Die Situation im Supermarkt

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 23. Apr 2016 07:17

Hallo Waschbär,

ich war insgesamt 8 Jahre als Aushilfe an der Kasse beschäftigt, überwiegend am Wochenende. Ich kenne also den Stress, unter dem der Kunde beim Einkauf steht und ich hab oft erfahren müssen, wie gereizt manche Menschen reagieren, wie wenn am sie auch nur freundlich fragt, ob bei ihrem Einkauf alles in Ordnung gewesen sei.
Ich dachte beim Lesen auch, oh nee, wenn dann müsstest du die Leute anquatschen wenn sie vorm Fleischregal stehen und kurz davor sind, sich Fleisch in den Einkaufswagen zu laden.
Beim Anstehen, Aufladen, Einpacken und Bezahlen denkt keiner mehr über seine perönlichen Beweggründe für den Einkauf nach. Eher "Oh was hab ich alles vergessen" oder "Jetzt muss ich alles ins Auto laden und dann die doofe Verräumerei daheim und dann muss ich noch putzen, die Kehrwoche machen und Wäsche waschen und und und"

Ich denke eben, der Kunde ist an der Kasse oder kurz danach nicht mehr empfänglich für irgendwas. Zudem ist der ganze Supermarkt ja voll mit Werbung für Produkt X oder Y und der Mensch ist garantiert reizüberflutet und will nur noch nach Hause.
Das zum Thema Zeitpunkt, bzw. Ort der Ansprache. Da bist du vor oder während dem Einkauf des Kundens möglicherweise erfolgreicher, wie während des Kassiervorganges.

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 23. Apr 2016 08:02

Waschbär hat geschrieben:Ihr seid nicht konstruktiv mit dem Vorschlag umgegangen. Es geht hier nicht um Chips, Plastik etc. - es geht um das Überleben von Tieren. Das hat eine völlig andere Qualität.
ach, Umwelt ist egal? dass unsere Meere voller plastikinseln sind? dass meerestiere sterben, weil sie Plastik fressen? dass das Erdöl knapp wird und immer neue Bohrinseln gebaut werden müssen und es zu ölkatastrophen kommt, bei denen auch Tiere qualvoll verenden?

es ist sehr konstruktiv, Personen auf vergleichbare Situationen hinzuweisen und danach zu fragen, wie sie selbst reagieren würden. sich in den anderen hineinzuversetzen, hilft dabei Problemlösungen zu finden. mach doch mal. wie reagierst du, wenn leute dir erklären, was du alles an schlechten dingen machst?
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 23. Apr 2016 09:06

illith hat geschrieben: ich seh die fragilen Gefühle von Omnis und Veggies (auf das Thema bezogen) auch nicht mehr als schützenswert an.
Fragil scheint mir dann doch der Veganer an der Supermarktkasse Selbtschutz aufwenden muss und es eigentlich gar nicht ansehen kann was da um ihn herum passiert.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Roger Wilco
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Beitrag von Roger Wilco » 23. Apr 2016 09:07

slartibartfaß hat geschrieben:Es geht tatsächlich nicht um Chips und Plastik sondern um Paternalismus.
Kannst Du das bitte etwas erläutern, slarti?

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 23. Apr 2016 11:19

Waschbär hat geschrieben:Eine härtere Form wäre so eine provokative Frage "Wissen Sie eigentlich, was Sie da gerade finanziert haben? [... hier die bekannten Bedingungen der Nutztiere beschreiben ...]". Es muss wohl irgendetwas in der Mitte dieser Optionen sein. Wie seht ihr das? Wie gesagt, es ist doch nun einmal ein großes Unrecht und ich sehe nicht ein, warum irgendwelche gesellschaftlichen Normen uns daran hindern sollten, für die Rechte der Tiere zu kämpfen. Es ist ja nicht so, dass die Verbraucher gar nicht am Wohlergehen der Tiere interessiert wären - sie denken halt nur viel zu selten darüber nach, an der Kasse am wenigsten, oder können sich eine vegetarische oder vegane Lebensweise nicht vorstellen, weil sie nicht informiert sind.
Auf mich wirkt es übergriffig, aus diesen Motiven heraus Menschen, zu denen ich noch nicht mal eine Beziehung habe und die mir eigentlich völlig egal sind, zu sagen, wie sie ihr Leben gestalten sollen. Vermutlich wollte Vampy das mit dem Plastikbeispiel zum Ausdruck bringen.

