Geschlechterrollen

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
xJulinx
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Beitrag von xJulinx » 31. Aug 2015 10:52

Meine Mutter ist so, ja.
Aber das wird, sie muss mich und meine Freunde eh akzeptieren.


Ja, ist wirklich so.

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Memento_Mori
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Beitrag von Memento_Mori » 31. Aug 2015 12:03

@ illith: Ich halte diese extrem ablehnende Haltung für verständlich (nicht für richtig), wenn man bedenkt, dass hinter solchen Wertvorstellungen nicht nur rationale Schlüsse, auch eine Menge Überzeugung auf emotionaler Ebene vorhanden ist. Dieses Problem lässt sich ja vermutlich auf jeglichen Konflikt, oft ja auch gerade auf politisch- gesellschaftliche Themen bezogen, beziehen.
Es macht einen jedoch, wie du schon sagtest genauso unfrei, bloß dass man dann auf der anderen Seite des Ufers steht.
Ich bin nicht der Meinung, dass unsere Umwelt keinen Beitrag zur Bildung unseres Ichs leistet. Zunächst einmal ist dies ja gar nicht möglich, weil wir von Anbeginn an dem Einfluss unserer Umwelt unterliegen, ob dies nun auf zwischenmenschlicher Ebene passiert oder die gegenständliche Umwelt uns prägt, ist egal. Auf jeden Fall ist bewiesen, dass sie einen enormen Einfluss auf uns hat, besonders in der Kindheit (ganz typisches Beispiel wären Wolfskinder).
Ich bin mir dessen bewusst, dass viele meiner Vorlieben, dass meine Wertvorstellungen, Ideale und darausresultierenden Wünsche und Ziele ansozialisiert sind.
Es ist ja auch ganz natürlich sich Bezugsspersonen zu schaffen, sich Verhalten von Anderen abzugucken, zu reflektieren und das mitzunehmen, was man für richtig hält. So lernt man unter Anderem. Deswegen gebe ich dir auch völlig Recht damit, dass man ansozialisiertes Verhalten nicht per se ablehnen sollte.

@xJulinx: Ich finde nicht unbedingt, dass es sich hier in Deutschland viel besser verhält als in anderen Ländern. Auf vielen Ebenen um einiges subtiler, definitv, aber als vorhanden würde ich Sexismus trotzdem noch sehen. Sowas begegnet Einem doch tagtäglich, gerade was den Kleidungskodex, das Verhalten zwischen den Geschlechtern (wie hat sich eine Frau vor einem Mann zu verhalten, wie ein Mann vor einer Frau), im Bezug auf das Führen von Beziehungen (Monogamie völlig richtig, Polygamie Rumhurerei), das Ausleben der Sexualität (großes Problem bei Frauen), etc angeht.
Damit will ich nicht die andere Seite von Tisch kehren, die eben kein Problem damit hat beiden Geschlechtern gleiche Rechte zuzusprechen, aber mir kam es bis jetzt leider nicht so vor, als wäre dies die Mehrheit.
Und wie ich schon sagte, wird es wohl auch bei Leuten, die sich bewusst gegen Sexismus entschieden haben, Momente geben, wo sie dann ggf doch einen sexistischen Gedanken nachhängen (Sexismus kann auch durchaus bequem sein. Ich kann mir zB vorstellen, dass es Frauen gibt, die es als durchaus angenehm empfinden den Mann als Beschützer zu sehen, ihm somit große Verantwortung über ihr Wohlergehen zuzusprechen. Das ist dann etwas, was sie selbst nicht mehr oder zu einem kleineren Teil übernehmen müssten..oder das typische Schleppen von Taschen/ Einkaufstüten/ Paketen, das Erwähnen, wie schön sie doch jeden Tag aussehen, also das Fokusieren auf ihre Optik, Homophobie gegen Männer, jedoch nicht gegenüber lesbischen Päarchen, weil dies ja sexy ist, wobei ich Homophobie generell ablehne, etc.)
Im Bezug auf deine Erfahrungen kann ich mich Lee nur anschließen. Ich selber bin in einer "Familie" aufgewachsen, in welcher Sexismus, Rassismus und fundamentalistisch- religiöses Gedankengut vermittelt wurde. Ich kann mir demnach wohl vorstellen, wie es sich anfühlt in so einem Klima aufwachsen zu müssen und dabei eben nicht dieses Gedankengut aufgenommen zu haben bzw sich damit bewusst auseinandergesetzt zu haben und es aktiv abzulehnen, d.h. auch aktiv gegen solche Einflüsse, die auf Einen einwirken anzugehen.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 31. Aug 2015 14:07

