Rechtes Pack oder Gutmensch: Wo ist rechts und wo links?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Roger Wilco
Without a spaceship, how can you get to Monolith Burger for lunch?
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Beitrag von Roger Wilco » 3. Jan 2016 12:00

Lauri hat geschrieben:Aber in Sachsen ist jedes 3. Kind von Armut betroffen
Lauri hat geschrieben:Jedes 2. Kind in Sachsen leidet unter Armut
Fortsetzung folgt...

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die uli
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Beitrag von die uli » 3. Jan 2016 12:34

Ist auch gar nicht so einfach.
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Nichts dauert ewig, selbst wenn es ein Leben lang dauert.

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Beitrag von .u. » 3. Jan 2016 12:39

Die Wiedervereinigung war schlecht organisiert und wer mit den Anforderungen der Gesellschaft nicht mithalten kann, warum auch immer, ist Außenseiter und davon gibt's im Osten immer noch mehr als im Westen. Hat aber nicht mit Flüchtlingen und anderen Zuwandernden zu tun. Über haupt nichts.
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 3. Jan 2016 15:24

auf jeden Fall. die Wiedervereinigung in der Form, wie sie abgelaufen ist, war ein Fehler. aber damals wurden kritischen Tönen (die es durchaus gegeben hat) im Grunde erwidert, daß sie "unpatriotisch" o.ä. wären.

die Kohl-Regierung hat sich auch wahnsinnig ins Zeug gelegt, bei den Ostdeutschen (von denen nicht wenige ohnehin schon überzogene Vorstellungen von Westdeutschland als quasi-"Schlaraffenland" gehabt haben dürften*) falsche Erwartungen zu schüren.

Lauri hat geschrieben:Und jeder sollte für seine Meinung Demonstrieren dürfen! Wenn ich die Asylpolitik kacke finde und auf eine Pegida Demo gehe bin ich noch lange nicht rechts!
zumindest bzgl. dieser Frage schon.

richtig wäre bspw.: nicht jeder, der auf Pegida Demos herumläuft, ist ein gewaltbereiter Neonazi.

Lauri hat geschrieben:Meiner Meinung sind die Politiker Mitschuld an den mehrfachen Bandanschlägen etc.
ich finds immer wieder seltsam, wie die Verantwortung für so einen Dreck auf andere Menschen als die Täter geschoben wird.**




*das ist dann möglicherweise eine der Parallelen zu manchen Flüchtlingen heute. ich gehe stark davon aus, daß bspw. viele davon sehr verwundert sind, wenn sie mitbekommen, wieviele Menschen der "eigentlichen" Bevölkerung hierzulande auch in vergleichsweise Armut leben.

** sidenote: das gleiche gibt es übrigens leider auch "andersherum", nämlich den bescheuerten Vorwurf der "geistigen Brandstifter".
.... Und sonst so?

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VegSun
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Beitrag von VegSun » 3. Jan 2016 16:02

@unkraut

Man war nach der Wiedervereinigung etwas gereizter was das Thema Zuwanderer betrifft, weil in der DDR damals einige ihre Arbeitsplätze verloren.
Menschen die Rechts dachten nutzten diese Stimmung , das einige , nachdem sie erkannten das die Wiedervereinigung nicht nur rosig ist , zunehmend alles schlechter fanden.

In Rostock-Lichtenhagen kippte die Stimmung damals dermaßen, dass man Flugblätter gegen die Zuwanderer verteilte und in den Medien verbreitete das man sich dort am Asylheim organisieren wollte. Die Zuwanderer gabs aber dort schon in den 70er Jahren. Nun aber strömten Leute mit Rechtem Gedankengut aus ganz Deutschland an jenen Tagen i August 1992 nach Rostock-Lichtenhagen und das Unheil nahm seinen Lauf. Zum Glück gab es keine Toten, aber das wahr nicht weit davon entfernt, denn Menschen warfen Brandsätze ins Gebäude so das 150 Vietnamesen evakuiert werden mussten und das geschah von Bürgern und den angereisten Antifas in letzter Sekunde, weil sie da keinen Fluchtweg hatten und über das Dach fliehen mussten. Das Eintreffen der Feuerwehr dauerte über 1 Stunde.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Beitrag von .u. » 3. Jan 2016 16:09

Lauri hat geschrieben:Und jeder sollte für seine Meinung Demonstrieren dürfen! Wenn ich die Asylpolitik kacke finde und auf eine Pegida Demo gehe bin ich noch lange nicht rechts!
Ich habe schon öfter Leute in Interviews ausweichen gehört, dass sie ja gar nicht so gut fänden, was der PEGIDA Leader sagt, aber trotzdem meinten, dort eine Gelegenheit zu haben, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Aber ich verstehe nicht, wieso sie dann keine andere Demo machen. Ich geh doch auch nicht auf die Demo für höheres Lehrergehalt, um gegen Atomkraft zu protestieren. Natürlich ist PEGIDA rechts. Wers nicht ist, aber trotzdem hingeht ist bestenfalls naiv o. denkfaul.
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Wuseljule
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Beitrag von Wuseljule » 3. Jan 2016 16:20

die uli :mg: :up:
Und alles ist jetzt. Es ist alles alles jetzt.

