Neal Barnard Diabetes Studie

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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Ars
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Beitrag von Ars » 16. Aug 2017 20:35

500 Minuskalorien sind letztlich 500 Minuskalorien. Natürlich habe ich mit 70 kg einen anderen Bedarf als mit 100. Aber ob ich jetzt von 10 Metern auf einen Absatz in 8 Metern Höhe oder von 12 Meter auf einen bei 10 Metern Höhe hüpfe, ist letztlich egal. Der Sprung war 2 Meter.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 17. Aug 2017 04:22

Der Witz an der Geschichte ist: die Probanden nahmen in beiden Gruppen ab (inkl. entsprechender Auswirkungen auf Laborparameter), und zwar ungefähr gleich viel. Ein Kaloriendefizit war aber nur von übergewichtigen Probanden in der Standard-Diabetesdiät gefordert worden. In der anderen hatte es sich quasi nebenbei ergeben.

Die selbstberichtete Nahrungs- und Energieaufnahme ist ein grundlegendes Problem bei solchen Studien. Das fällt schon beim Ausgangswert auf: bei allen Probanden unter 2'000 kcal. Bei einem mittleren Körpergewicht um die 100 kg und einem BMI um 35 (ebenfalls Ausgangswerte) wird da wohl die eine oder andere Kalorie vergessen worden sein. Man darf aber annehmen, dass dem in beiden Gruppen so war und das Phänomen daher zu keinem Unterschied führte. Ähnliches gilt für Bewegung (hatte man erhoben, war in beiden Gruppen gleich).

Die 74-Wochen-Studie ist übrigens eine Folgeuntersuchung und berichtet den Gewichtsverlust über den Gesamtzeitraum (Ausgangswert minus Wert nach 74 Wochen). Die erste Untersuchung hatte 22 Wochen gedauert. Da war der Gewichtsverlust in beiden Gruppen noch etwas höher gewesen. http://care.diabetesjournals.org/content/29/8/1777.long

Das führt zum zweiten und generellen Problem: die langfristige Einhaltung von Ernährungsregeln. Die scheint nicht nur bei externen Vorgaben schwer zu fallen und auch nicht nur stark übergewichtigen Diabetikern. (Spontan fallen mir da die Diskussion um den Hackfleischanteil in veganer Ernährung ein oder die Modifikationen im berühmten "Raw till Four" thread.) Ich vermute aber, es treffe diese besonders schwer, aus der Annahme heraus, bei starkem Übergewicht habe essen lange Zeit noch andere Funktionen erfüllt als Sättigung und Genuss.

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 19. Aug 2017 10:19

OT, aber passt zum Thema Diabetesprävention: Omega 7 Fette!
This first-ever study demonstrated that supplementation with omega-7 in adults at elevated risk for cardiometabolic disease (cardiovascular disease and diabetes) led to a decrease in inflammation and blood lipids, restoring their risk status to those of normal individuals.1 (...)
Perhaps more exciting, those with the highest circulating omega-7 levels were at a 62% lower risk for developing type II diabetes, with those in the second-highest group having a risk reduction of 59% for developing diabetes.11
Quelle: http://www.lifeextension.com/Magazine/2 ... id/Page-01

Hört sich nach neuem supplement craze an, aber ein paar Gramm Macadamianüsse am Tag liefern die oben angegebene Menge an Palmitoleinsäure. Im veganstrength board habe ich einen thread über mein aktuelles Selbstexperiment gestartet: http://relaunch.veganstrength.de/forum/ ... post-11955
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 31. Aug 2017 18:12

Danke für die Studie bis zur KW 22.
 
http://care.diabetesjournals.org/conten ... gures-only
 
Das ist ja mal sehr interessant. Zeigt es jetzt deutlich, dass die Teilnehmer in der Vegangruppe wahrscheinlich am Ende der Studienzeit nicht mehr die Vorgaben eingehalten haben.
Daher ist die Betrachtung der KW 22 bedeutend interessanter, als das letztendliche Studienende, da bereits die klinischen Werte in KW 22 schon bedeutend besser waren!
 
Mal zum Vergleich:
 
Fasting plasma glucose (mg/dl) von 163 auf 128 runter!
A1C (%) von 8 auf 6,8
 
Ab ≥ 126 mg/dl gilt es als Diabetes. Das heisst die Teilnehmer sind ganz nahe in die Prädiabetes Zone gekommen.
 
