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Verfasst: 19. Mai 2017 09:44
von gemüse
Ja. Ich frage mich, was sich als Normalbürger gegen diese Form der Sklaverei unternehmen lässt. Wenn die Sklavenhalter einen industrialisierten Landwirtschaftsbetrieb oder eine Fabrik betreiben, kann man sie anzeigen, wenn sie sich im eigenen Land befinden, und auf jeden Fall die Erzeugnisse boykottieren. Aber was ist mit den Kinderfrauen, Haushalthilfen, Altenpflegerinnen? Wie erkennt man von außen, dass eine Eudocia Tomas Pulido keine besonders schüchterne Verwandte ist, sondern als Sklavin gehalten wird, und was lässt sich Sinnvolles tun, um ihr zu helfen?

Verfasst: 19. Mai 2017 10:44
von Akayi
Sinnvolles tun: mit einer NGO die zum Thema Menschenhandel arbeitet Kontakt aufnehmen. Die können sich um eine Exit Strategie und ggf. Anzeige etc. kümmern und die betroffenen Personen auch auffangen. Problematisch ist ja oft, dass im Zweifel für das Opfer eine Abschiebung droht. Natürlich kann man eine solche NGO auch ohne akuten Verdachtsfall personell oder finanziell unterstützen.

Bezüglich Boykott schreibt die britische NGO anti slavery übrigens:
Does Anti-Slavery encourage boycotts of brands or products?

We very rarely, if ever, join the calls to boycott specific companies or goods.
Boycotts can actually make the situation worse and undermine the economy of an already poor country. As well as hurting employers using slavery-like practices, they could also hurt those who are not exploiting their workers, and worsen the poverty that is one of the root causes of slavery.
However, we do call for a boycott of companies purchasing cotton from Uzbekistan and Turkmenistan. In these particular cases of state-sponsored forced labour, the boycott is not going to make the situation worse for those affected by it.
http://www.antislavery.org/slavery-toda ... questions/

Verfasst: 19. Mai 2017 13:42
von Rosiel
Ich schaue gerade den ersten Beitrag (ARD, Hausmädchen zum Mitnehmen) - ich könnt im Quadrat kotzen echt...

Verfasst: 19. Mai 2017 23:28
von VegSun
Ist das die Doku mit den beiden deutschen Frauen die in Singapur oder Dubai ? leben ?

Eine davon meinte ihre Haushälterin hätte keine Manieren und dürfe deswegen nicht mit am Tisch essen, weil sie die erziehung ihrer Kinder verderben würden
und hatte ein Zimmer wo nur das Bett reinpasste und musste bis 22 oder 24 Uhr arbeiten und 4/5 Uhr aufstehen ?

Verfasst: 20. Mai 2017 00:16
von Rosiel
Also beide deutsche Frauen leben in Singapur und sind Hausfrauen, beide sind der Meinung, dass man in Singapur leben müsste, um zu verstehen, dass das gar nicht wie Sklaverei ist, sondern das ist da halt so.

Zimmer waren gleich, 3qm hinterm Kühlschrank. Aber im Gästezimmer wohnen lassen geht nicht, weil die Miete ist ja eh schon so teuer und wo sollen dann die Gäste schlafen.
Genau, eine durfte nicht am Tisch essen, weil sie keine deutschen Tischmanieren hat und überhaupt, wurde ihr mit viel Misstrauen begegnet (Fischstäbchen darf sie kochen, was kompliziertes wie Braten eher nicht) und sie wurde latent für blöd gehalten.

Verfasst: 20. Mai 2017 00:58
von gemüse
Vielen Dank für Infos und Link, Akayi! Die Seite hatte heute wohl ordentlich Traffic und ist vorübergehend nicht verfügbar. Das ist aber hoffentlich wegen eines Ansturms von Informations- und Spendenwilligen so.

Beim Boykott dachte ich nicht an Rundumboykott und auch nicht ausschließlich an Produkte aus fernen Ländern. (Da suche ich jeweils nach Fair-Trade-Angeboten - bewirkt das eigentlich etwas?) Ich dachte auch jene europäischen Landwirtschaftsbetriebe, die Clandestinos, Flüchtlinge und Saisonarbeiter ausbeuten und unter haarsträubenden Bedingungen "beherbergen". Aber Du hast recht, das ist wohl grundsätzlich zu kurz gedacht.

Was Sklaverei in Haushalten und anderen Bereichen betrifft, habe ich für die Schweiz zwei Adressen gefunden – vielleicht nützen sie jemandem:
Genf: http://www.coeur.ch/v4/index.php
Zürich: https://www.fiz-info.ch/de/Makasi---Int ... auenhandel
Die kantonalen Opferberatungsstellen könnten eventuell weitere Adressen vermitteln: http://www.sodk.ch/fachbereiche/familie ... gsstellen/

UNDOC-Bericht zu den offiziell erfassten Fällen von Menschenhandel in West- und Zentraleuropa:
http://www.unodc.org/documents/data-and ... Europe.pdf

Verfasst: 22. Mai 2017 10:07
von Balthazar2026
Weis nicht genau ob es so 100% on TTopic ist, mag keinen Tread Hijacken ..aber diese Artikel bzw. der Umgang mit Nordkoreanischen "Arbeitern" könnten auch relevant sein:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 60087.html
http://www.tagesspiegel.de/politik/skla ... 69314.html

Und natürlich (sicher den meisten bekannt) die Billiglöhner der Fleischindustrie:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 48647.html
http://www.zeit.de/2014/51/schlachthof- ... g-arbeiter

Das schlimmste dabei ist noch der Neid und die Angst in der Gesellschaft wenn es nur um den Gedanken geht "die da" (moderne Sklaven/Leiharbeiter) ordentlich zu entlohnen/behandeln.
"Wer soll das denn bezahlen?" "Wie sollen wir so unseren Lebensstandart halten?"

Und das in einer gesellschaft wo 2% der Bevölkerung 40% (oder waren es gar 60%) des Gesamteinkommens in die Tasche stecken .... wer SOLL(te) das nur bezahlen (?)

Verfasst: 23. Mai 2017 01:13
von gemüse
Und ob das das Thema trifft.

Nachtrag: Eine Liste von Anlauf- und Beratungsstellen in Deutschland: https://www.kok-gegen-menschenhandel.de ... gsstellen/

Verfasst: 23. Mai 2017 16:02
von Akayi
Reaktion auf die Geschichte in Comicform: http://thenib.com/the-slavemaster-s-son?

Verfasst: 24. Mai 2017 01:35
von gemüse
Mit meinem Browser stimmt vermutlich was nicht, die Bilder springen extrem schnell zum letzten. Aber der Twitter-Account der Autorin ist auch lesenswert https://mobile.twitter.com/hongriver und enthält links zu weiterführenden Informationen:

http://www.rappler.com/rappler-blogs/li ... toc-tarlac

https://www.theatlantic.com/business/ar ... ay/527412/
Slavery doesn’t just happen in a vacuum, as some perversion from the bigger economic context that people live in. Deep poverty and few options for economic mobility make a person vulnerable to slavery. Language and cultural barriers, and being a woman make a person vulnerable to slavery. Being dependent on an employer for visa access makes a person vulnerable to slavery. Immigration laws that trap a person in the shadows for fear of deportation keep them vulnerable.

The organization I lead, the National Domestic Workers Alliance, and our affiliates have found that for women who have survived slavery or trafficking, the single most important factor for enabling women to escape from slavery is knowing that they are not alone and that they will be supported when they do.
Das gilt vermutlich auch für die Situation in Europa und außerhalb des Haushaltsbereichs.