Die Hartz-IV-Diktatur - Diskussion ausgelagert

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 16. Mai 2015 01:31

Arbeitslosigkeit =/= keine sonstigen Verpflichtungen im Alltag
individueller Bedarf =/= angestrebter Lifestyle + alles nach seinen Wünschen

Bedingungslos fände ich aber schön. Die jetzige Praxis verstösst nämlich - nach meiner Einschätzung - durchaus auch gegen das ein oder andere Gesetz. War es nicht auch so, dass einem hohen Prozentsatz der Widersprüche gegen Hartz-IV-Bescheide stattgegeben wurde? Das wäre auch ein Hinweis darauf, dass das jetzige System zumindest nicht ganz optimal ist.
Iustinianus hat geschrieben:Es ist ja auch nicht so, dass alle Leistungsempfänger vom Schicksal gestrafte Menschen sind, auf die mit der fiesen Hartz IV-Knute eingedroschen wird.
Sicher nicht. Aber wohl auch nicht so, dass es alles feiernde, saufende und im Überfluss auf unsere Kosten lebende Partygänger sind. Wobei ich schon den Eindruck hatte, dass Du die Hartz IV-Knute gerne mal schwingst...

...auslagern?...
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Iustinianus
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Beitrag von Iustinianus » 16. Mai 2015 03:16

Naja, die Unfähigkeit einzelner Mitarbeiter korrekte Bescheide zu erlassen sagt über das System an sich nur begrenzt etwas aus. Wobei du insofern schon Recht mit der mangelnden Optimalität Recht hast, als dass die überbordende Burokratie mit zahlreichen und teils widersprüchlichen Gesetzen, Verordnungen, Ausführungsbestimmungen usw. fast zwangsläufig zu Fehlern führen muss. In meinen Augen ist das auch einer der größten Geburtsfehler der damaligen Reformen.

Jedem Leistungsempfänger mit der Knute erstmal hat eine zu verpassen will ich natürlich nicht. Ist ja bei vielen auch gar nicht notwendig. Ich finde es aber wichtig, dass es flexible Sanktionsmechanismen gibt, die jedem Verweigerer die Möglichkeit eröffnen, ein unmittelbares Verständnis für die Konsequenzen seines Fehlverhaltens zu erlangen, wodurch ein Anreiz für ihn geschaffen wird an sich zu arbeiten und persönlich voran zu kommen. Das ist leider notwendig, weil es leider nicht gerade wenige Leute gibt, die ohne weiteres bereit sind, die Allgemeinheit für sich arbeiten lassen.
slartibartfaß hat geschrieben:Arbeitslosigkeit =/= keine sonstigen Verpflichtungen im Alltag
Wer normal arbeitet, schafft es auch jeden Tag bei der Arbeit zu erscheinen. Da kann man sich auch nicht mit irgendwelchen sonstigen Verpflichtungen heraus reden und nicht erscheinen. Dann ist nämlich ganz schnell Schluss! Und der arbeitenden Bevölkerung ist es wohl nur schwer zu vermitteln, warum es zu viel verlangt sein soll, mal bei der Arbeitsagentur persönlich vorstellig zu werden. Und mIt 10 % Reduktion nach jedem versäumten Termin für einen begrenzten Zeitraum kommt man deutlich besser weg als jeder durchschnittliche Arbeitnehmer, der seinen Job nach der ersten Aktion in die Richtung fast schon los ist.
slartibartfaß hat geschrieben:Bedingungslos fände ich aber schön.
Ist nur konsequent. Darauf deutet deine Argumentation ja auch hin.

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 16. Mai 2015 11:03

Iustinianus hat geschrieben:jedem Verweigerer
Wenn man den individuellen Bedarf eines Einzelnen decken würde, gäbe es doch gar keine Notwendigkeit mehr, sich zu verweigern?

Menschen brauchen doch keine Anreize, um an sich zu arbeiten und persönlich voranzukommen? Das definiert doch glücklicherweise jeder für sich und ich glaube kaum, dass Deine Sichtweise, dass Arbeitszwang hierzu vonnöten ist, von vielen anderen Menschen geteilt wird.
Iustinianus hat geschrieben:weil es leider nicht gerade wenige Leute gibt, die ohne weiteres bereit sind, die Allgemeinheit für sich arbeiten lassen.
Das tut doch jeder Mensch, der auch nur ein kleines bisschen partizipiert? Du lässt doch Ärzte, Polizei, Politessen, Richter, Lehrer, Erzieher etc. auch für Dich arbeiten?