Ob Waschbär sich an dieser Stelle für moralisch überlegen, oder seine Mitmenschen für dumm hält, ist letztlich egal.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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illith
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Beitrag von illith » 23. Apr 2016 11:34

naja, ich finds schon sinnvoll, darauf hinzuwirken, dass leute ihr leben so gestalten, dass nicht andere so deutlich in mitleidenschaft gezogen werden. (read: das recht auf freie selbstentfaltung ist mE nicht geschützt, wenn es andere beeinträchtigt - bzw killt)
also jetzt grundsätzlich gesprochen, nichts zwingend auf waschbärs szenario bezogen.
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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 23. Apr 2016 11:37

anphie hat geschrieben:Ich habe tatsächlich noch nicht versucht, Leute an der Supermarktkasse auf Fleisch anzusprechen, sehr wohl aber schon, sie in verschiedensten Situationen auf Pelz anzusprechen. Bei Pelz halte ich die Chancen noch für deutlich besser, da es hier nicht bei 90% der Bevölkerung den Konsens gibt, das wäre voll ok. Und trotzdem sind selbst da die wenigsten Gespräche erfolgreich.
Verrate mir doch mal: Wann hältst Du denn ein solches Gespräch für "erfolgreich" geführt?

Ich denke, ein Aktivismus im Stil von Veganut ist durchaus erfolgreich, auch wenn seine "Gespräche" (oder eher "Monologe") vermulich bei vielen als "nicht erfolgreich" eingestuft würde.

Erfolgreich ist er aber nicht auf der Ebene "Danke für die Information", sondern über das Erzeugen von "unbequemen Situationen", die möglichst minutenlang anhält.

Wenn ich selbst nicht à la Veganut aktiv bin, dann ist das nur meiner unverzeihlichen Feigheit und Faulheit geschuldet, aber ich halte solchen Aktivismus für sehr wirksam.

Viel besser als alle Aktionen in Richtung "vegane Ernährung" die ich jemals gesehen habe.

Meiner Meinung nach lässt sich Veganismus sowieso viel besser auf der Nicht-Ernährungs-Schiene fördern.

Pelz ist da ein sehr zentrales und auch gut geeignetes Thema.

Zum einen wird von einem vergleichsweise großen Teil der Bevölkerung anerkannt, dass das Tragen von Pelz bzw. Pelzkrägen wohl nicht irgendwie "nötig" ist.
Bei der tierproduktfreien Ernährung ist diese Erkenntnis nicht in gleicher Offensichtlichkeit existent.

Zum anderen bietet das Nachdenken über den Umgang mit Tieren an dieser sehr einfach umzusetzenden Stelle einen entsprechend einfachen Einstieg in das grundsätzliche Nachdenken darüber, was eventuell "normal" und trotzdem "nicht OK" sein könnte.
Es biete den betont einfachen Einstieg in "veganes Denken".

Andere Themen - wie die Ernährung - können später nachfolgen, sobald mal der Nachdenkprozess gestartet wurde.

Eine gewisse neue Schwierigkeit bei dieser Art des Aktivismus ist die zunehmende Verbreitung von Fake-Webpelz.
Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht von "echten Webpelz", welcher tatsächlich nicht tierischer Herkunft ist.
Ich rede von Webpelz, der zunächst echter Pelz ist und weil man Webpelz inzwischen teurer verkaufen kann als echten Pelz, die Haare von der tragenden Tierhaut entfernt und neu verwebt hat, um den Kunden "Webpelz" zu verkaufen, der auf echtem Tierfell basiert.

