Heilerde

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
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human vegetable
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Heilerde

Beitrag von human vegetable » 30. Sep 2017 09:23

Über die letzten Monate habe ich mit verschiedenen Sorten Heilerde experimentiert. Mehrere positive Effekte fielen mir auf:
- scheint meine Verdauung zu unterstützen (weniger Völlegefühl/Blähungen)
- wirkt entwässernd (weniger Wassereinlagerung im Gewebe)
- lässt sich als Verdickungsmittel verwenden > bessere Konsistenz von Müsli, Porridge, Smoothies, Shakes etc.

Was mich darauf brachte, ist dass ein Luvos-Produkt (Imutox) speziell als Naturheilmittel bei Histaminintoleranz beworben wird. Nach Recherche stieß ich wirklich auf einige Studien, die belegen, dass Manche Sorten Heilerde (vor allem Zeolith) Histamin binden können - aber in welchem Umfang das geschieht, und ob es nur im Reagenzglas oder auch im Darm stattfindet, bleibt nebulös. Insofern würde ich die meisten der Heilerde zugeschriebenen Gesundheitsvorteile (v. a. Entgiftung) weiterhin als hochspekulativ betrachten. Andererseits: Als Verdickungsmittel scheint sie mir besser geeignet als und nebenwirkungsärmer als das meiste andere, was ich schon probiert habe.

Problem: Einige Sorten sind ziemlich sandig und wenig quellfähig, vor allem Zeolith. Bentonit schneidet da besser ab, ich mag vor allem die bräunliche Variante aus dem Westerwald. Weiß-gräuliches Bentonit ist zwar noch wesentlich quellfähiger, klumpt aber auch schneller. Alle von mir getesteten Bentonitsorten sind beim Kauen kaum zu spüren, kein "Sandgefühl" zwischen den Zähnen.

Kieselgur ist sogar noch feiner und quellfähiger, klumpt zudem kaum, aber irgendwo habe ich mal was über eventuell enthaltene Nanopartikel gelesen, die vom Körper aufgenommen und angereichert werdden könnten.

Habt ihr Erfahrungen mit Heilerde - entweder als Naturheilmittel, oder als Küchenzutat? Bin gespannt auf eure Eindrücke.
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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 30. Sep 2017 10:08

Ich möchte darauf hinweisen, dass Bentonit aluminiumhaltig ist und aus diesem Grund von der EU die Zulassung als Lebensmittelzusatzstoff (E558) entzogen wurde.
Darüber hinaus sind Zeolithe ebenso stark aluminiumhaltig.
Auch wenn die Löslichkeit sehr klein ist, vor allem im reinen Wasser, kann man davon ausgehen, dass im Magen (Salzsäure) und Darm geringe Mengen Aluminium freigesetzt werden...
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 30. Sep 2017 11:40

RoadofBones, danke für diese Warnung!

Ich habe auch davon gelesen - allerdings auch, dass das Aluminium und andere evtl. in der Heilerde vorliegende Schwermetalle so fest gebunden seien, dass sie im Verdauungstrakt nicht herausgelöst werden so in den Körper gelangen könnten.

Dennoch ist es natürlich extrem fragwürdig, sich Substanzen einzuverleiben, die zwar angeblich "entgiftend" wirken (was auch immer das in diesem Zusammenhang auch heißen mag), wenn diese selbst Giftstoffe enthalten können.

Hast du eventuell zumindest halbwegs zuverlässige links zur Hand, die sich mit dem Thema auseinandersetzen? Das meiste, was ich gefunden habe, kam entweder aus kommerziellen Quellen, oder waren persönliche Erfahrungsberichte. Also nix, was unbedingt zitierfähig wäre.

Bentonit gibt es allerdings auch in Pharmaqualität als medizinischen Hilfsstoff (und auch als Futtermittel, harhar). Zumindest im ersten, vermutlich auch im zweiten Fall gehe ich davon aus, dass durch Laboranalyse der Schwermetallgehalt geprüft und für unbedenklich befunden wurde.

