Tochter möchte vegan leben

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
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Blume84
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Beitrag von Blume84 » 9. Nov 2014 14:05

Ich finde es toll, dass du deine Tochter so unterstützt und finde deinen Toleranz-Ansatz super. Mich würde noch interessieren, wie deine Tochter darauf gekommen ist. Ich finde es sehr außergewöhnlich, dass sich ein 6jähriges Mädchen für vegane Ernährung entscheidet, wenn die Familie sich nicht-vegan ernährt.

Tonya
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Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 14:25

Ich denke das wird an mehreren Faktoren hängen. Zum einen haben wir nie ein Geheimnis daraus gemacht, was Fleisch ist, wo es herkommt. Ich fand es schon immer ätzend, wenn die Leute nicht realisieren, dass das auf ihrem Teller mal ein Lebewesen war. Für mich ist das respektlos.
Wir essen in der Familie vergleichsweise wenig Fleisch, viel aus eigener Tierhaltung (Hühner, Gänse und Kaninchen für den Eigenverbrauch). Daher haben die Kinder schon früh die Verbindung bekommen, dass Kaninchen was morgens im Stall fehlt, ist das Kaninchen was abends auf dem Tisch steht und gegessen wird. Auch wissen sie, dass aus Eiern Küken werden, die nicht schlüpfen/leben können, wenn wir das Ei essen. Oder sie wissen, das Kühe nur Milch geben, wenn sie ein Kälbchen bekommen (da ich alle Kinder selber gestillt habe, war es einfach die Parallele zu ziehen). Beim Nachbarn sehen sie auch, dass die Kälbchen nicht bei ihrer Mama wohnen, sondern allein.
Ein anderer Einfluss wird die Mutter einer Schulfreundin meiner Tochter gewesen sein. Die ist eine, sorry, Kampfveganerin, mit der ich mich auch regelmäßig anlege, also heißblütig diskutiere. Aber meiner Tochter gegenüber ist sie vergleichsweise neutral, erklärt ihr aber, warum sie z.B. keine Milch trinkt. Finde ich auch ok.

Interessanterweise hat meine Tochter noch eine Zwillingsschwester, die charakterlich völlig anders ist. Die hat kein Problem mit dem Fleisch und findet Schlachten interessant :shock: Was mir auch wieder Sorgen macht, aber das ist ein anderes Thema. Mein Sohn (3J) ist noch zu jung um das Thema zu überblicken, mal schauen welcher Schwester er "nacheifert".

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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 9. Nov 2014 15:50

Tonya hat geschrieben:...Vegane Schnitzel (ich denke mal die sind aus Tofu?)...
Kann aus Soja sein, oder aus Getreide (z.B. Weizen). Beides prinzipiell OK.
Tonya hat geschrieben: Haferflocken ist sie jetzt schon jeden Morgen im Müsli (mische ich selbst). Was nimmt man da anstelle der Milch? Mandelmilch fand ich immer lecker (ist mir aber zu teuer). Hafermilch?
Hafermilch ist schon mal eine gute Wahl. Sojamilch wäre ebenso geeignet. Gibt's beide auch bei Discountern in guter Qualität und mit gutem Calcium-Gehalt zum akzeptablen Preis.
Tonya hat geschrieben: ... z.B. "VEG 1"...