Nochmal zum Vergleich LOGI (3 Wochen)
Der Nüchternblutzucker lag bei n=40 zu Anfang bei 161 mg/dl und am Ende nach 3 Wochen im Mittel bei 129 mg/dl (-32), knapp über der Schwelle zum Diabetes.
Hämoglobin Hb A1c ist am Anfang 7,2 am Ende bei 6,9 (-4%).
Der Normwert ist <5,7 %
 
Die Ergebnisse sind fast gleich: Sicher hat es länger gedauert als in der Logi Gruppe, aber auch ad libitum ohne Kalorienzählen. Stellt sich die Frage, ab wann sich die Verbesserung in der Vegan LowFat Gruppe eingestellt hat. Nach 22 Wochen wurde ja der erste Zwischenstep gemacht. Vielleicht waren in KW 22 bereits schon viele "Schummler" dabei.
 
Und dazu ist eine vollwertige Low Fat Ernährung im Vergleich zu LOGI mit Vollkorn, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse sicher die leckere Ernährungsform. Zumindest für meinen Geschmack. Paar Nüsse und Samen können in der LowFat Gruppe sicher auch nicht schaden.
 
 
 
 
 

marisan
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Beitrag von marisan » 12. Okt 2017 08:28

Hallo,
ich freue mich, dieses Forum bzw diesen Threa über Dr. Neal Barnard gefunden zu haben.
Es geht nicht um mich, sondern um meinen Mann. Lange Geschichte, ich versuche die Kurzfassung:
Er ist 38 und Diabetiker Typ 2. Dazu kommt noch eine Hämochromatose, sprich er speichert zuviel Eisen im Körper ein.
Dazu war er vor einigen Jahren mal bei einer sogenannten Blutwäsche, hat auch ein wenig was geholfen, dann wars ziemlich im grünen Bereich wieder (der Wert).
Was ihm viel mehr zu schaffen macht, ist der Zuckerwert. Ich kann leider grad nicht die Werte exakt sagen, er ist grad beim Arbeiten, aber sobald ich näheres weis, werde ich sie hier hinzufügen.
Er ist lange schon in ärztlicher Behandlung, weigert sich jedoch Medikamente einzunehmen, da er hofft, den Zucker durch Ernährung zu senken/besiegen.
Dann ist er auf Neal Barnard gestoßen, hat sein Buch gelesen und stieg von heute auf morgen zum Veganer um. Total, keine tierischen Produkte, kein Soja (Soja aus eigener Entscheidung obwohl Barnard den empfiehlt).
Dann ging erstaunlicherweise der Zucker wirklich runter, dauerte ca 3 Wochen, dann wurde er krank. Grippe aber richtig und der Zucker raste wieder hoch und bleibt.
Jetzt ernährt er sich halt nicht komplett nach Barnard sondern "nur" vegan, auch mit Weizenprodukten etc.
Dazu kommt enormer Stress (selbstständig) und schwere körperliche Arbeit (Handwerker). Abgenommen hat er auch schon enorm und seit kurzem leidet er unter schweren Blähungen und Schlappheit/Müdigkeit.
Gestern war er beim Blutabnehmen um seine Werte mal wieder durchchecken zu lassen, die Ergebnisse bekommen wir erst die Tage.
Weis jemand schon mal ein wenig Rat? Ernährung wieder umstellen?

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 12. Okt 2017 19:19

Mit 38 schon DM T2 zu haben ist hart. Ist dein Mann stark übergewichtig?
An der Bewegung kann es ja nicht mangeln, als Handwerker.

Ich bin aktuell auch sehr unschlüssig, da ich nicht alles der Low Fat Ärzte kaufe.
Die Datenlage spricht eigentlich überhaupt nicht für Low Fat.
Gesättigte Fettsäuren sind (gerade die pflanzlichen) ziemlich rehabilitiert.
Auch die Logi Ernährung hat Erfolge bei Diabetes. Ich denke es geht eher um natürliche Lebensmittel.
Bei Logi geht man ja auch auf Obst und Gemüse, Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte.
Aber dann kommen auch schädliche Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier, Fleisch dazu.
Reis, Nudeln, Brot ist dort selten.
Barnard hat auch den Fokus in der Studie auf Gemüse und Hülsenfrüchte gelegt.
Wenn man den Insulin Index anschaut dann haben Haferflocken und Nudeln einen niedrigeren Wert als Fleisch und Fisch.
Meine Empfehlung wäre Gemüse satt und vegane Lebensmittel mit niedrigem Insulin Index
Sehr niedriger Insulin-Index (Insulin-Score)
Erdnüsse 20
Haferflocken 40
Nudeln 40

