Grundgesetz und Rasse

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Grundgesetz und Rasse

Beitrag von Anders » 24. Jan 2013 00:20

Im deutschen Grundgesetz heißt es in Artikel 3, Absatz 3:
"Niemand darf wegen [...] seiner Rasse [...] benachteiligt oder bevorzugt werden. [...]"

Meine Frage dazu:
Haltet ihr die Bezeichnung bzw. die damit verbundene Einteilung der Menschheit in unterschiedliche "Rassen" noch für zeitgemäß und/oder sinnvoll? Wäret ihr für oder gegen eine Änderung dieses Absatzes?
Warum, bzw. warum nicht?
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 24. Jan 2013 06:51

Inhaltlich ist das jetzt wie damals verkehrt. Die Einteilung von Menschen in "Rassen" ist wissenschaftlich in keiner Form haltbar und ideologisches Mittel zur Legitimierung von Ausgrenzung und Unterdrückung. Dem Grundgesetz kann man vielleicht zu Gute halten, dass die Verwendung des BEgriffes an dieser Stelle gut gemeint ist. Da mich das GG aber nicht weiter interessiert, ist es mir relativ egal. Da stehen auch sonst viele verkehrte Dinge drin.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Nullpositiv
Zugvogel
Beiträge: 21205
Registriert: 26.07.2011
Wohnort: In the rain.

Beitrag von Nullpositiv » 24. Jan 2013 08:14

Akayi hat geschrieben:Die Einteilung von Menschen in "Rassen" ist wissenschaftlich in keiner Form haltbar und ideologisches Mittel zur Legitimierung von Ausgrenzung und Unterdrückung.
In wie weit hältst du das für wissenschaftlich nicht haltbar? Zwischen abgrenzbaren Gruppen gibt es morphologische und physiologische Unterschiede. Problematisch ist ihmo nur daraus Schlüße zu ziehen die mit biologischen Faktoren nichts zu tun haben und die zur Benachteiligung/Bevorzugung einzelnener Gruppen führen.
Be the nation russian propaganda says you are.

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 24. Jan 2013 08:19

Der Rassebegriff bzw. das Konzept der Rasse wurde wie erwähnt zur Abwertung und Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen eingeführt. Auf Basis dieser Einteilung wurden nachträglich verschiedene pseudowissenschaftliche Erklärungen herangezogen um diese Einteilung zu rechtfertigen. Das ist quasi ein Zirkelschluss. Über das soziale Verhalten von Menschen lässt sich aus diesem Konzept sowie so nichts ableiten, weshalb das Konzept - wie erwähnt - wissenschaftlich widerlegt ist (dazu gibt es aber bereits zwei Diskussionsstränge, wenn Dich das interessiert).
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Benutzeravatar
Vampy
Vactologist
Beiträge: 36085
Registriert: 18.02.2008
Wohnort: Frankfurt an der Franke

Re: Grundgesetz und Rasse

Beitrag von Vampy » 24. Jan 2013 11:14

rasse isd gg meint keinen irgendwie wissenschaftlich fundierten begriff, sondern wird nach dem allgemeinen sprachgebrauch bestimmt, wie er v.a. im nationasozialismus zur anwendung gelangte. der grund für dieses begriffsverständnis liegt darin, dass dieser differenzierungsgrund unabhängig davon verboten sein sollte, ob die differenzierung sich auf einen wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen rassenbegriff stützt, zumal damit die mit einem unwerturteil verbundene irrationale verknüpfung einer rasse mit bestimmten eigenschaften verhindert werden soll. rasse bezeichnet insoweit menschengruppen mit bestimmten wirklich oder vermeintlich vererbbaren eigenschaften.
quelle: dreier, gg-kommi

hört sich m.e. sinnvoll an.
Think, before you speak - google, before you post!

Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Re: Grundgesetz und Rasse

Beitrag von Anders » 24. Jan 2013 13:25

Finde ich schon merkwürdig, dass gerade in Deutschland, wo Dinge meist mit einem unglaublichen Aufwand an Bürokratie, Dokumenten und Scheinen, Bestimmungen, genau verfassten Richtlinien usw. verwaltet und geregelt werden, an diesem Punkt ein so schwammiger Begriff verwendet wird. (Nicht wissenschaftlich fundiert, irgendwie ausm Sprachgebrauch (von wem?) usw.)