Die Google Suche ergab, dass es Kautabletten sind. Gibt es das auch für Kinder? Die Angaben zum Tagesbedarf finde ich ja schon ziemlich übermineralisiert.
Das sind auch für Kinder durchaus noch keine Übermengen.
Ich gebe zu, ich hätte hier für eine Kinder-Variante auch eher nur 100µg Jod und nur 40µg Selen angesetzt, halte aber die enthaltenen Mengen noch nicht für bedenklich. Falls Dir Jod und Selen etwas viel erscheinen, könnt ihr ja einfach statt 7 Tabletten pro Woche auf 5 Tabletten gehen. Dann ist es sicher nicht mehr zu viel.
Zu den sonstigen enthaltenen Vitaminen: Im Gegensatz zu den Spurenelementen Jod und Selen sehe ich hier nicht ansatzweise ein "zu viel". B2, B6 und Folsäure sind bezüglich Überdosierung ziemlich unkritisch. Selbst wenn doppelt so viel drin wäre, hätte ich da noch nichts daran auszusetzen.
B12 und D hätte ich mir sogar noch höher dosiert gewünscht als die hier in Veg 1 enthaltenen Mengen: Bei B12 fände ich 100µg sogar "optimaler" als die tatsächlich enthaltenen 10µg. Aber 10µg sind auch schon akzeptabel, für mich aber schon eher als Unterkante für eine sinnvolle Dosierung zu betrachten.
Beim Vitamin D hätte ich ebenfalls sogar eine höhere Dosierung als die enthaltenen 10µg für gut erachtet. Zwar ist es richtig, dass mit fettlöslichen Vitaminen nicht so sorglos umgegangen werden darf wie mit wasserlöslichen Vitaminen. Andereseits hinkt gerade beim Vitamin D die Empfehlung der DGE deutlich hinter dem aktuellen Stand der Forschung hinterher. Die von der DGE angegebenen 5µg als 100%-Versorgung gilt in allen neueren wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema als "deutlich zu niedrig angesetzt". Aktuellere Forschungsergebnisse sehen das Optimum der Vitamin-D-Versorgung eher bei 100µg pro Tag. Von einer Überdosierung sind deshalb die enthaltenen 10µg sehr weit entfernt. Selbst die DGE hat nun die Zufuhrempfehlung im ersten Anpassungsschritt auf 20µg erhöht. Ein guter Schritt, wie ich finde. Nach Durchsicht der relevanten wissenschaftlichen Arbeiten hätte ich sogar noch einen höheren Wert als nur 20µg vorgeschlagen, beispielsweise 50µg.
Mehr diesem Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cholecalci ... pfehlungen
Tonya hat geschrieben:... Kautabletten sind per se schon mal gut (richtige Tabletten gehen hier nicht runter).
Das wird insbesondere ein wichtiges Thema, wenn es um DHA-Algenöl geht. Falls Du dich für die Supplementierung eines DHA-Algenöls entscheidest (wozu ich rate, wenn Du für deine Tochter nicht nur eine "gerade noch akzeptable" sondern eine "optimale" Versorgung erreichen möchtest), dann kommen portionierte Einheiten dieses Öls in Kapselform in die engere Wahl. Diese Kapseln schützen das Algen-Öl vor Alterung, sind aber für Kinder nicht zum Schlucken geeignet, weil zu groß. Kein Problem. EInfach die Kapsel mit einem Zahnstocher anpieksen und die paar Tropfen Öl auf's Essen geben. Algenöl ist geschmacklich relativ neutral. Weitere Tricks, wie man das noch neutraler hin bekommt, gibt's hier bei Bedarf.
Tonya hat geschrieben:... Es gibt Dinge die meine Tochter in ihrem Alter nicht als nicht-vegan erkennt. Der Honig z.B. Wir haben selber Völker, die ich nicht auf Honig überwintern lasse. Also, so wie in den Honig Themen steht, nicht vegan. Soll ich ihr das gegenüber kommunizieren?
Wie schon zuvor vorgeschlagen, würde ich es offen kommunizieren, dass es Bienenhonig ist, aber ich würde sie nicht stärker in die Richtung einer 100%-Veganerin drängen, als sie das selbst wünscht.
100% gibt's sowieso nie.
Tonya hat geschrieben:...wie Schwiegermama: "Dann pürier ich ihr eben das Fleisch und misch es unter." Das finde ich absolut unfair und auch respektlos meiner Tochter gegenüber.
Deine Einstellung finde ich super!
Tonya hat geschrieben:... Aber wo sind die Grenzen? Soll ich ihr dann, auch ohne ihren ausdrücklichen Wunsch, nur noch vegane Klamotten kaufen?
Bei Klamotten würde ich sagen: Ja, wähle welche aus, die (zumindest näherungsweise) vegan sind. Das geht nämlich ohne große Einschränkungen. Mit "zumindest näherungsweise" meine ich: Wenn eben an einer Jeans ein sehr kleines Lederetikett dran ist, dann ist das zwar nicht wunschgemäß, aber aus aus veganer Sicht noch keine Katastrophe. Es geht schließlich darum, das Vermeidbare zu vermeiden und das Unvermeidbare zu akzeptieren. Die Grenze zwischen "vermeidbar" und "unvermeidbar" ist nun mal keine scharfe Grenze.
Es geht erst mal um die richtige Tendenz, ohne sich selbst das Leben völlig unlebbar zu machen.
Tonya hat geschrieben: ...Sie beim Nachtisch darauf hinweisen: Du, der Pudding ist mit Milch, hier hast du ein Wassereis?
Ich glaube, es wäre einfacher, wenn sie älter wäre. Jetzt ist das ganze: "Nichts vom Tier" doch noch sehr abstrakt.