Da ich aber das Tragen von Webpelz sowieso für unverzeihlich halte, egal ob auf Tierbasis oder nicht, spielt das für meine Reaktionen auf Pelz keine Rolle. Sobald Pelz echt sein "könnte", hat er bereits die Wirkung, das Tragen von Pelz allgemein salonfähig zu machen.
Daher ist aus meiner Sicht das Tragen von unechtem Pelz(besatz) auch fast so 'unvegan' wie das Tragen von echtem Pelz.
Aber da nicht alle Leute das so sehen, muss ich wohl anerkennen, dass das Auftreten von "auf unecht getrimmten Echtpelz" störend für diese Art des Anti-Pelz-Aktivismus ist.

Da ich sowohl echten Pelz als auch unechten Pelz als ziemlich unvegan werte, ist das für mich natürlich nicht ganz so relevant für meine Reaktionen auf Pelz.
Insbesondere Pelzbesatz an Krägen nimmt ja seit Jahren (leider) wieder stark zu.
Da halte ich einen verstärkten Aktivismus dagegen auch für sinnvoll.

An der Supermarktkasse Leute auf ihren Einkauf anzusprechen, sehe ich als weit weniger sinnvoll an.
Dazu ist das leidige "Ernährungsexperten warnen aber vor veganer Mangelernährung" noch viel zu präsent und solche Meinungen lassen sich sicher auch nicht in einem kurzen Gespräch korrigieren.
Dafür zählen die antiveganen "Ernährungsexperten" einfach viel zu viel in der allgemeinen Bevölkerungsmeinung.
Da halte ich jedweden Aktivismus in diese Richtung fast schon für komplett vertane Mühe.

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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 23. Apr 2016 11:54

illith hat geschrieben:naja, ich finds schon sinnvoll, darauf hinzuwirken, dass leute ihr leben so gestalten, dass nicht andere so deutlich in mitleidenschaft gezogen werden. (read: das recht auf freie selbstentfaltung ist mE nicht geschützt, wenn es andere beeinträchtigt - bzw killt)
also jetzt grundsätzlich gesprochen, nichts zwingend auf waschbärs szenario bezogen.
Das mag ja sein. Grundsätzlich gesprochen betrachtet halte ich es dann aber für wichtig, das Motiv, die Haltung und die Beziehung in die Überlegungen miteinzubeziehen. Wenn kein Bezug vorhanden ist und die Botschaft lautet: "Ich bin gut und Du bist schlecht" (überspitzt formuliert), dann bezweifle ich die Wirksamkeit. Und wenn das aufgrund einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit passiert, bezweifle ich ebenso, dass man sich wertschätzend und auf Augenhöhe begegnet.

Um auf das Beispiel zurück zu kommen (aber dennoch auch grundsätzlich gesprochen): wenn jemand vom Veganismus begeistert und inspiriert ist, seine Mitmenschen einlädt, an seiner Überzeugung teilzunehmen und sich auseinanderzusetzen, dann ist das eine völlig andere Qualität wie die beschriebene Herangehensweise im ersten Post.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 23. Apr 2016 13:40

illith hat geschrieben:ich seh die fragilen Gefühle von Omnis und Veggies (auf das Thema bezogen) auch nicht mehr als schützenswert an.
das sehe ich anders. sie sind halt nicht "schützenswerter" als die von VeganerInnen - aber warum sollten sie "weniger schützenswert" sein?
anphie hat geschrieben:Wir hatten ein paar Aktionen in der Ubahn, wo wir uns einfach in Gegenwart von Pelzträgern über die Herstellung unterhalten haben, so dass sie es mithören. Das halte ich für sinnvoller.
also im Grunde "furshaming"? :ugh:
Gruftmoggele hat geschrieben:[...] und ich hab oft erfahren müssen, wie gereizt manche Menschen reagieren, wie wenn am sie auch nur freundlich fragt, ob bei ihrem Einkauf alles in Ordnung gewesen sei.
das ist btw auch so ätzend, also Leute die ihren (Einkaufs)Streß an den MitarbeiterInnen auslassen.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

.u.
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Beitrag von .u. » 23. Apr 2016 13:43

Was sollte denn schlimm an Furrshaming sein?
...But the stars we could reach were just starfish on the beach.

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