Wenn ich bedenke, in welcher Dimension unentgeltliche Ehrenämter innerhalb unserer Gesellschaft wahrgenommen werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Arbeitszwang notwendig ist.

Aus meiner Sicht steht es jedem Menschen zu, selbst zu entscheiden welche Arbeit (welchen Dienst an der Gesellschaft) er tut. Schon alleine weil es eines jeden Einzelnen Bedürfnis ist, sich einzubringen, zu partizipieren, Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten gibt es keine Notwendigkeit zum Arbeitszwang. Die von Dir kritisierten Arbeitgeber, die die Leute rausschmeissen, weil sie einmal nicht zur Arbeit erschienen sind würden dann übrigens auch freundlicher mit ihren MitarbeiterInnen umgehen.
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Lee
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Beitrag von Lee » 16. Mai 2015 11:36

ich finde dass das Geld dann knapp wird wenn man im ländlichen bereich wohnt und auf ein Auto schon angewiesen ist wenn man nur zu einem Doktor will. Dass ein Student in ner Großstadt mit dem Harz 4 Satz gut zurecht kommt das glaub ich...
(Das sind aber auch oft Leute die ohnehin das Zeug dazu haben erfolgreich zu sein im Leben und oft wohnen die auch in Wgs um geld zu sparen... was ein normaler Harz 4ler nicht immer kann.)

Wenn man dann versucht von der Grundsicherung Steuer Benzin und Versicherung zu zahlen kann es schnell passieren dass nicht genug Geld bleibt um Lebensmittel zu kaufen.

War mal bei ner Tafel im bayrischem Wald und die ehrenamtlichen haben das als Hauptproblem geschildert. Übrigens waren da so viele Leute arbeitslos, weil ein Großer Konzern ihre Glasfabrik aufgekauft und sofort geschlossen hat...
Muh!

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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 16. Mai 2015 12:05

Leethebeast hat geschrieben:Dass ein Student in ner Großstadt mit dem Harz 4 Satz gut zurecht kommt das glaub ich...
Was mich persönlich daran stört, ist, dass da überhaupt keine persönlichen Komponenten eingerechnet werden. Auch bei Iustinianus. Es wird davon ausgegangen, dass die Menschen voll funktionsfähig sind, keine Besonderheiten haben und alles ins Schema passt. Dann mag das vielleicht in vielen Fällen gelingen.
Problematisch wirds dann, wenn einfach sowas wie Leben dazu kommt oder man nichts ins Schema passt. Stichwort chronische Krankheiten, bei denen man sehr viel selber bezahlen muss. Oder einfach so Sachen wie, dass man nicht so gewitzt ist, dass man ständig das neuste Sonderangebot erwischt und 10 Pakete Haferflocken für 5 cent kriegt. Oder keine Zeit hat ständig den Schnäppchen hinterherzujagen. Was ist, wenn man mit der Winterjacke irgendwo hängen bleibt und die Ausgabe letztlich zweimal tätigen muss? Wenn man mehr isst als andere? Wenn man Leute treffen will, mit den Kindern etwas unternehmen will, mal ins Kino will, den Kinden (oder sich selbst) einen Sportverein gönnen will? Wieviele Eltern können sich die Klassenfahrt nicht leisten? Wenn man große Füße hat und besondere Schuhe braucht?
Es gibt so viele Dinge, wo Menschen einfach nicht irgendwelche berechneten Normen erfüllen und mit so knappen Kalkulierungen fliegen die dann gehörig auf die Nase. Das Argument "ich komm damit aber klar" zieht einfach nicht, denn nicht alle Menschen sind wie der Argumentierende - Menschen sind unterschiedlich mit unterschiedlichen Bedürfnissen und auch wenn man das nicht verstehen kann, sollte man das meiner Meinung nach akzeptieren.
Ich stimm Slarti da in allem zu, was er gesagt hat und bin froh, dass er sich die Mühe gemacht hat. Auch ich kenne Personen, die mit dem Geld so gerade eben auskommen, bei denen das aber dazu führt, dass sie stark eingeschränkt sind und in einem Fall zb große Probleme mit Einsamkeit haben, weil Leute treffen nun einmal auch Geld kostet.

