Silvesternacht, Übergriffe: Das Ende der Willkommenskultur?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Greenfinch6999
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Beitrag von Greenfinch6999 » 28. Jan 2016 11:52

Fairerweise möchte ich noch anfügen, dass ich nicht viel geleistet habe. Alles, was ich getan habe hätte ein anderer gemacht, wäre ich nicht in dem Camp gewesen. Ich hab weder Leben gerettet noch bei einer Geburt geholfen. Mein grösstes Erfolgserlebnis war, einem Kleinkind ein Seifenblasen-Dings zu schenken, weil es sich das gewünscht hatte.
Meine Motivation lag darin, alles mit eigenen Augen zu sehen. Ich wollte verstehen, wie es den Flüchtlingen geht und versuchen, mich in sie hinein zu versetzen.
Ich habe weder was bewegt, noch habe ich irgendwas davon auf FB oder sonstwie geteilt. Ich muss aber sagen, dass tatsächlich täglich Leute in den Flüchtlingscamps auftauchen, mit ein paar Kleidungsstücken oder Speilsachen, grinsend ein Foto von sich und einem Flüchtlingskind machen und dann wieder verschwinden.
Diese sind aber nicht relevant. Es hat sehr viele richtige Helfer, einige bleiben Monatelang in den Camps und schlafen in undichten Zelten, wie die Refugees. Da komm ich mir daneben doof vor, mit meinen 4 Tagen im Camp.
Ich finde aber trotzdem relevant, dass ich in einem Camp war, weil in Diskussionen wird einem ja oft vorgeworfen "nichts zu wissen". Ich kann also zumindest sagen, die Lebensumstände der Flüchtlinge mit eigenen Augen gesehen zu haben...
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Greenfinch6999
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Beitrag von Greenfinch6999 » 28. Jan 2016 11:58

In der Schweiz macht die rechtspopulistische SVP extrem Stimmung gegen Ausländer/innen. Zurzeit sind damit aber weniger Flüchtlinge gemeint, sondern grundsätzlich nicht-schweizer-Bürger. Sie haben eine Initiative lanciert, die alle ausländischen Personen bei den geringsten Delikten ausschaffen will. Dazu gehören auch Fahren mit überholter Geschwindigkeit oder Vergessen, ein Konto in der Steuererklärung aufzuführen.
Das Boulevardblatt "20minuten" betreibt eine unglaubliche Hetze gegen Flüchtlinge, schlimmer als die Bild. Wenn die Initiative der SVP angenommen wird, dann wohl wegen denen. 20min ist eine Gratiszeitung, welche täglich an Bahnhöfen verteilt wird und auch online gratis zugänglich ist.
Jeden Tag stehen in dem Blatt mindestens 3 Artikel, welche ausländische Bürger/innen oder Flüchtlinge schlecht machen.
Ich weiss die Zahlen zu den Flüchtlingen nicht, aber der Bund hat beschlossen, eine bestimmte Anzahl aufzunehmen. Bei uns gibt es aber keine Camps. Zuerst werden Asylzentren eingerichtet und erst dann werden die Flüchtlinge ins Land gelassen.
Jede Gemeinde ist verpflichtet, ein Asylzentrum zu haben oder dem Staat eine Abfindung von etwa 350'000 Franken zu zahlen.
In den Gemeinden wird extrem gegen Flüchtlinge gehetzt. Protestierende Nazis haben wir aber nicht. Ein rassistisches Plakat, welches die Flüchtlinge in einer ländlichen Gemeinde "begrüssen" sollte, wurde von der Polizei entfernt.

https://www.vimentis.ch/d/publikation/4 ... litik.html
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037merlin
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Beitrag von 037merlin » 29. Jan 2016 11:03

