Silvesternacht, Übergriffe: Das Ende der Willkommenskultur?

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ClaireFontaine
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Silvesternacht, Übergriffe: Das Ende der Willkommenskultur?

Beitrag von ClaireFontaine » 23. Jan 2016 10:33

Sexuelle Gewalt gepaart mit Trickdiebstahl: Das gab es an Silvester nicht nur in Köln und Hamburg.

Ein vertraulicher Bericht des Bundeskriminalamts liefert nun erstmals konkrete Zahlen.

Demnach gab es ähnliche Vorfälle in zwölf Bundesländern.

Auch zu den bislang ermittelten Tatverdächtigen werden Angaben gemacht.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/pol ... -1.2831374

Darin heißt es auch: Erkenntnisse zu Verabredungen unter den Tätern lägen in den meisten Fällen nicht vor, in keinem Fall gebe es Erkenntnisse zu organisierter Kriminalität.
http://www.tagesschau.de/inland/silvest ... a-101.html

Werden hier vielleicht einfach nur verschiedene Taten alle in einen Topf geworfen und ein Zusammenhang hergestellt, den es so gar nicht gibt?
Müsste man sich die vorherigen Jahre ansehen, um zu sehen, ob Übergriffe in der Silvesternacht "normal" sind und nicht per se etwas mit Flüchtlingen zu tun haben?

Wie schon ein paar Mal, vor allem von Pediga-, AfD-, rechter Seite, angemerkt wurde, bedeutet dies einen Zusammenbruch der Willkommenskultur in Deutschland?

murasame
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Beitrag von murasame » 23. Jan 2016 10:52

Ohne jetzt allzusehr ins Ot zu gehen; Solange wir auch bei Deutschen in der 3. Generation weiterhin von "Menschen mit Migrationshintergrund" reden, ist der Begriff "Willkommenskultur" für mich lediglich eine leere Worthülse.

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schwarz
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Beitrag von schwarz » 23. Jan 2016 13:32

Ob es vorher schon mal Vorfälle in der Form gab, kann ich nicht beurteilen.
Aber ich halte diese reißerische Behauptung des Zusammenbruchs der "Willkommenskultur" für absolute Scheiße. Denn das würde ja voraussetzen, dass Deutschland vorher eine solche gehabt hätte.
Das ist typisch rechtspopulistisches, bauernfängerisches Geschwafel, um Leute, die vorher verdeckt unter dem Mäntelchen der politischen Mitte ihrem nationalistischen Gewichse nachgegangen sind, ins noch rechtere Lager zu zerren.
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 23. Jan 2016 13:45

Ich find es traurig was Russische Medien dazu verbreiten
und sie wollen auch russlanddeutsche damit "aufziehen".

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... hen-berlin

" Während die Berliner Polizei sich mit Details zurückhält, berichten mehrere russische Sender äußerst anschaulich, wie Lisa (eine Russlanddeutsche) in Berlin von Migranten entführt und 30 Stunden lang vergewaltigt worden sei – außerdem habe die deutsche Polizei das Mädchen zwingen wollen, auszusagen, dass alles einvernehmlich abgelaufen sei.
"

"Per Facebook und Messenger-Dienste werden Aufrufe verbreitet, am Sonntag in deutschen Städten zu protestieren. Sie klingen martialisch und sind mit "Achtung, Krieg!" überschrieben; angeblich versuchten Medien und Politik, die Tat zu vertuschen, man müsse sie wehren. Rechte, Russlanddeutsche und von einem Schweigekartell Überzeugte haben sich zu einer Allianz zusammengeschlossen, die keine Skrupel kennt. "

Man versucht seit dem Vorfall in Köln seitens Russischer Medien über Russlanddeutsche eine aufzustacheln und die Situation schlimm darzustellen, wie es in Deutschland derzeit aussieht. Da wird auch AfD ; Pegida und Co. nutzen.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 23. Jan 2016 13:53

ich verstehe so etwas wie das Wort "Willkommenskultur" bzw. die Vorstellung davon eh nicht so recht.

während wörtlich Tausende und Abertausende Menschen Flüchtlinge an Bahnhöfen in Empfang genommen (und deren Ankommen in Deutschland unterstützten oder unterstützen)haben, sind anderswo Tausende bei rechtspopulisten Demos auf die Straße gegangen und es gab eine Welle von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte - ist das Fazit nun als "Willkommenskultur" oder nicht?

oder ist es nicht einfach so, daß es innerhalb der bereits vorher hier lebenden Bevölkerung schlichtweg teilweise völlig gegensätzliche Meinungen hinsichtlich der Flüchtlingsaufnahme usw. gibt?


edit: und um die Eingangsfrage halbwegs beantworten. wird dies dazu führen, daß die Bevölkerung quasi nahezu vollständig die Aufnahme weiterer Flüchtlinge ablehnt? gehe ich nicht von aus. führt dies möglicherweise zu einem höheren Prozentsatz von Menschen, die es problematisch sehen? kann ich mir vorstellen. wird dies eine Radikalisierung bei den Knallköpfen erzeugen, die auch vorher schon die absurdesten rassistischsten Ressentiments hatten? das steht leider zu befürchten.
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GrannySmith
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Beitrag von GrannySmith » 23. Jan 2016 14:00

Eine Art Wende gibt es in meinem Umfeld leider schon.
Einige Leute, die eher neutral waren, monieren jetzt, dass D ja nicht alle Flüchtlinge aufnehmen könne.
Ich sehe nicht, dass wir einerseits alle aufnehmen und andererseits kann oder möchte mir niemand von denen beantworten was dann aus diesen Menschen werden soll und ob man das nicht eventuell ebenfalls anders betrachten würde, wäre man selber in der Situation.

