Cesar Millan - wird gebissen. Zu recht.

Plausch & Palaver
Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 4. Aug 2017 14:21

Nappi hat geschrieben:Aber Kritik ist auch einfach, wenn man ein Video von einer Situation hat, die man sich x-mal angucken kann, in Zeitlupe, vor und zurück. Im Umgang mit Hunden, die aggressives Verhalten zeigen, muss man Situationen und Verhalten oft in Bruchteilen von Sekunden beurteilen und möglicherweise darauf reagieren. Dabei passieren auch Fehler.
Da brauch mein kein Vor und Nachspulen um zu erkennen, dass Milan die Körpersprache des Hundes völlig falsch einschätzt. Der Hund ist auch nicht aggressiv, zumindest von Begin an.
Ganz im Gegenteil Milan greift den Hund an mit Zischlauten, schlägt ihn in die Seite und greift nach dem Futter des Hundes (als Fremder). Der Hund zeigt die Zähne, aber schleckt sich über das Maul und Blickt an Milan vorbei als Beschwichtigung.
Milan steht in bedrohlicher Haltung da. Dann spricht er davon wie relaxed der Hund wäre, greift nach seinem Maul und wird gebissen.

So jemand muss definitiv boykottiert werden. Traurig ist das viele Hundehalter diesen Typen toll finden und seine zweifelhaften Methoden nachmachen.
Das Video ist in schlechter Qualität, aber die Forderung von 4 Pfoten ist richtig!


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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 4. Aug 2017 20:30

und dazu kommt dann möglicherweise noch:
Kim Sun Woo hat geschrieben:ganz fürchterliches Beispiel für sowas übrigens, ich treffe jemanden mit Hund und wir kommen ins Gespräch. dabei fällt folgendes:

er: "meine Tochter ist ein riesiger fan von Cesar Milan und schaut nicht nur dessen Sendung, sondern hat auch seine Bücher [oder wars nur eins?] usw. ich hab mir das auch mal von ihr geliehen, hab allerdings bisher nur einige Sachen nachgelesen, die für mich besonders wichtig sind."

:ugh:

(diese Herangehensweise würde wahrscheinlich sogar bei guten Ratgebern komische Ergebnisse produzieren, wenn man mal eben den Großteil des Buches völlig unter den Tisch fallen läßt und meint es reiche, die paar Seiten durchzublättern, die "wichtig" wären)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Nappi
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Beitrag von Nappi » 5. Aug 2017 08:49

.
Zuletzt geändert von Nappi am 3. Mär 2023 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
peanut butter for president :)

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Palmesel
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Beitrag von Palmesel » 5. Aug 2017 09:23

Cesar Millan hat zwar ein gewisses Maß an Hundeverstand, pflegt im Umgang mit Hunden aber eine Attitüde "gewaltsamer" Dominanz. Für jemanden, der noch gar keinen Bezug zu Hunden hat, ist vieles sicher lehrreich. Ich schätze diese Art allerdings nicht. Ich bevorzuge die Herangehensweise von Maja Nowak.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 5. Aug 2017 09:58

Nappi hat geschrieben: Ich glaub, ich habe noch nie so viel pro CM argumentiert....aber eine Medaille hat ja bekanntlich immer zwei Seiten
Dass eine Medaille zwei Seiten hat ist eine Plattitüde, ohne Mehrwert.

Das Millan Hunde gerettet hat, den sonst keiner helfen konnte behauptet Milan im Fernsehen und viele glauben das und blabbern es nach. "Es war ja im Fernsehen und muss daher richtig sein".....
Es gibt Vorwürfe, dass Milan den Vorspann besonders reisserisch macht und dann mit Beruhigungmittel arbeitet.
https://www.vn.at/lokal/vorarlberg/2013 ... ethoden.vn
Am Schicksal der Tiere ändert sich dann nichts, aber die Szene ist im Kasten.
Wie kann man Pro Millan argumentieren?

