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von Rosiel » 24. Jun 2015 20:00
Dem Konsumenten wird halt keine Wahl gelassen, wenn er ein neues Auto kaufen will. Hätte ich die Wahl hätte ich gerne ein Auto von 1970 quasi neu hergestellt. Das kann ich dann fahren bis ich ins Gras beiße. Prinzipiell gibt's die ja auch noch, allerdings kosten die halt bis zu doppelt so viel wie ein Neuwagen gleicher Klasse (mal ein Beispiel, ein fabrikneuer T1, nicht gefahren, pupstrocken aufbewahrt, alle Gummiteile neu, kostet ganz gerne seine 70.000€)
Mein 1. Auto war ein 3er Golf Kombi damals 18 Jahre alt. Ist noch Jahre gefahren, nie liegen geblieben - wir sind zusammen geblieben, bis der TÜV uns schied. Den Keilriemen, Lämpchen, Zündkerzen etc. konnte ich alles selber problemlos wechseln. Etwaige Teile hab ich oft genug auf dem Schrottplatz für umme holen können, Fabrikat war dabei oft zweitrangig, die Teile haben einfach gepasst.
2. Auto: Fiat Cinquecento - hat sich eigentlich wacker geschlagen bis auf die Tatsache, das die Elektronik halt voll im Eimer war, aber prinzipiell fuhr die Karre.
3. Auto: Opel Tigra - joa, Teile dafür bekommen war immer richtiger Mist, weil jede Schraube ganz individuell für das Auto war und sonst gar nichts gepasst hat. Außerdem brauchte man für eigentlich alles einen Spezialschlüssel. Zündkerzen hätte man mal wechseln müssen, allerdings lagen die so unter dem Motor verbaut, das man den mit einem Kran hätte ausbauen müssen(!!!). Wer macht den sowas?!?
Um Birnlein zu wechseln musste man auch den halben Motor ausbauen
4. Auto: Fiat Punto - die totale Katastrophe. Der Boardcomputer hat mehr Saft gebraucht als die Lichtmaschine liefern konnte, was zur Folge hatte, dass so gut wie ALLE Teile, die IRGENDWAS mit Elektronik zu tun hatten, entweder gesponnen haben oder - zumeist - ganz im Arsch waren. Um das Auto anzulassen hatte ich eine separate Batterie, die ich immer über Nacht aufgeladen hab und tagsüber dabei hatte, um bei mir selbst zu überbrücken. Bei Regen hab ich eher die Fenster runter gekurbelt und den Kopf aus dem Fenster gehalten, als zu riskieren, dass sich die Scheibenwischer aushängen und einfach wegfliegen. Von diesen Heizdingern in der Heckcheibe ging EINS. Die Servolenkung funktionierte nur 10 Sekunden nach dem Anlassen (toll, ein Auto ohne Servo fahren, dass aber für eine Servo konzipiert ist). Das Radio ging bei der Fahrt auch einmal spontan in Flammen auf. Der Blinker ging schon mal an, wenn ich gebremst hab. Alternativ ging im Auto das Licht an, dafür haben die Bremslichter schon mal geblinkt. Die Symbologie des Armaturenbretts hatte was von einer Disko-Lightshow, manche Warnleuchten hatten Dauerbetrieb, warum konnte mir aber nicht mal die Markenwerkstatt erklären. Der Schaltknüppel ging auch mal ab und lies sich nicht mehr montieren (ich hatte also nur noch diese dünne Getriebestange da). Im Winter ging beim Fahren schon mal spontan der Motor aus, dann musste man schnell sein, beim auf die Kupplung treten.
Den Rest hab ich wahrscheinlich schon erfolgreich verdrängt.
5. Auto: Skoda Fabia. Mein neuestes Auto. Mit Abstand. Ich hab noch nie so ein neues Auto besessen. Er fährt auch im Großen und Ganzen recht zuverlässig. Allerdings leuchten echt häufig irgendwelche Lämpchen, weswegen die Karre verhältnismäßig oft in der Werkstatt ist, weil sich meine früheren "Reparaturkumpel" nicht erklären können, was er schon wieder hat. Also wieder Werkstatt. Außerdem bin ich mir 100% sicher, dass die Karre niemals so alt werden wird, wie der Golf.
Ich weiß, dass das nur eine persönliche Erfahrung ist. Ein Autobauer hat zu mir allerdings auch mal gesagt, dass es schon immer noch möglich wäre, Autos so zu bauen, dass sie 40 Jahre lang fahren. Aber das ist eben nicht gewünscht. Und ja ich bin von gewünschter Obsoleszenz mehr als überzeugt. Wir haben mal spaßeshalber in einem Seminar "Fälle" gesammelt und die Liste war endlos und betraf so gut wie alle möglichen Gegenstände des täglichen Lebens.