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VegSun
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Beitrag von VegSun » 23. Jan 2016 14:05

Kim Sun Woo hat geschrieben:ich verstehe so etwas wie das Wort "Willkommenskultur" bzw. die Vorstellung davon eh nicht so recht.

während wörtlich Tausende und Abertausende Menschen Flüchtlinge an Bahnhöfen in Empfang genommen (und deren Ankommen in Deutschland unterstützten oder unterstützen)haben, sind anderswo Tausende bei rechtspopulisten Demos auf die Straße gegangen und es gab eine Welle von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte - ist das Fazit nun als "Willkommenskultur" oder nicht?

oder ist es nicht einfach so, daß es innerhalb der bereits vorher hier lebenden Bevölkerung schlichtweg teilweise völlig gegensätzliche Meinungen hinsichtlich der Flüchtlingsaufnahme usw. gibt?
Das Wort ist eben wirklich deswegen entstanden, weil Menschen mit Teddybären die Geflüchteten in Empfang nehmen und weil Deutschland sogar ein 17 Minütiges Video in mehr als 10 Sprachen gedreht hat, in dem Menschen die vorhaben zu flüchten erklärt wird was geschieht wenn sie in Deutschland ankommen und was sie tun müssen um hier aufgenommen zu werden etc.

Um eine richtige Willkommens-kultur zu haben, müssten die Nachbarn der Erst- Unterkünfte für die Geflüchteten auch offen gegenüber den menschen sein oder zumindest ihren Argwohn ablegen und die Videos von den Bürger-Sitzungen um über die Flüchtlinge im Ort zu reden sind nicht gerade sehr freundlich.

Es müssten die Geflüchteten besser verteilt werden um um Konflikte zu vermeiden die entstehen , weil mehr Geflüchtete als Einwohner in einem kleinen Dorf sind.
Ich möchte garnicht sagen, das man in bestimmte Regionen in Ostd-deutschland niemand aufnehmen dürfe, aber da sind einige Orte wo die Geflüchteten sagen das sie zwar dableiben werden , weil es besser in ihrer Heimat ist und sie ja dort wohnen müssen, aber da sie dort Angst haben müsste man trotzdem schauen es ihnen angenehmer zu machen und evtl. woanders hinzu-verteilen. Ist nur schwer zu lösen.
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 23. Jan 2016 14:09

Kim, schwarz:
"Willkommenskultur" bezieht sich tatsächlich in erster Linie auf die Menschen in der Bevölkerung, die geholfen haben, zb indem sie in den Afas mitgearbeitet haben, Essen gekocht haben, gespendet haben, Deutschunterricht gegeben haben und sich insgesamt für Flüchtlinge eingesetzt haben.
Die Menschen, die du meinst Kim, die Gegner/Pegida/AfD, etc. haben eben genau das diesen Menschen auch vorgeworfen. Jetzt kommen dann tatsächlich Aussagen wie "Das habt ihr nun von eurer Willkommenskultur". Damit ist ganz sicher nicht die gesamte Gesellschaft gemeint, sondern die, die sich bemüht hat, sich entsprechend zu verhalten.
Die Frage ist halt, ob das jetzt dahin ist und Menschen ihre Meinung ändern. ZB ob bisher neutrale oder Wackelkandidaten, wie Granny das anspricht, nun nach rechts rüber schwappen.

Daran im Anschluss frage ich mich auch, ob das jetzt praktisch der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Bisher hatte ich das Gefühl, dass rechte Meinungen erstarken, aber viele der Flüchtlingspolitik gegenüber "nur" kritisch sind. Dass man aber trotzdem noch irgendwie zugänglich für Argumente gewesen wäre, dass alles noch irgendwie ein wenig im Gleichgewicht wäre. Aber die Annahme, bundesweit hätten Flüchtlinge Frauen missbraucht und überfallen, das klingt für mich sehr stark nach etwas, was die Stimmung in Deutschland jetzt tatsächlich kippen könnte.

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schwarz
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Beitrag von schwarz » 23. Jan 2016 14:28

ClaireFontaine hat geschrieben:Kim, schwarz:
"Willkommenskultur" bezieht sich tatsächlich in erster Linie auf die Menschen in der Bevölkerung, die geholfen haben, zb indem sie in den Afas mitgearbeitet haben, Essen gekocht haben, gespendet haben, Deutschunterricht gegeben haben und sich insgesamt für Flüchtlinge eingesetzt haben.
Woran machst Du das fest?
Deutschland hat sich doch auch vorher schon immer damit gebrüstet, zuwanderungsoffen und integrationsbemüht zu sein. Jetzt gibt es eben zusätzlich ein schmissiges, gut klingendes Wort dafür.
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 23. Jan 2016 17:28

schwarz hat geschrieben:[...] zuwanderungsoffen [...]
afaik ist zumindest das im europäischen Vergleich im Rahmen der "Flüchtlingskrise" nicht ganz von der Hand zuweisen (meines Wissens haben eine Handvoll Länder im Grunde nahezu die gesamten Flüchtlinge bei sich aufgenommen).
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