- Seine Methodik besteht aus Zwangs- und Strafmaßnahmen
- Die Hunde werden durch dünne Halsbänder stranguliert
- Sie werden mit Tritten in die Nierengegend gefügig gemacht
- er nutzt in D verbotene schmerzhafte Stachel- und Elektroschockhalsbänder
- mit Zischlaute vor der Bestrafung ängstigt er die Tiere
- seine Hunterwerfung und das "Relaxen" ist eine "erlernte Hilflosigkeit" die den Hund in einen depressiv-lethargischen Zustand bringt

BHV (Berufsverband der HundeerzieherInnen und VerhaltensberaterInnen eV) und die IBH (internationale Berufsvereinigung der Hundetrainer) lehnen seine Arbeitsweise einhellig als tierschutzwidrig und gemeingefährlich ab.
Zuletzt geändert von Sphinkter am 5. Aug 2017 10:11, insgesamt 2-mal geändert.

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 5. Aug 2017 10:09

Palmesel hat geschrieben:Ich bevorzuge die Herangehensweise von Maja Nowak.
Und was ist deiner Meinung an Frau Nowak so gut?
Ich habe schon richtig gute Hundetrainer kennengelernt, leider schafft es von denen keiner ins Fernsehen, da sie wenig spektakulär sind. Geradezu langweilig.
Frau Nowak behauptet, dass sie Tierpsychologien ist, aber es gibt in D kein akademisches Studienfach. Der Begriff ist nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen. Ich bin auch einer :mg:
Frau Nowak arbeitet auch mit Zischlauten und ihre Methoden sind keineswegs gewaltfrei.
Mit ihrem "Body Block" drängt sie die Tiere in eine Ecke. Die Methoden basieren wie bei Millan auf Dominanz und sind "Erfolgreich" weil der Hund aus Angst gehemmt ist.
Von ihr gibt es eine Folge, wo sie ein Hund im Kofferraum so bedrängt, dass er nach hier schnappt. Durch Strangulieren des Hundes entkommt sie der Gefahr.
Dabei hatte sie einfach nur glück, dass die meisten Hunde trotzdem noch freundlich sind.



Ab 01:35 ist das einfach nur eine Katastrophe. Nowak hat grosses Glück, dass der Hund sie nicht richtig beisst.

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Palmesel
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Beitrag von Palmesel » 5. Aug 2017 11:10

Sphinkter hat geschrieben:Und was ist deiner Meinung an Frau Nowak so gut?
Ich bin ganz sicher kein Experte. Ich hatte zwei Hunde bisher, der erste, Bilbo, ein Goldie-Rüde, war vollkommen problemlos, auch gegenüber schwierigen Artgenossen; die zweite, Jette, eine Aussi-Hovawart-Mischlingshündin, von klein auf schwierig. Im Umgang mit ihr haben mir die Betrachtungsweisen von Frau Nowak das Leben sehr viel leichter gemacht, ohne zu weit ins Detail gehen zu wollen.
Sphinkter hat geschrieben:Ich habe schon richtig gute Hundetrainer kennengelernt, leider schafft es von denen keiner ins Fernsehen, da sie wenig spektakulär sind. Geradezu langweilig.
Ich habe kein Fernsehen. Meine Frau hat eines ihrer Bücher geschenkt bekommen, und wir haben dann auf Youtube einiges von ihr geschaut.
Sphinkter hat geschrieben:Ab 01:35 ist das einfach nur eine Katastrophe. Nowak hat grosses Glück, dass der Hund sie nicht richtig beisst.
Ist ne schwierige Situation - aber Glück sehe ich da nicht: die weiß schon genau, wie sie den Hund anfasst. Wie man solche Hunde rumkriegt, davon habe ich keine Ahnung - was hätte sie besser machen können?

Klar, auch sie arbeitet mit "Gewalt" - geht das überhaupt ganz ohne bei solchen Kalibern? - aber ich sehe bei CM schon deutlich mehr Körperlichkeit und Dominanz. Hältst Du meinen Eindruck denn für falsch und siehst das völlig anders?