Nachtrag - habe das hier gerade gefunden: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ ... p?id=63287
Der größte Knackpunkt ist der Nachweis der Unbedenklichkeit. Dieser ist für eine innerliche Anwendung von Bentonit in keiner Weise gegeben, egal für welche Anwendung. Im Gegenteil, es ergeben sich erhebliche Sicherheitsbedenken.
Zwar werde ich selbst die Heilerden als Verdickungsmittel auch weiterhin verwenden, da zumindest meine kurzfristigen Erfahrungen damit positiv sind, und ich die langfristigen potentiellen Risiken demgegenüber als vertetbar einschätze. Auch in vielen anderen Lebensbereichen lege ich Verhaltensweisen an den Tag, die gängigen Empfehlungen etablierter Autoritäten zuwiderlaufen.

Aber zum Experimentieren damit möchte ich ausdrücklich nicht mehr aufrufen - wenn Ärzte das Zeug für gefährlich halten und das BfR davor warnt, dann möchte ich da niemand anderen reinziehen.

Und vor allem werde ich das Thema weiterhin im Auge behalten - vielleicht ergeben sich ja irgendwann neue Erkenntnisse, die mich letztendlich doch überzeugen, das Zeug nicht länger ins Essen zu schütten, sondern im Garten einzuarbeiten.
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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 30. Sep 2017 13:06

Leider hab ich nichts handfestes beizutragen, aber ich möchte es trotzdem erwähnen. Ich habe mal gelesen, daß es zu verschiedenen Mangelsituationen kommen kann, weil Heilerde zwar jede Mengen Kram bindet, aber uU auch "gute Sachen" wie Vitamine und Mineralien.
Jetzt weiß ich aber nicht, ob das auch bei normaler Dosierung passieren kann oder nur bei Überdosierung. Auf jeden Fall sollte das ein Grund sein, Heilerde nur kurmäßig anzuwenden.
Aber wie gesagt: das ist nicht belegt oder so.
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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 30. Sep 2017 17:38

Auch dazu habe ich einiges gefunden: http://www.toxaprevent.co.uk/sites/default/files/r1.pdf

Hiernach besteht keine Gefahr. Wozu aber anzumerken ist: Die Quellen fehlen soweit ich sehe - es wird sich vermutlich nicht um veröffentlichte, peer-reviewte wissenschaftliche Studien handeln, sondern eher um von Anbietern selbst durchgeführte Tests. Außerdem ist die verabreichte Menge mit "mindestens" (?) 2g/d sehr gering, die Einnahmeempfehlungen liegen beim Fünf- bis Zehnfachen.
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hansel
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Beitrag von hansel » 30. Sep 2017 18:12

Wenn es dir nur um die Verdickung bzw. Eindickung geht, gibt es doch viele andere Stoffe von Johannisbrotkernmehl (Carubin, Arobon) über Pektine (Aplona) bis Methylzellulose ( z.B. Tapetenkleister Metylan).
Von denen sind mir Nebenwirkungen nicht bekannt (außer Veränderung des Stuhl und bei Carubin ganz selten Allergien).

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 30. Sep 2017 19:32

Hansel - die Wendung finde ich gut, lassst uns über andere Verdickungsmittel reden!

Bis jetzt habe ich Flohsamensschalen und Konjakmehl benutzt, aber beides schlägt mir auf die Verdauung. Schade, denn von der Verwendung her ist beides extrem unproblematisch - in kalte Speisen einrühren, etwas warten, fertig.

Kennt jemand noch weitere Verdickungsmittel, die auch ohne Erhitzen funktionieren, und möglichst "verdauungsneutral" sind?

Xanthan wäre vielleicht mal einen Versuch wert, und vor Jahren hatte ich mal das: https://www.makana.de/nahrungsergaenzun ... -300g-dose

Ähnlich wie Flohsamenschalen, habe ich aber besser vertragen. Nur leider deutlich teurer!
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hansel
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Beitrag von hansel » 1. Okt 2017 12:39

