Verfasst: 25. Aug 2017 22:23
diese kluge katjes
Mit meinem Gedankenexperiment teste ich ob es ein legitimer Einwand ist oder nicht. Wenn die Person die bittere Pille schluckt und akzeptiert, keinen moralischen Wert zu haben dann bleibt sie damit logisch konsistent. Allerdings würden die meisten ehrlichen Menschen sagen, dass sie es nicht okay finden würden für das reine Geschmacksvergnügen eines anderen Wesens qualvoll zu sterben.Kriegskaese hat geschrieben:
Ahh, wenn ich dich also richtig verstehe, dann ist das Nennen der Menschlichkeit also schon ein legitimer Einwand zu P3. Wäre die Person, die diesen Einwand vorbringt jedoch im Körper einer Kuh, würde sie ihren eigenen Tod/Ausbeutung trotzdem nicht für gerechtfertigt halten. Das bedeutet, dass sie eine weitere Annahme darüber hat, wer (außer Menschen) noch einen moralischen Wert hat. Und an dieser Annahme kann man dann im Verlaufe der Diskussion anknüpfen. Mit dem Argument kann man dann natürlich niemanden überzeugen, der tatsächlich der Meinung ist, dass Spezieszugehörigkeit/Menschlichkeit die einzige moralisch relevante Eigenschaft ist, d.h. wenn derjenige seinen eigenen Tod/Ausbeutung tatsächlich für gerechtfertigt hielte, wenn er selber im Körper einer Kuh stecken würde. Also doch kein Argument gegen Speziesismus?
Danke für die ausführliche Antwort . Ich habe das Gefühl im Dialog fällt es mir leichter meine Gedanken zu artikulieren:Kriegskaese hat geschrieben:
Zusätzliche kognitive Fähigkeiten erweitern die Menge der wahrnehmbaren Phänomene (2) um komplexere Gedankengänge (Gedanken sind auch nur Phänomene, die wir wahrnehmen können). Außerdem erhöhen sie die Menge der möglichen Interpretationen (3). Entscheidend für das Wohlbefinden ist jedoch die Bewertung (4). Führt unser Gehirn aus Gewohnheit meist negative Bewertungen durch, dann führen zusätzliche kognitive Fähigkeiten hauptsächlich zu mehr Leid. Führt unser Gehirn hingegen meist positive Bewertungen durch, dann führen zusätzliche kognitive Fähigkeiten hauptsächlich zu mehr Glück/Wohlbefinden. Zusätzliche kognitive Fähigkeiten bzw. Intelligenz führen nur dann zu einem erhöhten Wohlbefinden, wenn wir sie für die oben beschriebenen Aktivitäten (A-E2) benutzen. Das tun wir aber meistens nicht. Deswegen ist es auch nicht zwangsläufig der Fall, dass kognitive Fähigkeiten eine Änderung und erst recht keine Erhöhung des Wohlbefindens zur Folge haben. d.h. Man kann anhand der kognitiven Fähigkeiten keine Vorhersagen über das Wohlbefinden eines Individuums und damit über seinen moralischen Wert machen.
Es gibt meiner Meinung nach nur einen Punkt, an dem die Funktionsfähigkeit des Gehirns tatsächlich entscheidend ist: Wenn diese so gering ist, dass überhaupt keine Wahrnehmung stattfindet und/oder keine Bewertungen erfolgen. Dann ist das Individuum/Objekt moralisch auch nicht relevant.
Danke für die sachliche Antwort. Ich stimme zu, dass der Holocaust grauenvoll war. Wenn ich den Vergleich vornehme, ist das nicht, um den Holocaust zu verharmlosen. Im Gegenteil, ich sehe Massentierhaltung auch als ein sehr schreckliches Verbrechen an, nur dass letzteres immer noch mit gesellschaftlicher Akzeptanz stattfindet. Und genau deshalb hat das für mich Priorität. Und ich finde, den Vergleich abzulehnen verharmlost, wenn auch ungewollt, die Ungerechtigkeit, die immer noch nicht beendet wurde.katjes hat geschrieben:Vielleicht muss es ja einfach nur erklärt werden: der Holocaust hat ein geschichtliches Alleinstellungsmerkmal und jeder Vergleich mit ihm mindert die Schrecklichkeit dieses Verbrechens und dafür bräuchte es imo kein Verbot, es ist intrinsisch logisch dort keine Vergleiche zu machen.
