"Shit White Girls Say" - Othering und impliziter Rassismus

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 14. Jan 2012 18:42

HomoGermanicus hat geschrieben:Und natürlich gibt es Menschenrassen. Der Unterschiede sind allerdings so geringfügig, dass sie irrelevant sind.
Die Behauptung zusammen mit dem Hinweis, ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich die Mehrheit unheimlich schwer damit tut endlich anzuerkennen, und vor allem sprachlich nachzuvollziehen dass es keine Rassen gibt (inzwischen lässt sich diese Mythenbildung sehr weit zurückverfolgen und recht genau nachvollziehen).
illith hat geschrieben:
Akayi hat geschrieben:Ja, dafür gibt es ja viele Beispiele, wie die Figur des "Oncle Tom" z.B.. Zum einen ist natürlich niemand davor gefeit und es liegt wohl auch nahe, die herrschenden Mechanismen mit denen man konfrontiert ist einfach zu übernehmen. Das darf aber nicht verwechselt werden mit der Praxis der Aneignung und evtl. Umdeutung seitens der Betroffenen. Die übernehmen dann das weiße, rassistische Konzept um es für sich in der Auseinandersetzung mit diesen Machtstrukturen nutzbar zu machen. Wie sinnvoll eine solche Praxis im Einzelfall sein mag, sei dahingestellt.
grundsätzlich wieder zustimmung, aber ich glaube, dass auch ganz unabhängig von herrschend oder marginalisiert sowohl positive als negative (rassistische, "sexualistische", sexistische,...) selbstzuschreibungen getätigt werden. ich weiß grad nur nich, ob positive selbstdiskriminierung da der passende ausruck ist :drop1:
Mh. Wenn ich dich richtig verstanden habe wären dass doch so Sachen wie "ich bin sportlich", "ich bin schlecht in Mathe, aber eine Kanone im Bett"? Dann würde ich sagen, dass der Begriff da nicht so recht passt. Aber vl. habe ich Dich falsch verstanden.
Zuletzt geändert von Akayi am 14. Jan 2012 18:50, insgesamt 1-mal geändert.
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kiara
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Beitrag von kiara » 14. Jan 2012 18:50

Akayi hat geschrieben:
HomoGermanicus hat geschrieben:Und natürlich gibt es Menschenrassen. Der Unterschiede sind allerdings so geringfügig, dass sie irrelevant sind.
Die Behauptung zusammen mit dem Hinweis, ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich die Mehrheit unheimlich schwer damit tut endlich anzuerkennen, und vor allem sprachlich nachzuvollziehen dass es keine Rassen gibt (inzwischen lässt sich diese Mythenbildung sehr weit zurückverfolgen und recht genau nachvollziehen).
warum gibt es denn deiner meinung nach keine rassen? also wie begründest du das?
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illith
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Beitrag von illith » 14. Jan 2012 18:54

Akayi hat geschrieben:Mh. Wenn ich dich richtig verstanden habe wären dass doch so Sachen wie "ich bin sportlich", "ich bin schlecht in Mathe, aber eine Kanone im Bett"? Dann würde ich sagen, dass der Begriff da nicht so recht passt. Aber vl. habe ich Dich falsch verstanden.
also ich mein schon so auf die jeweils eigene gruppe bezogen. "wir ... sind halt besser im ..." / "ich bin einE ..., wir können halt kein ..."
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 14. Jan 2012 18:58

Ich würde das jetzt erstmal als Form von Identitätsbildung einordnen. Aber wenn es rassistisch ist (wie du oben sagst), dann sehe ich nicht wie man das unabhängig von bestehenden Herrschaftsverhältnissen betrachten kann.
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kiara
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Beitrag von kiara » 14. Jan 2012 19:00

Kim Sun Woo hat geschrieben:u.a. ist der Unterschied, daß es bestehende nationalstaatliche Identitäten bekräftigt oder sogar konstruiert. damit meine ich folgendes: wenn ein schwarzer Deutscher von Nazis angegriffen wird und es wird dennoch von "Ausländerfeindlichkeit" gesprochen stützt diese Bezeichnung quasi die Behauptung, ein Schwarzer sei kein "echter Deutscher" (bzw. sogar: er könne dies nie sein).
ahh! danke, das ist einleuchtend.
illith hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Ich glaub das ist auch der Punkt, warum ich das Video hinterfragt hab, ich finde da ist zu viel Unterstellung von -ismus, othering und anderen Sachen drin, die einfach nur Nettigkeit, Neugier oder Bitchiness (jeweils) sind.
Ich find übrigens das zweite "Shit White Girls Say" in dieser Hinsicht sehr viel besser.
aber auch wenn die absicht nicht 'böse' ist, kann so ein verhalten grenzüberschreitend sein. ich kann zb sehr gut verstehen, dass dein klassenkamerad angefressen reagiert hat - ich finde es allgemein kritisch, irgendwelche körper-features anderer leute ungefragt zu kommentieren oder zum thema zu machen (und dann auch noch vor der gruppe!).
hm, daran hatt ich gar nicht gedacht. auch wenn es körper-features sind, die vollkommen "urteilsfrei" sind? also dass jemand das nicht kommentieren soll dass man kurze beine oder ne glatze hat, ist glaub ich klar, aber wenn jemand kommentiert dass der andere ja grüne augen hat oder größer/kleiner als man selbst oder eben helle handflächen hat?
in seinem zusammenhang ist mir das eben auch aufgefallen, dass er automatisch "rassismus!" gesagt hat, als der hausmeister gesagt hat dass er mich vorlassen soll beim einsteigen in den bus. das war ja auch keinesfalls rassistisch.
illith hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Mal eine ehrliche Frage: wenn es einen deutlichen Unterschied zwischen zwei Bevölkerungsgruppen in einem bestimmten Kontext gibt, ist es rassistisch, darauf hinzuweisen?