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untitled
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Beitrag von untitled » 16. Mai 2015 12:25

Könnt ihr das wohl in 'nem anderen Thread ausdiskutieren?
Spoiler: Life is hard. And sad.
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Lee
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Beitrag von Lee » 16. Mai 2015 12:29

claire ich frag mich ob du den rest des beitrags gelesen hast ... egal

edit und wenn man sich schon an der zu allgemein gehaltenen formulierung aufhängt dann weise ich jetzt mal darauf hin dass ich "ein" student geschrieben habe :P
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Iustinianus
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Beitrag von Iustinianus » 16. Mai 2015 13:27

slartibartfaß hat geschrieben: Wenn man den individuellen Bedarf eines Einzelnen decken würde, gäbe es doch gar keine Notwendigkeit mehr, sich zu verweigern?
Wenn man in der Finanzpolitik mehr auf den individuellen Bedarf des einzelnen Rücksicht nehmen würde, dann gäbe es doch auch gar keine Notwendigkeit mehr sich der Steurzahlung zu verweigern? Man kann natürlich immer damit argumentieren, dass es ohne Pflichten keine Pflichtverletzung gibt, aber leider gibt es da noch so überflüssige Dinge wie Leistungsgerechtigkeit und ordnungspolitische Grundsätze, so überflüssig der einzelne das auch für seine sozialphilosophischen Erwägungen erachten möchte. Ich finde es jedenfalls in höchstem Maße bedenklich, wie bei Leistungsempfängern mit einem bedingungslosen Grundeinkommen das Leistungsprinzip ausgehebelt werden soll, aber bei die Menschen mittleren und höheren Einkommen selbstverständlich aufgrund ihrer höheren Leitung die Verpflichtungen ausgeweitet werden, um das Ganze überhaupt möglich zu machen. Denn Geld was nicht vorhanden ist, kann auch nicht ausgegeben werden. Und das muss erstmal erwirtschaftet werden. Und das ist eine unbestreitbare Tatsache, der man sich nicht einfach entziehen kann.
slartibartfaß hat geschrieben: Menschen brauchen doch keine Anreize, um an sich zu arbeiten und persönlich voranzukommen? Das definiert doch glücklicherweise jeder für sich und ich glaube kaum, dass Deine Sichtweise, dass Arbeitszwang hierzu vonnöten ist, von vielen anderen Menschen geteilt wird.
Ähm, äh, anscheinend haben wir in den letzten Jahren vollkommen unterschiedliche Debatten zum Grundeinkommen verfolgt. Das Konzept konnte sich aufgrund des WIderstandes von solchen Bedenkenträgern wie mir in keiner Partei durchsetzen. Und in den Gewerkschaften hält sich die Begeisterung für die Aushebelung von Leistungs- und Gerechtigkeitsprinzipien, auf deren Grundlage sie Ansprüche und Leitlinien formulieren, nämlich arg in Grenzen! Auch der durchschnittliche Arbeiter hat nämlich keinen Bock, dass seine Arbeitsleistung dadurch gemindert wird, dass das Lohnabstandsgebot geschwächt und sein Einkommen durch einen Wust von Abgaben, der zur Finanzierung des Grundeinkommens nötig wäre, geschliffen wird. Denn irgendwo muss das Geld herkommen, was großzügig über alle ausgeschüttet wird.
Iustinianus hat geschrieben:Das tut doch jeder Mensch, der auch nur ein kleines bisschen partizipiert? Du lässt doch Ärzte, Polizei, Politessen, Richter, Lehrer, Erzieher etc. auch für Dich arbeiten?
Die erhalten dafür dann allerdings auch eine Gegenleistung in Form einer Entlohnung, zu der ich momentan in Form von Steuern und Sozialabgaben beitrage. Momentan durch meine Mehrwertsteuerausgaben, Ktanken-/Pflegeversicherung und geringfügige sonstige Abgaben beim Nebenjob. Wohlgemerkt alles durch Arbeit oder Kredit finanziert. Bei einem Leistungsempfänger ist es so, dass er nicht nur die Leistungen von den von dir genannten Berufsgruppen empfängt, sondern sich von denen sogar noch ihren Lebensunterhalt finanzieren lässt. Für einen gewissen Zeitraum in Ordnung. Aber keine Dauerlösung!
