ethisches Gedankenspiel

Diskussionen pro & contra
hallo
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Beitrag von hallo » 29. Apr 2011 20:17

Schon alleine indem du in der modernen Welt lebst ziehst du ja eine Grenze. Könntest ja auch auf als das verzichten und würdest weniger Leid verursachen. Aber selbst wenn du auf alles verzichtest würde immer noch weniger gehen. Das meine ich mit Grenze. Manche Tiere musst du opfern, bzw. bist bereit diese zu opfern.

Säugetiere haben Selbstbewusstsein. Habe ich ja auch schon gesagt. Aber die machen ja nur ein geringer Teil der Tierwelt aus.

Und mit der eigentlichen Frage hat das nichts zu tun, das hat sich einfach mit dem Thread so entwickelt^^

Karotte
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Beitrag von Karotte » 29. Apr 2011 21:11

Säugetiere haben Selbstbewusstsein. Habe ich ja auch schon gesagt. Aber die machen ja nur ein geringer Teil der Tierwelt aus.
Ah ok, sorry das hab ich dann falsch verstanden, weil du ja meintest von einem Selbstbewusstsein bei Schweinen, Katzen oder Hunden hättest du noch nicht gehört. (Sind ja alles Säugetiere)

Ich fände es schon mal gut, wenn wir uns auf gesellschaftlicher Ebene auf die Leidensfähigkeit und bewusste Wahrnehmung derselbigen einigen könnten, da sind wir ja noch weit davon entfernt, solange Schweine noch immer ohne Betäubung kastriert werden. :oO:
Wenn wir damit durch sind, können wir die Leidensfähigkeit von Insekten erforschen ;-)

Und damit siehst du auch, wie ich die Grenze ziehe - ich denke dass jedes tierische Lebewesen ein Recht darauf hat, nicht mutwillig getötet zu werden, da die Vermutung nahe liegt, dass dies ein sehr hohes Interesse des jeweiligen Lebewesens ist. Ein Tier, welches vermutlich leidensfähig ist, sollte hingegen vor Leiden verschont werden ect.

Die Bewertung wird natürlich immer schwieriger und spekulativer, je weiter die jeweilige Spezies in der Evolution von uns entfernt ist.

Ich persönlich bewerte das Leben eines Säugetiers "höher" als das einer Ameise, würde mich also, wenn ich die Wahl hätte eine Ameise oder eine Katze aus einem brennenden Haus zu retten, für die Katze entscheiden. Ob das nun gerechtfertigt ist oder nur meinem Mangel an der Fähigkeit entspringt, mich in eine Ameise hineinzuversetzen, weiß ich nicht.

hallo
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Beitrag von hallo » 30. Apr 2011 18:21

Ja, wobei ich jetzt nicht jedem Säugetier ein Selbstbewusstsein unterstellen würde, sondern eher den höheren also Mensch, Elfefant, Delfin usw. bei denen bin ich mir sicher und das ist auch erwiesen. Bei Schweinen kann ich es mir sehr gut vorstellen. Bei Katzen und Hunden glaube ich nicht wirklich dran, aber das sagt ja nichts aus. Das herauszufinden ist ja die Aufgabe der Wissenschaft, alles andere ist spekulativ.

Wo ich dir natürlich zustimme ist das Thema Leid. Dazu braucht es auch kein Selbstbewusstsein. Man hat grundsätzlich kein Recht ein anderes Lebewesen zu quälen bzw. leiden zu lassen. Das ist abzulehnen egal ob es sich um einen Menschen, ein Huhn oder eine Pflanze handelt. Und in dieser Beziehung verhält sich die Menschheit alles andere als akzeptabel.

Ich sehe allerdings keinen Unterschied ob ich ein Tier für den Nahrunserwerb oder für die Fortbewegung töte. Deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als Lebwesen in selbstbewusst und bewusst zu unterteilen.
Mit der Nahrunsmittelproduktion wie sie heutzutage läuft hat das allerdings nicht zu tun. Für diese kann es keine ethische Rechtfertigung geben.

Karotte
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Beitrag von Karotte » 1. Mai 2011 08:56

Warum denkst du dass eine Pflanze leidet? Davon würde ich jetzt im ersten Schritt mal nicht ausgehen.

