Neal Barnard Diabetes Studie

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
Sphinkter
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Neal Barnard Diabetes Studie

Beitrag von Sphinkter » 14. Aug 2017 19:45

Ich freue mich schon über Nachrichten, wenn die vegane Ernährung chronische Krankheiten verbessern bzw. heilen kann. Aber was Neal Barnard mit seiner Diabetes Studie und seinem Buch verkaufen will, ist fragwürdig.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2677007/

In 74 Wochen hat die Vegangruppe 4,4 kg verloren, wobei zu letzt nur 1366 kcal gegessen wurden. Eine hardcore Diät. 4,4 kg bei einem täglichen Defizit von 1000 kcal ist nicht wirklich die Wucht.
Da in der Vegangruppe ein leicht grösseres Defizit gefahren wurde, nahm die Vegangruppe mehr ab und hatte bessere Laborwerte.

Die Werte sind aber alles andere als ein Grund zum jubeln.

Die Vegangruppe hat zum Schluss ein Nüchternblutzucker von 149.
≥ 126 mg/dl gilt als Diabetes. Also immernoch viel zu hohe Werte. Von geheilt kann da keine Rede sein.

Der "verzuckerte" Teil des Hämoglobins Hb A1c ist am Ende bei 7,65 als ein -0,4%.
Der Normwert ist <5,7 %. Die Teilnehmer sind noch nichtmal annäherend in die Prädiabetes Zone gekommen.

Alles in allem sehr schwach. Mit diesem Defizit hätte man wahrscheinlich mit fast jeder Ernährung diese Werte erzielt, da der Körperfettabbau der wichtigste Schlüssel ist.
Ob Sport gemacht wurde, konnte ich nicht finden.
Aber Low Fat heilt kein Diabetes, zumindest konnte es die Studie nicht zeigen :roll:
Zuletzt geändert von Sphinkter am 15. Aug 2017 19:18, insgesamt 2-mal geändert.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 14. Aug 2017 20:12

Gerechterweise muss man sagen, dass eine LOGI Studie in nur 3 Wochen den Nüchternblutzucker auf 128 mg/dl senken konnte (leider finde ich den Startwert nicht).
Die Medikation konnte um 76% reduziert werden. Einige brauchten in der Tat keine Medikamente mehr und waren geheilt. Übrigens gab es keine Einschränkung bezüglich der Kalorien und es durfte ad libitum gegessen werden.

https://www.thieme-connect.com/products ... 08-1074486

Hier muss man ansetzen, ich denke mit einer veganen Low GL Variante wären ggf. noch weitere Vorteile zu verzeichnen gewesen. Nicht mit Fake Studien um seine Ernährungslehre geradbiegen zu wollen.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 14. Aug 2017 23:41

So zurückhaltend ich bin, wenn's um Heilsversprechungen irgenwelcher Ernährungsformen geht: Die Studie sollte man schon lesen, nicht nur einen Blick in die Tabellen werfen. Dann fiele einem auf, dass es erstens nicht um Heilung ging, und dass man zweitens der Gruppe mit der rein pflanzlichen Ernährung explizit _keine_ Beschränkung der Energiezufuhr vorschrieb (auch nicht der absoluten Menge an Kohlehydraten), den übergewichtigen Mitgliedern der omnivoren Kontrollgruppe hingegen schon, nämlich ein Defizit von 500 bis 1000 kcal. (Nein, das ist keine Hardcore-Diät.) Gleich werden die Ergebnisse beachtlicher, nicht?

Was Sport betrifft: alle Teilnehmer wurden gebeten, ihre gewohnten körperlichen Aktivitäten während der ersten 22 Wochen beizubehalten. Danach waren sie frei, sie zu verändern. (Steht auch im Text.)

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 15. Aug 2017 00:02

gemüse hat geschrieben:und dass man zweitens der Gruppe mit der rein pflanzlichen Ernährung explizit _keine_ Beschränkung der Energiezufuhr vorschrieb (auch nicht der absoluten Menge an Kohlehydraten), den übergewichtigen Mitgliedern der omnivoren Kontrollgruppe hingegen schon, nämlich ein Defizit von 500 bis 1000 kcal. (Nein, das ist keine Hardcore-Diät.) Gleich werden die Ergebnisse beachtlicher, nicht?
Und das glaubst du?
Die Patienten durften ad libitum zugreifen und essen dann nur rund 1300 kcal?
Da stimmt doch irgendwas nicht.
Und ein Mann hat mal locker einen Tagesbedarf von 2600 kcal, bei Übergewicht wahrscheinlich mehr, da jeder Schritt mehr Kalorien verbraucht.
Ein Defizit von 1300 kcal, weil die vegane Low Fat Ernährung so sättigt?

