Race-Semantics

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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illith
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Race-Semantics

Beitrag von illith » 18. Aug 2015 02:06

disclaimer: sorry für etwaige wirrness^^

im gym habe ich immer einige zeit, nachzudenken^^
wie ich mir die dortigen demographien so betrachtet hab, kam mir (nicht zum ersten mal) die frage bzgl der mir inkonsistenten adäquaten bezeichnung der verschiedenen ähem 'ethnischen phänotypen?'.
zb ists ja normal ( = gemeinhin unproblematisch), von "aisatInnen" zu sprechen (unabhängig von der konkreten herkunft/staatsangehörigkeit/geburstort/etc). das bezieht sich ja offenbar auf einen kontinent. aber es würde umgekehrt doch recht hinterwäldlerisch rüberkommen, wenn man zb ne schwarze deutsche als "afrikanerin" (kontinent) betitelte?!
und gleich passend: "schwarz/black" ist die gewählte bezeichnung von emanzipativen schwarzen gruppierungen und auch "weiß" gilt als neutral. was sich auf die hautfarbe bezieht. aber man sollte als fremdbezeichnung wohl eher nicht zb einen asiaten einen "gelben" nennen.
wie stehts um die korrekte bezeichnung von den anderen 'gruppen'? "südländer" ist glaube ich kritisch und "orientale" geht nicht? "araberIn" geht afaik klar, greift jedoch möglicherweise nicht weit genug (türkInnen zb sind ja keine arabs, dürften aber vermutlich in der selben 'gruppe' sein, was außenfremdwahrnehmung angeht - ganz daneben ist ja das häufiger zu beobachtende umschiffen des begriffs via "moslems"). gibts überhaupt eine deutsche bezeichnung native amercians? und für hispanics (latina/o?) ? etc?

*
afaik wird im deutschen das englische wort "race" statt dem veralteten und problematischen wort "rasse" verwendet, da es sich eben nicht auf das bezieht, was man sich unter "rasse" vorstellt (diverse biologische/angeborene eigenschaften einer auf die art künstliche homogenisierten menschengruppe), sondern das darauf basierende soziale konstrukt, das bewirkt, dass bestimmte menschengruppen bestimmte gesellschaftliche erfahrungen machen und verschiedene privilegien haben oder nicht haben - hab ich das richtig verstanden? (oh hai eloquenz =.=')
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 18. Aug 2015 06:11

native americans = Ureinwohner
hispanics = alle Einwohner spanischer Herkunft oder Lateinamerikas in denen man spanisch spricht

Für letzteres kenne ich im deutschen kein Wort. Dann müsste man z.B alle Einwohner die französisch sprechen egal in welchem Land sie geboren wurden als Einwohner Französischer Abstammung bezeichnen. Man muss auch niemand nach seiner Herkunft bezeichnen, sie sind eben eingewandert und haben nun unsere Staatsangehörigkeit. In den USA hat dies bestimmt auch historische Gründe die Spanisch-sprechende Gruppe so zu bezeichnen und sie machen neben den Französisch-sprechenden Einwohnern die größte Gruppe aus derer die nicht (nur) englisch spricht.

In den Vereinigten Staaten zuhause gesprochene Sprachen nach Anzahl der Sprecher (2010)
Englisch (nur) 229,7 Millionen
Spanisch, inkl. Kreolsprachen 37,0 Millionen
Chinesisch 2,8 Millionen
Französisch, inkl. Kreolsprachen 2,1 Millionen
Tagalog 1,6 Millionen
Vietnamesisch 1,4 Millionen
Italienisch 1,1 Millionen
Koreanisch 1,1 Millionen
Deutsch 1,1 Millionen

Nicht nach Hautfarbe oder Herkunft typisieren. Schwarz zu sagen ist ok, aber nicht farbiger. Deswegen versteh ich nicht warum ein großer Modekonzern vor Jahren mit seiner "People of Color" glänzen wollte. War das Unwissenheit oder Provokation um die Menschen wachzurütteln ?

Der Politisch korrekte Begriff für schwarze Menschen ist: Schwarze Menschen
Man sollte dies aber möglichst sowenig wie möglich benutzen und nicht nach Hautfarbe oder Herkunft typisieren.
Der Begriff Farbige stammt noch aus der Kolonialzeit und hat in DE in den 50ern das rassistisch geprägte Wort Neger ersetzt.

"Auch wenn "farbig" noch häufig in unaufgeklärten Medien verwendet wird sollte er auf jeden Fall vermieden werden, denn es geht ausschließlich um 'Menschen'. Gäbe es farbige Menschen würde es bedeuten, dass sie in der Regel "weiß" sind. Weiterhin besänftigt "farbig" die Tatsache, dass sie schwarz sind - als sei es nicht in Ordnung schwarz zu sein. Außerdem sagt farbig nichts weiter aus, als dass die Person nicht weiß ist"




Dort steht es genauer: https://www.bpb.de/politik/extremismus/ ... urnalisten

In manchen Fragebögen steht als Auswahl: weiß/kaukasisch, afrikanisch–karibisch, südasiatisch, ostasiatisch,
verschiedene Wurzeln, andere.

Da muss man sicherlich Unterscheiden, was der Zweck der Umfrage ist. Bei wissenschaftlichen Auswertungen z.B. ist es etwas anderes als sonst wo.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Aug 2015 09:40

Antwort = es gibt wahrscheinlich keine eindeutige Antwort.

