Bio und Schnäppchen ein Widerspruch?

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Kräuter Hexe
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Beitrag von Kräuter Hexe » 28. Jan 2012 08:45

suzy_p hat geschrieben:Und manches hat halt einen bestimmten Wert und kann gar nicht günstiger produziert werden, ohne dass jemand darunter leidet.
Na ja, Bio heißt noch lange nicht Fair-Trade oder vegan. Allerdings gibt es z.T. strengere Qualitätsvorschriften. Drunter leiden tun aber immer noch mehr als genug Lebewesen. Oder glaubst du, bei Bio-Salami sind die Schweine glücklicher über die Tatsache, dass sie geschlachtet werden? Und Bio-Tomaten aus Italien würde ich jetzt auch nicht unbedingt kaufen...die Tomaten wurden vielleicht nicht gespritzt, aber wenn ich mir ansehe, wie z.B. polnische Gastarbeiter dort behandelt werden etc. - dafür gibt's natürlich etliche andere Beispiele und man kann auch nicht alles durch seinen Konsum verhindern, aber schon viel abwenden, wie ich denke - und das sollte man nach Möglichkeit wohl tun. Aber Bio mit Fair-Trade oder generell Gerechtigkeit dem Leben gegenüber gleich zu setzen...schwierig.

Generell ist es denke ich nicht leicht, bei vielen Bio- und vor allem regionalen Produkten Schnäppchen zu machen - nicht, weil es diese nicht gäbe, sondern weil einem konventionelle Schnäppchen einfach stärker vor Augen geführt werden, denke ich. Vor allem muss man bei solchen Produkten (ich weiß: kann man auch nicht alle gleichsetzen) mehr abgleichen, was anstrengender für den Verbraucher ist und länger dauert. Hat man da aber einmal den Bogen raus, muss man auch dort nicht unbedingt mehr ausgeben. Abgesehen davon geht es mir zumindest so, dass ich weniger konsumiere, weil ich mittlerweile viel Vollkorn und generell sättigendere Sachen kaufe und irgendwie weniger konsumiere, weil ich mich stärker damit auseinander setze - aber vielleicht ist das auch nur ein sehr sehr subjektiver Eindruck...
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kiara
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Beitrag von kiara » 28. Jan 2012 16:36

Kräuter Hexe hat geschrieben: Oder glaubst du, bei Bio-Salami sind die Schweine glücklicher über die Tatsache, dass sie geschlachtet werden?
Also bei optimaler Schlachtung bekommen die Schweine an keinem Zeitpunkt mit, dass sie geschlachtet werden. Ansonsten würde ich schon sagen dass bio gerade bei Schweinen eine deutliche Verbesserung darstellt. Deswegen sind die Sachen ja auch deutlich teurer. Dennoch reicht mir das nicht an Standards^^
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illith
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Beitrag von illith » 28. Jan 2012 21:47

wenn ein sniper sie gezielt aus dem hinterhalt mit einem schuss zur strecke bringt oder wie soll das laufen?
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kiara
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Re: Bio und Schnäppchen ein Widerspruch?

Beitrag von kiara » 29. Jan 2012 08:06

naja, also im optimalen fall werden zb zwei schweine in den schlachtraum geleitet. und zwar nicht mit schlägen und schreien, sondern eben wie man ein tier führt. schweine sind neugierige tiere, daher schnüffeln sie erstmal in dem schlachtraum rum. (dass es mindestens zwei sind, ist wichtig damit ein schwein nicht angst hat). das schwein kapiert nicht die bedeutung, wenn ein mensch ruhig auf sie zugeht mit ner elektrozange, denn es spürt weder aggression, angst noch stress vom metzger, noch kennt es die bedeutung der zange. der metzger hält die zange mit ruhigen bewegungen links und rechts vom schweinekopf, setzt dann einmal schnell und präzise an, dann klickt das und das schwein kippt um, bewusstlos. das andere schwein sieht weder angst noch schmerz des anderen schweins und versteht deswegen auch nichts und schnüffelt weiter. das ist als nächstes dran mit der zange. danach werden die bewusstlosen schweine wie üblich ausgeblutet. (hab diese schlachtung selbst gesehen.)
dass das so läuft, braucht man vorallem zeit. und noch kenntnis der bedürnfnisse von schweinen und kurze transportwege (sonst sind die tiere vom transport zum schlachter gestresst). denn die zange muss präzise angesetzt werden, die bewegungen dürfen nicht hektisch sein, die schweine müssen in ruhe zum raum geleitet werden.

