Stuttgart und die Massenproteste gegen Bahnhof

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 3. Okt 2010 12:39

kiara hat geschrieben:schwurbel-schwurbel. werd mal konkreter.

Fuer dich sind Demonstrationen ein Problem, andere vergleichbare Dinge aber nicht.
kiara hat geschrieben:mit welcher Begründung sollte es für die Kleinen keine Kindergärten geben?!

Ich war z.B. in einem Kindergarten der evangelischen Kirche mit Kinderbibel, christlichen Liedern und so weiter. Das ist doch ebenso beeinflussung, oder nicht?
kiara hat geschrieben:Ich stelle nicht nur Demos als Instrumentalisierung dar. Es gibt auch viele andere Formen, Kinder zu instrumentalisieren.

Gut, ich hatte den Anschein, und habe diese Vermutung deshalb geaeussert. Schoen, dass du das endlich klargestellt hast.
kiara hat geschrieben:Mit der gleichen Logik: dürfen Kinder verprügelt werden, weil sie das in der Schule von Mitschülern eh werden?
Nein, das hast du immer noch nicht verstanden: Verpruegeln = Koerperverletzung = illegal. Demobesuch = Asuebung des Demonstrationsrechts = legal. Hoer doch auf solche Vergleiche zu bringen!
kiara hat geschrieben:Kinder sind emotional wie körperlich in der Entwicklung begriffen und es ist nicht deren Aufgabe, für Kinderrechte zu kämpfen.

Das es ihre Aufgabe ist, ist eine Unterstellung deinerseits. Ich habe das nie behauptet. Sie sind aber dazu in der Lage, und das wird z.B. durch SchuelerInnensprecher bereits in der Grundschule zu einem gewissen Grad eingeuebt. Du bist noch die Erklaerung schuldig, warum das etwas schlimmes sein sollte. Es gibt ja ebenfalls Sport fuer Kinder, obwohl diese noch in der koerperlichen Entwicklung begriffen sind. Sie werden da herangefuert. Das finde ich ueberaus sinnvoll.
kiara hat geschrieben:Auch nur insoweit, wie Erwachsene es ihnen zugestehen.

Ja, natuerlich weil Kinder in einem Abhaengigkeits-, sowie Herrschafts- bis hin zu Gewaltverhaeltnis mit ihren Eltern (etc.) stehen. Aber was willst du damit ausdruecken?
kiara hat geschrieben:Erwachsene sollten natürlich die Interessen ihrer Kinder fördern, aber wenn du ein dreijähriges nicht fütterst, wird es ganz einfach verhungern, und wenn du einem fünfjährigen den Klavierunterricht nicht bezahlst, wird es Klavierspielen nicht lernen, ganz einfach. (Das ist natürlich nicht begrüßenswert.)

Das ist richtig, ich verstehe aber den Zusammenhang nicht?
kiara hat geschrieben:Das sollten sie meiner Meinung auch.

Achso, na dann ist doch der Dissenz gar nicht so groß! Demonstrationen sind bei solchen Vorkommnissen ein beliebtes Mittel um Aufmerksamkeit zu erregen.
kiara hat geschrieben: Doch gibt es bei Kindern ebenso die Tendenz, ausländerfeindlich zu sein (ich erinnere an die begeisterte Teilnahme von Kindern bei den Hitler-Kinder-Veranstaltungen - oder auch das alltägliche Mobbing auf dem Schulhof: "gib mir deine Schippe, sonst gibts Prügel." - das haben sie bestimmt nicht von ihren Eltern gelernt...).
Aus der Zwangseingliederung in z.B. das Jungvolk leitest du eine Tendenz von Kindern ab, auslaenderfeindlich zu sein? Außerdem waere ich mir nicht so sicher, ob Kinder so ein Verhalten nicht gerade durch Eltern und nahestehende Erwachsene vorgemacht bekommen. Der Unterschied ist, das Kinder dass nicht so geschickt rueberbringen koennen indem sie z.B. einen Vertrag aufsetzen wie das Erwachsene tun wuerden.
kiara hat geschrieben: Das Meinungsfinden und äußern ist bei Kindern noch in der Entwicklung und experimentell - ebenso, wie den jetzt älteren Teilnehmern von damaligen Hitlerjugend-Veranstaltungen nicht vorgeworfen werden sollte, dass sie als 7jährige begeistert mitgemacht haben, da sie damals nicht mündig waren, sollten derartige politische Einstellungen von Kindern generell zwar wahrgenommen und möglichst positiv verstärkt werden (gegen Ausländerhass, für freundliches Miteinander etc), aber noch nicht als "mündig" gesehen werden.
Ja, meinetwegen, wenn du daraus nicht ein prinzipielles Verbot ableitest sondern durchaus siehst, dass Kinder durch solche Veranstaltungen gerade eine Moeglichkeit zur Entwicklung haben, dann sehe ich da keinen Widerspruch mehr. Wichtig ist natuerlich worauf du hinweist: dass es eben darum geht die richtige Einstellung zu foerdern. Das sehe ich genauso.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 3. Okt 2010 12:44

