Entsetzlich tierfeindlicher Rezept-Artikel im Zeit Magazin

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Bereji

Entsetzlich tierfeindlicher Rezept-Artikel im Zeit Magazin

Beitrag von Bereji » 8. Dez 2011 02:40

Hallo allerseits,

mein erster Aufruf zu einer Aktion, daher verzeiht mir eventuelle Anfängerfehler. Ich bin gerade über einen Artikel im Zeit Magazin vom 1.12.2011 gestolpert, der mich sowas von aufgeregt hat...der Artikel ist von Wolfram Siebeck, Überschrift "Morgen, Kinder, wird's was geben." Ja, totes Tier, wie im Folgenden in allen Einzelheiten beschrieben wird Unterüberschrift "Siebeck kennt das Geheimnis eines friedlichen Festes: Sein Weihnachtsmenü lässt sich entspannt vorbereiten" Friedliches Weihnachtsfest für wen? Bestimmt nicht für die Tiere, die dafür im Backofen oder wo auch immer landen.

Hier ein paar "Highlights":

"Viele fürchten sich ja schon vor dem Füllen einer Weihnachtsgans, obwohl die Natur ihr die praktische Eigenschaft eines Rucksacks verliehen hat: Man kann in sie hineinstopfen, was man will. Eine Kalbsbrust jedoch scheint dafür gänzlich ungeeignet: ein flaches Stück Fleisch, keine Öffnung außen und kein Lagerraum drinnen. Die Lösung ist einfach: Lassen Sie den Metzer machen!" (S. 70).

"Aber was kommt denn nun in die Kalbsbrust? Bequem, wie ich bin, könnte ich eine Füllung wie für eine Weihnachtsganz verwenden. Oder viel Weißbrot mit Speck und Rührei. Ideal wäre eine Mischung aus Brioche, Kalbsbries und Trüffel. Oder Brioche, Trüffel und Foie gras. Aber das überlassen wir den gemütsrohen Franzosen." Ach, und der Autor dieses Artikels ist nicht gefühlsroh, oder wie?

Der ganze Artikel endet mit: "Wenn danach irgendjemand noch irgendetwas essen will, hole ich den Mahlberger Schlosskuchen aus seiner Verpackung. Oh, du fröhlich..!" (S. 76) Ja, nur nicht für die Tiere, die auf dem Teller landen.

Die Redaktion kann unter zeitmagazin@zeit.de angeschrieben werden. Ich werde denen gleich eine E-Mail schreiben, aber ich denke, es ist viel wirksamer, wenn sich noch andere an der Aktion beteiligen. Also, bitte macht mit, wenn ihr euch angesprochen fühlt! Der Ton sollte höflich, aber deutlich sein. Ein Verweis auf gewaltfreie (und leckere!) Alternativen zu Weihnachtsgans und Co. schadet sicher auch nicht. Und ein Verweis darauf, wie widersprüchlich es ist, beim sog. "Fest der Liebe" für den Gaumenschmaus getötete Tiere zu konsumieren, ist ebenfalls nicht fehl am Platz.

Viele liebe Grüße,
B.

Bereji

Beitrag von Bereji » 8. Dez 2011 03:39

Hier meine E-Mail:


Sehr geehrte Redaktion,

eigentlich lese ich Ihr Magazin - Ihre kreativen und innovativen Beiträge - sehr gerne. Ich muss Ihnen aber meine Empörung über einen Beitrag in ihrem Magazin vom 1.12.2011 ausdrücken, genauer gesagt den Weihnachtsmenü-Artikel von Wolfram Siebeck. Ich weiß nicht, was sich der Autor dieses Artikels bei seinen unsensiblen Äußerungen gedacht hat, aber es scheint mir, als ob sich Herr Siebeck entweder der mit dem Fleischessen einhergehenden Problematik nicht bewusst ist oder diese erfolgreich verdrängt (oder versucht hat, witzig zu sein). Auch wenn mir als Juristin der Bedeutung des Grundsatzes der Presse- und Meinungsäußerungsfreiheit für unsere demokratische Gesellschaft bewusst bin, finde ich es mehr als bedauerlich, wenn die mit diesen Rechten einhergehende soziale oder moralische Verantwortung gegenüber den Menschen, der Umwelt und anderen Lebewesen nicht oder nicht hinreichend wahrgenommen wird. Den vermeintlich unverfänglichen Rezeptartikel (was könnte unverfänglicher sein als ein Artikel über die Zubereitung eines Weihnachtsmenüs?) halte ich nicht nur für roh, mitleidslos und gefühlskalt - und damit unvereinbar mit einem "Fest der Liebe" - sondern auch für verantwortunglos.