Memento_Mori hat geschrieben: Ich stimme Kim insofern zu, dass ich es auch schade, ja auch traurig finde, dass man oft auch als Jemand, der sich bewusst mit dieser Problematik außeinandersetzt, selbst in solchen Verhaltensweisen steckt [...]
ja. und trotz (und das ist wohlgemerkt in keinster Weise als "mit dem Finger auf dich zeigen" zu verstehen)...
Memento_Mori hat geschrieben:Ich halte nichts von Geschlechterrollen.
Inwifern sollte mein Geschlecht, denn darüber aussagen, wie ich mich zu kleiden, zu verhalten, zu denken, zu fühlen habe?
... ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß auch Menschen, die genau diese Ansicht vertreten, dann dennoch (in deinem Fall) keine/so gut wie keine Kleidung im Schrank haben, die als eindeutig "männlich" gilt.

(und da läßt sich schwer behaupten, das wäre total zufällig und einfach nur mit dem persönlichen Geschmack zu begründen)

Memento_Mori hat geschrieben: Sexismus empfinde ich als ein sehr präsentes Problem. Öfters wird dieser ja auch subtiler zum Ausdruck gebracht ohne dass man gleich direkt in die Schublade Sexist kategorisiert wird oder als sexistisch gilt. Viele sexistischen Aussagen erscheinen vielen ja auch völlig legitim, während Anderen keinerlei Toleranz entgegengebracht wird.
Sexismus finde ich aus diesem Grund in gewisser Weise auch als problematischer als bspw. Rassismus. hinsichtlich Zweiterem gibt es natürlich immer noch viel zu tun - ich habe aber dennoch das Gefühl, daß unsere Gesellschaft ein gutes Stück sensibilisierter für das Thema ist als für Sexismus.


Wobei dazu natürlich noch das (hier im Forum auch schon angesprochene) Problem hinzukommt, daß es unzählige unterschiedliche persönliche Definitionen davon zu geben scheint, was überhaupt "Sexismus" (aber bspw. auch "Rassismus") ist.

illith hat geschrieben:das hat meine frühere praktikumschefin (feministischer verein) beklagt - dass in der örtlichen polit-frauen/lesbenszene alle so eine komplett ablehnende haltung gegen genderk#ck hätten, dass das kind mit dem bade ausgeschüttet wird - und sie auf den partys die einzige mit goldenen westernstiefeln ist <3
oder eben auch sowas wie die grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber jeglichen Formen von Pornographie bzw. pornographischen Abbildungen - völlig unabhängig davon, in welchem Kontext sie stattfinden.
Zuletzt geändert von Kim Sun Woo am 31. Aug 2015 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Lee
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Beitrag von Lee » 31. Aug 2015 14:17

Dass es sexistisch is wenn ne Frau hundert mal am Tag fragt ob sie schön aussieht, wär mir echt nie gekommen. Dachte eher das is innere Unsicherheit.

Wenn ich ganz ehrlich bin, will ich als Mann in ner Beziehung auch gerne hören, dass ich gut ausseh, würd aber nicht danach fragen...

Intressant auf alle Fälle.
Muh!

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 31. Aug 2015 14:25

jein. es fällt halt deshalb darunter, weil bei Frauen der "Wert" auch 2015 noch viel stärker als bei Männern von der körperlichen Attraktivität abhängt. quasi: "Männer machen, Frauen sind".

das wird z.b. deutlich, wenn man sich die youtube Kommentare bei nahezu jeder Sängerin bzw. Band mit Sängerin (oder sogar oftmals überhaupt: mit einem oder mehreren weiblichen Bandmitgliedern) durchliest. im Grunde kann man sagen, daß sobald es mehr als nur eine Handvoll comments sind, sicher ist, daß irgendwer darüber spricht, wie hübsch oder häßlich eher die besagte Frau findet - und das ist bei den männlichen "Gegenstücken" nicht ansatzweise so häufig der Fall.

