So nochmal: Veganes Baby ohne Stillen?

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
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kiara
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Re: So nochmal: Veganes Baby ohne Stillen?

Beitrag von kiara » 20. Jan 2013 23:01

Warum ist Kuhmilch denn risikobehaftet?

Ich bin beim Thema Milch immer noch unsicher, ich schätze, das ist - ähnlich wie bei Soja - besonders für bestimmte Personengruppen bedenklich, wie Leute mit ner irgendwie anderen Darmflora oder Kinder mit Neurodermitis oder anderen Hautgeschichten, da hört man oft dass das Weglassen von Milch sehr hilft.

Dass Soja unter drei Jahren nicht empfohlen wird, hab ich leider schon öfter gehört, und nur weil das auch unseriöse Soja-Hate-Seiten aufgreifen, heißt das ja nicht unbedingt, dass das nicht stimmt.
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illith
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Beitrag von illith » 21. Jan 2013 03:02

kiara hat geschrieben:
umamilicious hat geschrieben:Ich finde, hier muss man differenzieren zwischen Sojamilch und pre-Milch auf Sojaprotein-Basis.
Für die Sojamilch-Produktion wird ja die ganze Bohne inkl. der enthaltenen Phytoöstrogene verwendet.
Bei pre-Milch auf Sojaprotein-Basis wird das isolierte und aufgearbeitete Sojaprotein benutzt. Da sind keine Hormone drin. Folglich können die Bedenken gegen Soja sich nur auf die Fütterung mit reiner Sojamilch/Sojabohnen etc. beschränken, nicht jedoch auf das isolierte Protein in einer solchen pre-Milch.
Ach, das geht?? :shock: Das wusst ich noch überhaupt nicht^^

Ist das bei anderen Sojaprotein-Sachen genaus? Gibts auch Tofu oder solche Produkte? Weil eigentlich ist vom Gefühl her das mit den Hormonen (auch diese Schilddrüsensachen etc, also die Goitrogene) das einzige, was ich für ein "Problem" mit Soja hab.
in fitness-/bodybuilder-kreisen kommt das thema auch öfter auf und da hab ich auch schon die info/behauptung gelesen, dass das mit den hormonen nicht für sojaproteinpulver gilt, weil in dem isolat keine isoflavone mehr enthalten sind. aber ka...

wegen babyernährung - global gesehen ist ja laktoseintoleranz afaik eher die norm - wie wird das in den entsprechenden ländern gehändelt?
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 21. Jan 2013 11:11

kiara hat geschrieben:Warum ist Kuhmilch denn risikobehaftet?
bei konventioneller milch sind medikamentenrückstände glaub ich ein problem, sodass zb antibiotikaresistenzen entstehen können.
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umamilicious
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Beitrag von umamilicious » 21. Jan 2013 12:24

illith hat geschrieben: in fitness-/bodybuilder-kreisen kommt das thema auch öfter auf und da hab ich auch schon die info/behauptung gelesen, dass das mit den hormonen nicht für sojaproteinpulver gilt, weil in dem isolat keine isoflavone mehr enthalten sind. aber ka...
Genau.
Ich verstehe ich es immer noch nicht. Rein logisch hätte ich gedacht, dass einem Protein-ISOLAT auch nur tatsächlich das Protein isoliert ist vom all dem anderen. Kann doch nicht so schwer sein, das chemisch von den Isoflavonen zu trennen. Aber dann habe ich die Folie gesehen, die sogar exakte Mengenangaben vom Isoflavongehalt in der pre Milch zeigt (siehe Post weiter oben).
Witzigerweise ist das ein PDF vom Lehrstuhl der Lebensmittelchemie meines Studiums und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass deren Steckenpferd die Forschung an Isoflavonen ist oder zumindest war. Könnte mir also vorstellen, dass die Daten von nachgewiesenen Mengen von denen stammen.

Ich hatte bisher noch keine Zeit, mich weiter zu belesen, aber ich überlege, ob ich Humana und die besagte Professur mal anschreibe.

EDIT: habe Humana und den Lehrstuhl nun angeschrieben. Mal sehen, ob da was (Brauchbares) zurückkommt.

noch mal EDIT: ich habe noch einiges bewertendes vom BfR zur Frage gelesen, inwiefern, Soja-basierte pre-Milch geeignet ist für Säuglinge. Da es hier den Rahmen sprengt, geht das hier weiter: Pre-Milch aus Soja ist (k)ein Ersatz für Kuhmilch-Produkte!?

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kiara
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Beitrag von kiara » 21. Jan 2013 17:32

illith hat geschrieben: wegen babyernährung - global gesehen ist ja laktoseintoleranz afaik eher die norm - wie wird das in den entsprechenden ländern gehändelt?
damit meint man aber der prozentuale Anteil an der Erwachsenenbevölkerung. Laktose ist in Menschenmilch sowie Kuhmilch enthalten. Bei den meisten Menschen (80%) entwickelt sich die Fähigkeit, Laktose zu verdauen, im Kindesalter (3-8 Jahre) zurück.
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Beitrag von illith » 21. Jan 2013 18:00

achsooo - das hab ich nicht bedacht.
aber ist es denn so, dass zb in ostasiatischen ländern babys kuhmilchbasierte nahrung bekommen?
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umamilicious
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Beitrag von umamilicious » 21. Jan 2013 19:06

Wie Kiara schon meinte, damit ist die erwachsene Bevölkerung gemeint. Die Babys haben in der Regel keine Lactoseintoleranz. Diese entwickelt sich erst nach dem Abstillen: genetisch bedingt geht die Produktion des Lactose-spaltenden Enzyms, der Lactase, zurück.

