slartibartfaß hat geschrieben:kiara hat geschrieben:und warum ziehst du den Unterschied ausgerechnet zwischen Tieren(incl Mensch) und Nichttieren, anstatt zwischen leidfähigen Tieren und nichtleidfähigen Tieren?
Gute Überlegung!
Daher dackel ich auch immer mit meinem Schwamm-Beispiel an.
slartibartfaß hat geschrieben: kiara hat geschrieben:OK, aber welche Fragen sind das denn konkret?
Das kann ich Dir nicht konkret beantworten - darauf will ich hinaus: es sind unzählige ethische Fragen diesbezüglich und aus meiner Sicht unbeantwortet. MMn hat unsere Gesellschaft keine gesunde Idee, wie sie mit der Wertigkeit von Leben umgehen soll. Ich habe versucht, es durch die Frage "Darf der Mensch über Leben und Tod entscheiden?" im weitesten Sinne zu symbolisieren.
Ahh, ok! Ich glaub jetzt versteh ich eher was du meinst.
Ich denke, dass das eventuell ok wäre, wenn restlos geklärt wär, dass bei diesem Kunstmuskel kein Tier mehr als zb. einen Stich erleidet und dieser Kunstmuskel keinerlei Gefühle entwickelt - dann wäre die Frage auch leichter zu beantworten.
Es gibt nämlich ein anderes Problem als das, was du genannt hast: "traditionelle" Werte, die eigentlich sehr gut und sinnvoll sind, legen gewisse Definitionen und Grenzen fest, die auch in den "Gefühlen" der Menschen sind - die dann aber technologisch obsolet werden. Zum Beispiel galt das Aussetzen des Herzschlags und das Aufhören des Atmens die ganze Menschheit lang als Todeszeichen - inwzsichen kann man NICHT ATMENDE Menschen noch Jahrzehnte (!) am Leben erhalten - es ist also als Todeszeichen obsolet! Wenn dann jemand kommt mit "ich weiß nicht, ist das nicht unnatürlich / mein Gefühl sagt..." -etc, dann bin ich insofern kritisch, dass ich sage: die Technologien verändern sich. Die Welt verändet sich. Wir können nicht auf Ethik basieren, die auf Dogmen basiert (also auf Gefühlen der Heiligkeit, Unantastbarkeit, oder festen Regeln die nicht - oder nicht ausreichend - überprüft werden(!)) sondern vielleicht sollten wir eher in die Richtung: "Was genau erzeugt Leid, und warum?" Und eher danach neue ethische Richtlinien stecken.
Genau dieses Problem gibt es ja auch bei "kein Sex vor der Ehe". Früher gabs keine Verhütungsmittel - um eine Bevölkerungsexplosion zu vermeiden, waren rigide Sexualvorschriften wichtig und gut! Heute gibt es Verhütungsmittel, aber die "Gefühle" der Christen, dass das "einfach falsch sei", stehen ethischem Fortschritt im Wege - weil sie ihre Dogmen nicht hinterfragen und nicht den Entwicklungen anpassen.
Ich weiß, ist ein bisschen weit hergeholt, aber wisst ihr was ich meine?^^
slartibartfaß hat geschrieben: kiara hat geschrieben:Aber begründen möchtest du das nicht? (Ich meine, müssten moralisch-ethische Vorstellungen nicht konkrete praktische Vorstellungen zugrunde liegen?)
Moralisch-ethische Vorstellungen erfahren ihre Begründung in der Prägung durch das Familiensystem und durch die Gesellschaft. Nicht durch Argumentationen. Kannst Du "Ekel" begründen?
Naja, so einfach ist das ja nicht. Das ist ja nicht nur Prägung, sondern teilweise auch angeboren. Ekel ist ein Gemisch aus angeboren und anerzogen und ist ein Gefühl, das zum Schutz vor nicht offensichtlichen Gefahren dient, wie zb. Keimen, sehr kleinen Tieren, etc. Daher hängt mit Ekel ein starkes Vermeidungsverhalten und Bedürfnis nach Waschen zusammen. Aber auch da: es ist sinnvoll, Begründung mit reinzunehmen. Vollkommen keimfreier gelber Glibber KANN wie Rotze aussehen - aber wenn man weiß, dass es das nicht ist, ist der Ekel sehr wenig da. Auf das Muskelbeispiel übertragen: Kunstmuskel KANN Bedenken/Sorgen/Ekel auslösen, aber eventuell (?), wenn einem klar ist, dass kein einziges Tier da leidet (außer vielleicht ein winziger Stich bei einem Tier?), wäre das was anderes.