slartibartfaß hat geschrieben:Wenn ich bedenke, in welcher Dimension unentgeltliche Ehrenämter innerhalb unserer Gesellschaft wahrgenommen werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Arbeitszwang notwendig ist.
Arbeitsleistung muss auch finanziert und entlohnt werden! Das Ehrenamt gehört eher zu den Möglichkeiten des Bürgers, sich auf freiwilliger und vielfältiger Basis für das Allgemeinwohl zu exponieren, gerade ohne dafür etwas zu erhalten.
slartibartfaß hat geschrieben: Aus meiner Sicht steht es jedem Menschen zu, selbst zu entscheiden welche Arbeit (welchen Dienst an der Gesellschaft) er tut.
Dann muss er allerdings auch mit den Konsequenzen leben. Eigenverantwortung ist nämlich keine Einbahnstraße. Handeln zieht KOnsequenzen nach sich und so etwas muss berücksichtigt werden.
slartibartfaß hat geschrieben: Schon alleine weil es eines jeden Einzelnen Bedürfnis ist, sich einzubringen, zu partizipieren, Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten gibt es keine Notwendigkeit zum Arbeitszwang.
Hat mit der Realität nur in einigen Teilen der Bevölkerung nicht viel mit der Realität zu tun. Und was den Begriff "Arbeitszwang" betrifft: Es ist eine verlockende postmaterialistisch geprägte Annahme, dass mittlerweile genug Wohlstand vorhanden ist, der sich unablässig von alleine reproduziert und nur noch verteilt werden muss, ohne dass noch massive gesamtgesellschaftliche Anstrengungen notwendig wären, das aufrecht zu erhalten. Aber es fällt trotzdem nichts vom Himmel. Alles materielle was wir konsumieren oder Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen, muss durch Arbeitsleistung entstehen. Und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.
slartibartfaß hat geschrieben: Die von Dir kritisierten Arbeitgeber, die die Leute rausschmeissen, weil sie einmal nicht zur Arbeit erschienen sind würden dann übrigens auch freundlicher mit ihren MitarbeiterInnen umgehen.
Ich kritisiere überhaupt keinen Arbeitgeber dafür, dass er einen geregelten Arbeitsbetrieb aufrecht erhalten will! Auch im öffentlichen ist ganz schnell Feierarbend, einfacxh nicht zum Dienst zu erscheinen. Da gibt es keinen Arbeitgeber, der so etwas nicht hart sanktioniert. Je nach unbesetztem Arbeitsplatz können die dadurch enstehenden Schäden schnell mal in den sechstelligen Bereich gehen. Oder man stelle sich das beispielsweise bei Fluglotsen oder Ärtzten vor.
Leethebeast hat geschrieben:War mal bei ner Tafel im bayrischem Wald und die ehrenamtlichen haben das als Hauptproblem geschildert. Übrigens waren da so viele Leute arbeitslos, weil ein Großer Konzern ihre Glasfabrik aufgekauft und sofort geschlossen hat...
Womit dankenswerterweise einmal darauf hingewiesen wird, was für einen Großteil der Empfänger die Hauptursache ist: Ein fehlender Arbeitsplatz. Und dieses Problem muss gelöst werden. Und die Integration in den Arbeitsmarkt muss im Vordegrund stehen, anstatt sich zu sehr darauf zu fokussieren, wie Menschen sich in dieser Situation einrichten können. In Einzelfällen kann man sich auch über eine Unterstützung bis zum Lebensende unterhalten, wenn da gar nichts mehr möglich ist. Bei solchen Personengruppen wäre ich persönlich sogar bereit, über eine Anpassung der Regelsätze und ein gewisses Plus an Lebensqualität zu diskutieren. Aber garantiert nicht beim arbeitsfähigen Durchschnittsempfänger, der sehr wohl für sich aufkommen könnte. Und viele packen es zum Glück ja auch.

