Die Hartz-IV-Diktatur - Diskussion ausgelagert

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Nullpositiv
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Beitrag von Nullpositiv » 14. Mai 2015 16:58

Für die Leute vermutlich auch.
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Murphy
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Beitrag von Murphy » 14. Mai 2015 17:01

Die Reservearmee muss hat klein und gefügig gehalten werden, damit sie noch für den letzten Drecksjob dankbar sind, in dem sie 3,50 EUR die Stunde verdienen.
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 14. Mai 2015 19:23

ja. aber die habens ja verbockt.

übrigens sind die jobcenter gehalten, die Einhaltung des mindestlohns zu überwachen. d.h. wenn man nen Arbeitsvertrag sieht, wo weniger als 8,50 draufsteht oder Gehaltsabrechnungen, wo man mit der Stundenzahl bei 8,50 eigentlich auf mehr Geld kommen müsste, müsste das das jobcenter ggü dem Arbeitgeber durchsetzen.
leider sind Gehaltsabrechnungen oftmals so, dass da ein Festlohn gegeben wird, und man nicht weiß, wie viel gearbeitet wurde.
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Iustinianus
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Beitrag von Iustinianus » 15. Mai 2015 22:58

Vampy hat geschrieben:ja. aber die habens ja verbockt.
Jetzt reicht es aber langsam! Findest du es etwa zumutbar, dass sich jemand wie im Berufsleben an fest vereinbarte Zeiten zu halten hat? Das erscheint mir schon etwas übertrieben. Im beruflichen Kontext ist es ja aufgrund der Routine viel einfacher jeden Tag pünktlich zu erscheinen. Bei einem einzelnen Termin und keinen sonstigen Verpflichtungen im Alltag kann es schon bedeutend schwerer sein. Kein Grund es gleich zu übertreiben und ihm sein Geld zu stehlen.

Aber jetzt mal im Ernst: MIr sind durchaus Leute bekannt, die nach ihrem Studium teilweise recht lange gebraucht haben, den Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu finden und zur Überbrückung ALG II bezogen haben. Lebensstil war genau wie während des Studiums möglich. Teilweise durch gleiche Jobs und Eigenbehalt noch höher. Genötigt und getriezt wurde gar keiner! Mit Eigeninitiative war sogar allerlei an zielführenden Fördermaßnahmen möglich.

Den Viktimisierungstrend in dem Bereich kann ich Null nachvollziehen. Das jeder auf Hartz IV brutal gegängelt wird und der Armut entgegen stürzt, ist maßlos übertrieben. Wenn ich schon solche Slogans wie "Hartz IV ist Armut per Gesetz!" höre...
Vampy hat geschrieben:übrigens sind die jobcenter gehalten, die Einhaltung des mindestlohns zu überwachen. d.h. wenn man nen Arbeitsvertrag sieht, wo weniger als 8,50 draufsteht oder Gehaltsabrechnungen, wo man mit der Stundenzahl bei 8,50 eigentlich auf mehr Geld kommen müsste, müsste das das jobcenter ggü dem Arbeitgeber durchsetzen.
leider sind Gehaltsabrechnungen oftmals so, dass da ein Festlohn gegeben wird, und man nicht weiß, wie viel gearbeitet wurde.
In Zukunft bitte darauf achten, nicht unnötig zu einer Versachlichung beizutragen. Danke! ;)

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 15. Mai 2015 23:21

Also ich kenne auch einige Menschen, die zwar von HartzIV aber in Armut leben. Sie erfüllen nicht das Klischee vom TV-glotzenden Säufer und haben auch keine gelben Finger vom Nikotin.

Was motiviert Dich denn, solches Zeug zu schreiben, Iusti? Ist das Neid, Frust oder Missgunst?
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Iustinianus
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Beitrag von Iustinianus » 16. Mai 2015 00:01

slartibartfaß hat geschrieben:Was motiviert Dich denn, solches Zeug zu schreiben, Iusti? Ist das Neid, Frust oder Missgunst?
Und zwischen einer dieser drei vermeintlich alternativlosen und wertungsbehafteten Kategorien soll ich mich jetzt also entscheiden? Das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Denn monatlich 399 Euro + Warmmiete + Kranken- und Pflegeversicherung + Geld für Bewerbungsunterlagen und dazu noch Hinzuverdienstmöglichkeiten sind vollkommen ausreichend, um damit vernünftig leben zu können und sich auf neue berufliche Herausforderungen vorzubereiten. Mit einem 400 Euro-Job (die wirklich jedem hinterher geschmissen werden), von dem 160 Euro behalten werden dürfen, sind das schon 559 Euro zur freien Verfügung bei vollkommen abgedeckten Grundkosten mit 12-15 Stunden Arbeit pro Woche. Insgesamt ein verdamt hoher Stundenlohn! Und wer den noch optimieren will, der macht nur einen Nebenjob für 100 Euro im Monat. Die darf man dann komplett behalten! Sind dann 499 Euro zur freien Verfügung und nahezu gar keiner Arbeit!

