rund 500.000 neue Krebserkrankungen registriert. Etwa 230.000 sterben an der Krankheit – quer durch alle Altersgruppen und alle sozialen Schichten. Die Pharmaindustrie investiert Milliarden in die Erforschung neuer Wirkstoffe. Ständig kommen neue Medikamente auf den Markt, die das Leben der Patienten verlängern sollen. Viele davon sind extrem teuer. Doch was passiert, wenn ein Wirkstoff Hoffnung verspricht, aber keinen Profit, weil er sehr günstig ist? Werden dann auch Millionen in die Forschung investiert?

Sabine Kloske dürfte eigentlich nicht mehr leben. Vor mehr als zwei Jahren wurde bei ihr ein Glioblastom diagnostiziert. Dieser schnellwachsende, bösartige Hirntumor gilt derzeit als unheilbar. Nach der Operation teilten ihr die Ärzte mit, dass der Tumor schon bald wieder käme. Sabine Kloske wurde noch eine Lebenszeit von zwölf bis 15 Monaten prognostiziert. Die Ärzte rieten ihr, ihre Angelegenheiten zu regeln und noch etwas Schönes zu unternehmen, zum Beispiel eine Weltreise – denn sie müsse sich auf ihr Ableben vorbereiten. Für die damals 36-Jährige brach eine Welt zusammen: "Es war wirklich, wirklich schlimm. Ich hatte so eine Angst und auch danach, als der das gesagt hatte, dachte ich, ich bekomme das nicht in die Reihe. Ich habe in den ersten Wochen nur geheult, weil man so gar keine Hoffnung hat."
Endlich wieder Hoffnung

Doch es kam anders: Seit mehr als zwei Jahren ist der Tumor nicht zurückgekehrt. Das liegt weit jenseits der ärztlichen Prognose. Sabine Kloske führt dieses Wunder auf ein Medikament zurück, das vielen aus der Drogenersatztherapie bekannt ist: Methadon. Zusätzlich zur Chemotherapie nimmt sie zweimal täglich 35 Tropfen davon, und ist wieder voller Zuversicht: "Es ist jetzt so, dass ich jetzt das Gefühl habe, ich bin wieder da, ich kann weiter leben, ich muss nicht sterben."

Erstaunliche Entdeckung

Die Ulmer Chemikerin Dr. Claudia Friesen hat die erstaunliche Wirkung von Methadon in der Krebstherapie entdeckt.

Sabine Kloske gehört zu den Patienten, die von der Entdeckung von Dr. Claudia Friesen profitieren. Die Chemikerin am Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Ulm beobachtete schon 2008 im Labor, dass Krebszellen in kürzester Zeit sterben, wenn sie zur Chemotherapie Methadon hinzufügte. Im Tierversuch zeigte sich dasselbe Ergebnis. Mittlerweile hat sie diese Wirkung bei mehreren Krebspatienten dokumentiert: "Es kann so sein, dass eine Zelle mit einem Chemotherapeutikum zu zehn Prozent anspricht. Gebe ich Methadon dazu, kann ich einen hundertprozentigen Zelltod erreichen und das sieht man auch bei diesen Patienten, die dann dastehen und keinen Tumor mehr haben, und vorher ist unter der gleichen Therapie der Tumor und die Metastasen drastisch gewachsen."

Das Drogenersatzmittel Methadon ein Krebskiller? Die Forscherin zeigt uns Patientenbeispiele: Selbst große Tumore im Hirn, die auf keine Therapie mehr ansprachen, verschwanden. Bei einem anderen Patienten waren Metastasen in der Leber nicht mehr vorhanden. Ihre Forschungen zeigten, dass Methadon bei den unterschiedlichsten Krebsarten die Wirkung der Chemotherapie drastisch erhöhen kann.