Das mit den Beweisen für Selbstbewusstsein (hab dir doch vorhin den Beitrag mit den Schweinen verlinkt, das scheint doch schon erwiesen zu sein? :?: ) ist eben das Problem. Da werden Tiere zu Opfern, weil die Wissenschaft eben Selbstbewusstsein nicht letztendlich beweisen kann. Momentan macht man das eben mit diesem Spiegeltest, der das aber auch nicht wirklich beweist, aber wie gesagt viele Tiere eignen sich für den Spiegeltest überhaupt nicht. Dazu kommt, dass die Wissenschaftler zwar oft _glauben_ Tiere fühlen Schmerz, sind selbstbewusst ect. das aber nicht letztlich beweisen können, und das wird dann eben als Vorwand genommen um Tiere auszubeuten.

Und die Frage ist eben auch, inwiefern das Selbstbewußtsein relevant ist für ein Recht auf Leben oder Unversehrtheit.

Es gab ja auch mal das Argument, man dürfe Tiere töten, weil diese nicht vorausplanen, also keine Ahnung haben, dass es eine Zukunft gibt ect. (Ich muss schon über dieses bescheuerte Argmuent den Kopf schütteln...) Eine eigentlich irgendwie ziemlich absurde Vorstellung, wenn Elefanten ihr Wissen über Wasserstellen von Generation zu Generation weitergeben und bei Dürre abwägen ob sie dort hin gehen ect. Ohne einen Plan, dass es ein Morgen gibt, eine reife Leistung... Naja.
Jedenfalls konnte man mittlerweile bei einigen Tierarten - oh schreck - nachweisen, dass sie doch in die Zukunft planen. Krähen zum Beispiel. Davon hört man aber kaum etwas, denn der Schluss müsste jetzt natürlich sein, Krähen ein Recht auf Leben zuzusprechen, da das Argument, sie hätten eh keinen Plan von der Zukunft, und würden daher nichts verlieren, wenn man sie tötet (welche Ironie! Das wertvollste, und eigentlich das Einzige, das ein Tier besitzen kann, ist doch sein Leben) ist ja nun zweifelsfrei entkräftet. Von einer gesellschaftlichen Diskussion über Krähenrechte habe ich aber noch nichts gehört.

Stattdessen diskutieren wir allen Ernstes darüber, ob ein Schwein bei der betäubungslosen Kastration schreit, weil es womöglich Schmerzen spürt.

hallo
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Beitrag von hallo » 1. Mai 2011 10:28

Es gibt so einige erstaunliche Untersuchungen zu Pflanzen, wie sie auf Menschen reagieren die ihnen Blätter rausreissen. Weiterhin finde ich es interessant wie sie sich gegen Angriffe wehren.
http://www.wegbegleiter.ch/wegbeg/pflabewu.htm
Meiner Meinung spricht das klar für ein Bewusstsein von Pflanzen, auf welche Art auch immer. Denn Pflanzen sind dem Menschen so unähnlich, dass das schwer einzuordnen und sich vorzustellen ist.
Man muss wohl davon ausgehen, dass jedes Lebewesen eine Art von Wahrnehmung hat und kein biologischer Roboter ist.

Naja ein Artikel reicht mir nicht nicht unbedingt als Beweis aus. Aber da ich ja auch eher an ein Selbstbewusstsein bei Schweinen glaube unterscheiden sich unsere Meinungen in der Beziehung ja nicht sonderlich.

Bei der Sache mit den Elefanten machst du einen kleinen Fehler, denn Elefanten besitzen Selbstbewusstsein und jedes Tier mit Selbstbewusstsein kann seine Zukunft planen. Das bedeutet der Mord an einem Delfin müsste annähernd gleich wie der Mord an einem Menschen bestraft werden. Das fordern einige Wisschenschaftler übrigens auch. Für Elefanten und andere Tiere mit Selbstbewusstsein gilt natürlich das Gleiche.

Deine Frage ob das Selbstbewusstsein relevant für ein Recht auf Leben und Unversehrheit ist, ist eigentlich die wichtigste. Da scheitert auch die Ethik bei mir und das regt mich wirklich auf. Ich bin mit der möglichen Antwort da selbst nicht zufrieden, aber wenn man sich darüber Gedanken macht, merkt man dass man gar keine andere Möglichkeit besitzt. Was bleibt einem denn anderes übrig als die Lebewesen in Selbstbewusste (also Zukunft planen, über sich selbst reflektieren) und Bewusste zu unterteilen?
Wenn du das nicht tust müsstest du alles aufgeben und wie in der Steinzeit leben. Und selbst da dürftest du erst auf die Jagd gehen wenn du fast am verhungern wärst, weil du sonst unnötig Kleinstlebewesen zertreten würdest. In der modernen Welt muss man einfach damit leben, dass man einen Haufen Lebewesen mehr oder weniger sinnlos tötet. Da bleibt einem eigentlich nichts anderes übrig als sie einzuteilen. Selbst ein Veganer teilt die Tierer nach ihrer Größe ein.
Es ist eine scheiß Situtation, aber es gibt keine Lösung dafür. Zumindest fällt mir keine ein.