(und das gilt auch für andere Bereiche, in denen sich Frauen nicht bewußt "präsentieren": ich habe bspw. selbst bei interviews mit irgendwelchen WissenschaftlerInnen o.ä. in Tageszeitungen, die ein Photo dabei hatten, Diskussionen bzw. Anmerkungen über die Attraktivität von diesen gelesen. das ist halt deshalb so absurd, weil es ja wirklich völlig irrelevant hinsichtlich des eigentlichen Artikelthemas ist)
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Memento_Mori
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Beitrag von Memento_Mori » 31. Aug 2015 14:38

@ Kim: Ich sehe deinen Kommentar nicht als Angriff oder Vorwurf.
Ich habe beiden, sowohl Vampy, als auch dir Recht gegeben. Beweggründe ausschließlich auf Geschmäcker zu reduzieren empfinde ich als genauso eindimensional, wie auch Alles auf sexistisches Gedankengut zu beschränken.
Wie illith schon sagte, ist es in der und vielen anderen Hinsichten leider nicht so einfach zu sehen, was nun ansozialisiert ist und was eben nicht. Und wenn etwas ansozialisiert ist, wäre dann noch immer die Frage vorhanden, wodurch dies ansozialisiert wurde. Was also der Ursprung dieses Verhaltens wäre.
Kim Sun Woo hat geschrieben: es fällt halt deshalb darunter, weil bei Frauen der "Wert" auch 2015 noch viel stärker als bei Männern von der körperlichen Attraktivität abhängt. quasi: "Männer machen, Frauen sind".
Genau das wollte ich damit ausdrücken. Wobei ich das Ganze nicht mit dem Kleidungsstil einer Person in Verbindung bringen möchte. Einen Menschen weniger Wert entgegenzubringen, weil er/sie sich stärker "präsentiert" halte ich für völligen Blödsinn. Gibt ja sogar genug Leute, die dieses Gedankengut nutzen um sexuelle Übergriffe zu rechtfertigen. Man selbst ist dafür verantwortlich Anderen mit einem Grundrespekt und der Fähigkeit ihnen eine Persönlichkeit zuzusprechen zu begegnen.

passante
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Beitrag von passante » 31. Aug 2015 14:53

ich mag wenn rolle gespielt & getausch sein können. Zbs, bei uns wenn wir zum IKEA gehen dann nach hause ich koche & meine frau baut die möbel :D
Hier in DE ich sehe ein unglaubliche menge vom sexismus, besonders am arbeitplatz. Wenn ein Frau verheiratet & kindern hat, dann automatisch ist die frai die verantwortlich in der paar für die kindern und wenn sie krank sind, dann sie bleibt zu hause und der mann geht zu arbeiten.
andere ländern in diese respekt funktionieren viel besser aus, ZbS die NL, wo meine Frau arbeitet, ist noch sexistisch aber in vergleich mit DE viel weniger.
I hope for nothing. I fear nothing. I am free

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Beitrag von slartibartfaß » 31. Aug 2015 17:15

Kim Sun Woo hat geschrieben:oder eben auch sowas wie die grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber jeglichen Formen von Pornographie bzw. pornographischen Abbildungen - völlig unabhängig davon, in welchem Kontext sie stattfinden.
Kim: hier im Forum werden Aussagen über Filmszenen, Verläufe von Serien, Gewalt an Menschen und Texte bzgl. Tierhaltung aus Rücksicht auf die anderen User gespoilert. Und Du hast kein Verständnis dafür, dass es Menschen gibt, die pornografische Abbildungen kategorisch ablehnen?
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 31. Aug 2015 17:41

natürlich habe ich "Verständnis" dafür, sollte im Idealfall jeder selbst entscheiden können, was er sieht oder nicht.


ich bezog mich der aber auch mehr darauf, wie die Kritik an Pornographie teilweise aussieht - siehe https://de.wikipedia.org/wiki/PorNO-Kampagne.

besonders lächerlich zum Beispiel "so stellte sie [Alice Schwarzer] unter anderem in einem Fernsehinterview bei der ARD im Februar 1998 ihre Position vor, dass es keine Frauen mit sadomasochistischen Neigungen gebe." - ja nee, ist klar. so ein eindimensionales Bild bzgl. Frauen und der weiblichen Sexualität halte ich (ebenfalls) für sexistisch.

(das soll im Gegenzug natürlich nicht heißen, daß die Pornoindustrie bzw. das was daraus wurde, fürchterlichste Auswüchse hat, die selbstverständlich kritisiert gehören - und im Zweifelsfall vielleicht auch gesetzlich verboten)


hat also nichts damit zu tun, daß manche Menschen einfach kein Interesse an Porno haben bzw. detaillierte Abbildungen von sexuellen Handlungen sogar ekelig finden.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 31. Aug 2015 17:57

Alice Schwarzer?
1998?
Echt?


Ich dachte schon, Du hättest die grundlegende Ablehnung von Pornographie kritisiert.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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