Sphinkter
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Beitrag von Sphinkter » 5. Aug 2017 12:34

Palmesel hat geschrieben:
Klar, auch sie arbeitet mit "Gewalt" - geht das überhaupt ganz ohne bei solchen Kalibern? - aber ich sehe bei CM schon deutlich mehr Körperlichkeit und Dominanz. Hältst Du meinen Eindruck denn für falsch und siehst das völlig anders?
Ich glaube nicht, dass sie immer weiss was sie macht und sie hat Glück, dass die meisten Hunde einfach freundliche Tiere sind und nicht zubeissen, obwohl sie in die Enge getrieben werden.
Der Hund ist auch kein Kaliber. Der ist einfach verunsichert, weil die Halterin keine klaren Signale gibt und regelt dann die Dinge wie er denkt, dass sie zu regeln wären, z.B. Fremde anbellen.
Der Hund muss lernen, dass Besitzer die Dinge selbst regelt wie z.B. Besuch empfangen etc.

Hunde trainiert man über das "Lernen am Erfolg", durch die klassische Konditionierung bzw. positive Verstärkung.
Nicht indem man an ihm rummzerrt wie Novak und mit Angst und Unterwerfung arbeitet.

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Daydream
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Beitrag von Daydream » 5. Aug 2017 13:14

Danke Sphinkter :)

Meine Hündin ist ein Fundhund, Vorgeschichte unbekannt. Als sie zu mir kam, hatte sie Angst vor Allem und Jedem. Ganz schlimm waren Männer mit Stöcken und Kopfbedeckung. Fremdhundekontakt war auch nicht möglich, sie ging bei Mensch und Hund aus Unsicherheit nach vorne. Inzwischen liebt sie alle Menschen und ist 99,9% verträglich mit Artgenossen. Meine Strategie ohne Hundetrainer: Erstmal ankommen lassen, sich gegenseitig kennenlernen. Danach hab ich sie in die Siiuiationen geführt. Ich bin immer nur soweit gegangen, wie sie es aushalten konnte, dann gabs Belohnung. Für sie fremde Menschen haben sich selbst schön gefüttert mit der Zeit, jetzt ist jeder Mensch ein potentieller Leckerlilieferant :D . Hundekontakte wurden so geübt, dass ich mich mit den anderen Haltern abgesprochen habe und erst dann Kontakt zugelassen habe. Zuerst nur intakte Rüden, das ging sehr gut und so haben wir uns weiter vorgetastet. Jetzt weiß sie, jede Situation die ich zu lasse, ist in Ordnung.
Wir sind ein Team, ohne Unterdrückung, Macht- und Dominanzgehabe. Ich brauche kein Blocken und Zischen ;)

Sie ist erst mein zweiter Hund. Ich handle nach der Devise, das Wesen der jeweiligen Tierart verstehen lernen, die Bedürfnisse beachten und Hund Hund sein lassen, wie Pferd Pferd, Katze Katze etc.. Ein Miteinander halt....
Be the change, you want to see in the world.
Mahatma Gandhi

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 5. Aug 2017 13:22

@ Nappi
da hast du mich mißverstanden. dein Vergleich wäre imo dann eher passend, wenn jemand das "für dummies" Buch kauft... und es dann nicht einmal komplett liest, sondern nur die Sachen, "die wichtig/interessant sind".
wtf @ "doch die Hundeflüsterin weiß, daß sie jetzt nicht nachgeben darf, egal wie hefti Marcy sich noch gegen ihre Nähe wehrt" :x

ich bin da völlig bei Sphinkter, was ist das für eine komische Herangehensweise seitens der Trainerin?!

gut auch "Maja versucht das Vertrauen des Hundes zu gewinnen" - ja, vielleicht wäre es dann eine gute Idee, daß Tier nicht zu sich ziehen und zu bedrängen?!



edit: wie man es anders probieren kann? siehe Daydream. :up: ich kann natürlich nicht sagen, was die Halterin bereits alles probiert hat (ich habe ehrlich gesagt gerade keine Zeit und Lust gehabt, mehr als die ersten fünf Minuten oder so zu sehen). aber ich bin im Endeffekt immer für "Belohnen/Verstärken/Befeuern von positivem Verhalten" anstatt der umgekehrten Herangehensweise (ich glaube allerdings auch, daß dieser Weg möglicherweise langatmiger sein kann, da braucht es natürlich viel Motivation und Geduld).

edit2: wobei diese Maja so auf Anhieb schon einen deutlich kompetenteren Eindruck als Cesar Milan macht.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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