Kostendruck in der Pflege

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Gerlinde
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Kostendruck in der Pflege

Beitrag von Gerlinde » 8. Dez 2015 23:10

Ist der Kostendruck aus der Tierhaltung (Tiere werden dem System angepasst)
auch schon beim Menschen angekommen (Pflege)?

Ich hatte richtig Stress mit meiner Krankenkasse.
Wegen neuer Veträge bekomme ich viele Hilfsmittel direkt von der Krankenkasse
(diese vergleicht Kostenvoranschläge); d.h. ich habe keine Beratung, keine Ansprechpartner, sondern nur noch Spediteure als Kontaktpersonen und jedes Teil kommt von woanders her.

Neulich kam ein Pflegebett mit einer Standardmatratze, die war so hart, dass man kaum 10 Minuten liegen kann. Auf meine Anfrage beim Matratzenhersteller bestätigt man mir, dass die Standardmatratze für 90 % aller Fälle nicht geeignet ist und man sich eine Sondermatratze verordnen lassen sollte.

Eine Sonderverordnung erhält man zwar, muss sie aber begründen.
Also erst mal halbwegs wundliegen auf der ungeeigneten "Dekoauflage", dann gibts eine bessere ....

Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen, die sich nicht mehr äußern können, auf so einem ungeeignetem Teil liegen müssen.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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VegSun
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Beitrag von VegSun » 8. Dez 2015 23:14

Das macht keinen Sinn, denn wenn die alten Menschen dadurch Rückenprobleme bekommen und /oder Wundgelegen sind erhöht dies gleichzeitig die Behandlungskosten. Das Wundliegen ist sicherlich nicht unbedingt auf zu harte Matratzen zurückzuführen. Könnte dies aber durchaus beeinflussen. Sag mir wen ich falsch liege.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Dez 2015 23:19

Natürlich ist weder dem Patienten, noch den Pflegenden geholfen,
es ist auch unterm Strich Material- und Geldverschwendung
(außer der Patient stirbt innerhalb von 1 Woche).

Dennoch bekommt man dieses Standard-Model ausgeliefert,
da ein Bett nicht ohne Auflage kommen kann und für etwas Besseres, benötigt man eine Verordnung - wegen dem Maß (90 cm breit) passen leider die häuslichen Matratzen nicht.
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 8. Dez 2015 23:27

Wenn es dem Patienten Gesundheitlich besser ginge könnte die Wertvolle und Begrenzte Zeit die zur Pflege zur Verfügung steht auch für schöneres wie Vorlesen und sich mit demjenigen unterhalten verwendet werden.

Es gab mal einen Artikel/Pflegehinweise wo es noch krasser stand, wie das Duschen 2-3 x die Woche durchgeführt werden soll (nicht öfters)

Hier steht auch ein bischen was: (auf die schnelle nur das gefunden)
http://www.pflegestufe.info/pflege/koerperpflege.html
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Dez 2015 23:41

Die Zeitansätze sind bei einem reibungslosen Ablauf, wenn der Patient mitmacht, nicht völlig daneben.

Was aber fehlt ist ein Zeitansatz, den Patienten zu überzeugen, dass er jetzt essen soll, jetzt baden soll, jetzt frisch gemacht wird - hier den richtigen Zeitpunkt zu finden, damit es harmonsich abläuft ist das Problem. Wenn der Patient sich sperrt, grad mal nicht will usw. dann artet es für alle in Stress aus und dauert viel länger.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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Taekki
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Beitrag von Taekki » 9. Dez 2015 00:07

Natürlich Kostendruck. Das ist auch meine Erfahrung. Die Oma meines Mannes war in einem echt üblen Heim untergebracht gewesen. Den Pflegern selbst möchte ich da garnichts unterstellen, aber wenn sie unterbesetzt sind, weil zu wenig Leute angestellt sind, dann liegt die Oma halt mal fünf Stunden in der Scheiße oder wird nicht gefüttert, sondern soll alleine essen, obwohl sie keinen Löffel mehr halten kann, entsprechend sah sie aus.
Naja, jetzt ist sie in einem anderem Heim, da ist es besser.
Das Glück besteht nicht darin, dass Du tun kannst, was Du willst, sondern darin, dass Du immer willst, was Du tust. (Leo Tolstoi)

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 10. Dez 2015 20:50

in dem fall mit dem bett vermute ich allerdings Gewinnstreben des Herstellers: wieso ist die standard-Matratze so hart? weichere Matratzen sind doch nicht aufwändiger oder so. wieso macht man das standard-ding so hart wenns doch nicht geeignet ist? damit man ein sondermodell für viel Geld verkaufen kann, und zwar zusätzlich zur schon von der KK bezahlten standard-Matratze.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 10. Dez 2015 21:59

Vampy hat geschrieben:...und zwar zusätzlich zur schon von der KK bezahlten standard-Matratze.
Vampy, nach einer Woche im Zorn habe ich heraus gefunden, was auch auf der Seite von http://www.pflegebett.com steht:

Standardmäßig werden Pflegebetten mit gewöhnlichen Billigmatratzen angeliefert, die weder dekubitus- noch inkontinenzgeeignet sind und den keim- und allergenarmen Aspekt genauso wenig berücksichtigen, wie das Gewicht ihres Nutzers.

Wer jedoch zwingend diese Komponenten berücksichtigt haben möchte, der muss für diese Anforderungen mitunter hart kämpfen.
Pflegebetten von der Pflegeversicherung werden generell nicht mit Sondermatratzen angeliefert. Um eine solche zu erhalten, ist eine explizite Verordnung des behandelnden Arztes notwendig.


Ich hatte den Denkfehler, in einem Pflegebett eine situationsangepasste Matratze zu bekommen - also grundsätzlich Dekubitus-vorbeugend - aber dem ist nicht so.

Die nachträglich verordnete Matratze kam überigens von einem anderen Großhändler als das Pflegebett.
Ich kann nur froh sein, dass meine Mutter deutlich zeigte, dass ihr das Bett unangenehm ist. Hätte sie darin liegen müssen, wären Druckstellen unvermeidbar gewesen.
Dann sagte man mir noch:
"ich wäre die Erste, die mit dieser Matratze nicht zufrieden wäre".

Die bessere Matratze macht ungefähr + 150 € aus, aber was ist das gemessen an einem Dekubitus-Geschwür.
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 10. Dez 2015 22:03

Das ist hart :shock: So kann man niemand da liegen lassen, es sei denn man möchte ihn Foltern.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 10. Dez 2015 22:14

Wer sich nicht mehr äußern kann, ist schlecht dran ....
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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