@ClaireFontaine: Alle diese Menschen haben ein Dach über dem Kopf, können sich etwas zu essen leisten, Kleidung haben sie auch und öfters mal eine Kleinigkeit gönnen kann man sich auch. Und manche Leute machen genau so viel wie ich falsch und können davon blendend leben. Allen ist aber eines gemeinsam: Um sich auf die Jobsuche oder/und Fort-/Weiterbildung zu konzentrieren reicht es vollkommen aus! Und es gibt unzählige Möglichkeiten, das hinzubekommen. Und ich gebe dir insofern recht, dass nicht jeder in der Lage dazu ist. Aber dann muss man ihm dabei helfen, sie entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, anstatt ihn mit einer Daueralimentierung abzuspeisen und weiterhin in seiner Situation zu belassen. Denn Partizipation bedeutet meiner Meinung nach nicht nur jeden Monat eine ansprechende Summe auf seinem Konto zu haben und nach Lust und Laune mal ein bißchen zu ehrenämtern, sondern durch einen möglichst substantiellen Beitrag für die Gesellschaft seinen Beitrag zu leisten.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 16. Mai 2015 14:01

slartibartfaß hat geschrieben:Wenn das Geld einer Familie nicht für Winterkleidung reicht, bevor es Winter ist und wenn ab dem 25. eines Monats der Kühlschrank gähnt.
wobei das nicht zwangsläufig symptomatisch für ALG/Niedriglohnsektor ist. ich kenne mehrere Leute, die sich am Ende des Monats immer über die Runden hangeln, obwohl sie zumindest einige Hundert Euro mehr als die, die unter erstgenannten Umständen leben, haben - denn es gibt nicht wenige Menschen, bei denen die Ansprüche mit steigendem Einkommen ebenfalls steigen.
slartibartfaß hat geschrieben:War es nicht auch so, dass einem hohen Prozentsatz der Widersprüche gegen Hartz-IV-Bescheide stattgegeben wurde?
wie gesagt wenn ich mich richtig erinnere spricht man von einer Quote von knapp fünfzig Prozent (das sagt natürlich noch nichts darüber aus, über welche Beträge wir im Einzelfall reden. "falscher Bescheid" kann in der Praxis selbstverständlich auch heißen, daß derjenige nach Überprüfung sieben Euro mehr pro Monat bekommt)
Leethebeast hat geschrieben:.
[...] oft wohnen die auch in Wgs um geld zu sparen... was ein normaler Harz 4ler nicht immer kann.)
wieso sollte man das mit Hartz4 nicht können. im Gegenteil, meines Wissens ist es sogar so, daß wenn keine "Bedarfsgemeinschaft" vorliegt sogar der maximale Mietsatz für ein WG Zimmer ausgegeben werden kann (sprich: derjenige könnte sich in vielen Fällen sogar ein Zimmer in vergleichsweise bevorzugter Lage usw. leisten).
ClaireFontaine hat geschrieben:[...] und in einem Fall zb große Probleme mit Einsamkeit haben, weil Leute treffen nun einmal auch Geld kostet.
wobei mir das auch zu pauschal ist. wir haben in meiner Jugend bspw. auch sehr selt in Kneipen getrunken - war einfach zu teuer. dann lieber bei irgendwem zuhause oder im Sommer draußen und dafür kosteten Essen und Getränke nur einen Bruchteil.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von ClaireFontaine » 16. Mai 2015 14:36

Kim Sun Woo hat geschrieben: wobei mir das auch zu pauschal ist. wir haben in meiner Jugend bspw. auch sehr selt in Kneipen getrunken - war einfach zu teuer. dann lieber bei irgendwem zuhause oder im Sommer draußen und dafür kosteten Essen und Getränke nur einen Bruchteil.
Zum einen habe ich gerade oben argumentiert, dass es nicht sinnvoll ist, von sich selbst auf andere zu schließen. Zum anderen kann man eben nicht immer ein Picknick mit Butterbroten im Freien machen. Leute muss man auch erstmal kennenlernen und das passiert eher selten Daheim.

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