Gegenwind

Dieses Balken-Diagramm zeigt, wie sehr Methadon bei veschiedenen Krebsarten die Wirkung der Chemotherapie verstärkt hat:
Bild

Diesen Wirkmechanismus hat die Forscherin bereits 2014 der Fachwelt beschrieben. Doch trotz ihrer vielversprechenden Ergebnisse im Labor scheint sich kein Pharmakonzern für Methadon zu interessieren. Statt Unterstützung erfährt sie mittlerweile sogar Ablehnung: "Als ich bei Kongressen und Meetings die Patientenfälle vorgestellt habe, kam der Gegenwind, weil es sich nur um Patientenfälle handelt und das sei nicht evidenzbasiert. Um einen wissenschaftlichen Beweis zu führen, braucht man eben klinische Studien.“

Doch an klinischen Studien scheint niemand Interesse zu haben. Im Gegenteil. Wir finden Stellungnahmen führender deutscher Neuroonkologen, die vor falschen Erwartungen warnen. Darin heißt es etwa: "Die Wirkung beim Menschen sei völlig unklar" oder Methadon sei "potentiell reich an unerwünschten Wirkungen, die die Lebensqualität der Patienten unnötig einschränken" oder "Die Therapie mit Methadon sei bisher nur experimentell."

Diese Stellungnahmen wurden verfasst von Prof. Dr. Wolfgang Wick von der Uniklinik Heidelberg und Sprecher der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft (NOA). Wir haben ihn gefragt, wie er zu dieser Einschätzung kommt. Er hält die Ergebnissen aus Ulm für unzureichend, da sie experimentell sind: "Experimentell bedeutet, dass es für die Anwendung keine erforderliche Datenbasis gibt, aufgrund derer unsere Zulassungsbehörden – das ist ja national und international ganz gut geregelt – eine Zulassung für die Behandlung von Patienten mit Hirntumoren besteht."

Hilfreiches Schmerzmittel

Der Palliativmediziner Dr. Hans-Jörg Hilscher hält die Warnungen für Unsinn. Der Leiter eines Hospizes arbeitet seit 1999 mit dem angeblich so gefährlichen Methadon. Denn Methadon ist auch ein seit Jahren zugelassenes starkes Schmerzmittel. Doch anders als in der Drogenersatztherapie bekommen es seine Krebspatienten in einer viel geringeren Dosis. Die Nebenwirkungen halten sich dadurch in Grenzen. Dafür bekamen seine Patienten aber ein Stück Lebensqualität zurück. Und nicht nur das: "Ich habe in den Jahren der Tätigkeit im Hospiz beobachtet, dass es den Patienten nicht nur besser geht, sondern dass sie auch länger leben. Und der Medizinische Dienst, der hier drei Hospize betreut, dem ist das auch aufgefallen, dass in dem Hospiz, in dem Methadon als Schmerzmittel eingesetzt wird, die Patienten länger leben, als die Diagnose eigentlich zuließ."

Ein Beispiel ist Andrea Manhillen. Trotz Therapie kehrte ihr Brustkrebs nach kurzer Zeit zurück. Ihre Leber war übersät mit Metastasen. Seit einem Jahr nimmt sie zusätzlich zur Chemotherapie Methadon und ihre Metastasen sind mittlerweile verschwunden. Sie glaubt fest an die Wirkung des Medikaments: "Ich bin überzeugt davon, dass mir das Methadon das Leben gerettet hat, dass ich nicht mehr da wäre, wenn ich es nicht genommen hätte."


Ärzte dürften Methadon verschreiben

Auf der Suche nach wissenschaftlichen Erklärungen für solche Erfahrungen stieß Hilscher auf die Forschungen der Chemikerin aus Ulm. Seitdem arbeiten die beiden zusammen und machen ihre Erfahrungen öffentlich. Die Folge: Krebspatienten aus ganz Deutschland rufen sie an, denn viele finden keinen Arzt, der ihnen Methadon verordnet. Offenbar wissen nur wenige, dass Methadon nach der Betäubungsmittelverordnung als Schmerzmittel von jedem Arzt verschrieben werden darf.

Obwohl Methadon vielversprechend in der Krebsbehandlung ist, findet die Erforschung seines Einsatzes auf diesem Gebiet nicht die nötige Unterstützung.