kiara hat geschrieben: Insofern wüsste ich nicht, wie irgendeiner deiner Vergleiche ernsthaft der Situation einer Demo ähnelt.
Oh, wie Puenktchen schon richtig hinweist fehlt die wohl die Erfahrung mit Demos. Bei allen genannten Veranstaltungen hast du Lautstaerke, Menschenmasse und im Gegensatz zur Demo meist Trunkenheit durch Alkoholkonsum und die damit verbundenen Gefahren dies es fuer dich verbieten Kinder auf Demonstrationen mitzunehmen. Aber gut, wenn du auch hierbei derartige Einschraenkungen befuerwortest, dann ist das immerhin in sich stimmig.
Schau mal außerhalb deiner Stadtgrenzen was da teilweise fuer eine Polizeiaufgebot bei Jahrmaerkten am Start ist oder schau dir an, wie Fußballfans nach dem Spiel im Laufkessel durch bswp. Berlin gefuehrt werden.
kiara hat geschrieben:
pünktchen.av hat geschrieben:ps: schock kriegen durch die lautstärke - roflmao! :laugh:
*lach*
Kinder sind natürlich empfindlich bei sowas - kleinere fangen manchmal an zu weinen, wenn du laut Klavier spielst oder den Mixer anmachst... und da willst du denen ne Demo zumuten? nee!... außer du willst zwei Stunden n heulendes Bündel Elend mit dir rumtragen... (auch da: kommt natürlich aufs Alter an - bei 12jährigen ist das natürlich was anderes)
Ich habe am ersten Mai zeitweise den Kinderwagen von Bekannten mit Inhalt durch eine Demo geschoben. Das war ueberhaupt kein Problem. Das kleine Ding hatte 'nen großen Luftballon und alles war super. Die Sonne war noch das groeßte Problem. Es gab aber genug Sonnencreme ;) Du machst den Eindruck als hast du Bilder vor Augen, wie klein Ratze im Bauchgurt beim Molliwerfen mitgenommen wird. Ich glaube niemand argumentiert ernsthaft dafuer.
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kiara
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Beitrag von kiara » 3. Okt 2010 13:12

Akayi hat geschrieben:Fuer dich sind Demonstrationen ein Problem, andere vergleichbare Dinge aber nicht.
Ja, den Grund hab ich ja woanders erklärt.
kiara hat geschrieben:mit welcher Begründung sollte es für die Kleinen keine Kindergärten geben?!

Ich war z.B. in einem Kindergarten der evangelischen Kirche mit Kinderbibel, christlichen Liedern und so weiter. Das ist doch ebenso beeinflussung, oder nicht?[/quote] gegen religiöse Indoktrinierung bei Kindern bin ich auch. Bei Demos geht es jedoch um die konkrete Gefahr der Verletzung, zusammen mit einem für insbesondere kleinere Kinder nicht zu verstehedem Inhalt, für den sie aber manipuliert werden, zu stehen.
Akayi hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Mit der gleichen Logik: dürfen Kinder verprügelt werden, weil sie das in der Schule von Mitschülern eh werden?
Verpruegeln = Koerperverletzung = illegal. Demobesuch = Asuebung des Demonstrationsrechts = legal.
Wahlrecht / Recht, politisch aktiv zu sein = legal - doch nicht für (kleine) Kinder. Diese Sachen gelten, wie schon oft gesagt, für Erwachsene - für Kinder gelten natürlich andere Regeln! Dein Vergleich ist also nicht stimmig.
Akayi hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Kinder sind emotional wie körperlich in der Entwicklung begriffen und es ist nicht deren Aufgabe, für Kinderrechte zu kämpfen.
Das es ihre Aufgabe ist, ist eine Unterstellung deinerseits. Ich habe das nie behauptet. Sie sind aber dazu in der Lage, und das wird z.B. durch SchuelerInnensprecher bereits in der Grundschule zu einem gewissen Grad eingeuebt. Du bist noch die Erklaerung schuldig, warum das etwas schlimmes sein sollte. Es gibt ja ebenfalls Sport fuer Kinder, obwohl diese noch in der koerperlichen Entwicklung begriffen sind. Sie werden da herangefuert. Das finde ich ueberaus sinnvoll.
Alles, was du gesagt hast, würde ich ebenso unterstreichen. Der Vergleich passt jedoch nicht: es geht mir konkret um DEMOS, wo Kinder verlorengegangen, zerquetscht, niedergetrampelt werden können und durch die Lautstärke und aggressive Stimmung einen Schock bekommen können - UND die kleineren NICHT in der Lage sind, die Implikationen und Hintergründe der politischen Meinung dieser Demo zu verstehen, also es ein Missbrauch des Kindes zur Stimmungsmachung ist - die KINDER sind in Gefahr dafür, dass die ERWACHSENEN ihre Meinung kundtun.
Akayi hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Auch nur insoweit, wie Erwachsene es ihnen zugestehen.

