Sehr niedriger Omega-3-Index!

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24917
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 31. Dez 2016 01:09

human vegetable, das Thema Nährstoffe & Nahrungsergänzungen ist Hobby. Bin in der IT Branche, vorher Banker.
Das EPA/DHA Algenöl Produkte noch relativ kostspielig sind, scheint mit geringem Kapazitäten der wenigen Algenöl Erzeuger zusammenzuhängen. Für zögerliche Kapazitätsausweitung wiederum scheinen gedämpfte Absatzerwartungen der Branche wegen des nur sehr beschränkt nachgewiesenen gesundheitlichen Nutzens der EPA/DHA Supplementierung für omnivore und vegane/vegetarische Menschen verantwortlich zu sein. Vorhin recherchierte ich zur Komplettierung eines Beitrags für THE VACTORY wg Alternativen zu Opti3Omega leider ohne Ergebnis. Nach wie vor leider kein kostengünstigeres Produkt am Markt.
Suche Signatur.

Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 31. Dez 2016 05:49

Respekt, für ein Hobby betreibst du die Sache sehr professionell.

Du erwähnst beschränkt nachgewiesenen gesundheitlichen Nutzen - was hältst du denn davon? Einerseits gibt es die oft gehörte Empfehlung für Veganer, 200-300 mg DHA zumindest alle paar Tage zu supplementieren (z. B. von Jack Norris/Ginny Messina). Andererseits die Auffassung, dass Supplementierung für Veganer überflüssig sei solange die ALA-Aufnahme und das o3/o6 Verhältnis im grünen Bereich sind (z. B. von McDougall/Novick).

Die eine Seite argumentiert mit Studien, die ein erhöhtes Risiko für HK-Erkrankungen bei niedrigen o3-Levels ausweisen, und Interventionsstudien, die verschiedene Vorteile bei deren Supplementierung nahelegen. Die andere Seite behauptet, dass diese Studien irrelevant seien, da die Teilnehmer nicht vegan waren, und Veganer bekanntlich ein niedrigeres Risiko für HK-Erkranungen haben.

Die eine Seite bringt das evolutionäre Argument, dass Menschen früher oft an der Küste gelebt haben, und erjagte Tiere aus freier Wildbahn wohl generell höhere o3-Levels hatten als heutige Nutztiere. Die andere Seite entgegnet, dass es aber durchaus Populationen gab und gibt, die keine langkettigen o3-Quellen in ihrer Ernährung haben.

Die eine Seite meint, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, genügend DHA/EPA endogen zu synthetisieren, und deswegen auf exogene Zufuhr angewiesen sind. Die andere Seite hält dagegen, dass nur soviel langkettige o3s synthetisiert werden wie gebraucht werden, und dass ein Überangebot sogar schädlich sei (siehe http://www.vegsource.com/news/2013/07/t ... audio.html).

Das verwirrt mich total. Bis vor Kurzem war ich eigentlich der Meinung, Supplementierung sei überflüssig. Aber mein angeblich einen Mangel dokumentierender Bluttest hat mich nun doch vorsichtig gemacht. Was meinst du? Welche Seite hat die besseren Argumente?

Muss schon sagen, dass mich Studien wie diese hier stutzig machen: http://www.ergo-log.com/mild-depression ... weeks.html
Das sieht doch schon so aus, als könne ein zusätzlicher Nutzen durch Supplementierung erzielt werden, und Eigensynthese reiche eben zumindest manchmal nicht aus. :?:
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30352
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 31. Dez 2016 08:07

Das Ergebnis der Studie ist sehr vage. Es wurden nur wenige Menschen untersucht und dann ausschließlich aus einer sozialen Gruppe. Das kann als Argument für weitere Forschung in die Richtung herangezogen werden, als Grundlage für die eigene Ernährung taugt es eher weniger.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24917
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 1. Jan 2017 18:15

human vegetable, zur EPA/DHA Supplementierung ist leider keine allgemeingültige Aussage möglich. Wie bei Vitamin D muss IMO individuell über Supplementierung oder Nichtsupplementierung entschieden werden. Eine allgemeine Supplementierungsempfehlung an VeganerInnen für EPA/DHA, die zwar nicht schaden könnte, wäre IMO auch kontraproduktiv, da sie potenziell an Veganismus interessierte Menschen abschrecken könnte und antiveganen Kreisen ein Argument für antivegane Propaganda liefert.