Dazu gab´s den Vorschlag einer Änderung von "Rasse" zu "rassistisch", was das ganze meiner Meinung nach viel deutlicher treffen würde.


@Akayi: Zur Einführung des Rasse-Begriffs: Der ist ja schon relativ alt, über 500 Jahre, wenn ich mich nicht irre. Weißt du, ob der damals ebenso verwendet wurde? Bzw. ob aus der Einteilung in "kaukasisch", "negride" usw. ähnliche Schlüsse gezogen wurde (oder beabsichtigt waren) wie im 20. Jh.?
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
Curumo
Vollfrosch
Beiträge: 14362
Registriert: 14.12.2011

Beitrag von Curumo » 24. Jan 2013 14:39

"Rassistisch" impliziert ja die Rasse immer noch. Rassistische Behandlung ist ja, dem
Phänotyp(Hautfarbe, Haarfarbe, Proportionen(z.B. der Nase, der Augen) eine
Bedeutung über den Phänotyp hinaus zu geben. Die Benennung als (Ost)Asiate_in
oder als Weiße_r bzw. Schwarz(afrikan)er_in macht noch keinen Rassismus, aber aus dem Phänotyp eine Wertigkeit
der gesamten Rasse und des ihr angehörenden Individuums vorzunehmen und somit soziokulturelle Eigenschaften zu biologisieren,
also deswegen manche Menschen besser und andere
Menschen schlechter zu behandeln, das macht den Rassismus aus.
I dreamt I broke your heart
and the dream came true

Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Re: Grundgesetz und Rasse

Beitrag von Anders » 24. Jan 2013 14:45

Kleiner aber feiner Unterschied:
Die Bezeichnung "rassistisch" impliziert, dass andere von Rassentheorien ausgehen und deshalb jemanden diskriminieren können. Es bedeutet jedoch keine Anerkennung des menschlichen Rasse-Begriffs.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
Curumo
Vollfrosch
Beiträge: 14362
Registriert: 14.12.2011

Beitrag von Curumo » 24. Jan 2013 15:46

Anders hat geschrieben:Kleiner aber feiner Unterschied:
Die Bezeichnung "rassistisch" impliziert, dass andere von Rassentheorien ausgehen und deshalb jemanden diskriminieren können. Es bedeutet jedoch keine Anerkennung des menschlichen Rasse-Begriffs.
Der Rassebegriff macht zwar noch keinen Rassismus, sondern erst die Wertung der Rassen
via Biologisierung/Ethnisierung von soziokulturellen Eigenschaften und die Konstruktion homogener
Gruppen in denen Individualeigenschaften in die Genetik aufgelöst sind.
Aber wenn sich eine Mehrheit für den Unterschied findet, soll es so sein.

In deinem Link wird allerdings auch erwähnt, dass im GG immer der Benachteiligungs/Diskriminierungsgrund
genannt wird, nicht die Form der Ungleichbehandlung.
Beispiel niemand darf wegen seines Geschlechts benachteiligt oder bevorzugt behandelt werden,
Diskriminierungsform ist eben Sexismus usw.
Daher denke ich 'mal wird man diesen Stilbruch nicht durchführen, da die Diskriminerung so
oder so ausgeschlossen(de jure, de facto ja leider nicht) ist.
I dreamt I broke your heart
and the dream came true

Benutzeravatar
emmy
Beiträge: 838
Registriert: 22.07.2012

Beitrag von emmy » 24. Jan 2013 16:09

Nullpositiv hat geschrieben:
Akayi hat geschrieben:Die Einteilung von Menschen in "Rassen" ist wissenschaftlich in keiner Form haltbar und ideologisches Mittel zur Legitimierung von Ausgrenzung und Unterdrückung.
In wie weit hältst du das für wissenschaftlich nicht haltbar? Zwischen abgrenzbaren Gruppen gibt es morphologische und physiologische Unterschiede. Problematisch ist ihmo nur daraus Schlüße zu ziehen die mit biologischen Faktoren nichts zu tun haben und die zur Benachteiligung/Bevorzugung einzelnener Gruppen führen.
Es steht dort zwar in Anführungszeichen, aber trotzdem möchte ich noch mal anmerken: race ungleich Rasse. Nachzulesen hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Rasse

Rassen gibt es bei gezüchteten Tieren.

Antworten