Ganz und gar verdauungsneutral wird kaum gehen, da sie sehr oft einen bedeutenden unverdaulichen Anteil haben, der das Stuhlvolumen durch Wasserbindung vergrößert. Deswegen werden viele von ihnen auch als Hausmittel bei Durchfällen eingesetzt. Anders als bei Mitteln, die die Darmmotorik lähmen (z.B. Loperamid) ist bei ihnen aber bei Überdosierung keine Verstopfung zu erwarten (bei genügend Wasserzufuhr !!!).
Aplona (Pektin, E 440) und Arobon (Johannisbrotkernmehl E 410) wird auch Säuglingen, die leicht "spucken" zur Andickung der Trinkmenge gegeben. Arobon schmeckt dabei schokoladig, Aplona nach Apfel. Siche bekommt man diese Stoffe auch billiger als unter diesen Markennamen. Methylzellulose (E 461) (das den Hauptanteil des Tapetenkleisters ausmacht) schmeckt leicht süßlich und wird außer zum Andicken von Augentropfen auch als röntgennegatives Kontrastmittel verwendet.
Sie alle sind als Speisezusätze in unbegrenzten Mengen zugelassen.
Es lohnt sich sicher, mit Johannisbrotkernmehl zu experimentieren, da es noch einige andere gesundheitliche Vorteile hat.
Es gibt noch jede Menge andere Verdickungsmittel, mit denen ich aber keine Erfahrung habe (obwohl ich sie sicher schon gegessen habe).
(In der Liste der Lebensmittelzusätze ab Nr E 400)

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 1. Okt 2017 15:08

Der unverdauliche Anteil macht mir die kleinsten Bedenken - viele Ballaststoffe (z. B. Inulin) sind teilweise im Darm fermentierbar, und das kann recht drastisch werden!

Soweit ich weiß, sind die von dir angesprochenen Stoffe eher was für heiße Speisen, bzw. sie funktionieren nur nach vorherigem Erhitzen. Ich suche eine "Universallösung" vor allem für kalte Speisen, so nach dem Motto: Einrühren - kurz abwarten - fertig.

Die Luvos Heilerde "Imutox" hat übrigens doch eine Zulassung zum Verzehr. Allerdings ist diese lössbasiert, und deswegen ist das Quellvermögen schlechter als bei reinem Bentonit. Der Begriff "Heilerde" ist geschützt, so dürfen sich nur Erden mit einer offiziellen Zulassung zum Verzehr nennen lassen.
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Beitrag von hansel » 1. Okt 2017 18:02

human vegetable hat geschrieben: Die Luvos Heilerde "Imutox" hat übrigens doch eine Zulassung zum Verzehr. Allerdings ist diese lössbasiert, und deswegen ist das Quellvermögen schlechter als bei reinem Bentonit. Der Begriff "Heilerde" ist geschützt, so dürfen sich nur Erden mit einer offiziellen Zulassung zum Verzehr nennen lassen.
Nun ja, zur Zulassung als Arzneimittel reicht es, eine bekannte Substanz wie Lösserde gegen ein bekanntes Leiden (Sodbrennen) noch etwas zu schönen (mit Methylzellulose) und mit pekuniärem Einsatz daraus ein Patent (eine Erfindung) zu machen:
https://encrypted.google.com/patents/EP2877160A1?cl=de
Der ca. 20%ige Gehalt des Löss an CaCO³ bringt das erforderliche Säurebindungsvermögen. Alle anderen versprochenen Wirkungen wie "Entgiftung" sind zwar theoretisch wegen der großen Oberfläche denkbar aber nie nachgewiesen.

Aber schon die Alten wussten, dass Erde aus dem „Wadi ’n-Natrun“ zwischen Kairo und Alexandria gut "wider den Sodt" ist. Und ein findiger Apotheker Bullrich vermarkte dann dieses Natron* (NaHCO³ = doppelsohlenkauendes Nashorn) als Bullrichsalz.
Man kann auch alle anderen Stoffe mit Säurebindungsvermögen nehmen. Von Marmorstaub bis zu pulverisierten Perlen. Zur Not hilft auch ein Glas Wasser wegen der Verdünnung.

*In dem original Natron aus dem See waren zusätzlich noch Natriumcarbonat und Natriumchlorid. Das Zeug wurde vorwiegend zur Einbalsamierung verwendet.
Zuletzt geändert von hansel am 1. Okt 2017 18:24, insgesamt 1-mal geändert.

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