Folglich bekommen asiatische Babys, sofern nicht gestillt, ebenfalls Kuhmilch-basierte pre-Milch.
Hätten sie von Geburt an eine Lactoseintoleranz (extem selten), dann dürften sie auch keine Muttermilch bekommen (enthält ebenfalls Lactose - wie Kiara auch schon feststellte).

Was anderes ist mir zumindest nicht bekannt.


Generell gilt wohl, dass Lactoseintoleranz auch nicht immer gleich stark ausgeprägt ist und gewisse Mengen von Lactose toleriert werden können.

Der BfR geht sogar soweit zu sagen:
Die Indikation für Säuglingsanfangsnahrungen auf Sojabasis wird von ernährungswissenschaftlichen Gesellschaften aus den oben genannten Gründen sehr eng gestellt (Agostoni et al., 2006; Ernährungskommission, 2006):
- bei dem sehr seltenen angeborenem vererbten Laktasemangel
- bei Galaktosämie (Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase-Mangel)
Dazu kommen noch die Glykogenosen vom Typ I sowie die (ebenfalls sehr seltene) Glukose-Galaktose-Malabsorption und die Kongenitale Laktoseintoleranz.
Eine Indikation liegt jedoch nicht vor bei einer Laktoseintoleranz auf genetischer Basis und einer Laktoseintoleranz auf der Basis einer vorübergehenden Verminderung der Laktaseakti- vität durch Schäden der Darmschleimhaut im Rahmen von anderen Erkrankungen. Bei diesen letztgenannten Störungen ist in der Regel keine komplette Elimination der Laktose aus der Nahrung erforderlich. Damit werden kleine Mengen Milch vertragen (die Menge muss individuell ausgetestet werden), oder es kann auf Käse und neuerdings auf laktosefreie bzw. laktosearme Kuhmilch zurückgegriffen werden.
Gesunde Säuglinge sollten auch dann nicht mit Sojanahrung ernährt werden, wenn sie nicht gestillt werden können. Ebenso wenig sollten Säuglinge mit nachgewiesener Kuhmilchaller- gie mit Sojanahrung ernährt werden.

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Beitrag von cestlavie » 22. Jan 2013 19:00

Die Frage, die ich mir stelle:
Worum geht es hier eigentlich? Geht es um einen geringen Prozentteil an Risiko? Also heißt es zB, dass Kinder, die Pre bekommen, zu 10% Wahrscheinlichkeit an Diabetes erkranken? Oder wird sowas wie der Knochenbau etc extrem stark durch Kuhmilch angegriffen, sodass vielleicht keine lebensbedrohlichen aber im Vergleich auffallenden Nachteile entstehen, wie zb Neigung zu Fettleibigkeit, Konzentrationschwäche, bla usw.
Die Angstpolitik funktioniert mal wieder bestens. Ich hab so viele Befürchtungen, und weiß eigentlich gar nich warum. :D

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Re: So nochmal: Veganes Baby ohne Stillen?

Beitrag von Anders » 22. Jan 2013 19:13

Zu gesteigerten Krankheitsrisiken bei Kindern durch Kuhmilch kann ich dir nicht viel sagen, nur ne persönliche Überlegung zum Thema:
Wieso sollte es sinnvoll sein, einem kleinen Kind, welches weder nen vollausgebildetes, starkes Immunsystem hat noch annähernd ausgewachsen ist, die Muttermilch einer fremden Art geben, die dazu dient, ein kleines Kalb in kurzer Zeit von etwa einem auf mehrere Zentner Gewicht zu bringen und die durch die Massentierhaltung etc. mit Antibiotikarückständen, Eiter und was nicht noch allem mehr durchsetzt ist?
Ganz ehrlich: Das würde ich meinem Kind nicht antun wollen.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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Beitrag von Vampy » 22. Jan 2013 19:28

Anders hat geschrieben:Wieso sollte es sinnvoll sein, einem kleinen Kind, welches weder nen vollausgebildetes, starkes Immunsystem hat noch annähernd ausgewachsen ist, die Muttermilch einer fremden Art geben, die dazu dient, ein kleines Kalb in kurzer Zeit von etwa einem auf mehrere Zentner Gewicht zu bringen und die durch die Massentierhaltung etc. mit Antibiotikarückständen, Eiter und was nicht noch allem mehr durchsetzt ist?
weil sie der menschlichen milch ähnlich ist und ein baby nicht plötzlich erwachsen ist und es sinn macht, es mit etwas ähnlichem zu füttern. die meisten kinder nehmen milch gut an (ist ja auch so ein punkt - wenn das baby ekel-brei ausspuckt). kinder sind wie kälber noch im wachstum, und wenn kälber davon wachsen, dann liegt es nahe dass kindern es auch gut tut. btw kriegen rinder ja auch soja gefüttert, das ist ja auch kein argument um zu sagen, das ist bloß kuhfutter, soja ist nix für menschen ;)
und das mit dem eiter ist ein ziemliches märchen. laut untersuchungen hat sich das nicht bestätigt. und wenns um gesundheit geht, dann ist bio - wie auch bei gemüse, obst u.ä. nahezu rückstandsfrei.
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