Ja, natuerlich weil Kinder in einem Abhaengigkeits-, sowie Herrschafts- bis hin zu Gewaltverhaeltnis mit ihren Eltern (etc.) stehen. Aber was willst du damit ausdruecken?
Was wolltest du mit deiner Aussage ausdrücken? Ich meinte mit meiner, dass sie eben nicht kleine selbstständige Erwachsene sind, sondern eben in einem deutlichen Abhängigkeitsverhältnis sind (in jeglicher Hinsicht), weswegen ein eigenständiges Vertreten des Kindes von seinen Interessen nicht reell vorhanden ist.
Akayi hat geschrieben: Aus der Zwangseingliederung in z.B. das Jungvolk
ich weiß nicht wie dein Geschichtsunterricht aussah oder was deine Großeltern dir erzählt haben, aber die meisten Kinder haben begeistert mitgemacht (meine Oma auf jeden Fall als Kind, mein Vater auch.) Mit Zwang kriegst du sowas nicht hin, du musst sie schon überzeugen, um so einen Erfolg zu haben.
Akayi hat geschrieben: leitest du eine Tendenz von Kindern ab, auslaenderfeindlich zu sein?
nicht ausschließlich daher, nein. Oft habe ich beobachtet, dass sich ohne Einflussnahme der Eltern oder sogar trotz entschiedener Gegenwehr der Eltern xenophobe Elemente bildeten. Ich halte das leider für eine relativ häufig vorkommende primäre Abwehr von "fremdem" (die glücklicherweise oft relativ schnell durch Aufklärung geklärt werden kann).
Akayi hat geschrieben: Außerdem waere ich mir nicht so sicher, ob Kinder so ein Verhalten nicht gerade durch Eltern und nahestehende Erwachsene vorgemacht bekommen.
Woher das kommt, weiß ich auch nicht, aber selbst wenn sie es von den Erwachsenen haben, müssen die Erwachsenen es ja ihrerseits von irgendwoher haben, etc etc. (weißt du was ich meine?) also ich denke, die Tendenz muss es bei der menschlichen Psyche doch leider geben, sonst wäre es nicht so ausgeprägt. Allerdings finde ich auch, dass wenn man Kinder beobachtet, sich von alleine Verhaltensweisen zeigen, die mit Sicherheit nicht von den Eltern kommen. Meine Patentante hat mir erzählt, dass das bei ihren Kleinen (inzwischen 10/12 Jahre) wenig "wünschenswertes Verhalten" von allein kam, was sie überraschte. Sie musste ihnen beibringen, nett zueinander zu sein, tolerant zu sein, zu teilen, Verständnis zu haben, etc und meinte, sowas käme leider eben doch nicht von alleine, sondern die negativen Tendenzen und die positiven entstünden von alleine und man müsse sie eben verstärken und abschwächen. Das haben mir auch schon viele andere erzählt (wiegesagt, ich habe ja auch Nichten und Neffen) und ich glaube, in der Hinsicht wird zu sehr die Theorie der Tabula Rasa betont - das Kind als unschuldiges, reines Wesen, das das Böse nur aufnimmt - ich glaube, die Tendenz, egoistisch, unfair, ausschließend zu sein ist teilweise in Menschen doch angelegt und muss wegerzogen und wegdiskutiert werden.
Akayi hat geschrieben:Wichtig ist natuerlich worauf du hinweist: dass es eben darum geht die richtige Einstellung zu foerdern. Das sehe ich genauso.
Ja, das stimmt, aber selbst wenn man die richtige Einstellung fördert, bedeutet das noch nicht, dass ich befürworte, dass sie an Demos teilnehmen. Ich sehe Demos als eine Meinungskundtuung, die von politisch mündigen Erwachsenen durchgeführt wird. Da ich Kindern die politische Mündigkeit abspreche, halte ich es für einen Missbrauch des Kindes, es mitzunehmen (denn das tun ja meistens die Eltern, um Verstärkung für ihre Meinung zu haben). Politische Mündigkeit haben und auszudrücken ist ja was anderes, als politische Mündigkeit zu fördern.
Ein Beispiel: ein 6 jähriges Kind von FDPlern, das bei der FDP-Kundtuung mitmacht: möglicherweise ist es mit 20 kein FDPler, sondern überzeugter SPDler (zum Beispiel). Der 20jährie würde sich natürlich zu Recht ausgenutzt fühlen, weil er damals nicht politisch mündig war und die FDP-Meinung niemals vertreten wollen würde - das aber mit 6 Jahren nicht wissen konnte und einfach mit seinen Eltern und der MEinung seiner Eltern mitmachen wollte.
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pünktchen.av
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Re: Stuttgart und die Massenproteste gegen Bahnhof

