FAZ-Artikel über J. S. Foer

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kiara
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Re: FAZ-Artikel über J. S. Foer

Beitrag von kiara » 19. Aug 2010 11:47

Meine Mutter kauft's bald, dann werd ichs mal lesen :)

Ich bin aber selbst auch der Ansicht, dass es "ethical meat" gibt, also dass theoretisch für ein Tier ein kurzes, angenehmes Leben mit Schlachtung "besser" ist als die Nichtexistenz. Da ich davon ausgehe, dass das Tier keine Vorstellung vom Leben und vom Lebenssinn hat, kann ein kurzes, behütetes Leben mit Tod durch Schlachtung m.M.n. sogar u.U. wesentlich schöner sein als ein Leben in freier Wildbahn, da es da Stress und Gefahren ausgesetzt ist. Als wir Hühner gehalten haben, hätten wir sie nie freigelassen, da wir wussten, dass sie sich bei uns wohlfühlen und Schutz vor Kälte, Fuchs und Habicht haben :) (also "wussten", ne... ich fand, man sah es ihnen an, wie sie immer friedlich gurrend im Sand badeten, die lieben viechis).

Die praktischen Probleme sind nur erstens, dass eine derartige Tierhaltung extrem teuer würde (aber gut, dann wären Tierprodukte eben ein selten eingesetztes Luxusgut in der Küche), und zweitens, dass die ökologischen Probleme dadurch nicht beseitigt werden bzw. noch schlimmer würden (aber naja, wenn das Fleisch wirklich teuer würde, würde sich der Konsum auch drastisch verringern.)
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 19. Aug 2010 13:07

kiara hat geschrieben: Ich bin aber selbst auch der Ansicht, dass es "ethical meat" gibt, also dass theoretisch für ein Tier ein kurzes, angenehmes Leben mit Schlachtung "besser" ist als die Nichtexistenz.
kiara hat geschrieben: Da ich davon ausgehe, dass das Tier keine Vorstellung vom Leben und vom Lebenssinn hat [...]
Und warum sollte es für etws, das keine Vorstellung von Leben und Lebenssinn hat "besser" sein zu existieren, als nicht zu existieren?
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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kiara
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Re: FAZ-Artikel über J. S. Foer

Beitrag von kiara » 19. Aug 2010 16:33

Und warum sollte es für etws, das keine Vorstellung von Leben und Lebenssinn hat "besser" sein zu existieren, als nicht zu existieren?
Ist es denn für Wesen mit Leben und Lebenssinn "besser" zu existieren, als nicht zu existieren?

Ist ehrlichgesagt ne gute Frage, und ich bin einfach davon ausgegangen, dass das Leben generell etwas zu bejahendes ist, also ist Existenz im Normalfall besser als Nichtexistenz. Aber wirklich begründen kann ich das im Moment nicht.
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Beitrag von Akayi » 19. Aug 2010 16:44

Das kann man so auch nicht beantworten. Deine Einstellung hat wahrsheinlich auch viel damit zu tun, dass du dir die Welt von einem priviligierten Blickwinkel aus als ziemlich rosig imaginierst. Allein die Tatsache, dass es Selbsttötungen gibt zeugt davon, dass es wohl nicht immer "besser" ist zu existieren.
Genaus wenig wie man irgendwelche Züchtungen nun damit rechtfertigen kann, dass dadurch Tier X immerhin existiert. Das macht nur Sinn mit Rückgriff auf übernatürlichen Hokus-Pokus.
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Wie bitte

Beitrag von jinkazama » 19. Aug 2010 16:50

was redstn da? Wenn die nicht existieren ists ihnen egal. Das läuft so. Je mehr die Fettärsche in
Amerika und Europa ihr Fleisch fressen wollen, oder die Bodybuilder, oder die Spargeltarzane, in
der entsprechenden Menge werden Tiere "produziert"!!! Weißt du wie krank das ist? Und dann erzähl
mir noch, bessa auf 'ner grünen Wiese und dann wird kurz das Messer gezückt zack. Schöööön. Das
wünscht sich doch jedes Tier. Dass es weiterleben möchte halte ich ja auch für ein Gerücht, denn
Tiere versuchen auch in der Wildbahn nicht vom Löwen davonzulaufen! Nein, im Gegenteil, sie freuen
sich sogar, wenn der Löwe sie tötet und frisst! Sie streiten, wen es als erster fressen darf. In
deiner Weltsicht läuft was schief.


Außerdem gibst du damit den ganzen Idioten die rechtliche Grundlage. Dann kauft jeder bei Aldi sein
Schweinskopfsteak mit Schweinskopfülze und Stierhoden, dazu ein Cotlett und Chicken Mc Nuggets, und
sagt: Ja die hatten ja eh doch ein schönes Leben, DENN auf der Packung ist ja schließlich eine GRÜNE
Wiese zu sehen!!! Hm, hm? Da weiß das kleine Veganerlein nichts mehr zu sagen. Wir Fleischopathen
sind doch die besseren Menschen! Moralischer. Wir schenken den Tieren das Leben, und dann schneiden
wir ihnen die Kehle durch. Hui wie toll.
Freiheit

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Beitrag von kiara » 19. Aug 2010 19:33