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passante
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Beitrag von passante » 18. Aug 2015 13:00

@kim: ya, das stimmt, es gibt keine feste definition. Die sprachen varändern sie sich sehr schnell. 40 jahren vorher war "spaghettifresser" ein beschimpfworte, heute ist nur ein witzig substantiv.
Der extreme politically correctness ist ein problem, weil auch die realität verheimlich.
Ich mache dir ein rezent beispiel: Ich habe ein UK freund, und habe ich ein paar monaten vorher gesprochen vom ein tendenz, das ich in die UK zeitungen seit ein paar jahren entdeckt habe: wenn pakistani machen ein verbrechen, in die zeitung mann nennt sie "man of asian origin". Aber ist es verwirrend: es gibt in UK viele "asian" stammige leute das, das absolut superfriedlich sind. Die filippinos, vietnameses, indonesian, malaysian etc etc sind normalarweise sehr friedlich und machen in durchschnitt fast kein verbrechens. Der bottom line ist hier dass, das die andere "asians" sind benachteiligt vom leute das normalarweise wir nicht als "asian" denken (um zu prufen ist einfach: geh in youporn oder ahnlichen und such in die kategorie "asian": man findet chinesesn, japanen, malay, indonesian und filipinos, aber keine pakistanis):
Ich habe der grund vom diese tendenz gefragt, und die antwort ist einfach "weil wenn immer pakistanis in die nachrichten vom verbrech kommt, dann die pakistani sagen sie sind diskriminiert"

Wie können wir diese problem lösen? Ich weis es nicht
I hope for nothing. I fear nothing. I am free

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illith
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Beitrag von illith » 18. Aug 2015 13:32

vegsun, es kann durchaus an meiner müdigkeitsbedingten formulierung liegen, aber dein post geht ziemlich komplett an meiner frage vorbei.
(und "people of color" ist die gewählte selbstbezeichnung der vor allem schwarzen emanzipationsbewegung und ist nicht zu verwechseln mit "farbig/e/r")

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Tortuga
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Beitrag von Tortuga » 18. Aug 2015 13:51

Bin mir nicht ganz sicher was du suchst. Ich denke, das politisch korrekte, 'deutsche' Wort ist Ethnie. (Ist ja eigentlich griechisch.)
laut Duden: "Menschengruppe (insbesondere Stamm oder Volk) mit einheitlicher Kultur"

Wobei Ossi übrigens keine Ethnie ist z.B., hat mal ein Richter entschieden. 'Du Ossi' ist damit keine rassistische Beleidigung. Aber wo genau die Ethnie anfängt und aufhört liegt wohl im Auge des Betrachters, oder so ähnlich.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 18. Aug 2015 14:13

sowas ist ohnehin problematisch. ist "Du Jude!" eine rassistische Beleidigung? genau genommen natürlich nicht (es ist a. weder eine "Rasse"/"ethnische Gruppe" sondern b. im Endeffekt ja nur die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft). aber: die Intention dürfte oftmals rassistisch motiviert sein (eben weil im dem Kontext oft von der Existenz einer "jüdischen Rasse" ausgegangen wird).
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Lee
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Beitrag von Lee » 18. Aug 2015 14:16

Ja, da kommts oft drauf an wer es sagt und wie es gesagt wird. Is bei "schwul" das selbe.
Muh!

.u.
wieder ohne
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Beitrag von .u. » 18. Aug 2015 21:31

ich finde dass man das je nach Notwendigkeit anpassen muss. ich sag höchstens mal sowas wie "der dunkelhaarige Typ da drüben". Notfalls wäre "mehr so asiatisch aussehender" ok.

Kommt halt ganz drauf an, zu welchem Zweck man das Feature benennen muss. Das halte ich für sehr entscheidend und daran muss man die Wortwahl orientieren.

Bei dem Fitnesscenter-Beispiel würd ich vielleicht sagen: "Mir ist letztens aufgefallen, dass da viele so bisschen klischeehafte Mucki-Typen rumrennen, die ich gerne beobachte, die auch nicht so typisch deutsch aussehen, mehr so wie viele Türken oder andere." Das ist doch nicht zu umständlich? Wahrscheinlich würde ich es aber bei Beschreibungen des Stylings belassen.

ich weiß, ihr seht das anders, aber die Diskussion find ich irgendwie peinlicher. Wir sind doch alle Menschen, was muss man da solches Tamtam machen.
Kann doch nicht sein, dass man für sowas normales soziologische Fachlexika wälzen muss.
...But the stars we could reach were just starfish on the beach.

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Smylinchen
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Beitrag von Smylinchen » 19. Aug 2015 00:21

Was soll denn an "schwarz" besser als an "farbig" sein? Ich habe noch keinen schwarzen Menschen gesehen ^^ Ich bevorzuge dunkel-/hellhäutig. Weil einen komplett weißen Menschen, habe ich auch noch nicht gesehen. Nichtmal Albinos sind komplett weiß. Eigentlich mag ich diese Farbbezeichnungen alle nicht. Also auch gelb und rot fällt bei mir weg. ;)

Ich hab gestern auf FB so ein ein Video gesehen (das ich jetzt nicht suchen kann, da mein FB Account dank der Klarnamenpflicht gesperrt ist -.- ). Auf jeden Fall sitzt da so ein Typ neben einem Kindergartenkind. Der Typ fragt das Kind nach kurzem Smalltalk: "Gibts in deinem Kindergarten auch Ausländer" und das Kind antwortet: "Ne, da gibts nur Kinder" :D

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