Und was die Menschheit heutzutage mit den Tieren anstellt hat auch nichts mit diesen Überlegungen zu tun, sondern ist einfach Profitgier. Denn wie gesagt fast jedes Lebewesen leidet, egal ob es Selbstewusstsein bestizt oder nicht, deshalb darf man kein Lebewesen unnötig leiden lassen.

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Beitrag von Karotte » 1. Mai 2011 13:27

Zu den Pflanzen:

Es ist klar, dass diese in irgendeiner Weise mit ihrer Umwelt interagieren, sonst wären sie ja keine Lebewesen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie automatisch ein Bewusstsein haben. Aufgrund des Aufbaus unseres Gehirns ist relativ klar, dass die bewusste Wahrnehmung sich irgendwann später entwickelte als reflexartige Reaktionen (die eben unbewusst ablaufen), dh. es ist davon auszugehen, dass frühere Evolutionsstufen unbewusst reagierten. Niemand würde einem Pantoffeltierchen ein Bewusstsein unterstellen (ODER?) Und das ist ja auch ein Lebewesen.
Dass Pflanzen bewusst reagieren halte ich für sehr unwahrscheinlich, da sie die dafür nötige "Ausstattung" nicht besitzen. Trotzdem reagieren sie natürlich und verteidigen sich zb. gegen Fressfeinde. Das hat aber nichts mit Bewusstsein zu tun.

Dass unsere älteren Gehirnteile noch keine bewussten Reaktionen legt natürlich erstmal nahe, dass einfacher aufgebaute Tiere diese Fähigkeiten nicht haben. ABER es ist natürlich möglich, dass sehr anders aufgebaute Tiere andere Strukturen für ihr Bewusstsein benutzen.

Und natürlich könnte auch sein, dass bei näher Verwandten Tieren ältere Gehirnregionen als "Sitz des Bewusstseins" dienen, da nicht jede Gehirnregion bei jedem Tier das gleiche machen muss.

Aber einfach mal davon auszugehen, wenn ein Tier über die beim Menschen für das Bewusstsein erforderlichen Strukturen verfügt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch über ein Bewusstsein verfügt, wäre ja schon mal ein Anfang.
Bei der Sache mit den Elefanten machst du einen kleinen Fehler, denn Elefanten besitzen Selbstbewusstsein und jedes Tier mit Selbstbewusstsein kann seine Zukunft planen.
Das siehst du so, viele WissenschaftlerInnen aber nicht. Selbstbewusstsein bedeutet nur, dass das Tier sich seiner selbst bewusst ist, aber nicht dass es auch eine zeitliche Wahrnehmung hat.

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kiara
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Beitrag von kiara » 1. Mai 2011 14:04

hallo hat geschrieben:So einen Thread hab ich noch nicht gefunden, nur so einen ähnlichen.

Als ich vor kurzem Kartoffeln gesetzt hab, hab ich einen Wurm gerettet, da ist mir was eingefallen.
Nehmen wir an ich rette jetzt ein Tier welches dannach viele andere Lebewesen tötet. Ist es dann überhaupt moralisch vertretbar dieses Tier zu retten?
Das kommt natürlich auch wie bei vielem darauf an wie tief man geht, also Bakterien usw.

Nehmen wir mal an ich rette eine Katze, die wird aber dann einige Mäuse fressen wenn sie überlebt. Habe ich dann überhaupt etwas gutes getan?

Es geht mir jetzt nicht um Schuld oder so etwas. Der Thread ist auch nicht allzu ernst gemeint, ich finde die Überlegung allerdings ganz interessant.
Ich unterscheide da zwischen zwei Situationen:
1) Deine Handlung ist ein kurzer Einfluss auf die Natur, der auch "einfach so" hätte stattfinden können, zb. du rettest einen Maikäfer aus ner Pfütze und der Maikäfer frisst später andere Insekten o.ä. ("einfach so" in diesem Fall: durch einen kleinen Zufall hätte der Maikäfer auch nicht in der Pfütze landen können) oder du "rettest" ein Karnickel oder einen Fuchs mit gebrochenem Fuß.
Das ist natürlich relativ "egal" da der Einfluss sich sehr in Grenzen hält, aber man braucht nicht denken, man sei ein "guter" Mensch wenn man ein Kaninchen vor einem Fuchs "rettet", denn dass in einem funktionierenden Ökosystem die einen Tiere die anderen fressen, ist weder gut noch böse und bedarf daher auch keines "rettenden" Einflusses. Ebenso das Retten eines Fuchses: dass Füchse Kaninchen fressen, ist "Natur" und weder gut noch schlecht. Du kannst einen verletzten Fuchs also "retten" und der Fuchs frisst dann eventuell mehr Beutetiere, aber da dies ein "natürlicher Lauf der dinge" ist, ist es kaum als "schlecht" zu bewerten (sonst müsstest du analog alle fleischfressenden Tiere als "moralisch böse / verwerflich" bezeichnen).
(Etwas anderes ist das Retten von Tieren vor vom Menschen verursachten Gefahren (Umweltverschmutzung, Wilderei, Tierquälerei).)