Abgesehen davon, dass Pudding auch mit einer Pflanzenmilch statt Kuhmilch genauso gut schmeckt: Mit dem Veganismus nicht gleich am Anfang zu radikal anfangen, sonst gibt's nur unnötigen Stress, der in die Katastrophe führt.
Eure Tochter wird ohnehin schmerzlich erfahren, dass unsere Welt (noch) nicht gerade vegan-freundlich ist, auch wenn es von Jahr zu Jahr immer besser wird. Unterstützt sie bitte so gut es geht, damit sie nicht noch in einem Weinkrampf kollabiert. Zumindest die nächsten Jahre braucht sie da sicher eine gute Unterstützung von Euch, damit ihr das eigene Leben, eingeklemmt zwischen ihrem eigenen Ethik-Anspruch und der nicht in die gleiche Richtung dafür verständnissvollen Welt, die Lust am Leben nicht vergeht.
Da rollt gerade eine wichtige Zusatzaufgabe auf Euch als Eltern zu.
CleO hat geschrieben:Daunenjacken scheinen leider dieses Jahr der Trend zu sein, so mein Eindruck. Die würde ich auch links liegen lassen an Eurer Stelle.
Unbedingt! Daunen gibt's ohnehin praktisch nur aus tierquälerischem Lebendrupf, als Import aus dem Ausland. Davon die Finger zu lassen ist sicher 1000-mal wichtiger als die Finger beispielsweise von Honig zu lassen. Lieber mal eine Ausnahme beim Eis oder bei einer Milchschokolade zulassen.
Im Laufe der Zeit dürfte es sowieso dann später immer besser werden mit der Verfügbarkeit veganer Alternativen.
Zuletzt geändert von BodyBuilder am 9. Nov 2014 16:45, insgesamt 1-mal geändert.

Tonya
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Beitrag von Tonya » 9. Nov 2014 16:43

Danke Bodybuilder für die ausführliche Antwort. Sehr interessant.

Zur Daunenjacke: Gibs hier eh nicht. Die wenigstens Daunenjacken sind mir robust genug, weil wir sehr viel unterwegs sind. Beim Klettern durch die Wälder lebt sowas nicht lange. Wir haben hauptsächlich Funktionsjacken.

Danke auch für die Infos zu den Nährwerten. Auch das die DGE Empfehlungen veraltet sind.
Ich habe mir schon ein passendes Buch bestellt:

Allerdings fände ich ein "Fachbuch" auch noch interessant. Gibt es da Empfehlungen? Gerne auch mit aktuellen Nährwerttabellen.

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Beitrag von somebody » 10. Nov 2014 01:23

Buchempfehlung:

Vegan for Life von Jack Norris & Ginny Messina

http://www.veganhealth.org
http://www.veganoutreach.org

Blogs von Jack Norris & Ginny Messina:
http://jacknorrisrd.com
http://www.theveganrd.com

Nährwerte:

http://www.naehrwertrechner.de
http://www.fddb.info
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illith
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Beitrag von illith » 10. Nov 2014 03:27

wozu soll der FDDB-link jetzt speziell gut sein?^^
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Beitrag von somebody » 10. Nov 2014 03:32

Verstand diese Aussage von Tonya so, dass sie an Informationen über Nährwerte von Nahrungsmitteln interessiert ist: :)
Tonya hat geschrieben: Allerdings fände ich ein "Fachbuch" auch noch interessant. Gibt es da Empfehlungen? Gerne auch mit aktuellen Nährwerttabellen.
Möglicherweise verstand ich diese Aussage falsch.
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Beitrag von illith » 10. Nov 2014 03:37

achso... allerdings würde ich da schon eher micronährstoffe für relevant halten und die liefert FDDB ja nicht. (aber trotzdem eine nützliche seite)
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Beitrag von somebody » 10. Nov 2014 03:43

Soweit dachte ich leider nicht, unter diesem Gesichtspunkt bringt nur naehrwertrechner.de Nutzen.
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Nappi
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Beitrag von Nappi » 10. Nov 2014 13:01

Das find ich ja echt beeindruckend, dass ein 6-jähriges Kind das Verständnis, die Kraft und den Willen hat, entgegen der restlichen Familie, vegan zu werden. Die Kleine hat das Herz am rechten Fleck. Richtig toll :heart: In der Hinsicht können sich die meisten Erwachsenen von Kindern eine Scheibe abschneiden.
Aber gut, dennoch finde ich es auch von dir super, dass du den Wunsch deines Kindes so Ernst nimmst und es nicht als Spinnerei abtust (wie auch schon öfter gelesen). Dass eine vegane Ernährung auch in diesem Alter sehr gut möglich ist, hast du ja jetzt schon gelesen :)
peanut butter for president :)

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