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Beitrag von .u. » 3. Jan 2016 16:27

Stimmt, VegSun, sehr viele verloren die Arbeit, gelerntes verlor seinen Wert und Menschen fanden sich allgemein schlecht zurecht im neuen System.

Besonders, wenn diese Ideologie richtig verinnerlicht worden war. Dann brach ja mit der Wende im wahrsten Sinne des Wortes eine Welt zusammen. Die bisherigen Werte waren plötzlich bedeutungslos.

Für diejenigen, die unpolitisch waren und der DDR Loyal und entsprechend die Abneigung gegen den Westen, die Angst vor fremden Einflüssen, vor Drogen, Obdachlosigkeit, "Schmuddeltum" verinnerlicht hatten, war das sehr schlimm. Tatsache ist ja auch, dass in der DDR viel Patriotismus propagiert wurde verbunden mit Bedrohung aus anderen Kulturen.

Die Westler leben genauso die Werte, die sie vermittelt bekommen haben. Außerdem wird im Westen die Gruppe der Einkommensschwächeren leider stärker von Immigranten oder Deutschen, die man leider noch nicht als Deutsche ansieht, gebildet (jedenfalls irgendwie eine andere Population, die nicht zu Pegida geht).

Im Osten gibt es halt sehr viele Einkommensschwache unter den Patrioten oder besonders unter den Patrioten.

Patriotische Westler gibt's genauso, nur, dass die finanziell erfolgreich sind. Sollen sich bloß nicht zu toll vorkommen. Die sind beide kacke.
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 3. Jan 2016 16:38

unkraut hat geschrieben:Die bisherigen Werte waren plötzlich bedeutungslos. Für diejenigen, die unpolitisch waren und der DDR Loyal und entsprechend die Abneigung gegen den Westen, die Angst vor fremden Einflüssen, vor Drogen, Obdachlosigkeit, "Schmuddeltum" verinnerlicht hatten, war das sehr schlimm. Tatsache ist ja auch, dass in der DDR viel Patriotismus propagiert wurde verbunden mit Bedrohung aus anderen Kulturen.
Die Vietnamesen die von dem Anschlag damals am meisten abbekommen hatten lebten bereits seit den 70ern friedlich mit der Bevölkerung dort,
ich bin mir nur nicht sicher, ob sie integriert waren. Sie kamen aus dem selben Staatssystem, weil sie auch im Kommunismus lebten.

Das Problem enstand auch dadurch, das die Asyl-aufnahmestelle vor Ort den um Asyl betenden Sinti- und Roma keinen Platz im Wohnheim mehr anbieten wollte und ich glaube es gab noch genug Platz, aber man wollte die Aufnahmestelle zu der Zeit sogar schließen. Die Menschen übernachteten halt dan unter den Balkonen dieser Unterkunft mit allen Konsequenzen und dies fiel den Bewohnern dann negativ auf und die Stimmung kippte immer mehr. Das kam auch einigen Hundert <Rechten aus den alten Bundesländern sehr gelegen und sie fuhren extra dort hin.
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Beitrag von .u. » 3. Jan 2016 17:26

VegSun hat geschrieben: Vietnamesen [...] ich bin mir nur nicht sicher, ob sie integriert waren.
Nach dem, was ich als Dresdnerin bis 2013 hören musste, fürchte ich nein. Die ältere Generation sagte noch immer ... - es tut weh - "Fidjis" und man sah sie nur als Gemüseverkäufer. Auf die Idee, sie als Deutsche zu sehen, kam man schon gar nicht.
Hab dort auf Arbeit (und in der Fam.) allgemein so viel ätzenden Kack hören müssen. Dafür war man dort an der Uni viel reflektierter als hier in Bonn (es ist schon ok). Ich kannte in Dresden tolle Studierende.
Jedenfalls gab es auf Arbeit grauenvolle Pausengespräche mit Schwestern der Dresdner Uniklinik, die zu meiner Vertreibung beitrugen.

Nachtrag: Es scheint, dass es eine extreme Generationenspaltung gibt. Es ist ja dort ein Veganerparadies und diese jungen Leute sind sehr progressiv/ weltoffen/ alternativ/ links. Das vermisse ich hier in Bonn. Da ist DD aber vllt anders als die kleineren Ortschaften. Da gibt's ja auch keine Uni.
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