Vorhin war die Rede von Schweden.
Schon letzten Sommer, wo meine Freundin und ich durch das Land getrampt sind, mussten wir uns einige idiotische und undifferenzierte Meinungen anhören von Leuten, die uns mitgenommen haben. Leider steht man in so einer Situation in der Schuld und kann nicht so viel sagen, außer versuchen eine konstruktive Diskussion zu starten. Aber das ist eine andere Kiste.
Die Schweden haben jedenfalls eine große Präsenz von "Jipsis" aus Rumänien. Vor wirklich jedem Supermarkt sitzt einer, der offensiv bettelt und das trägt natürlich nicht sehr zu einer "Ausländer"Freundlichkeit und Offenheit bei.
Zudem haben die Schweden zu dem Zeitpunkt noch mit Deutschland zusammen die meisten Flüchtlinge aufgenommen und bei soetwas haben halt viele Leute das Gefühl, dass über ihren Kopf entschieden wird. So wurden auch dort rechte Stimmen Bis heute immer stärker. Leider.
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He-Man
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Beitrag von He-Man » 29. Jan 2016 11:28

Hier sollte aber auch erwähnt werden, dass Schweden schon vor der Flüchtlingskrise Schwierigkeiten mit der Integration hatte und immer noch hat. Es wurde/wird oft kontrovers diskutiert, ob es in Europa sogenannte No-Go-Areas, also Gebiete in denen Clans und Gangs das Sagen haben. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Monaten einen Bericht der "Forsking & Framsteg", des grössten schwed. Wissenschaftsjournals, gelesen habe in dem ein ranghoher schwed. Polizist bestätigte, dass es definitiv No-Go-Areas in Schweden gibt. Diese Areale werden meistens von Gangs aus dem Nahen Osten kontrolliert. Bezeichnend ist der Anstieg der Zahl dieser rechtsfreien Bereiche von 3 in 1990 zu 156 in 2006; also eine Verfünfzigfachung in 15 Jahren. Das ist der Grund warum rechte Parteien in Schweden immer stärker werden; nicht ein paar rumänische Bettler vor den Supermärkten (die übrigens meistens sehr nett sind).

Wer des Schwedischen mächtig ist (oder google translate), hier der sehr informative Artikel:
http://fof.se/tidning/2015/5/artikel/da ... ngens-makt

Edit: Bezüglich des schwedischen Integrationsproblems: Da ich mehrere Jahre in Schweden lebe, kenne ich das Integrationssystem von Schweden sehr gut. Dieses ist extrem fortschrittlich und exzellent organisiert; ich wage sogar zu behaupten eines der (vielleicht das) beste der Welt. Man bekommt (wenn man denn will) sehr schnell einen kostenlosen Schwedischsprachkurs, der individuell angepasst ist. Also sprich, es gibt Intensivkurse die den ganzen Tag gehen oder Abendkurse für Leute die Arbeiten. Das Begleitmaterial (Buch, Übungsmaterial) ist kostenlos. Desweiteren sind diese Sprachkurse qualitativ extrem gut; also auch an Leute angepasst die beispielsweise eine andere Schrift haben. Die Bürokratie ist unkompliziert und kurz; viele Behörden haben entsprechende Informationsblätter in allen möglichen Sprachen. Damit will ich sagen, dass Schweden sehr viel in die Integration investiert.
Zuletzt geändert von He-Man am 29. Jan 2016 12:26, insgesamt 1-mal geändert.

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VegSun
möchte das nicht.
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Beitrag von VegSun » 29. Jan 2016 12:04

037merlin hat geschrieben:Vorhin war die Rede von Schweden.
Schon letzten Sommer, wo meine Freundin und ich durch das Land getrampt sin von "Jipsis" aus Rumänien.
Das heißt Gypsy bzw. Gypsies.
Der engl.Begriff für dieses Volk dem wir einen unschönen Namen geben.

Ich weiß aber nicht, ob es einfach mit Zigeuner übersetzt wird, weil zumindest in der US Amerikanischen Reallife Fernsehserie die auf TLC läuft geben die sich selbst auch den Namen Gypsy
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Frau_XVX
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Beitrag von Frau_XVX » 29. Jan 2016 13:07

Ich würde TLC-Serien oder eventuelle Selbstbezeichnungen nicht als Maßstab dafür nehmen, ob ein Wort ok ist oder nicht. "Gypsy" ist im Englischen genauso negativ belastet wie das deutsche Äquivalent "Zigeuner".
What is a... black sabbath?

