Vegane Ernährung nur "mittelmäßig" gegen Welthunger?!?
- human vegetable
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OK, ich sehe ein dass ich Veganismus im Bezug auf sein theoretisches Potential, den Welthunger zu verringern, im Vergleich zu anderen Maßnahmen überschätzt habe.
Andererseits gehen alle erwähnten Szenarien von hypothetischen Entwicklungen aus und beschäftigen sich nicht damit, wie wahrscheinlich es ist, dass die empfohlenen Veränderungen tatsächlich erfolgen. Soll heißen: Um weltweite Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen, bräuchte es weitreichende Reformen unseres politischen Systems (deutliche Stärkung supranationaler Strukturen, bzw. Schwächung/Abschaffung der Nationalstaaten), und unseres Wirtschaftssystems (Stärkung von planwirtschaftlichen und zentralistischen Elementen zuungunsten des Kapitalismus). Dass sich die Weltgemeinschaft in diese Richtung bewegt hört sich im Moment recht utopisch an, gerade auch vor dem Hintergrund aktueller europäischer Entwicklungen (Brexit; Umgang mit der "Flüchtlingskrise").
Demhingegen ist Veganismus gerade für Wohlstandsbürger aus reichen Staaten wo kein Hunger herrscht ein auf individueller Ebene durchführbarer konkreter Schritt, der den Problemdruck senkt, da viele Ressourcen geschont werden.
Es mag allerdingss ein, dass es noch andere (vielversprechendere) Interventionen gibt, wie z. B. Reduktion der weggeworfenen Lebensmittel in Wohlstandsländern, Schulung von Kleinbauern bzgl. effizienter Anbaumethoden und dementsprechender Technologietransfer in Entwicklungsländer etc.
Das bringt mich zu einer allgemeineren Frage (die hier bestimmt schon ausführlich diskutiert wurde): Was sind wirklich schlüssige Argumente für Veganismus, die einem strengen "Faktencheck" standhalten?
Bessere Gesundheit ist z. B. kein solches Argument. Mag sein dass Veganer oft gesünder sind als Durchschnittsbürger,a ber das mag auch daran liegen dass sie ein größeres Gesundheitsbewusstsein haben und ihre Lebensführung insgesamt gesundheitsförderlicher ist (mehr sport/Bewegung, weniger Rauchen, etc.). Bei Vergleichsstudien zwischen Omnivoren, Vegetariern verschiedener spielarten und Veganern zeigt sich nicht, dass letztere allen anderen Gruppen haushoch überlegen wären. Eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte mag dem Durchschnittsbürger aus gesundheitlichen Gründen anzuraten sein, aber für den Nutzen eines kompletten Verzichts fehlt die Evidenz.
Wie sieht es mit den Themenkomplexen Ökologie (nicht nur Welthunger, sondern auch Klimaveränderung/Nachhaltigkeit), Politik (Ausbeutung der Entwicklungsländer) und Ethik 8Verringerung von Tierleid, anti-Speziesismus) aus? Sind hier stärkere Argumente für strengen Veganismus zu finden? Gibt es noch weitere Argumentationsfelder, die ebenfalls für oder gegen Veganismus sprechen?
Wobei es wohl einen Unterschied macht (wie man schon im bisherigen Fokus des Threads sieht), ob man strengen Veganismus für alle fordert (was für einige ohnehin schon benachteiligte Menschen wie Wanderhirten die Lage eher noch verschlimmern würde), oder nur als individuellen Entschluss für Wohlstandsbürger der ersten Welt propagiert.
Könnt ihr mich auf entsprechende, möglichst unabhängige Publikationen hinweisen? Obwohl ich (schon/erst?) acht Jahre vegan lebe, merke ich gerade dass es mit meinem Wissen über diese grundsätzlichen Fragen nicht gut bestellt ist. Ich habe mich zwar schon durch einige Bücher und Filme über Veganismus allgemein gekämpft, da diese aber von überzeugten Veganern verfasst waren mag es sein, dass sie die Lage nicht objektiv dargestellt haben.
Andererseits gehen alle erwähnten Szenarien von hypothetischen Entwicklungen aus und beschäftigen sich nicht damit, wie wahrscheinlich es ist, dass die empfohlenen Veränderungen tatsächlich erfolgen. Soll heißen: Um weltweite Verteilungsgerechtigkeit zu erreichen, bräuchte es weitreichende Reformen unseres politischen Systems (deutliche Stärkung supranationaler Strukturen, bzw. Schwächung/Abschaffung der Nationalstaaten), und unseres Wirtschaftssystems (Stärkung von planwirtschaftlichen und zentralistischen Elementen zuungunsten des Kapitalismus). Dass sich die Weltgemeinschaft in diese Richtung bewegt hört sich im Moment recht utopisch an, gerade auch vor dem Hintergrund aktueller europäischer Entwicklungen (Brexit; Umgang mit der "Flüchtlingskrise").
