Ja, widersprüchliche Studien gibt es zu fast allem.Kefir hat geschrieben:Das Thema Osteoporose beschäftigt mich immer wieder sehr und auch hier gibt es leider extrem widersprüchliche Studien dazu.
Aber wenn ich mal so eine Art "gefühlten Durchschnitt" für die diversen Studien bilde, dann kommt folgendes raus:
1.) Die überwiegende Mehheit der Menschheit konsumiert keine Milchprodukte, zumindest nicht traditionell.
Bestenfalls gibt es da einige Veränderungen in den letzten Jahren, so dass nun auch in asiatischen Ländern Kuhmichprodukte nachgefragt werden, die traditionell von diesen Bevölkerungsgruppen gemieden wurden wie die Pest. Im wesentlichen dadurch bedingt, dass die meisten Menschen, anders als hier in Europa und in Nordamerika, die Laktose der Kuhmilch nicht vertragen.
2.) Jene Bevölkerungen, die traditionell (also quasi "schon immer") ohne Milchprodukte gelebt haben, haben typischerweise sehr wenig Probleme mit Osteoporose. Osteoporose war von daher eher eine Domäne der Europäer und Nordamerikaner, also genau jener Länder, die einen besonders hohen Michkonsum pro Kopf haben.
Aber:
3.) Jene Leute in der westlichen Welt, die sich vegan ernähren, haben laut der Mehrheit der Studien statistisch gesehen eine geringere Knochendichte und ein höheres Knochenbruchrisiko.
Wie passt denn das jetzt zusammen?
Da gibt es noch weitere persönliche Beobachtungen, die ich hier mit einbeziehen möchte:
Gemäß meiner Beobachtungen und Gespräche gibt es eine Korrelation zwischen veganer Ernährung und Sonnenbräune.
Der Grund dafür scheint aber nicht primär die vegane Ernährung an sich zu sein, sondern ein "vorsichtigerer" um Umgang mit "Sonne auf der Haut".
Sich in die Sonne zu legen "um schön braun zu werden" ist offenbar bei Veganerinnen und Veganern eher nicht so beliebt.
In der Folge dürfte dann deren mittlerer Vitamin-D-Status auch eher unterdurchschnittlich sein. Wer die Sonne meidet und kein Vitain-D über die Nahrung aufnimmt, wird nun mal keinen guten Vitamin-D-Status haben können.
Genau das dürfte dann auch den Unterschied darstellen zwischen "veganen Europäern" und z.B. "keine Milchprodukte verzehrenden Asiaten" oder "veganen buddhistischen Nonnen": Wer einer traditionellen Arbeit im Freien nachgeht und z.B. auf Reisfeldern arbeitet, wird die Sonne einfach nicht wirklich meiden können und wird auch täglich eine gewisse Dosis davon abbekommen. Trotz Sonnenschutz-Hüten und ähnlichem.
Wenn ich jetzt eins und eins zusammenzähle, dann komme ich zum Ergebnis, dass es nicht primär die Menge Calcium in der Nahrung ist, die vor Osteoporose schützt, sondern ob man regelmäßig mal an die Sonne kommt und ob man sich sportlich betätigt.
Nur so lassen sich meiner Meinung nach die zunächst widersprüchlich erscheinenden Studienergebnisse zu einem halbwegs schlüssigen Gesamten zusammenfügen.
Milchproduktkonsumenten nehmen wohl schon durchschnittlich mehr Calcium zu sich wie Leute, die Milchprodukte meiden.Kefir hat geschrieben:Nun habe ich auf Anraten der Ärzte wieder begonnen Milchprodukte zu essen, sowie zu Joggen. Erfreulicherweise ist nun meine Osteoporose mit diesem Ernährungs-Sport-Programm nur wenig schlimmer geworden (bin unterdessen 48). Die Ärzte finden den Verlauf sehr positiv, ich kann sozusagen was ich noch habe, einigermassen erhalten.
So weit, so richtig.
Ob nun die eigentlich wichtige Stellschraube zur Verbesserung der Osteoporose-Situation nicht der Sport sondern der Calcium-Konsum war, würde ich zwar eher in Frage stellen, aber trotzdem spricht wohl nichts dagegen, darauf zu achten, dass die tägliche Ernährung eine gute Calciumversorgung sicherstellt.
Wenn man sich schon vegan ernähren möchte, warum muss dann ausgerechnet Milch die Calcium-Quelle sein?
Es gibt Calcium-Quellen, die das Calcium sogar in besser resorbierbarer Form enthalten. Beispielsweise die betont calciumhaltigen Mineralwässer.
Wer keine Lust hat, überteuerte Mineralwasserflaschen nach Hause zu schleppen, kann sich auch selbst das eigene Leitungswasser entsprechend mit diesem Mineralstoff aufpeppen. Oder einfach einen Teelöffel (geschmacksneutrales) Calciumcitrat ins Essen geben. Das geht einfach und preisgünstig und man muss deswegen ja nicht gleich seinen geamten Essensplan auf "täglich Grünkohl" umstellen, um auf 1g Calcium pro Tag zu kommen.
Ja, das stimmt schon.Kefir hat geschrieben:Auf das Vitamin D bin ich leider erst kürzlich gestossen, war früher offenbar nicht so ein Trendy Thema wie heute.
Erst seit Mitte der 90er-Jahre wird das Thema wirklich Ernst genommen. Davor war das praktisch kein Thema in den Medien.
Außer der grundsätzlichen Empfehlung, auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin K zu sorgen, idealerweise in der Form Menaquinon-7 (MK-7), damit das aufgenommene Calcium bei hohem Vitamin-D-Status auch dort landet wo es hin soll, kenne ich jetzt keine speziellen neueren Erkenntnisse dazu.Kefir hat geschrieben: Habe zwar einige Jahre lang Calcium Vitamin D3 Tabletten genommen. Die werden ja unterdessen nicht mehr empfohlen, ich glaube weil sie Nierenprobleme verursachen.
Wenn es um die Bildung von Calciumoxalat-Nierensteinen geht, setzt man sowieso besser am Oxalsäureverzehr an.
An die Sonne zu gehen oder Vitamin-D zu supplementieren halte ich für gut und richtig.
Eine hohe Calcium-Zufuhr sehe ich eher als "Priorität 2" an.