Wieviel Salz?

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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human vegetable
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Wieviel Salz?

Beitrag von human vegetable » 26. Jul 2017 08:39

Bin verunsichert - wie haltet ihr es mit dem Salz?

Einerseits gibt es sehr restriktive Empfehlungen, die darauf hinauslaufen, Salz wenn überhaupt nur in sehr kleinen Mengen zu verwenden, und gesalzene Produkte möglichst zu vermeiden (auch von vielen veganen Ernährungsgurus). Begründet wird dies durch das höhere Risiko von HK-Erkrankungen. Um einem Mangel vorzubeugen, braucht es täglich wohl etwa ein halbes Gramm Natrium (entsprechend knapp 1,5 g Salz, wenn man kein Natrium in den Lebensmitteln hat). Sehr viel höher sollte man nicht gehen - man liest oft 1,5g bis 2,3 g Salz/Tag.

Andererseits habe ich schon oft die Entwarnung gehört, dass Salz nur bei einem kleinen Teil der Menschen zu höherem Blutdruck führt, und daher für die meisten im üblichen Rahmen genossen völlig unproblematisch ist. Dazu wird vor Problemen bei der Einschränkung des Salzverzehrs gewarnt: Verdauungsprobleme durch zu wenig Magensäure, Erschöpfungsgefühle, Verlangsamung des Stoffwechsels, paradoxerweise Erhöhung des HK-Risikos, etc. Empfohlen wird von dieser Fraktion ein Verzehr von 6-10g Salz am Tag - was immer noch unter dem liegt, was viele Standardköstler zu sich nehmen, und insofern auf den ersten Blick keineswegs "extrem" scheint.

Ich esse kaum verarbeitete Produkte mit zugefügtem Salz, und würze auch kaum damit, so dass ich in der letzten Zeit nur sehr wenig Salz zu mir genommen habe (sollte so Richtung obenstehender Minimalempfehlung gehen). Einem Arzt ist das bei Kontrolle der Blutwerte aufgefallen, und er gab mir die klare Empfehlung, mehr Salz zu essen. Mein Blutdruck ist eher zu niedrig als zu hoch. Was meint ihr - sollte ich bewusst mehr Salz verwenden?
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morten
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Beitrag von morten » 26. Jul 2017 08:45

Interessantes Thema, geht mir ähnlich.

Ich hab seit ein paar Monaten meinen Salzkonsum drastisch reduziert. Ich koche praktisch ohne zusätzliches Salz. Das Salz, was ich konsumiere, steckt schon in den Lebensmitteln drin.

Dachte, es herrscht Einklang darüber, dass man lieber zu wenig als zu viel Salz konsumieren sollte. Meine Meinung ist aber nicht wirklich fundiert muss ich gestehen, vielleicht bringt jemand Licht ins Dunkel …

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somebody
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Beitrag von somebody » 26. Jul 2017 09:04

Frage kann leider nicht allgemeingültig beantwortet werden, da sich Höhe des Salzkonsums nicht einheitlich auf den Blutdruck auswirkt.

Wessen Blutdruck empfindlich auf Salzzufuhr reagiert, sollte wenig Salz zuführen.

Neben der individuellen Empfindlichkeit sind zB Umfang körperlicher Aktivitäten & Körpergewicht relevant.

Allgemeine WHO Empfehlung Salzzufuhr Erwachsene = 5 oder 6 g täglich.
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Ryuzaki
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Beitrag von Ryuzaki » 26. Jul 2017 09:13

Eine gewisse Menge an Salz pro Tag benötigt der Körper halt. Du solltest am bessten auf deinen Arzt hören. Das heißt jetzt nicht, dass du über alles Salz streuen musst. Halt immer mal ein bisschen ins Kochwasser von Nudeln/ Kartoffeln/ Reis oder in die Suppe. Versuch am bessten einen Wert anzupeilen, der in der Mitte zwischen den häufig empfohlenen Werten liegt. Die Empfehlung der WHO hört sich doch ganz gut an, finde ich.

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illith
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Beitrag von illith » 27. Jul 2017 02:05

dass das mit dem Salz/Blutdruck-Ding nur bei manchen Menschen so ist, meinte Frank Täger auf FB auch mal - und dem vertraue ich eigentlich ziemlich vollumfänglich.^^
ich ess auch immer supersalzig und hab borderline-niedrigen Blutdruck, BF mags gar nicht salzig und der muss Blutdrucktabletten nehmen.
ich glaub, es war Rosi hier aus dem Forum, die mal berichtete, dass sie auch immer die allgemein proklamierte Empfehlung "wenig Salz" befolgte und erst als sie davon abließ, wieder normalhohen Blutdruck bekam. (hoffe, ich hab das hier korrekt wiedergegeben)

das nervige ist nur, dass ich von zu viel Salz, vor allem abends, immer totale Wassereinlagerungen bekomm und dann morgens immer ausseh, als hätte ich die ganze Nach geheult oder so. (und die Waage zeigt dann auch mindestens 1kg mehr an)
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 27. Jul 2017 07:18

Danke für alle Tipps!

Denke auch, mit um die 6g/Tag (ein guter Teelöffel) kann ich nicht viel falsch machen, da hoher Blutdruck kein Problem ist. Eher schon Wassereinlagerungen, aber erstens haben die in meinem Fall nix mit Salz zu tun, und zweitens gewöhnt sich der Körper angeblich an ein bestimmtes Salzlevel und stellt seinen Wasserhaushalt darauf ein.