das problem sehe ich bei "regulären" schlachtungen dass da zeitvorgaben sind. am schlachten prinzipiell sehe ich nicht so das problem, sondern bei der geschwindigkeit bei der die geschlachtet werden sollen. ansonsten: bei schweinen sehe ich sehr viel stärker das problem der haltung, das sind sehr anspruchsvolle tiere da sie sensibel und intelligent sind.
ich denke allerdings, dass es unrealistisch ist, davon auszugehen, dass auch nur ein zehntel der schweineschlachtungen so ablaufen wie beschrieben. da gibt es mMn auch erhebliche missstände.

nur wollte ich aufzeigen, dass ich den satz "das schwein ist nicht glücklich darüber, dass es geschlachtet wird" für kein gutes argument halte, denn das schwein kann ohne weiteres geschlachtet werden ohne irgendwas davon mitzubekommen, und bevor es im schlachthof ist weiß es erst recht nichts davon. völlig unabhängig davon, ob ich schweinehaltung generell oder schlachten generell für gut oder schlecht halte!

es gibt im netz interessante videos und texte von temple grandin, die schlachtstraßen für rinder und schweine so designt, dass das tier keine angst hat. ist ganz interessant, finde ich.
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Re: Bio und Schnäppchen ein Widerspruch?

Beitrag von suzy_p » 29. Jan 2012 11:37

Ach ja, ich habe da immer so Phasen. Mal kaufe ich regional und saisonal (wobei das viel planung erfordert) wann gehe ich wo hin, suche nach geeigneten rezepten, etc und manchmal verfalle ich in alte muster, gehe in einen discounter und kaufe, was es dort gerade günstig gibt. leider bin ich da nicht so konsequent. irgendwelche tipps zu vereinfachung?

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Kräuter Hexe
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Beitrag von Kräuter Hexe » 29. Jan 2012 13:30

Dann sind die Methoden an mir, die in einer ländlichen Gegend lebt und viele Agrarwirte persönlich kennt, wohl irgendwie vorbei gegangen. Aber kann gut sein, dass dem tatsächlich so ist. Ein glücklicheres Leben haben die Schweine auf jeden Fall, das glaube ich auch - sie kennen Sonnenlicht, werden nicht Opfer von Kannibalismus etc. Also wenn man generell Fleisch isst, wohl schon mal besser als Produkte aus konventionellen Mastbetrieben zu konsumieren, das stimmt schon. Allerdings lebt das Tier ja irgendwie trotzdem nur, um zu sterben, oder? Und jemand macht Profit aus der eigentlichen Leistung dieses Tiers (klingt in dem Zusammenhang irgendwie noch makaberer). Also ich glaube, ich würde so was nicht runter bekommen. Selbst wenn ich irgendwann nicht mehr vegan leben sollte, könnte ich mir nicht vorstellen, wieder Fleisch zu essen...aber gut, das wird jetzt zu sehr off-topic.
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Beitrag von kiara » 29. Jan 2012 13:58

