Ich unterstelle jetzt erstmal, dass du noch nich auf vielen "linken" Demos warst (Bildungsprotest-Aktionstage, Naziblockaden, G8, NATO etc). Falls doch... habe ich nichts gesagt.^^Lachflash hat geschrieben:Also so wie du das beschreibst klingt das nach chinesischen oder russischen Verhältnissen.
Auf den Demos wo ich war hat sich die Polizei völlig friedlich verhalten, da auch die Demonstranten völlig friedlich waren.
Und ich kann auch verstehen, dass man als Polizist nicht mehr lieb und freundlich zu den Leuten ist, wenn man mit Steinen und Flaschen beworfen wird
(du merkst, es gibt immer 2 Seiten).
Wenn ich auf Demos merke, dass die Leute anfangen aggressiv zu werden verzieh ich mich, daher bin ich auch noch nicht in Konflikt mit der Polizei gekommen.
Die Polizisten, die ich kennen gelernt habe waren freundlich zu mir, auf den Demonstrationen standen sie halt am Rand und haben geschaut, dass niemand rumrandaliert.
Also sorry, ich teile deine Erfahrung daher gar nicht und finde daher die Gewalt auch recht ungerechtfertigt.
Natürlich bei so Sachen wie bei Stuttgart 21 haben sich die Polizisten nicht korrekt verhalten, aber Straßenschlachten halte ich trotzdem für bescheuert und wenn man weiß,
dass auf einer Demo aggressive Leute auftauchen und es zu einer Eskalation kommen könnte geht man halt nicht mit Kindern und Rentnern hin.
Die für dich gerechtfertigte Reaktion auf Ungerechtigkeit führt ja nur zu weiterer Gewalt, da die Polizisten ja eher noch brutaler gegen die
Demonstranten vorgehen, wenn sie angegriffen werden.
Es ist also ein Teufelskreis und selbst wenn man sagen kann, dass sie sich diese Stelle ausgesucht haben rechtfertigt das nicht, sie als Ziel
für irgendwelche angestauten Frustrationen zu missbrauchen.
Das sind ja nicht die Sandsäcke für die Demonstranten.
Neee, find ich nicht cool, wenns anfängt zu eskalieren hau ich ab, mit so aggro Menschen möcht ich auch gar nix zu tun haben.
Ich kenne auch Demos, wo das alles so wie von dir beschrieben ist. Die letzte "Wir haben es satt"-Demo war z.B. super ruhig, so gut wie keine Polizeipräsens, keine Kontrollen usw.
Aber das mit dem "wenn wer aggressiv wird, gehe ist, und wenn ich vorher weiß, dass die da sind, gehe ich (oder Kinder/Rentner) nicht hin, finde ich nicht richtig. Denn somit überlässt du der "gewaltbereiten Meute" den Platz, und so entsteht garantiert Gewalt und noch dazu nen beschissenes Bild von den Demos inner Presse.
Beispiel, damit anders umzugehen: Eine der "Freiheit statt Angst"-Demos, zwischen 2008 und 2010, lief ziemlich ruhig ab, waren auch viele Rentner, Familien, Erst-Demonstranten usw. da.
Zum Ende hin (Abschlusskundgebung) ging die Polizei gezielt in die Menge rein, um einzelne Leute, besonders ausm schwarzen Block, oder was halt danach aussah, rauszuziehen, zu kontrollieren und einzusacken.
Deren Freunde wollten sich das natürlich nichts gefallen lassen (zumal es vorher weder Steinwürfe noch Sachbeschädigung oder sonstwas gab). Einige (teils ziemlich besoffene) Typen haben dann angefangen, Steine und kleinere Gullydeckel auszubuddeln. (Und ja, das waren zum Großteil wahrscheinlich solche Hobby-Demonstranten, die sich in erster Linie "mit den Bullen kloppen" wollten.
Wären jetzt alle weggegangen, hätte es ne kurze Straßenschlacht gegeben, diverse Verletzte durch Stein- und Gullydeckelwürfe, Schlagstöcke, Pfefferspray etc.