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Lee
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Beitrag von Lee » 29. Jan 2016 13:09

dachte das heißt Ägypter :oops:
Muh!

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037merlin
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Beitrag von 037merlin » 29. Jan 2016 13:13

He-Man hat geschrieben:[...] dass es definitiv No-Go-Areas in Schweden gibt. Diese Areale werden meistens von Gangs aus dem Nahen Osten kontrolliert.[...] Das ist der Grund warum rechte Parteien in Schweden immer stärker werden; nicht ein paar rumänische Bettler vor den Supermärkten (die übrigens meistens sehr nett sind).
Danke für die Info. Die vermeintlichen (ich hab sie ja nicht gefragt) Gypsies (auch da danke @VegSun) waren jedenfalls beim Trampen die auffälligsten Anhanltspukte für Ausländerfeindlichkeit und ich habe auch Stimmen gehört, die die Leute verteufelt haben. Also ist es bestimmt nicht grade zuträglich.
Die immigrierten Osteuropäer haben uns btw viel eher mitgenommen, als die Schweden ohne nahen Migrationshintergrund. Das zeigt vielleicht auch die Tendenz von wenigem Vertrauen in fremde Leute.
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HelLo
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Beitrag von HelLo » 29. Jan 2016 13:17

In meiner Heimatstadt haben sich vor einiger Zeit Flüchtlinge von den Übergriffen Distanziert, indem sie mit Plakaten in der Innenstadt unterwegs waren.
Artikel

Daraufhin kam dieser Leserbrief von der Frauenberatungsstelle im Ort:
► Text zeigen
Und dann dieser hier als Antwort. Ich komme über den gar nicht weg! :x
► Text zeigen
Look at all those stars.
Look at how goddamn ugly the stars are.

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He-Man
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Beitrag von He-Man » 29. Jan 2016 13:31

@Merlin:

Na ja, mit den Bettlern ist es halt offensichtlich, dass dahinter eine kriminelle Organisation steckt. Meine eigene bescheidene Beobachtung dazu war, dass ich mal einen "Schichtwechsel" beobachtet hatte. Ein Bettler kam, hat kurz ein Pläuschchen mit seinem Vorgänger gehalten, welcher dann nach Hause (oder sonstwo) hingegangen ist. Die haben sogar das Zeug (Decke, Spendenbecher) übergeben. Obwohl offensichtlich eine (kriminelle?) Organisation dahinter steckt, unternimmt die Polizei nichts. Das ärgert eben viele. Ich hab mich mal mit einem Schweden darüber unterhalten, und der meinte es ärgert ihn nicht weil es Rumänen sind, sondern weil dadurch wirkliche Bettler diskreditiert werden. Natürlich ist klar, dass die falschen Bettler auch arme Hunde sind, aber denen was spenden wollen eben viele nicht, da es nur bei den Hintermännern landet. Dieser Frust äusserst sich dann eben in Sprüchen wie "die Rumänen".

Schweden hat ähnliche Probleme wie Deutschland. Nämlich dass aufgrund von Political Correctness vieles Verschwiegen wird (beispielsweise massenhafte sexuelle Übergriffe durch Ausländer auf einem Musikfestival in Stockholm). Die Polizei hat dies verschleiert. Eine Statistik, die in Schweden von offizieller Seite auch gerne verschwiegen wird, ist die, dass Schweden das Land mit der höchsten Vergewaltigungsrate pro Einwohnerzahl ist. Oder dass es Statistiken gibt, nach denen Schweden in wenigen Jahren islamisiert sein wird Das ist natürlich alles Munition in Form von Atombomben für rechtspopulistische Parteien. Dazu werden Ereignisse wie Köln sehr wohl in Skandinavien wahrgenommen. Oben erwähntes Musikfestival beispielsweise wurde wenige Tage nach Köln bekannt.

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