2) Deine Handlung ist ein lang andauernder Einfluss auf die Natur. Da kommt es auf die Art des Einflusses und auf das Trophielevel an. Pflanzenfresser sind das 1. Trophielevel, die Fresser von Pflanzenfressern das 2. Trophielevel. Kaninchen und Kühe sind das 1. Level, Löwen, Füchse das 2. Level, omnivore Tiere auf dem 1. und 2. Trophielevel.

a) Von Menschen verursachte Veränderung rückgängig machen: ist gewissermaßen kein Einfluss, sondern eine Verhinderung des Einflusses. Beispiel: bei Amphibien, die menschenbedingt vom Aussterben bedroht sind, einen Schutzraum bieten, Wildbrücken, Krötentransporte etc. Ist als positiv zu sehen.

b) Umweltverschmutzung: ist negativ zu bewerten - Tiere leiden zwar unter den "Naturgesetzen" (Nahrungsmittelknappheit / konkurrenz, Krankheiten, Gefressenwerden), doch diese sind unvermeidbar und daher nicht moralisch "böse". Umweltverschmutzung dagegen ist ein vermeidbares Leid für Tiere und letztendlich für Menschen auch und ist daher moralisch schlecht zu bewerten.

c) Wildtiere füttern: stört das ökologische Gleichgewicht, zb. ein Unterstützen von Tieren auf dem 2. Trophielevel kann zu einer Dezimierung von Tieren auf dem 1. Trophielevel führen und dadurch eventuell auch zum Aussterben von Nahrungskonkurrenten auf dem 2. Trophielevel; das Fehlen von Tieren des 1. Trophielevels kann zu übermäßigem Pflanzenwachstum führen oder im Meer zu einer Schwemme an Plankton, was wiederum zu Sauerstoffarmut führen kann etc etc etc. Dies ist eine Form der Umweltverschmutzung (siehe b)).

d) Wildtiere füttern, und zur Futtergewinnung andere Tiere misshandeln (zb. zur Fleischgewinnung andere Tiere in kleinen Käfigen halten und sie das falsche Futter füttern): abgesehen vom ökologischen Gleichgewicht kommt noch zusätzliches Leid sowie ökologische Probleme durch die Tiere, die zur Futtergewinnung misshandelt wurden.

e) Pflanzenfressende "Haus"tiere füttern: (artgerechte Haltung angenommen) wenn dies im größeren Rahmen geschieht (hunderte von Tiere), könnte dies einen schädlichen Einfluss auf die Umwelt bedeuten (Tierkot, Umweltverschmutzung), im kleineren Rahmen ist der Einfluss vernachlässigbar

f) Fleischfressende "Haus"tiere füttern: so wie "d)", ohne den unmittelbaren ökologischen Effekt falls die Tiere von der Natur isoliert sind, ansonsten inklusive ökologischer Problematik (Katzen, die zur Dezimierung von Singvögeln beitragen - also Unterstützung von Tieren auf dem 2. Trophielevel, das zu einer Dezimierung von den Beutetieren auf dem 1. Trophielevel führen kann)


Ich finde es zum Beispiel eine unglaubliche Dummheit, tausende von Katzen aus "Tierschutzgründen" von Tötungsstationen zu "retten" und sie dann woanders (zb. in Deutschland) mit Dosenfutter bis ans Lebensende durchzufüttern. Es ist aus meiner Sicht mit Sicherheit moralischer, die Katzen zu töten anstatt sie jahrelang mit dem Fleisch gequälter anderer Tiere (die halt nicht so putzig sind) zu füttern. Am besten wäre es, die Unmengen Katzen gar nicht erst entstehen zu lassen, aber wo sie schon da sind, denke ich, verursacht es aus ethischer Sicht erheblich mehr Leid, sie durchzufüttern, als sie zu töten. Für die Katzen natürlich nicht, aber eben für die in Käfigen gehaltenen "Nutz"tiere.
corn + floor = cloorn?

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