Die US Academy of Nutrition and Dietetics, eine namhafte Organisation von Ernährungsfachmenschen, vertritt in einem im November in ihrer Fachzeitschrift veröffentlichten Paper zu vegetarischer und veganer Ernährung die Position, Synthese von EPA/DHA aus ausreichend mit der Nahrung zugeführter ALA alleine reiche zur Deckung des Bedarfs gesunder VeganerInnen aus. Algenöl Supplemente seien nur in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei bedingt durch Erkrankungen reduzierter Umwandlung erforderlich. Darüber hinaus werden EPA/DHA Supplemente zur Behandlung einiger neurologischer bzw psychiatrischer Störungen eingesetzt.

Jack Norris empfiehlt EPA/DHA Supplementierung meines Wissens optional.

Falls bei Dir die EPA/DHA Synthese funktioniert, könnte gesteigerte Zufuhr von Alpha Linolensäure bei linolsäurearmer Ernährung zum gleichen Ergebnis wie Algenöl Supplemente führen.
Suche Signatur.

Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 2. Jan 2017 21:10

Was das o3:o6 Verhältnis angeht liege ich meistens zwischen 1:1 und 1:3 - da denke ich nicht, dass mehr ALA noch viel rausreißt.

Die Frage ist für mich eher, ob der laut den vom Labor benutzten Referenzbereichen sehr niedrige o3-Index von 3,39 (alles unter 4 wird als starker Mangel gewertet) für mich wirklich von praktischer Relevanz ist. Jeff Novick argumentiert, dass der o3-Index nur für omnivore Durchschnittsesser anwendbar sei, und behauptet dass man sich als Veganer keine Sorgen machen müsse da der Körper genug für den Eigengebrauch synthetisiere.

Was hältst du davon? Ist der o3-Index auch für WFPB eaters aussagekräftig, oder nicht? Hintergrund: http://www.omegametrix.de/hs_omega_3_in ... immung.php
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24917
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 2. Jan 2017 23:46

human vegetable, ob der Referenzbereich des Omega 3 Index für VeganerInnen relevant ist, ist wegen fehlender Studien leider unklar. Das Risiko von Herzerkrankungen ist für VeganerInnen tendenziell geringer als für Omnis. Leider unklar ist, ob für dieses geringere Risiko die vegane Ernährung oder die tendenziell gesündere Lebensweise durchschnittlicher VeganerInnen mit mehr körperlicher Aktivität bzw Sport, weniger Alkohol, weniger Tabak verantwortlich ist. Ob Omega 3 Index in bei Omnis als günstig bewertetem Maß bei VeganerInnen das Risiko von Herzerkrankungen weiter verringert, ist leider ebenfalls unklar. Belegt ist durch Studien lediglich, dass Algenölsupplemente den Omega 3 Index anheben. Ich supplementiere täglich 4 Kapseln Opti3Omega wg Asperger Syndrom (je nach Arzt mit oder ohne ADS), mein Omega 3 Index war zuletzt etwas über 10%. In omnivorer Zeit, in der ich Lachsöl supplementierte, wurden keine Fettsäurenwerte bestimmt. Mit anderen Worten, Du kannst mit Algenölsupplementen prinzipiell Deinen Omega 3 Index anheben, ob das zu einem verringerten Risiko für Herz- und/oder andere Erkrankungen führt, ist mangels Studien leider ungewiss.
Suche Signatur.

Benutzeravatar
illith
Berufs-Veganer
Beiträge: 70173
Registriert: 09.01.2008
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von illith » 3. Jan 2017 03:01

ich dachte, sowas wie sonstige lebensführung würde bei sowas rausgerechnet?
und ich kann mir nicht vorstellen, dass das fehlen von tierischen fetten keinen unterschied für die herzgesundheit und einiges anderes macht.

speaking of: grade hab ich gesehen, dass fisch(fett) für mich überraschend ebenfalls einen ordentlich hohen arachidonsäuregehalt hat. ich dachte bisher immer, dass fischfett unter den tierischen fetten eine (positive) sonderstellung hat. oder bringt die einfach genug omega3 mit, um das proinflammatorische negativpotential der arachidonsäure zu kompensieren?