RL-Beispiel: ich wurde schon rund 6 mal von wildfremden Männern auf der Straße angequatscht (Kaffeetrinken-Angebot, Telefonnummern etc). Vier davon waren dunkelhäutig. Angesichts davon dass dunkelhäutige Menschen 1% der Bevölkerung ausmachen, ist das ja schon irgendwie auffällig.
und führst du dieses verhalten auf ihre genetik zurück...?
nein, natürlich nicht. aber bezieht sich -ismus nur auf angebliche genetische durchschnittsunterschiede zwischen bevölkerungen?
illith hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:zb würde ja kaum jemand bestreiten, dass italienische autofahrer (m/w) im durchschnitt stark vom fahrverhalten von deutschen autofahrern (m/w) abweichen. rassistisch würde ich das erst finden wenn man diese eigenschaft einem einzelnen dieser gruppen ebenfalls zuschreibt ohne die varianz in der gruppe zu berücksichtigen.
rassistisch wäre es, wenn du dieses verhalten auf die italienischen gene zurückführtest.
also auch hier finde ich nicht, dass das mit den genen ausschlaggebend ist. meiner meinung ist: "italienische autofahrer halten seltener an zebrastreifen" nicht rassistisch (wenn es stimmt, was es meiner erfahrung nach tut), aber "sie ist italienerin, also hält sie seltener an zebrastreifen" schon rassistisch. meiner meinung nach ist also etwas -istisch, wenn
1) ein durchschnittsunterschied behauptet wird, den es nicht gibt
2) ein mensch benachteiligt (evtl auch bevorzugt) wird, wegen einer eigenschaft, die einer sozialen gruppe zugeschrieben wird, dem er angehört, zb. einem mädchen wird von den eltern die teilnahme am mathe-leistungskurs verweigert, weil mädchen durchschnittlich schulisch schwächer in mathe sind (real-life beispiel von mir)
illith hat geschrieben:
warum isst das kind denn ne melone und dreht n basketball? was hat das denn mit racism zu tun?
weil wassermelonen essen, hähnchen essen, basketball spielen und bling tragen dem schwarzen stereotyp zugeschrieben werden (in den USA)
wassermelonen essen?? lol, da wär ich ja im leben nicht drauf gekommen xD wieso denn gerade wassermelonen?! : D
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Curumo
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Beitrag von Curumo » 14. Jan 2012 19:21

Wer die genetisch vererbaren Rassen-Merkmale wie Pigmentierungsgrad, Ausformung der Nase oder Augen und Gliedmaßen sowie durch. Körpergröße leugnen will,
kann dies gerne tun. Wer meint es gäbe keine unterschiedlichen Ethnien, weil dies nur Produkte soziologischer und kultureller Prozesse sind, kann auch dies leugnen.
Er hat genauso Unrecht wie die nichtwissenschaftlichen Spaßvögel und Rassisten die aus den genetischen Erbmerkmalen der Menschen soziale oder geistige Eigenschaften
und eine dazugehörige Auf- und Abwertung ersehen wollen.
Nuff said.

Meine Ansichten basieren zu Teil auf Tajfel und Turner, nur so als Anmerkung in Richtung Benutzer.
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 14. Jan 2012 19:29

Und wieso kannst du die von dir vorgebrachten Dinge nur denken, indem du dich dabei den Mythos von "Rassen" bemühst? Das ist in vieler Hinsicht kritikwürdig, schon allein deswegen weil es schwer fällt vermeintlich wissenschaftlich zu argumentieren, wenn man sich dabei auf ein wissenschaftlich nicht haltbares Konzept beruft.
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Beitrag von Curumo » 14. Jan 2012 19:42

Akayi hat geschrieben:Und wieso kannst du die von dir vorgebrachten Dinge nur denken, indem du dich dabei den Mythos von "Rassen" bemühst? Das ist in vieler Hinsicht kritikwürdig, schon allein deswegen weil es schwer fällt vermeintlich wissenschaftlich zu argumentieren, wenn man sich dabei auf ein wissenschaftlich nicht haltbares Konzept beruft.
Die Humangenetik und anthropologische Betrachtung ist ja auch völlig unwissenschaftlich, jo.
Wenn jeder für einen jeder Anthropologer nur ein besserer Rassist ist,
dann sicherlich.
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kiara
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Beitrag von kiara » 14. Jan 2012 19:45

Akayi hat geschrieben:Und wieso kannst du die von dir vorgebrachten Dinge nur denken, indem du dich dabei den Mythos von "Rassen" bemühst? Das ist in vieler Hinsicht kritikwürdig, schon allein deswegen weil es schwer fällt vermeintlich wissenschaftlich zu argumentieren, wenn man sich dabei auf ein wissenschaftlich nicht haltbares Konzept beruft.
Wie würdest du denn Rassen genau definieren und was genau findest du daran kritikwürdig?
edit: könnte jemand anders das Akayi für mich fragen? Ich glaub er ignoriert meine Posts, aber das fänd ich interessant zu wissen.
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Beitrag von Akayi » 14. Jan 2012 19:47

Es würde mich nicht wundern, wenn die Klassiker der Anthropologie rassistisch wären (bei Mead war das so, und bei den meisten anderen die mir da bisher über den Weg gelaufen sind ebenso). Und auch sonst sind die Methoden der Anthropologie vom wissenschaftlichen her betrachtet durchaus fragwürdig. Aber darum geht es nicht, das hatte ich weiter oben zum Ausdruck bringen wollen. Warum musst du die Erkenntnisse - angenommen sie sind wissenschaftlich - als Ausprägung eines wissenschaftlichen Mythos (also "Rasse") denken?
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