Nach meiner Logik ließe sich die Schrecklichkeit irgendeines Verbrechens durch nichts je gesagtes mindern. Bitte erkläre mir meinen Fehlschluss.katjes hat geschrieben:Vielleicht muss es ja einfach nur erklärt werden: der Holocaust hat ein geschichtliches Alleinstellungsmerkmal und jeder Vergleich mit ihm mindert die Schrecklichkeit dieses Verbrechens und dafür bräuchte es imo kein Verbot, es ist intrinsisch logisch dort keine Vergleiche zu machen.
Gut, das hab ich so verstanden.DarkInsanity hat geschrieben:Mit meinem Gedankenexperiment teste ich ob es ein legitimer Einwand ist oder nicht.
Dann sind wir uns ja auch in dieser Sache einig .DarkInsanity hat geschrieben:Das habe ich versucht rüberzubringen, als ich sagte, dass die Auswirkungen positiver und negativer Reize intensiver sind bei höherer Kognition.
Es tut mir Leid, wenn etwas dass ich gesagt habe, bei dir zu Frustration führt. Das möchte ich nicht. Im Gegenteil: gerade Verständnis und Einsicht sind mir wichtig. Deshalb auch meine vielen Nachfragen, denn im Moment verstehe ich deine Sichtweise nicht. Bzw. verstehe ich, welche Sichtweise du hast, aber nicht wieso. Und dieses Wieso/Warum möchte ich verstehen, denn nur so kann ich gegebenenfalls meine eigenen Sichtweisen anpassen. Deshalb im Folgenden noch mal ein paar Fragen, um mein eigenes Verständnis zu verbessern:katjes hat geschrieben:so viel Uneinsichtigkeit raubt mir den letzten Nerv.
Die Wörter vergleichbar/Vergleich haben meines Wissens nach zwei verschiedene Bedeutungen:katjes hat geschrieben:Und Tierhaltung ist unter Umständen ein Verbrechen, aber egal was,nicht mit dem Holocaust vergleichbar wie ja nichts mit dem Holocaust vergleichbar ist.
Ich vermute, du verwendest das Wort "Vergleich" hier im Sinne von (1). Daher verstehe ich deine Aussage als: Der Holocaust hat ein geschichtliches Alleinstellungsmerkmal und zu behaupten etwas sei schlimmer, mindert die Schrecklichkeit dieses Verbrechens. Dem kann ich im Großen und Ganzen zustimmen.katjes hat geschrieben:der Holocaust hat ein geschichtliches Alleinstellungsmerkmal und jeder Vergleich mit ihm mindert die Schrecklichkeit dieses Verbrechens
Ich glaube es geht um folgendes: Wir nehmen gute bzw. schlechte Ereignisse nicht absolut wahr, sondern immer in Relation zueinander (soweit ich weiß). Und Vergleiche über die Schrecklichkeit von Ereignissen können dazu führen, dass diese als weniger schrecklich empfunden werden. Und das wiederum möchte man vermeiden, denn es führt potenziell dazu, dass sich diese Ereignisse mit höherer Wahrscheinlichkeit wiederholen. Und ich glaube, darum geht es Vielen hier. Insofern halte ich eine Zensur eben solcher Vergleiche auch für berechtigt.Palmesel hat geschrieben:Nach meiner Logik ließe sich die Schrecklichkeit irgendeines Verbrechens durch nichts je gesagtes mindern. Bitte erkläre mir meinen Fehlschluss.
Qualle(n):Für ihre Kampagnen ist der Organisation kein Vergleich zu hart. „Genau dieselbe Denkweise, die den Holocaust möglich machte [...] ist auch diejenige, die uns erlaubt, jeden einzelnen Tag Greueltaten [sic!] an Tieren zu verüben", schrieb PETA 2004 in einer Pressemitteilung zur „Ausstellung". Schon 2004 klagten mehrere Holocaust-Überlebende gegen diese Kampagne und erreichten ein Verbot, das 2009 auch vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. 2012 bestätigte sogar der Europäische Gerichtshof das Urteil.