related & grade gefunden:
Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota Coronary Experiment (1968-73)
lustigerweise macht die ÄrzteZeitung da diesen etwas plumpen kurzartikel draus. wird aber in der kommentarspalte zum glück überwiegend dafür angezählt.
das scheint mir (ich bin ja nicht so gut im studienlesen leider) aber nochmal ein hinweis darauf zu sein, wie wichtig es ist, gerade als veganerIn darauf zu achten, welche art fette maßgeblich so konsumiert werden, oder? (sprich: wenig omega6, viel omega3, gesättigte fettsäuren ncht vernachlässigen, 'neutrale' ölsäure im zweifel verwenden)
ich war ja auch überrascht, als einer meiner go-to ernährungs-geeks mir vor kurzem sagte, dass veganerInnen geradezu forciert gesättigte fette konsumieren sollen, zugunsten der herzgesundheit. das würde mit obiger studie ja ganz gut zusammenpassen.
ich hatte ja immer so internalisiert gesättigte fette = böse - aber das dogma rührt dann offensichtlich aus der omniwelt, weil die in aller regel ja deutlich zu viel davon einfahren. (plus, ich würde vermuten, tierische gesättigte fette sind noch problematischer als pflanzliche gesättigte fette, zumindest eben wegen arachidonsäure)
☜★VeganTakeover.de★☞
BlogShirtsBuch

Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 3. Jan 2017 07:05

somebody und illith, danke für die weiteren Erläuterungen.

Wenn der o3-Index für Veganer nicht validiert ist, gibt es dann andere Kriterien um abzuschätzen, ob man von einer o3-Supplementation profitieren würde, z. B. das Vorliegen bestimmter Symptome die auf einen Mangel hindeuten (somebody erwähnt Asperger)? Wenn man unter diesen Symptomen leidet, könnte man dann einfach mal für ein paar Wochen bis Monate Algenölkapseln schlucken und sehen, ob sich was verbessert.

Macht das Sinn? Welche Krankheitsbilder werden mit einem o3-Mangel in Verbindung gebracht, bzw, sprechen auf eine Ergänzung an?
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Benutzeravatar
somebody
Küchenadept
Beiträge: 24917
Registriert: 28.05.2013
Wohnort: Jurassic Park

Beitrag von somebody » 3. Jan 2017 18:56

@illith

In seriösen Studien wird tendenziell Bereinigung versucht. Je mehr bereinigt wird, umso mehr gleichen sich die Ergebnisse omnivore vs vegane/vegetarische Ernährung an. Signifikante Unterschiede verbleiben dann nur noch bei Herzerkrankungen. Und hier kann über die Ursache spekuliert werden. Liegt es am Fehlen tierischer Fette/Proteine oder an abweichenden Anteilen Kohlenhydrate, Proteine, Fette oder an anderen Unterschieden. Prinzipiell sind auch omnivor sehr gesunde Ernährung und vegan sehr ungesunde Ernährung (hoher Zuckeranteil, hoher Anteil schädlicher Fette, hoher Junkfoodanteil, hoher Schadstoffanteil etc) möglich.

Fischfett ist meines Wissens nicht gesünder als beispielsweise Schweinefett. Die 2 Fischmahlzeiten wöchentlich Empfehlung beruht nur auf dem Hype um EPA/DHA.

Die pauschale Verteufelung gesättigter Fettsäuren ist nach jüngeren Forschungsergebnissen ungerechtfertigt.

Sachlich berechtigt sind beispielsweise Empfehlungen von wenig LA, möglichst wenig AA, Minimierung/keine TFS, viel ALA.


@human vegetable

Ungeklärte Frage ist, ob niedrige Werte Ursache oder Folge von Erkrankungen sind.

Bei Omnis vermutete Zusammenhänge bzw Einsatz zur Behandlung:
Herzerkrankungen, Diabetes, Gelenkerkrankungen, Darmerkrankungen, Asthma, Nierenerkrankungen.
Für VeganerInnen fehlt Datenmaterial.

Unabhängig von Ernährungsform vermutete Zusammenhänge bzw Einsatz zur Behandlung:
Depression, Bipolare Störung, Schizophrenie, Autismus Spektrum Störungen, ADS/ADHS, Alzheimer/Demenz.

Die zur Behandlung eingesetzten EPA/DHA Dosen sind meist relativ hoch.
Suche Signatur.

Benutzeravatar
human vegetable
Beiträge: 1863
Registriert: 25.05.2016
Wohnort: bei Trier

Beitrag von human vegetable » 3. Jan 2017 19:12

somebody, vielen Daank für das Feedback!
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin

"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson

Antworten