Demhingegen ist Veganismus gerade für Wohlstandsbürger aus reichen Staaten wo kein Hunger herrscht ein auf individueller Ebene durchführbarer konkreter Schritt, der den Problemdruck senkt, da viele Ressourcen geschont werden.
Es mag allerdingss ein, dass es noch andere (vielversprechendere) Interventionen gibt, wie z. B. Reduktion der weggeworfenen Lebensmittel in Wohlstandsländern, Schulung von Kleinbauern bzgl. effizienter Anbaumethoden und dementsprechender Technologietransfer in Entwicklungsländer etc.
Das bringt mich zu einer allgemeineren Frage (die hier bestimmt schon ausführlich diskutiert wurde): Was sind wirklich schlüssige Argumente für Veganismus, die einem strengen "Faktencheck" standhalten?
Bessere Gesundheit ist z. B. kein solches Argument. Mag sein dass Veganer oft gesünder sind als Durchschnittsbürger,a ber das mag auch daran liegen dass sie ein größeres Gesundheitsbewusstsein haben und ihre Lebensführung insgesamt gesundheitsförderlicher ist (mehr sport/Bewegung, weniger Rauchen, etc.). Bei Vergleichsstudien zwischen Omnivoren, Vegetariern verschiedener spielarten und Veganern zeigt sich nicht, dass letztere allen anderen Gruppen haushoch überlegen wären. Eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte mag dem Durchschnittsbürger aus gesundheitlichen Gründen anzuraten sein, aber für den Nutzen eines kompletten Verzichts fehlt die Evidenz.
Wie sieht es mit den Themenkomplexen Ökologie (nicht nur Welthunger, sondern auch Klimaveränderung/Nachhaltigkeit), Politik (Ausbeutung der Entwicklungsländer) und Ethik 8Verringerung von Tierleid, anti-Speziesismus) aus? Sind hier stärkere Argumente für strengen Veganismus zu finden? Gibt es noch weitere Argumentationsfelder, die ebenfalls für oder gegen Veganismus sprechen?
Wobei es wohl einen Unterschied macht (wie man schon im bisherigen Fokus des Threads sieht), ob man strengen Veganismus für alle fordert (was für einige ohnehin schon benachteiligte Menschen wie Wanderhirten die Lage eher noch verschlimmern würde), oder nur als individuellen Entschluss für Wohlstandsbürger der ersten Welt propagiert.
Könnt ihr mich auf entsprechende, möglichst unabhängige Publikationen hinweisen? Obwohl ich (schon/erst?) acht Jahre vegan lebe, merke ich gerade dass es mit meinem Wissen über diese grundsätzlichen Fragen nicht gut bestellt ist. Ich habe mich zwar schon durch einige Bücher und Filme über Veganismus allgemein gekämpft, da diese aber von überzeugten Veganern verfasst waren mag es sein, dass sie die Lage nicht objektiv dargestellt haben.
"The greatest obstacle to discovery is not ignorance - it is the illusion of knowledge." - Daniel J. Boorstin
"If you want to be more successful, double your failure rate. Success lies on the far side of failure." - Thomas J. Watson
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Du kannst ja selber mal ein Experiment machen: Geh in einen Laden und nimm jedes Produkt in die Hand. Du multiplizierst die Mengenangabe mit den Kalorien pro Menge und teilst es durch den Preis. Somit hast du einen Index für Nährwert pro Geldeinheit.
Du wirst feststellen, dass Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Zucker, Reis, Mais, Bohnen etc einen sehr hohen Index haben. Es sind auch die umweltfreundlichsten Produkte, weil sich jeder zusätzliche unökologische Aufwand (wie lange Transportwege, Kühlung etc.) im Preis niedergeschlagen hätte.
Was dir an dieser Rechnung nicht gefallen wird ist der hohe Index von Gemüse, Früchten, Nüssen etc. (Diese sind oft ökologisch problematisch, weil gerade hier langer Transportweg, Kühlung etc) zum tragen kommen.
Arbeitsintensive Produkte sind leider nicht nur teuer, sondern auch nicht wirklich ökologisch, weil die Arbeiter auch essen möchten.
Das bei dieser Rechnung auch Hühnchen gut abschneidet lassen wir hier mal unkommentiert.
Viel Spass beim Experimentieren. Das ist der Geist der Wissenschaft.... oder so
Du wirst feststellen, dass Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Zucker, Reis, Mais, Bohnen etc einen sehr hohen Index haben. Es sind auch die umweltfreundlichsten Produkte, weil sich jeder zusätzliche unökologische Aufwand (wie lange Transportwege, Kühlung etc.) im Preis niedergeschlagen hätte.
Was dir an dieser Rechnung nicht gefallen wird ist der hohe Index von Gemüse, Früchten, Nüssen etc. (Diese sind oft ökologisch problematisch, weil gerade hier langer Transportweg, Kühlung etc) zum tragen kommen.