Kräuter Hexe hat geschrieben:Dann sind die Methoden an mir, die in einer ländlichen Gegend lebt und viele Agrarwirte persönlich kennt, wohl irgendwie vorbei gegangen.
Naja, solche Methoden wie von Temple Grandin entworfen sind leider in der Praxis noch wenig verbreitet und auch "gute" Schlachtungen sind glaub ich eher selten. Ich kann bei den "aufm Land beim Bauern ist alles toll"-Märchen auch nicht viel abgewinnen (war mit acht Jahren entsetzt, wie Kälbchen in winzigen Verschlägen gehalten werden). Aber mir gings halt darum dass Schlachtungen nicht per se so sein müssen, dass das Tier was davon weiß.
Kräuter Hexe hat geschrieben: Allerdings lebt das Tier ja irgendwie trotzdem nur, um zu sterben, oder? Und jemand macht Profit aus der eigentlichen Leistung dieses Tiers (klingt in dem Zusammenhang irgendwie noch makaberer).
Hm. Da scheiden sich die Geister, ob man eine Sache nach dem Ergebnis (Weg egal) oder nach dem Weg beurteilen soll. Mich persönlich stört die Motivation (Geldverdienen) nicht, solang das Ergebnis (reelle (nicht pseudo) Artgerechtigkeit) stimmt. Was ich aber durchaus problematisch sehe, ist dass eine wirklich tierfreundliche Haltung so viel kostet (Mühe, Zeit und Aufwand), und der Kostendruck immer da ist, dass man da exakte Vorgaben machen müsste um sicherzustellen dass nicht aus Kostendruck gespart wird.
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Beitrag von Kräuter Hexe » 29. Jan 2012 14:33

kiara hat geschrieben:
Kräuter Hexe hat geschrieben:Dann sind die Methoden an mir, die in einer ländlichen Gegend lebt und viele Agrarwirte persönlich kennt, wohl irgendwie vorbei gegangen.
Naja, solche Methoden wie von Temple Grandin entworfen sind leider in der Praxis noch wenig verbreitet und auch "gute" Schlachtungen sind glaub ich eher selten. Ich kann bei den "aufm Land beim Bauern ist alles toll"-Märchen auch nicht viel abgewinnen (war mit acht Jahren entsetzt, wie Kälbchen in winzigen Verschlägen gehalten werden). Aber mir gings halt darum dass Schlachtungen nicht per se so sein müssen, dass das Tier was davon weiß.
Finde ich sehr schade, da nach wie vor ja noch sehr viel Fleisch konsumiert wird und die Tiere so zumindest nicht gequält würden, wenn auch natürlich trotzdem umgebracht. Ich kann mir vorstellen, dass es auf den meisten (Bio-)Bauernhöfen schon etwas besser zugeht als in konventionellen Mastbetrieben, aber auch dort werden Tiere z.T. schlecht und unwürdig behandelt wie gequält. Wow, mir wäre das in dem Alter glaub ich kaum aufgefallen. Aber mittlerweile find ich's teilweise auch sehr krass, was da abläuft.
Allerdings kann ich dagegen halten: eine Bekannte meiner Mutter besitzt auch Hühner (die jedoch größtenteils zum Eierlegen da sind) und behandelt diese relativ gut, d.h. die (ich müsste lügen) 10-15 Hühner haben einen großen Auslauf und großzügigen Unterschlupf im Garten etc., wie sie jetzt geschlachtet werden, wenn das denn passiert, weiß ich leider auch nicht genau, ansonsten könnte ich dazu mehr sagen. Neben ihrem eigentlichen Job verkauft sie deren Eier auch als Bio-Ware. Ein entfernter Bekannter meines Vaters, d.h. er kennt ihn über seine ehem. Arbeitsstelle in einer Bank und der Bekannte war/ist Kunde dort, besitzt eine Hühnermastfabrik in unserer Nähe und berichtete mal, er bezahle insgesamt 18ct für ein Hähnchen (incl. Futter, Transport etc.) - davon könne er aber nicht leben, den meisten Profit mache er durch den Kot der Tiere, welcher z.B. in Biogasanlagen verbrannt wird oder generell einfach als Kraftstoff verwandt. Gerade bei Hühnern finde ich den Unterschied unglaublich, muss ich sagen...vor allem, wenn man sich mal ansieht, was in solchen (ohne jetzt den Holocaust-Vergleich bringen zu wollen) Massenvernichtungsanstalten á 60.000 Tieren und mehr so alles vor sich geht.
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