Doch der Hauptgrund, warum das Interesse, Methadon als Krebsmedikament zu erforschen, so gering ist, liegt wohl darin, dass es nicht mehr patentfähig und darum extrem billig ist. Ein Tag Therapie kostet nur wenige Cent. Das vermutet auch Dr. Claudia Friesen: "Wenn Methadon seine zwölf Euro kostet für vier bis sechs Wochen und vielleicht in Konkurrenz zu einem Medikament mit 20.000 oder 25.000 Euro steht, kann ich mir schon vorstellen, dass Methadon keine Chance hat."

Ein Beispiel dafür ist Avastin. Auch dieses Medikament soll das Leben von Krebspatienten signifikant verlängern. So versprach es zumindest der Hersteller Roche in seiner Produktinformation. Anders als beim Methadon, wird an Avastin seit Jahren unter Hochdruck geforscht. Liegt es daran, dass eine Behandlung im Quartal bis zu 25.000 Euro kosten kann?


Verquickung von Industrie und Forschung

Der Neuroonkologe Prof. Dr. Wolfgang Wick spricht sich gegen eine Krebstherapie mit Methadon aus. Doch wie unabhängig ist er?

An der klinischen Forschung zu Avastin war maßgeblich Prof. Dr. Wolfgang Wick beteiligt, also der Mann, der gegenüber dem Einsatz von Methadon bei Tumorpatienten so starke Vorbehalte geäußert hatte. Mittlerweile hat eine weltweite Studie aber ergeben, dass Hirntumorpatienten, die Avastin bekommen, insgesamt nicht länger leben. Trotzdem äußerte sich Prof. Wick auf einem vom Hersteller unterstützten Symposium positiv über das Medikament, weil der Tumor mit Avastin etwas später wieder zu wachsen beginne als ohne. Im Internet finden wir eine Quelle, die offenlegt, dass Prof. Wick unter anderem Honorare von der Herstellerfirma Roche erhielt. Auch im Deutschen Ärzteblatt findet sich dieser Hinweis. Auf unsere Anfrage hin erklärt er, hier keinen Interessenkonflikt zu sehen.

Unabhängige Forschungsmittel fehlen

Doch warum ist es so, dass Millionen in die Erforschung eines bestimmten Wirkstoffes investiert werden, in Methadon aber nicht? Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig ist Chefarzt Helios-Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie in Berlin und zugleich Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Ärzteschaft. Er kritisiert schon lange, dass klinische Studien überwiegend von der Pharmaindustrie finanziert werden: "Das Geld, das beispielsweise vom Bundesforschungsministerium für klinische Forschung an Arzneimitteln zur Verfügung steht, reicht vorn und hinten nicht aus. Damit können Sie keine vernünftige Forschung nach der Zulassung neuer Arzneimittel betreiben. Wir bedauern sehr, dass wir in all diesen Studien auf gesponserte, also von der Industrie finanzierte Studien zurückgreifen müssen. Ich denke, es würde für unsere Patienten, gerade für die Tumorpatienten, sehr segensreich sein, wenn wir mehr unabhängige Forschung hätten, weil wir dann Ergebnisse bekämen, die nicht vom pharmazeutischen Hersteller möglicherweise verzerrt sind."

Erprobung an der Charité

Dr. Claudia Friesen will jedenfalls nicht aufgeben. Sie hat mittlerweile andere Wege aufgetan, um die Weichen für die klinische Erprobung von Methadon zu stellen. An der Berliner Charité sammeln Mediziner wie Dr. Martin Misch die Daten von Hirntumorpatienten, die zusätzlich mit Methadon behandelt werden. In einer gerade veröffentlichten Studie stellten sie fest, dass die Nebenwirkungen bei weitem nicht so stark sind, wie von manchem befürchtet. Darum zieht Misch auch einen positiven Schluss: "Das Fazit für uns in der Anwendung wäre, dass wir es hier mit einer relativ gut verträglichen Begleittherapie zu tun haben, die eben möglicherweise, ohne dass wir dafür einen sicheren Nachweis haben, die Chemotherapiewirkung unterstützt."

Ob Methadon die Patienten wie im Fall von Sabine Kloske länger leben lasse, könne man noch nicht seriös sagen. Solle sich in ein paar Monaten eine solche Aussage treffen lassen, wäre der nächste Schritt eine große klinische Studie. Doch ob sich der dafür notwendige Millionenbetrag aufbringen lässt, bezweifeln selbst die Mediziner an der Charité.

