Überbevölkerung?

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.u.
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Überbevölkerung?

Beitrag von .u. » 19. Aug 2014 14:14

Dass wir ein Verteilungsproblem haben, muss sicherlich hier nicht mehr in Frage gestellt werden. Verbunden ist dieses Argument aber oft noch mit der Einschätzung, dass keine Überbevölkerung, bzw. keine Ressourcenknappheit bestehe. Das finde ich nicht unbedingt abwegig, aber mich interessiert, woran man das misst (es müsste ja auch vom zugrunde gelegten Lebensstandard abhängen).
Außerdem frage ich mich, welche Vorhersagen es über das Bevölkerungswachstum gibt, also wieweit das fortschreiten wird, was zu viel wäre und wodurch es beeinflusst wird.

Vielleicht hat sich ja schon mal jemand damit befasst... Vielleicht können wir hier Argumente und Quellen sammeln...

Edit: Threadtitel
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Curumo
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Verteilungsproblem

Beitrag von Curumo » 19. Aug 2014 14:41

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberb ... ere_Kritik
Am beispielhaften Vergleich Deutschlands und Chinas wird deutlich, dass vermeintliche Überbevölkerung nicht direkt etwas mit Armut, Hunger oder dem Wohlstand (BIP) des Landes zu tun hat. Deutschlands Bevölkerungsdichte ist etwa doppelt so hoch wie in China, dennoch wird von China oftmals behauptet es sei überbevölkert, während man dies von Deutschland nicht sagt. Durch eine vergleichbar effizientere und modernere Ressourcennutzung und Umweltpolitik in Deutschland gelingt es Probleme einzudämmen, mit denen ärmere, vermeintlich überbevölkerte Länder noch zu kämpfen haben. Auch ist die Bevölkerung in Deutschland vergleichbar günstiger verteilt als in vielen Ländern, die Bevölkerungsprobleme haben. Hier sind viele Menschen meist auf wenige Ballungsgebiete verteilt. Auch spielen geographischen Faktoren eine Rolle, so besteht die Fläche Chinas zu einem hohen Anteil aus Wüste.
http://de.wikipedia.org/wiki/Malthusian ... atastrophe
Vor Malthus ging man generell davon aus, dass eine wachsende Bevölkerung eine größere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes bedinge. Malthus widersprach dieser Ansicht 1798 in seinem Aufsatz The Principle of Population (dt. Das Bevölkerungsgesetz) vehement. Er stellte die These auf, dass die Bevölkerungszahl exponentiell wachse, die Nahrungsmittelproduktion aber nur linear. Das habe zur Folge, dass Nahrungsmittelangebot und -nachfrage sich auseinanderentwickelten. Nahrungsmittelpreise müssten daher steigen und die Reallöhne (gezahlter (Nominal-)Lohn abzüglich des Preisanstiegs der Nahrungsmittel) bis unter das Existenzminimum sinken. Es bestehe ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Pro-Kopf-Einkommen der jeweiligen Volkswirtschaften.
Malthus begründete damit Armut, Hunger, Krankheit, Slumbildung und die daraus sich ergebenden sozialen Unruhen in den englischen Großstädten seiner Zeit. Nach Malthus handele es sich um einen naturgesetzlichen Zyklus, in dem sich im Verlauf der fortschreitenden Verelendung der Bevölkerung durch Krankheit und Seuchen die Bevölkerung wieder reduziere. Danach beginne der Zyklus von neuem.
Pierre-Joseph Proudhon wies auf Statistiken hin, denen zufolge einerseits das Elend schneller zunehme als die Bevölkerung, andererseits das Wohlstandsniveau im Durchschnitt genommen sogar steige
http://www.novo-argumente.com/magazin.p ... ovo113_193
Malthus führte einen antihumanistischen Gegenangriff gegen den aufkeimenden radikalen Humanismus.

Die aufstrebende kapitalistische Klasse wollte die radikalisierte Bourgeoisie abschütteln und das bedrohliche neue Proletariat kontrollieren. Ihr hat Malthus den Dienst erwiesen, Armut und Arbeitslosigkeit nicht als soziale, sondern als natürliche Probleme darzustellen, nämlich nicht als Mängel der gesellschaftlichen Entwicklung und des Fortschritts der Produktivkräfte, sondern schlicht als Produkt der Begrenztheit der Natur.
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Beitrag von .u. » 19. Aug 2014 15:54

Zur Klarstellung: Mit dem Verteilungsproblem meinte ich, dass die Verteilung der Ressourcen wie Nahrung von der Wirtschaftskraft abhängt, nicht vom Bedarf. Mir geht es aber jetzt unabhängig davon um die Frage, ob denn tatsächlich von der Menge her genug Nahrung für alle vorhanden wäre (und was passiert, wenn die Erdbevölkerung weiter wächst und inwiefern sie das tut).
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Splendidus
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Beitrag von Splendidus » 19. Aug 2014 16:11

Hab da ein interessantes Video dazu.
Es betrifft zwar nicht direkt das Thema Nahrung, aber es geht auch um die Frage, ob wir zuviele sind. Bzw. um die Aussage, dass wir es wohl nicht sind, sondern einfach zu blöd sind ;)




Hoffe das passt hier mit her.