Akayi hat geschrieben:Das kann man so auch nicht beantworten. Deine Einstellung hat wahrsheinlich auch viel damit zu tun, dass du dir die Welt von einem priviligierten Blickwinkel aus als ziemlich rosig imaginierst. Allein die Tatsache, dass es Selbsttötungen gibt zeugt davon, dass es wohl nicht immer "besser" ist zu existieren.
Ich weiß, ich hab jahrelang, immer in meinen depressiveren Phasen, überlegt, mir das Leben zu nehmen, zweimal ist es zu einem Versuch gekommen. Da ich aber weiß, dass man mit einem solchen Blickwinkel nicht lange überlebt (besonders in den schlimmeren Phasen hinderte mich nur meine eigene depressive Antriebslosigkeit an der Selbsttötung), gehe ich davon aus, dass dies ein relativ krass negativer Blickwinkel war, den ich dort erlebte, und ich gehe tatsächlich davon aus, dass es den meisten die meiste Zeit besser geht als mir damals - und das würde ich als "besser als nicht zu existieren" bezeichnen. Ich bin mir nicht sicher ob das das gleiche ist wie ein Lebenswille, weil Lebenswille wird auch manchmal mit Instinken verwechselt (Fliege fliegt vor Klatsche weg ist m.M.n. Instinkt, nicht Lebenswille in unserem Sinn.)

Ich sehe zum Beispiel nicht, was prinzipiell an Schlachtung schlimm sein soll, vorausgesetzt, das Tier weiß nicht, dass es geschlachtet wird, es empfindet wenig oder kaum Leid, und andere Tiere leiden nicht unter der Tötung ihres Artgenossen. Ich finde es daher immer merkwürdig, wenn Fleischkonsum verweigert wird, da dafür ein Tier getötet werden musste. Mir kommt das ein bisschen so vor, als ginge man davon aus, dass das Tier ohne die Tötung nie gestorben wäre. Deutlich kritischer sehe ich die Haltung selbst, da das das Tier ja schon mitbekommt, ob es in einem verdreckten overcrowded Käfig sitzen muss und nicht sandbaden kann oder ähnliches.
Akayi hat geschrieben:Genaus wenig wie man irgendwelche Züchtungen nun damit rechtfertigen kann, dass dadurch Tier X immerhin existiert. Das macht nur Sinn mit Rückgriff auf übernatürlichen Hokus-Pokus.
Klar, das leuchtet ein. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie deine Meinung zu der "Existenz vs Nichtexistenz"-Frage ist, oder wüsstest du auch nicht wirklich eine Antwort auf diese Frage bzw. hältst sie für generell kaum / nicht beantwortbar?
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Beitrag von Akayi » 19. Aug 2010 20:00

Ich halte die Frage für beantwortbar. Ganz einfach weil sie sich teilweise real stellt und eine Verweigerung gegenüber der Frage einfach einer Positionierung für Existenz gleichkäme. In anderen Fällen allerdings ist die Frage bereits verkehrt, weil nichtexistentes oder nicht-bewustes Leben kein Interesse an Existenz haben kann. Da müsste man irgendwas hinzuerfinden um dann wie die katholische Kirche z.B. bereits Verhütung ablehnen zu können.
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Re: FAZ-Artikel über J. S. Foer

Beitrag von kiara » 19. Aug 2010 23:10

Du hältst die Frage für beantwortbar, gibst aber selbst keine Antwort, oder? (nicht als Beanstandung gemeint, sondern als inhaltliche Frage)

Warum ist eine Verweigerung gegenüber der Frage eine Positionierung für Existenz? Weil die Positionierung für Existenz eine Art Default-Modus in der menschlichen Psyche ist?
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untitled
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Beitrag von untitled » 19. Aug 2010 23:49

kiara hat geschrieben:Ich sehe zum Beispiel nicht, was prinzipiell an Schlachtung schlimm sein soll, vorausgesetzt, das Tier weiß nicht, dass es geschlachtet wird, es empfindet wenig oder kaum Leid, und andere Tiere leiden nicht unter der Tötung ihres Artgenossen. Ich finde es daher immer merkwürdig, wenn Fleischkonsum verweigert wird, da dafür ein Tier getötet werden musste. Mir kommt das ein bisschen so vor, als ginge man davon aus, dass das Tier ohne die Tötung nie gestorben wäre.
Du siehst keinen Unterschied zwischen einem natürlichen Tod und der (aufgezwungenen) Tötung durch einen Menschen?
Spoiler: Life is hard. And sad.
- John Green

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Beitrag von kiara » 20. Aug 2010 00:09

Zageism hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Ich sehe zum Beispiel nicht, was prinzipiell an Schlachtung schlimm sein soll, vorausgesetzt, das Tier weiß nicht, dass es geschlachtet wird, es empfindet wenig oder kaum Leid, und andere Tiere leiden nicht unter der Tötung ihres Artgenossen. Ich finde es daher immer merkwürdig, wenn Fleischkonsum verweigert wird, da dafür ein Tier getötet werden musste. Mir kommt das ein bisschen so vor, als ginge man davon aus, dass das Tier ohne die Tötung nie gestorben wäre.
Du siehst keinen Unterschied zwischen einem natürlichen Tod und der (aufgezwungenen) Tötung durch einen Menschen?

Kommt drauf an welche unterschiedlichen Aspekte des Todes du meinst.

Der natürliche Tod ist ja ebenso aufgezwungen, nur eben nicht von Menschen. Wenn ein Tier in der Natur stirbt, geschieht das meistens leidvoll und unfreiwillig, sei es durch Krankheit, Verletzung oder Gefressenwerden (je nach Position in der Nahrungskette).
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