Wir haben das Bundesforschungsministerium und das Bundesgesundheitsministerium mit den Argumenten von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig konfrontiert. Beide Ministerien sehen keinen Handlungsbedarf und halten die öffentlichen Gelder für unabhängige Forschung in der Krebsmedizin für ausreichend.

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Ryuzaki
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Beitrag von Ryuzaki » 13. Apr 2017 17:09

Interessant. Wenn eine meiner Ratten das nächste mal einen Tumor hat, werde ich die Tierärztin mal darauf ansprechen.
Furchtbar, dass nur aus Profitgier nicht genug in diese Richtung geforscht wird...

hansel
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Beitrag von hansel » 14. Apr 2017 00:10

Heißt das, dass ich als Krebspatient auf Methadon ausweichen könnte, um nicht jeden Tag diesen blöden Liter Karottensaft, versetzt mit Knoblauch trinken zu müssen, wie bisher hier von "Fachleuten" empfohlen?

Nicht, dass an dem Methadon als Begleitmittel zur Chemotherapie nicht was dran sein könnte. Aber der Satz: "Methadon hat sich als äußerst Tumorzerstörendes Medikament (in geringster Dosierung) erwiesen", zeugt davon, dass du wirklich keine Ahnung hast: Methadon lässt offenbar die Chemotherapeutica (und ohne die geht es nicht) besser in die Zelle. Aber das wissen wir schon etwas länger:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... erken.html

Das mit den Studien ist so eine Sache: Wirken andere synthetische Opoide ähnlich? z.B. Buprenorphin, das ja anders als das eigentlich nur noch als Heroin-Ersatz zugelassene Methadon schon immer bei Tumorschmerzen zugelassen ist.
Der Schwarzmarkt für Methadon ist erheblich. Vielleicht deshalb die Zurückhaltung.
Aber die Pharamindustrie versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern, denn für einen Methadon-Zyklus kann man nur 12€ abrechnen, während ein neues patentiertes - aber deutlich ineffektiveres - Medikament wie Avastin 2000 mal mehr Gewinn generiert.
Wie das? Die Chemotherapie muss ja trotzdem stattfinden. Sie wird nur durch das zusätzliche Methadon evtl. effektiver, vielleicht auch geringer dosiert werden können. Insgesamt könnte der Einsatz der (modifizierten) Chemotherapie noch ausgeweitet werden mit Riesen-Chancen für die Pharma-Mafia. Methadon allein bringt ja nachweislich nix.

Üprigendz: Schon Ende 2014 hat die deutsche Krebshilfe das Forschungsprojekt mit 299.000 € gefördert.

Ich kann einen so richtigen Skandal also nicht erkennen.
Außer, dass die Karrottensaftindustriemafia darunter leiden könnte.

gemüse
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Registriert: 27.04.2016

Beitrag von gemüse » 19. Apr 2017 23:54

Methadon selbst wirkt meines Wissens leider nicht gegen Krebs. So etwas hat auch Frau Friesen in ihren Arbeiten nicht behauptet. Sie hat es als Wirkverstärker für speziell aufbereitetes Doxorubicin eingesetzt, ein starkes Zellgift, und das anscheinend ausschließlich in Experimenten an Zellkulturen und Tiermodellen. http://www.tandfonline.com/doi/full/10.4161/cc.28493

Leider lässt das noch keine Aussage darüber zu, ob das auch am lebenden Menschen in der gewünschten Weise funktionieren würde und wenn, ob auch gegen Glioblastome. Dazu muss man Doxorubicin erst mal durch die Blut-Hirn-Schranke in die entarteten Zellen kriegen, sonst kann es dort ja nicht wirken und Methadon den gewünschten Effekt nicht verstärken. Wegen der Wirkung von Doxorubicin wird man es möglichst nur in den Tumorzellen haben wollen, davon dann aber in möglichst allen, auch in den randständigen. (Wie sich so etwas bewerkstelligen lässt, wird seit längerem intensiv erforscht, aber ob bereits eine Methode zur Anwendung am Menschen zugelassen wurde, weiß ich nicht.)