Gruß
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Zuletzt geändert von Splendidus am 19. Aug 2014 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von vegansmarties » 19. Aug 2014 16:21

Splendidus: Damit die YT-Einbindung klappt, musst du das 's' aus 'https' entfernen. ;)

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Beitrag von mervon » 19. Aug 2014 16:23

Das Thema Überbevölkerung müsste eigentlich das Topthema aller Umweltorganisationen und der internationalen Politik sein. Ist es aber nicht, es wird tabuisiert und man schlägt sich nur mit den Folgen der Überbevölkerung herum:
Jeder müsste es wissen: täglich wird weltweit die Natur weiter zerstört, Urwälder werden in Monokulturen verwandelt, immer neue Erdöl- und Mineralabbaugebiete zerstören die letzten Naturparadiese, die Meere sind überfischt und mit Müll überlastet, die Flächenversieglung nimmt auch in DE täglich um ca. 100 Hektar zu, der CO"-Ausstoß nimmt trotz der Gegenmaßnahmen immer weiter zu, und bis 2050 wird noch eine Verdopplung des weltweiten Fleischkonsums vorhergesagt.

Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die nicht-menschlichen Lebewesen ! Die werden verdrängt und sterben aus.
Wie kann man da noch behaupten "ist doch alles in Ordnung, und die Erde könnte noch ein paar Milliarden mehr verkraften"

Nein sie kann die heutige Zahl der Menschen schon nicht verkraften. Diese lebt nur noch relativ gut weil sie einen Raubbau an der Natur betreibt. Es müssten heute schon 2 Planeten vorhanden sein um den heutigen Konsum dauerhaft sicherzustellen !
Trotzdem werden völlig naiv am laufenden Band weitere Kinder in die Welt gesetzt (weltweit)

Es dürften nur soviele Menschen in einem Land leben, wie aus den erneuerbaren Ressourcen versorgt werden können. Wieviele das in DE wären, müsste man mal ermitteln.
Bei einer veganen Lebensweise könnten wohl mehr Menschen pro Land leben. Die vegane Lebensweise müsste sich aber auf den gesamten Konsum , nicht nur auf die Ernährung beziehen

(Anmerkung: bin nicht neu hier, sondern war bisher "spellon")

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Curumo
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Beitrag von Curumo » 19. Aug 2014 17:46

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... asser.html
Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2040 von derzeit etwa sieben Milliarden Menschen auf knapp neun Milliarden anwachsen wird. Dann würden die Süßwasservorkommen der Erde nur noch 70 Prozent des Bedarfs decken.
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.u.
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Beitrag von .u. » 19. Aug 2014 19:02

Splendidus: So interessant! Danke!! Von cradle to cradle hatte ich noch nicht gehört und überhaupt :heart:
Dass es schon so viele Produkte gibt, die danach designt sind, lässt hoffen.
"Wirtschaftlich" denken, sollte heißen, den ganzen Planeten plus Zukunft einzubeziehen. Der Gedanke, wir könnte uns nützlich ins Ökosystem einfügen wie die anderen Lebewesen scheint doch nicht so utopisch. :-)
Gut fand ich auch, dass er gesagt hat, Effizienz ist quatsch, weil Leben an sich mit Effizienz nichts zu tun hat (schnell sterben wäre effizient). Und das Schlussfazit von wegen als schädlich angesehene Individuen werden raffgierig und unsicher war natürlich auch super.
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melissalat
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Beitrag von melissalat » 19. Aug 2014 20:15

Ich habe es mir auch angeschaut. Sehr interessant! Bin bald in San Francisco, wuste aber gar nicht, das dass so eine Region ist. Jetzt freu ich mich noch mehr drauf!
Falls fallend du vom Dach verschwandest, so brems, bevor du unten landest.

mervon
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Beitrag von mervon » 19. Aug 2014 20:33

Die Richtung ist gut. Aber es gehört noch viel Fantasie dazu , sich alle Konsumprodukte als rundum positiv für die Umwelt vorzustellen.

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