Was genau meine ich damit?

Beispielsweise diese Aussage von S. 70: "Viele fürchten sich ja schon vor dem Füllen einer Weihnachtsgans, obwohl die Natur ihr die praktische Eigenschaft eines Rucksacks verliehen hat: Man kann in sie hineinstopfen, was man will." Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass die Weihnachtsgans - ein durch unsere Gesellschaft zum Lebensmittel deklassiertes Lebewesen, das ein den Menschen ähnliches Schmerzempfinden hat - sehr viel eher Anlass hat, sich vor der weihnachtlichen Essenzubereitung zu fürchten, als dies auf den jeweiligen Koch zutrifft. Schließlich kostet sie der Weihnachtsbraten das Leben, was ein verdammt hoher Preis ist! Das folgende Beispiel ist etwas hart, wofür ich mich entschuldige. Es ist aber notwendig, um die moralische Problematik zu verdeutlichen: Angenommen, die Natur oder die Wissenschaft würde eine dem Menschen in Intelligenz und Stärke überlegende Tierart hervorbringen (bspw. Planet der Affen) und diese Super-Art hätte die missliche Angewohnheit, ihre Festtage mit einem sog. "Weihnachtsmenschen" (gebraten, inklusive Füllung) zu begehen - würden wir dieses Verhalten uns gegenüber für moralisch halten? Warum oder warum nicht? Und wo liegt der Unterschied zwischen diesem fiktiven Beispiel und der Zubereitung einer Weihnachtsgans? Richtig, es gibt keinen (wesentlichen) Unterschied.

Daher haben wir die Wahl zwischen:

- unser Essensverhalten (gerade auch an Weihnachten!) überdenken oder
- unsere moralischen Ansprüche an uns selbst und an unsere Mitmenschen aufgeben.

Die erstgenannte Option dürfte viele Vorteile haben: ein ruhiges Gewissen, ein höheres Selbstwertgefühl (da man im Einklang mit seinen eigenen Wertvorstellungen lebt), mehr geistige Klarheit (da man nicht durch geistige Verrenkungen versuchen muss, ein moralisch fragwürdiges Verhalten weiter vor sich rechtzufertigen) und - wenn das Sprichtwort "Du bist, was du isst" zutrifft - auch besseres "Karma". Denn wer möchte sich schon, gerade an Weihnachten, mit dem Tod auseinandersetzen? Und warum findet er sich dann auf unserem Teller wieder?

Mal ganz ehrlich, ihr seid doch sonst so kreativ! Warum diesmal nicht? Es gäbe doch auch die Möglichkeit, einen wirklich alternativen Beitrag zur Zubereitung eines Weihnachtsmenüs zu präsentieren. Ein gewaltfreies und damit wirklich weihnachtliches Menü, hervorragende Klimabilanz inklusive. Es gibt zahlreiche hervorragende vegane Kochs und vegane Rezepte, die diesbezüglich sicher gerne Vorschläge machen würden. Beispielsweise Björn Moschinski, der sogar in Mensen sein veganes, aber leckeres "Unwesen" treibt. Oder auch die Autorin dieses Artikels http://sonja-p.suite101.de/vegane-weihn ... ue-a124409.

Ich verbleibe mit vorweihnachtlichen Grüßen,

B.

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