Ich fürchte, bis zur Genehmigung und Durchführung von Studien an Glioblastompatienten und dann zum Nachweis der Wirksamkeit der Kombination ist es noch ein weiter und unsicherer Weg, und das nicht wegen der Profitgier der bösen Pharma-Industrie.

Was das Patientenbeispiel betrifft: Erfreulicherweise leben manche Patienten nach der Diagnose eines Glioblastoms mehrere Jahre relativ gut. In der Gruppe der unter Fünfzigjährigen mit geringen tumorbedingten Einschränkungen liegt der Anteil dieser Patienten für einen Betrachtungszeitraum von fünf Jahren bei deutlich über zehn Prozent. Welche Faktoren das ermöglichen, weiß man leider noch nicht.

Nachtrag: Stellungnahme der Medizinischen Fakultät der Uni Ulm, der Uni-Klinik Ulm und des Ulmer Krebszentrums zur Tumortherapie mit Methadon http://www.uniklinik-ulm.de/news/articl ... don-1.html

hansel
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Beitrag von hansel » 20. Apr 2017 00:25

@gemüse: Danke

Ich habe keine Erkenntnisse, inwieweit Methadon (Polamidon) die Lebensqualität ändert, wenn es anstelle anderer Opoide wg. Schmerzen eingenommen wird. Falls da kein großer Unterschied ist, könnte man ja bei Tumorschmerzen alternativ Methadon einsetzen.
Allerdings ist Hirntumoren (Gliome) zu eigen, dass sie eben keine wesentlichen Schmerzen verursachen (es sei denn durch Hirndruck).
Insofern könnte Methadon unnötigerweise die Bewusstseinslage verändern.

Keine Ahnung, ob es Studien gibt, die bei den stärker schmerzenden Tumoren (Pankreas-Ca, Prostata-Ca-Metastasen usw.) und gleichzeitiger Chemotherapie schon Methadon einsetzen.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 20. Apr 2017 02:22

Keine Ursache. – Methadon wird durchaus gegen Tumorschmerzen eingesetzt und ist dafür auch zugelassen. Manche Patienten sprechen darauf besser an als auf Schmerzmittel mit an sich günstigerem Profil (bisher nachgewiesene erwünschte und unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen, Dosierung, Abbauwege). Was sich für wen am besten eignet, ist auch bei Tumorschmerzen individuell.

Neuere klinische Studien zum Einsatz von Methadon bei Krebspatienten gibt es ebenfalls, allerdings geht es da um die Wirksamkeit als Schmerzmittel, zum Beispiel hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27306912
In diesem Review http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... .pub4/full findet sich einen Überblick über diverse Studien und deren Ergebnisse zu diesem Thema.

hansel
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Beitrag von hansel » 9. Jun 2017 18:58

Hochhol:
Im letzten arznei-telegramm(R), das nun wirklich nicht als industriefreundlich angesehen werden kann, ist das Thema auf Grund mehrerer Anfragen von Ärzten behandelt worden.
Es gibt lediglich eine retrospektive Studie mit 27 an Gliom erkrankten Patienten, bei denen Methadon als individueller Heilversuch eingesetzt wurde, zusätzlich zur Chemotherapie. Verglichen wurde mit einer früheren Gruppe mit 12 Patienten, die nur chemotherapeutisch behandelt wurden. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, wobei die aktuelle Gruppe in den drei Therapiemonaten die mediane Überlebenszeit von vergleichbaren Gliompatienten noch nicht erreicht hatte.
Da das Methadon ja auch nicht wegen (der bei einem Gliom normalerweise nicht vorhandenen) Schmerzen gegeben wurde, sind die aufgetretenen Nebeneffekte (Übelkeit, Benommenheit, z.T. schwer) als besonders schwer zu werten.

Bei anderen Tumorpatienten, bei denen Methadon schmerzbedingt gegeben werden musste, konnte retrospektiv kein lebensverlängernder Effekt im Vergleich zu anderen Opiaten erkannt werden.

Die Redaktion rät von einer unzureichend begründeten Off-label-Anwendung von Methadon ab, obwohl auch sie konstatiert, dass unabhängige klinische Forschung in D unzureichend gefördert wird.

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