Sind aber nicht gegangen. Ich bin eben dageblieben, um denen nicht das Feld zu überlassen, denn das Anliegen der Demo war mir wichtig und sollte dadurch nicht kaputtgemacht werden. Also hab ich mich vor den Typen auf den Gully gestellt und ihm gesagt, es möge sich woanders hin verziehen und die Dinger hier lassen.
Was ich sagen will: Es sollte auch innerhalb einer Demonstration Verantwortung für andere und das gesamte Anliegen übernommen werden. Einfach weggehen hilft keinem.
Auf der anderen Seite habe ich auch Bullen erlebt, die nach ner Bildungsdemo einzelne Studenten über nen Platz gehetzt haben, weil diese mit bunten Fahnen losgelaufen sind. Was auch immer die da reininterpretiert haben... es waren junge Leute, die weder Gewaltbereitschaft noch sonstwas gezeigt haben, geschweige denn irgendetwas verbotenes getan haben. Einer davon wurde von etwa nem halben Dutzend Bullen im Zickzack gejagt, die versuchten, ihn umzuhauen, ihm die Beine wegzuschlagen (was bei dem Tempo dazu geführt hätte, dass er sich mindestens nen paar leichte Brüche, Prellungen und Schürfwunden zugezogen hätte) usw.
An der Stelle hätte ich jeden verstehen können, der die Penner mit Steinen und Flaschen davon abhält, diesen Studenten auseinanderzunehmen.
Das hat nichts mit Vernunft, Logik oder Ratioalität zu tun. Sondern nur mit Ungerechtigkeitsempfinden, Wut über sinnlose Gewalt und Eskalation.
Da kannst du jetzt noch so vernünftig von "einfach weggehen" und "selber nicht eskalieren" schreiben, aber in den Fällen gilt für mich eher "Gegen Gewalt, aber für Gegengewalt.".
Mag nicht sonderlich reflektiert klingen, aber wer solche Szenen des öfteren miterleben musste, dürfte das nachvollziehen können.
Erstmal ist "Bürger" und "Staat" nen ziemlicher Unterschied, sodass "Schutz von Bürger und Staat" fast schon paradox wirken kann.Lachflash hat geschrieben:Die Polizei ist zum Schutz der Bürger und des Staates da. Wenn bei dir eingebrochen wurde dann versuchen sie den Einbrecher zu fangen.
Wenn es einen Autounfall gab dann schauen sie was passiert ist. Wenn Menschen vermisst werden dann werden sie von der Polizei gesucht.
Auch klärt die Polizei andere Verbrechen wie Morde usw. auf.
Und dann ging es bis eben noch um die Polizei auf Demos. Und wie ich schon mehrfach schrieb, haben die verdammt wenig mit ihren Kollegen beim der Kripo, dem Morddezernat, der Verkehrspolizei oder Suchtrupps zu tun.
Das ist ne eigene Abteilung. Und nur davon habe ich bisher geredt.
Da hat, soweit ich das sehe, auch noch keiner gegen was gesagt. Wie ich schrieb, schreite ich auch dagegen sein (s. den Typen mit dem Gully).Lachflash hat geschrieben:Wenn man seine Aggressionen an Leuten auslässt, die ihren Job machen, weil einem irgendwas nicht passt halte ich das für völlig daneben.
Aber darum geht es mir nicht.
Sondern um die spontane Antwort auf Repression, unmotivierte Gewalt gegen Demonstranten, Einschüchterung und Freiheitsbeschneidung. Das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe.
Ich gehe soweit mit dir mit, dass diejenigen, die von einer Demo zu anderen Reisen, nur um dort "Bullen zu kloppen", ohne nich für das Anliegen der Demo zu interessieren, Idioten sind, die diesen Demos nur schaden und in der Polizei den Hauptfeind sehen, den man mit allen Mitteln bekämpfen muss.
Aber diese Leute mit denjenigen in einen Topf zu schmeißen, die für ihre Rechte auf die Straßen gehen, dort mit Gewalt und Repression begrüßt werden, und auf sowas keinen Bock mehr haben, ist wirklich unkritisch und unangemessen.