Arbeitsintensive Produkte sind leider nicht nur teuer, sondern auch nicht wirklich ökologisch, weil die Arbeiter auch essen möchten.
Das bei dieser Rechnung auch Hühnchen gut abschneidet lassen wir hier mal unkommentiert.
Viel Spass beim Experimentieren. Das ist der Geist der Wissenschaft.... oder so
Ich hab auch schon von der Studie gehört. Anscheinend sind die Forscher davon ausgegangen, dass Flächen die jetzt beweidet werden nur für Viehzucht benutzt werden können. Das stimmt de facto nicht. Man kann dort auch ander Getreidesorten und Bäume kultivieren. Die Erträge sind dann natürlich nicht so hoch, ich weiß aber konkret nicht ob das vegane Landwirtschaft genrell uneffektiver macht.
Mein Lieblings vegander Youtuber hat da ein Video drüber gemacht (englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=TcTVklSZHA4
Mein Lieblings vegander Youtuber hat da ein Video drüber gemacht (englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=TcTVklSZHA4
Mit diesem Satz tue ich mir sehr schwer.Omniknight hat geschrieben:..Arbeitsintensive Produkte sind leider nicht nur teuer, sondern auch nicht wirklich ökologisch, weil die Arbeiter auch essen möchten.
Arbeitsintensiv bedeutet nicht zwangsläufig un-ökologisch.
Und Arbeitnehmer müssen essen, ob sie werktätig sind oder nicht.
Sie müssen auch essen, wenn sie auf dem Dienstleistungssektor tätig sind - sind Dienstleistungen dann auch unökologisch?
Bei Produktionen, die wenig arbeitsintensiv sind, z.B. Mais und Zucker, hat man einen hohen Mechanisierungsgrad und einen hohen Treibstoffverbrauch. Handarbeit ersetzt in der Regel Maschienen- und Treibstoffeinsatz.
Es gibt keine einfachen bezahlbare Lösungen.dass Flächen die jetzt beweidet werden nur für Viehzucht benutzt werden können. Das stimmt de facto nicht. Man kann dort auch ander Getreidesorten und Bäume kultivieren.
So doof wären weder die Landwirte noch die Forscher, dass sie keine passenden Ansätze finden würden.
Erstmal muss man sehen, warum man Dauergrünland hat.
Fehlt das Wasser - dann geht eh nichts anderes.
Ist es zu nass? Dann müsste man teuer entwässern, auf wessen Kosten?
Ist die Bodenkrume (bewurzelbarer Bodenhorizont) nicht ausreichend tief genug? Dann ist man auch relativ hilflos.
Stimmen Boden- und Wasserverhältnisse, dann ist es meistens zu steil.
Steillagen bedeuten, man braucht besonders geeignete Maschinen bzw letztlich bleibt Handarbeit übrig.
Und was stellt der international agierende Landmaschinenmarkt her?
Großmaschinen mit über 6 m Arbeitsbreite für Großbetriebe damit dort preiswert Mais und Zucker hergestellt werden kann.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....
Es gibt sehr viele Lösungen, nur leider wird der Agragmarkt von einigen Superkonzernen beherscht, die gigantisch Maschinen verkaufen wollen. Alternative Ansätze gibt es, wie z.b. Permakultur oder nicht-pflügende Landwirtschaft. Damit könnten viele Probleme gelöst werde. Leider wird aber viel zu wenig in diese Richtung geforscht, da die Großkonzerne damit Macht und EInfluss verlieren würden. AUßerdem gibt es immer noch gigantische Subentionenen für konventionlle Landwirtschaft, die einfach abgeschafft gehören.Gerlinde hat geschrieben:
Es gibt keine einfachen bezahlbare Lösungen.
So doof wären weder die Landwirte noch die Forscher, dass sie keine passenden Ansätze finden würden.
Ich persönlich denke, dass wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten sollten. Am besten sollte man sein eignen Garten haben und so viel Gemüse und Obst anbauen wie möglich. Damit würde die Allgemeinheit wieder viel mehr Macht über die eignen Ernährung haben!
Hmja .... und wie setzt man zum Beispiel in den Niederlanden um, dass jeder seinen Garten bekommt, der ein Familie ernährt? Und wo nimmt man die Zeit für den Ackerbau her .... so neben dem Job in einer arbeitsteiligen Gesellschaft? Denn es geht ja nicht darum, dass man mal ein paar Tomaten oder Erdbeeren zieht ... .
Der Hunger und die Armut in der Welt geht nach den Statistikender FAO und der UNESCO m. W. immer weiter zurück. Das geht aber nicht mit kleinstparzelligem Anbau sondern mit rationaliserter Erzeugung.
Der Hunger und die Armut in der Welt geht nach den Statistikender FAO und der UNESCO m. W. immer weiter zurück. Das geht aber nicht mit kleinstparzelligem Anbau sondern mit rationaliserter Erzeugung.