Niedriger Insulin-Index (Insulin-Score)
Käse 45
Fleisch 51
Popcorn 54
Linsen 58
Äpfel 59
Fisch 59
Orangen 60

Mittlerer Insulin-Index (Insulin-Score)
Chips 61
Vollkornreis 62
Pommes 74
Cornflakes 75
Weisser Reis 79
Bananen 81

Hoher Insulin-Index (Insulin-Score)
Kuchen 74-92
Weisses Brot 100
Schokoriegel 112
Joghurt 115
Gebackene Bohnen 120
Kartoffeln 121
Siehe auch:
https://veganmed.blogspot.com/2018/12/d ... n.html?m=1
Zuletzt geändert von Sphinkter am 17. Jun 2019 08:34, insgesamt 1-mal geändert.

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illith
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Beitrag von illith » 12. Okt 2017 19:43

keine Medikamente - dh auch kein Insulin? ist das nicht echt gefährlich?
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Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 17. Jun 2019 08:30

Wenn ich mir die Studie nochmal genau anschaue, sieht sie zwar relativ wie eine Lowfat bzw. Highcarb Ernährung aus, aber 66% Carbs bei nur 1366 kcal ergibt einen absoluten Carbanteil von ca. 200g.
Für einen erwachsenen Mann der 2600 kcal essen kann, wären das 30% Kohlenhydrate. Hier würde man dann eher von LowCarb sprechen. Absolut gesehen hat die Barnard Truppe daher eine LowCarb Ernährung praktiziert. :urgh: :arf:
Schon "witzig" , wenn man die ganzen Bücher liest. :grumpf:

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joli cœur
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Beitrag von joli cœur » 17. Jun 2019 09:56

Sphinkter hat geschrieben:
17. Jun 2019 08:30
Hier würde man dann eher von LowCarb sprechen. Absolut gesehen hat die Barnard Truppe daher eine LowCarb Ernährung praktiziert. :urgh: :arf:
Verstehe deine Logik nicht. Nach den geforderten Kriterien würde sich bei einer Änderung der Energiezufuhr auch eine Änderung der KH-Menge ergeben.
Was man bemängeln kann am Studiendesign ist, dass die Kriterien nur sehr weich erfüllt wurden bzw gar nicht. Eine "vegane" Ernährung mit >40 mg Cholesterin ist klar keine; und ein Fettanteil von >22% ist nicht 10% usw. Weil die "vegane" Gruppe nicht eingeschränkt war bzgl Portionsgröße, Energie und KH Menge, ist unklar warum trotzdem weniger Energie (ca -25%) aufgenommen wurde, vielleicht wg weniger Fett (weniger schmackhaft)? Auch war die Einnahme von Vitamin D, Calcium und Zink stärker zurückgegangen in der "veganen" Gruppe, als in der anderen, was sich negativ ausgewirkt hat, immerhin sind 74 Wochen doch eine Zeit. Dennoch war die quasi-vegane Ernährung etwas effektiver. D.h., das Vergleichkriterium ist die andere Diät.
At the left hand of god

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 17. Jun 2019 10:46

Jetzt kann ich dir nicht folgen. Mit "würde" kann ich nichts anfangen. Hier zählen ja die klinischen Daten und da lässt sich festhalten, dass die vegane Low Fat Gruppe auch einfach wenig Kohlenhydrate gegessen hat. Und deshalb schwimmt auch wenig Zucker im Blut, dass der Organismus "entsorgen" muss. Daher geht auch der Blutzuckerspiegel runter, da weniger Zucker im Blut.
Aber wer jetzt denkt:"Ja, super. High Carb ist mega bei DM T2!, nur Fett ist böse und muss tief sein" und pfeifft sich seinen Tagesbedarf von z. B. 2600 kcal dabei 80% rund 520g Kohlenhydrate in Form von Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln (Starch Solution) rein, kann dann das genaue Gegenteil bewirken und sein BZ-Wert in den Himmel schiessen.
Zuletzt geändert von Sphinkter am 17. Jun 2019 11:07, insgesamt 1-mal geändert.

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