Bei solchen Beträgen muss mir keiner mit Armut kommen! Vielleicht nach irgendwelchen tendenziösen wohlstandsgeprägten Armuts- und Existenszminimumsberechnungen, die dem Begriff First-World-Problem eine ganz neue Dimension verleihen. Auf dem Niveau war ich während meines ersten Studiums nie! Und wenn ich studienbedingte Aufwendungen (Smesterbeitrag, Bücher, Kopien, Exkursionen usw.) abziehe, dann hatte ich ungefähr die Hälfte wie jemand auf Hartz IV mit ein paar Stunden Arbeit pro Woche. Und ich habe mich nicht mal ansatzweise in meiner Existenz bedroht gefühlt! Seit ein paar Jahren habe ich ungefähr so viel wie ein ALG II-Empfänger mit 400 Euro-Job. Sind bei mir nach Miete und Kranken-/Pflegeversicherung etwa 530 Euro zum Leben. Und davon bleibt meistens sogar trotz Feiern, Kino, Sport, Restaurant usw. am Monatsende noch was übrig.

Rein finanziell ist das bei mir ganz klar Hartz IV-Lifestyle und mir geht es erschreckend gut damit. Halt nur auf Nebenjob + Studienkredit. So könnte ich auch noch ein paar Jahre mehr leben. Also muss mir echt niemand erzählen, dass man damit nicht klar kommt. Es wird nämlich niemandem gelingen mir einzureden, dass mein momentanes Leben unwürdig und am Existenzminimum ist.

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Beitrag von slartibartfaß » 16. Mai 2015 00:08

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt: Deine Rechnungen sind für mich völlig uninteressant, ich kenne sie zu genüge und hab´ sie schon tausend Mal gehört. Es ist die Realität, die mich wissen lässt, dass Armut wirklich existiert. Und - es war wirklich Dein Motiv, was mich interessiert. Du darfst die Kategorien gerne erweitern.
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Beitrag von Iustinianus » 16. Mai 2015 00:18

Dann würde mich (aufrichtig!) interessieren, was für dich diese Armut ausmacht, wenn Zahlen und Berechnungen zu deren Ermittlung deiner Einschätzung nach nicht relevant sind?

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 16. Mai 2015 00:34

Wenn das Geld einer Familie nicht für Winterkleidung reicht, bevor es Winter ist und wenn ab dem 25. eines Monats der Kühlschrank gähnt.

Vermutlich ist Deine nächste Frage die nach dem "Warum", die ich Dir leider nicht wirklich beantworten kann. Meine Vermutung liegt darin, dass in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist und solche Phänomene wie Trennungen, psychische Dekompensationen und Erkrankungen, Alkoholismus, Prostitution usw. nunmal existieren.

Bei einer großen Resignation ist dann auch mit 500 Euro nicht mehr so viel mit Party, Feiern, Kino und der Nebenjob geht halt auch nicht so locker flockig von der Hand.

Iusti: es geht mir überhaupt nicht darum, zu behaupten, Deine Rechnungen sind falsch und es gibt mit Sicherheit diese Leute, die nach dem Studium usw. (...) Um Hartz-VI-Bashing zu haben, kann ich aber auch in jede Dorfkneipe an den Stammtisch gehen... Warum tust Du Dich schwer damit, dass man (die Gesellschaft, der Staat) dem individuellen Bedarf eines jeden Menschen gerecht wird?
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Iustinianus
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Beitrag von Iustinianus » 16. Mai 2015 01:10

Jedem einfach seinen angestrebten Lifestyle zu finanzieren und auch über das finanzielle hinaus einfach alles nach seinen Wünschen zu gewähren, wird zwangsläufig mit gewissen Ordnungsprinzipien wie beispielsweise dem Gleichbehandlungsgrundsatz oder Lohnabstandsgebot kollidieren. Ich bin sofort dafür zu haben, jedem Menschen dabei zu helfen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und soweit wie möglich für sich selbst sorgen zu können. Aber eine bedingungslose Daueralimentierung sollte ein begründungsnötiger Ausnahmefall bleiben. Es ist ja auch nicht so, dass alle Leistungsempfänger vom Schicksal gestrafte Menschen sind, auf die mit der fiesen Hartz IV-Knute eingedroschen wird.

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