Beitrag von pünktchen.av » 3. Okt 2010 13:59

wie kommst du auf den schmalen steg, 6 jährige kinder würden mit demonstrieren und nicht schlicht ihre eltern beim demonstrieren begleiten, wie sie es auch bei zig anderen gelegenheiten tun? was könnte man überhaupt noch mit seinen eltern machen, wenn die rücksicht darauf nehmen würden, dass man das vielleicht später mal nicht so toll finden?

und das mit den gefährlichen demonstrationen solltest du auch noch mal näher erläutern. z.b. mit einem statistischen vergleich der verletzungswahrscheinlichkeit von kindern auf spielplätzen und auf demos.
Sein Pferdestall war abgebrannt, als Konfuzius von der Audienz heimkehrte.
Er fragte: "Sind Menschen verletzt?"
Nach den Pferden fragte er nicht.

-> antivegan-blog <-

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untitled
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Beitrag von untitled » 3. Okt 2010 17:08

kiara hat geschrieben:1) Fußballspielen: also so ne Riesen-Halle würd ich erst ab nem gewissen Alter ( vielleicht so 8 jahre) befürworten, klar, weil da die gleichen Gefahren drohen
2) Messe: du meinst da, wo Sachen vorgestellt/verkauft werden? (ich war noch nie auf einer). Wenn da die gleichen Gefahren drohen: natürlich nicht!
3) Karnevalsumzügen: erstens ist das wirklich nix für kleine, natürlich ist es da zu laut + zuviel stress, und zweitens, bei älteren könnte man noch argumentieren dass es da um positive gefühle (feiern) geht und nicht um Protest - weniger Gefahr also
4) Jahrmärkte: ich weiß nicht was für Jahrmärkte du kennst, aber die, die ich kenne, sind nicht rappelvoll und sind auch meist recht ruhig - und wieder: es geht nicht um Protest.

Insofern wüsste ich nicht, wie irgendeiner deiner Vergleiche ernsthaft der Situation einer Demo ähnelt.
Du hast irgendwie ein komisches Bild von Demonstrationen. Wie häufig enden denn normale Demonstrationen in einer riesigen Gewaltarie? Die meisten Fußballspiele, Karnevalsumzüge und Jahrmärkte sorgen normalerweise für viel mehr Verletzte (Schlägereien, Panik, Alkohol etc.) als eine normale Demo - so zumindest aus meiner Großstadterfahrung - und deswegen spricht auch wenig dagegen Kinder mit zu einer hinzunehmen.

Natürlich haben Kinder bspw. bei der 1. Mai Demo in Kreuzberg nichts zu suchen. Das wäre wirklich unverantwortlich, aber bei den S21-Demonstrationen konnte man ja bis zum eigentlich Gewaltausbruch garnicht davon ausgehen, dass es zu Eskalationen kommt - schließlich demonstrieren dort Bürgerliche gegen andere Bürgerliche und nicht die autonome Linke gegen den Staat. Zudem spricht das bürgerliche Lager gegen S21 ja schon seit Monaten davon, dass sie ohne wenn und aber gewaltfrei bleiben müssen, weil ihnen sonst der RÜckhalt verloren geht.
Spoiler: Life is hard. And sad.
- John Green

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PAL
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Wohnort: der große Kosmos

Re: Stuttgart und die Massenproteste gegen Bahnhof

Beitrag von PAL » 6. Okt 2010 16:11

I survided S21 !!!!
Ich schäme mich Gedanken zu haben, die andere in Ihrer Würde verletzen könnten.
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