Kim Sun Woo hat geschrieben:[...]
und die Frage ist eben wie sehr Augstein sich der Tatsache, mit welchen Bildern er da hantiert, bewußt ist. aber auch ein Satz wie "Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. [...] Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager." ist für mich ein eindeutiger Rückgriff auf bestimmte Bilder. eben die ganz platte Schlußfolgerung, die sich tausendfach im Netz findet: "die Juden sind die neuen Nazis".
Wenn die Bezeichnung "Lager" oder "Gefändnis" reflexhaft mit "KZ" gleichgesetzt wird, wird´s doch unreflektiert.
Gaza ist komplett isoliert, zerstört und an den Grenzen von Israel kontrolliert. Was anderes als ein riesiges Gefängnis soll das sein?
Da kann ich nur Akayis folgende Aussage zu unterschreiben.
Akayi hat geschrieben:
Ebenso versucht Augstein auf die verheerende Situation der Menschen im Gazastreifen hinzuweisen. Dazu benutzt er den Begriff des Lagers, der ähnlich auch für Guantanamo benutzt wird, ohne dass man gleich den interessierten Sprung zum Nazivergleich macht. Allein die Tatsache, dass nicht die Situation der Menschen in Gaza skandalisiert wird, sondern allein die Benutzung des Begriffs für Aufsehen sorgt spricht doch Bände.
Daraus möchte ich nur zwei Textstellen ansprechen:
»Jeder Kritiker Israels muß damit rechnen, als Antisemit beschimpft zu werden. Das ist ein gefährlicher Mißbrauch des Begriffs. Im Schatten solch falscher Debatten blüht der echte Antisemitismus.« Abgesehen davon, daß Blüte meist den Sonnenschein bevorzugt – übersetzen wir uns das: Antisemitismus entsteht aus dem Vorwurf, einer sei Antisemit.
Das ist schon stilistisch ziemlich billig, vonwegen Blüten uns Sonnenschein... aber auch die Schlussfolgerung aus dem Zitat, Antisemitismus
entstehe nach Augsteins Meinung aus dem Vorwurf, ist haltlos.
Was er sagte ist doch, dass diese Scheingefechte gegen Israelkritiker, die als unglaublich gefährliche Antisemiten bezeichnet werden, den Blick verstellt für den wahren Antisemitismus, der sich eben "im Schatten solch falscher Debatten" unbehelligt ausbreiten kann, weil sich nurnoch auf die scheinbar antisemitischen Israelkritiker konzentriert wird.
[...]wer immer Verständnis dafür hätte, daß die Führer eines Volks, das vor nicht einmal drei Generationen der Auslöschung knapp entronnen ist, es im Umgang mit einem anderen Volk, dessen Führer eine solche Auslöschung nach wie vor befürworten, mitunter an Rücksicht und Einfühlungsvermögen fehlen lassen, nimmt tatsächlich Israel in Schutz, indem er es gegen den Vorwurf verteidigt, es sei ein imperialistischer Zionistenverein.
Zuerst wird hier mal davon ausgegangen, dass sich da zwei "Völker" unerbittlich gegenüberstünden, statt Staats- und Wirtschaftsinteressen, Politik, Religion usw., was das ganze in wesentlich mehr Lager spaltet, als nur "zwei Völker". Es Ist eben nicht die ganze Bevölkerung Gazas auf die Vernichtung Israels aus, und umgekehrt sind nicht alle Israelis rechte Demagogen wie Netanjahu und Co.
Und zum anderen klingt das nach einer kindischen Rechtfertigung á la: "Weil die so böse zu uns sein wollen, dürfen wir jetzt auch böse zu denen sein." Also was denn jetzt, Auge um Auge usw.? Humanismus geht anders...
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee