Der "dumme Scheiße" über die ihr euch ärgert-Thread

[Akayi]

Ist zumindest ehrlich.

[illith]

und wie bereits geschrieben, was ist/war das überhaupt für eine fürchterliche Idee, eine Jugendliche von einer Minute auf die andere aus dem laufenden Schulunterricht abzuholen? da kann man doch kaum behaupten, daß es da keine Alternativen gegeben hätte.

das find ich auch superstrange. also selbst wenn einem das wohl von zur abschiebung freigegebenen jugendlichen egal wäre - das ist doch irgendwie klar, dass das auch traumatisierend für die braven deutschen kindlein ist?! oder dachten die verantwortlichen, das geht einfach so glatt und ohne widerstand über die bühne? und dass die betroffenen jugendlichen keine freundInnen in der klasse haben?
wie ist denn da das motiv der verantwortlichen zu erklären?

eine FB-freundin spekulierte, ob es kalkül ist, auf einmal nicht mehr bei nacht und nebel sondern tagsüber und mit solcher öffentlichkeit abzuschieben - so als außensignal - grade vor den wahlen - "wir tun was!"...

[somebody]

Die Begründung der lokal zuständigen Behörde ist vermutlich akuter Handlungsbedarf nach ausgeschöpften Rechtsmitteln. Andererseits gehe ich bei solchem zwangsläufig Aufsehen erweckenden Vorgehen auch eher davon aus, dass die Duisburger Verantwortlichen Rückendeckung und/oder Druck übergeordneter Institutionen zur Statuierung eines Exempels hatten. Unverständlich ist Vollzug eines Exempels jedoch an einer sozial integrierten Familie, wobei inbesondere das Vorgehen gegenüber Bivsi vor vielen anwesenden Menschen zwangsläufig zu Aufsehen im Internet führen musste. Warum wurden zur öffentlichen Statuierung eines Exempels nicht nachweisliche StraftäterInnen oder GefährderInnen medienwirksam abgeschoben?

[Kim Sun Woo]

siehe somebody: gerade bei dieser spezifischen Familie war doch eigentlich abzusehen, daß das ein eher negatives Echo haben würde?!

einerseits gibt es die allseits bekannten arabischen oder osteuropäischen Familienclans, bei denen "organisiertes Verbrechen" eine adäquate Umschreibung ist, bei denen es aber in nur allzu vielen Familien offenbar nicht gelingt bzw. nicht möglich ist, diese zu deportieren.

und dann hat man hier die völlig desalote Abholung einer in Deutschland geborenen und aufgewachsenen junge Gymnasiastin, also jemand, bei dem die Prognose hinsichtlich dessen, "was sie zur Gesellschaft beiträgt", recht eindeutig positiv ausfallen dürfte.

das hat dann schon wieder eher was von "Weg des geringsten Widerstandes". denn die besagte Schülerin hat wohl kaum den PolizistInnen gedroht, daß sie in einem Monat wieder zurück sei und Deutsche umbringen würde (quasi so ähnlich wie "gefährlich" wirkende Gruppen Jugendlicher meiner Erfahrung nach seltener kontrolliert usw. werden. vermutlich, weil damit ein (vermeintlich) größeres Risiko einhergeht).
[/polemik]

[gemüse]

Das ist das übliche Vorgehen. Nach einem endgültigen Ablehnungsbescheid erhalten die Betroffenen eine Abschiebungsandrohung mit Frist für die "freiwillige Ausreise" ins angegebene Zielland. Bleiben sie über diese Frist hinaus, können sie jederzeit abgeschoben werden. Die Abschiebung wird nicht angekündigt. Das soll wohl ein Abtauchen erschweren. Diesmal gab's Widerstand des Umfelds und kam in die Medien, das ist das einzig Neue.

Stategien für den Umgang mit Ablehungsbescheiden und Abschiebungsandrohungen in NRW:
http://www.frnrw.de/fileadmin/frnrw/med ... _Final.pdf
Flüchtlingsräte für weitere Bundesländer finden sich hier:
https://www.proasyl.de/unser-netzwerk/

P.S. Die Menschen nicht mehr nachts abzuholen soll "weniger belastend" sein.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/ver ... _id=334900
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/sc ... 50279.html

[somebody]

gemüse, dieser Fall ist nicht der einzige Fall der Abschiebung sozial integrierter Menschen mit öffentlichem Aufsehen & Medienbetichterstattung. Spontan denke ich an den Fall eines Berufsschülers in Bayern diese Tage, den Fall einer 16jährigen Schülerin in Hessen Ende 2016, den Fall eines berufsrätigen (?) jungen Mannes in Bayern vor einigen Monaten...
Kims Einschätzung, Menschen, von denen kein oder wenig Widerstand erwartet wird, bevorzugt abzuschieben, klingt plausibel.

[gemüse]

somebody, dann ist das Aufsehen offensichtlich zu gering. Möglicherweise gibt es bei den Abschiebungen Bevorzugungen, ich weiß es nicht. In den ersten elf Monaten des letzten Jahres sollen aber 23'750 Menschen aus Deutschland abgeschoben worden sein und im Jahr 2015 insgesamt 20'888 Menschen. http://www.zeit.de/politik/2016-12/flue ... chiebungen

[Akayi]

Interessant auch dass sofort die Frage kommt warum nicht 'die Richtigen' abgeschoben werden als ob es nur um die Effizienz von Abschiebungen ginge.

[Kim Sun Woo]

ich finde die Frage durchaus naheliegend, da gehts doch wieder um eine Frage der Verhältnismäßigkeit.

(und natürlich beantwortet das auch eine grundsätzliche Frage, nämlich die, ob überhaupt Menschen abgeschoben werden dürfen. diese Frage würde ich persönlich aber genauso beantworten wie meines WIssens der Großteil der Bevölkerung: selbstverständlich kann man Menschen, die (schwere) Straftaten begehen, abschieben. anders sieht es aber bei der Frage aus, ob auch "unbescholtene" Asylbewerber deportiert werden sollten, insbesondere wenn diese sich offenkundig bemühen, "teilzuhaben" (ich würde sagen: nein). da ist meines Wissens dann auch geringerer Konsens innerhalb der Bevölkerung vorhanden)

[Akayi]

Die Frage ist überhaupt nicht naheliegend. Warum sollte man sich überhaupt eine Kopf darum machen wie der Staatsapparat zu laufen hat? Für wen hältst du dich denn?

Der Verweis auf die Mehrheitsdeutsche Meinung ist so unüberraschend wie unsinnig. Was tut es denn zur Sache dass ihr alle gleich denkt?