Habe vereinzelt sogar gelesen, dass salzarme Kost langfristig zu stärkerer Wassereinlagerung führen soll, war aber keine verlässliche Quelle.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 6. Aug 2017 10:39

Noch ein Artikel zum Thema: https://www.nytimes.com/2017/05/08/heal ... fects.html

Eine Studie an Astronauten scheint zu belegen, dass höhere Salzaufnahme zu einer Stoffwechselbeschleunigung geführt hat (die allerdings durch größeren Hunger/Energieaufnahme kalorisch wieder ausgeglichen wurde, und deshalb zu keiner Gewichtsabnahme geführt hat). Paradoxerweise hat sich die Flüssigkeitaufnahme sogar verringert - weil die Astronauten mehr Fett verbrannt haben, was in der Form von Wasser ausgeschieden wird.

Dennoch sehr interessant - vielleicht sollte ich für einige Wochen dochmal stärker salzen, und meinen Appetit sowie meine Form bzgl. Wasserretention im Blick behalten. Sehe da nur wenig Risiko langfristiger Nebenwirkungen, solange es zeitlich begrenzt ist.
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Beitrag von human vegetable » 13. Aug 2017 12:01

Update nach einer Woche:
Die ersten Tage bin ich wirklich an die 20g Salz/d gegangen. Geschmacklich habe ich das als angenehm empfunden - vielleicht ein Zeichen, dass ich tatsächlich "ausgehungert" war? Nach einigen Tagen wurde es mir dann aber doch zu viel, und jetzt dürfte ich so um 10g/d liegen.

Auswirkungen: Ich bilde mir tatsächlich ein, tiefer geschlafen zu haben und entspannter gewesen zu sein. Auch mein Magen hat keine Probleme gemacht, wie sonst oft. Erklärung: Angeblich führt zu wenig Natrium zu höherer Aldosteronfreisetzung, was wiederum Auswirkungen auf Kortisol und Adrenalin hat - höherer Stresspegel, schlechterer Schlaf. Das in Salz enthaltene Chlor wird zur Magensäureproduktion verwendet, was die Verdauung verbessert (falls man zuwenig HCl hat). Könnte natürlich auch alles placebo sein, da ich das schon vorher gelesen hatte.

Und eine Nebenwirkung gibt es auch: Mehr Wassereinlagerung, aber noch vertretbar. Angeblich gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an den höheren Salzkonsum, und stößt wieder Wasser ab. Schauen wir mal.

Ausblick/Plan: Ich will weiterhin so zwischen 6 und 12 g Salz am Tag zu mir nehmen, dabei vor allem nach meinem Geschmacksempfinden gehen. Grundsätzlich gehen die Dinge in die richtige Richtung.

Noch ein Buch zum Thema: https://www.amazon.de/Salt-Fix-Experts- ... 8&qid=&sr=

Bestimmt interessant, leider noch zu teuer. Der Autor empfiehlt pro Tag 3-6 g Salz, was mir sehr pragmatisch und moderat scheint. Also kein Fanatiker, der denkt, die gängigen Empfehlungen von bis zu 2 g pro Tag komplett ins Gegenteil verkehren zu müssen, um genügend Aufmerksamkeit zu bekommen.
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joli cœur
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Beitrag von joli cœur » 4. Sep 2017 13:52

Die Sache ist, dass das Kalium-zu-Natrium Verhältnis 3:1 und höher sein muß, mindestens aber 2:1. Ich hatte mal ein tolles Paper darüber aber leider nicht aufgehoben und kann es nicht mehr auffinden ..
Auch scheidet Natrium Calcium aus.
Der Körper hat einen Natriumsparmechanismus aber keinen Kaliumsparmechanismus. Heißt auch selbst bei moderater Salzzufuhr oder sogar geringer kann man kein Natruimdefizit haben. Ausser vllt man schwitzt tonnenweise.
D.h., muß der Körper Natrium wg Überschuss ausscheiden, verliert er auch Kalium und andere Mineralstoffe.
Kochsalz hat eine opiatähnliche Wirkung, was der Grund, warum Industriefraß vollgestopft ist mit Salz bis zur Eckelgrenze.
Ich benutze inzwischen ein KCl/NaCl-Salz (50:50). So komme ich nie in ein pervertiertes K:Na-Verhältnis.
Besser wäre KCl/NaCl im 2:1 oder 3:1 Format. Müßte ich mir aber selbst herstellen durch eine Zugabe von KCl zu normalem Salz. Dann käme noch Lysinhydrochlorid dazu. Ist auf der ToDo-Liste..
Aldosteron wir ausgeschüttet sobald Kalium reinkommt. Angeblich unabhängig von Natrium. Weil die natürliche Nahrung viel mehr Kalium als Natrium enthält, sollte das kein Problem sein.
Jedenfalls sind die Empfehlungen von z.B. DGE tatsächlich unphysiologisch - eine solche Menge wären ohne das Supplement "Salz" nicht möglich(!) und ist wohl der Lebensmittelindustriemafialobby zu verdanken.

Hier noch was Schönes dazu :D
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 90821.html
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somebody
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Beitrag von somebody » 4. Sep 2017 18:38

BTW, typische vegane Ernährung enthält relativ wenig Natrium.
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