Und wo sind die Ergebnisse jetzt beachtlicher?
Das ganze Endergebnis ist eher mau, für 74 Wochen. Die haben da fast 1,5 Jahre rumgemacht und sind nichtmal in den Prädiabetes Bereich gekommen.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 15. Aug 2017 19:19

Kennt jemand die LOGI Studie zu DM T2 und den Ausgangswert?
Vielleicht tue ich Barnard auch unrecht und die Ausgangswerte waren viel höher :kk:

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 15. Aug 2017 22:07

Okay, ich habe sie gefunden:

LOGI (3 Wochen)
Der Nüchternblutzucker lag bei n=40 zu Anfang bei 161 mg/dl und am Ende nach 3 Wochen im Mittel bei 129 mg/dl (-32), knapp über der Schwelle zum Diabetes.
Hämoglobin Hb A1c ist am Anfang 7,2 am Ende bei 6,9 (-4%).
Der Normwert ist <5,7 %
Sport täglich verbrauchte zwischen 200 bis 400 kcal. Kalorienaufnahme ad libitum.

VEGAN LOW FAT (74 Wochen)
Der Nüchternblutzucker lag zu Anfang bei 164 mg/dl und am Ende im Mittel bei 144 mg/dl (19,5%).
Hämoglobin Hb A1c ist am Anfang 8,05 am Ende bei 7,71 (-0,4%).

Wäre also wirklich interessant, wie sich eine vegane Vollwertkost in der Logi Ratio Carbs 20-30%, Protein 20-30%, Fett 40-50% auswirken würde.

gemüse
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Beitrag von gemüse » 16. Aug 2017 00:24

Die Probanden im Vergleich Veganer/Standard-Diabetesdiät waren typischerweise Mitte 50, hatten einen BMI um 35, litten seit mehr als 8 Jahren an Diabetes und teilweise an behandlungsbedürftigen Begleit- und Folgeerkrankungen. Da geht es um Schadensbegrenzung, möglichst dauerhafte.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 16. Aug 2017 07:59

Naha, wenn die schon Nierenpropleme hatten, dann wäre eine Kost mit 20-30% Protein ohne Kalorienlimit sicher kontraproduktiv (Wahrscheinlich auch bei einer veganen Option mit pflanzlichen Proteinen).

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Ars
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Beitrag von Ars » 16. Aug 2017 09:09

Sphinkter hat geschrieben:...In 74 Wochen hat die Vegangruppe 4,4 kg verloren, wobei zu letzt nur 1366 kcal gegessen wurden....
Mein Englisch ist zu schlecht, um den Text ordentlich zu verstehen. Aber zu gewissen Punkten: man kann ziemlich genau mit 7000 eingesparten Kalorien rechnen, für den Abbau von 1 Kilo Fett, was heisst, dass bei einem Defizit von 1000 kcal die reine Abnahmephase für 4.4 kg etwa 31 Tage dauert. Wenn es sich einigermassen gleichmässig über die 74 Wochen verteilt hat, waren es knapp 60 eingesparte Kalorien am Tag. Kurz gesagt: wenn man 74 Wochen Zeit hat und konsequent 500 Kalorien weniger essen würde am Tag, müsste man etwa 37 kg abnehmen. Was auch immer die Probanden getan haben, während der 74 Wochen, eines haben sie nicht getan: eine Diät eingehalten mit einem moderaten Kaloriendefizit.

Soweit ich verstanden habe und selber gesehen habe, ist ein wichtiger Aspekt der Diabetesbehandlung, die effektive Gewichtsreduktion speziell die Reduktion von viszeralem Fett. Wenn die vegane Kontrollgruppe mehr abgenommen hat, ist somit bereits aufgrund dieses Punktes mit einer grösseren Auswirkung auf den Gesundheitszustand zu rechnen. Ich will damit absolut nicht sagen, dass die Frage "was" man isst, nicht ebenfalls Auswirkungen hat. Aber einerseits hat man Diabetes lange herangezüchtet und eine Verbesserung kommt da auch nicht von einem Tag auf den Anderen. Andererseits haben so viele weitere Punkte einen Einfluss, wie z.B. auch die Frage, wie viel tägliche Bewegung man hat etc.. Um wirklich vergleichbar zu sein, müsste man dann vielleicht auch wirklich Äpfel mit Äpfel vergleichen.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 16. Aug 2017 19:39

Ars hat geschrieben:Kurz gesagt: wenn man 74 Wochen Zeit hat und konsequent 500 Kalorien weniger essen würde am Tag, müsste man etwa 37 kg abnehmen. Was auch immer die Probanden getan haben, während der 74 Wochen, eines haben sie nicht getan: eine Diät eingehalten mit einem moderaten Kaloriendefizit.
So linear funktioniert der Fettabbau nicht, da sich der Stoffwechsel anpasst und runterdrosselt. Aber alles im Rahmen, von Luft und Liebe können die wenigsten Leben.
Aber du hast schon recht, über 74 Wochen ist das Ergebnis überschaubar, da haben viele sich sicher nicht an den Plan gehalten.

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