Pre-Milch aus Soja ist (k)ein Ersatz für Kuhmilch-Produkte!?

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
Antworten
Benutzeravatar
umamilicious
Beiträge: 193
Registriert: 30.12.2012
Wohnort: Berlin

Pre-Milch aus Soja ist (k)ein Ersatz für Kuhmilch-Produkte!?

Beitrag von umamilicious » 21. Jan 2013 16:20

Ja, ich weiß, ein reißerischer Titel. Ich habe ihn einfach mal aus folgendem PDF einer Stellungnahme des BfR frei geklaut:

http://www.bfr.bund.de/cm/343/saeugling ... odukte.pdf

Wer sich dafür interessiert, sei ans Herz gelegt, sich das Teil komplett durchzulesen.
Für alle anderen werde ich (wahrscheinlich immer noch zu großzügig) daraus zitieren.
Aus diesem Grund habe ich das mal von diesem Thema abgetrennt So nochmal: Veganes Baby ohne Stillen?& , da es sich sonst möglicherweise wieder zu sehr von der ursprünglichen Fragestellung entfernt.

Vorweggenommen eine kleines eigenes Fazit dazu: Nichts NEGATIVES wurde bisher SICHER für MENSCHLICHE Säuglinge gezeigt. Dennoch lautet die offizielle Stellungnahme des BfR dazu:
Säuglingsnahrung aus Sojaeiweiß ist kein Ersatz für Kuhmilchprodukte
Ausnahmen:
Medizinische Gründe, Säuglinge mit sojabasierter Säuglingsnahrung zu füttern sind zum Beispiel die seltenen Fälle von angeborenem vererbten Laktasemangel und die ebenfalls seltene Galaktosämie.
sowie:
Ethische und religiöse Überzeugungen können für Eltern Anlass sein, statt Kuhmilchnahrun- gen auf Sojanahrungen auszuweichen.
Damit wären dann also wir gemeint. In diesem Sinne... los gehts:
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu estrogenen Wirkungen von Isoflavonen in Säuglingsnahrung auf Basis von Sojabohneneiweiß

Obwohl Säuglinge, die mit Anfangsnahrung auf der Basis von Sojaeiweiß gefüttert werden, höhere Dosen an Isoflavonen aufnehmen und entsprechend höhere Plasmaspiegel aufweisen, als mit Nahrungen auf Kuhmilchbasis ernährte oder gestillte Säuglinge, wurden estrogene Effekte oder konkrete Wirkungen auf die Entwicklung der Geschlechtsorgane und der Fertilität im Erwachsenenalter beim Menschen im Gegensatz zu tierexperimentellen bzw. in vitro-Studien bisher nicht beschrieben (Chen und Rogan, 2004; Merritt und Jenks, 2004; Miniello et al., 2003; Murphy et al., 1997; Setchell et al., 1997 und 1998; Jefferson et al., 2006 und 2007).

...
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Effekten auf die Schilddrüsenhormonsynthese von Isoflavonen in Säuglingsnahrung auf Basis von Sojabohneneiweiß

Die Isoflavone Genistein und Daidzein können in der Zellkultur in Konzentrationen von 250- 2700 μg/L die Schilddrüsenperoxidase hemmen und damit die Schilddrüsensynthese beeinträchtigen. In Gegenwart von ausreichenden Mengen an Jod ist dieser Effekt reversibel. Seit Sojasäuglingsnahrungen mit Jod angereichert sind, wird dieser strumafördernde Effekt nicht mehr beobachtet. Allerdings benötigen Säuglinge mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion, die Sojanahrungen erhalten, höhere Thyroxindosen, und es dauert längere Zeit, bis sich die TSH-Spiegel normalisieren (Chorazy et al., 1995; Conrad et al., 2004; Divi et al., 1997; Fort et al., 1990; Jabbar et al., 1997).

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu anderen Effekten von Isoflavonen in Säuglingsnahrung auf Basis von Sojabohneneiweiß

Isoflavone zeigen in hohen Dosen in Tierversuchen und in hoher Konzentration in in-vitro- Studien neben krebsverhütenden auch potenziell krebswachstumsfördernde Wirkungen (Badger et al., 2002; Newbold et al., 2001; Yellayi et al., 2002; Kulling und Watzl, 2003; Van Waalwijk van Doorn-Khosrovani et al. 2007). Bei Frauen, die als Säuglinge mit einer Anfangsnahrung auf Sojabasis gefüttert waren, konnten dagegen keine Assoziationen des Sojaisoflavonverzehrs mit Krebserkrankungen nachgewiesen werden (Strom et al., 2001). Frühe epidemiologische Studien haben im Gegenteil gezeigt, dass hormonabhängige Krebsformen, wie die der Brust und der Prostata, bei Personen, die viel Soja verzehren, seltener vorkommen (Dunn, 1975; Smith, 1956). Allerdings kam das britische Komitee für Toxikologie (CoT, 2003) nach Auswertung auch neuer Daten zu dem Schluss, dass Sojaprodukte weder günstige noch ungünstige Wirkungen auf die Entwicklung von Brustkrebs zeigen und dass der schützende Effekt auf die Entwicklung von Prostatakrebs bei Tieren größer ist als bei Menschen. Beweise dafür, dass Sojaprodukte vor Dickdarmkrebs schützen, liegen nicht vor.
Die Übertragbarkeit der Ergebnisse vom Tier auf den Menschen wird dadurch erschwert, dass die in Tierstudien verwendeten Tiere einen anderen Isoflavon-Stoffwechsel aufweisen als Menschen (z.B. bilden sie mehr bzw. andere hormonell aktive Metaboliten). Die Verabreichung erfolgte teilweise in isolierter Form und/oder nicht über die Nahrung. In Experimenten mit Zellkulturen werden dagegen meist Aglukone der Isoflavone verwendet, obwohl im menschlichen Blut die Isoflavone regelmäßig als Glykoside vorliegen.

In frühen Berichten, die eine Ernährung von Säuglingen mit Nahrungen auf Sojabasis mit der auf Kuhmilchbasis verglichen, wurde auf Befunde hingewiesen, wonach das Immunsystem bei den Säuglingen, die Sojanahrungen erhielten, schlechter ausgebildet sein könnte, als das der Säuglinge, die Kuhmilchprodukte erhielten (Zoppi et al., 1982). Allerdings wurden damals die Nahrungen noch aus Sojamehl hergestellt, während heutzutage nur hochgereinigtes Sojaeiweißisolat für die Herstellung von Säuglingsnahrungen verwendet werden darf (Lasekan et al., 1999; SCF, 2003).
Die Autoren von jüngeren Studien kamen daher auch zu dem Schluss, dass Säuglinge, die mit Sojanahrung gefüttert worden waren, im Alter von einem Jahr gemessen an ihrer Reaktion auf die üblichen Impfungen ein normal entwickeltes Immunsystem aufwiesen (Ostrom et al., 2002). Kuhmilcheiweiß und Sojaeiweiß haben sich überdies als vergleichbar allergen erwiesen (May et al., 1982).
Die auf Grund der estrogenartigen Wirkungen von Isoflavonen theoretisch möglichen Effekte auf die Entwicklung der Fertilität und Reproduktion von mit Sojanahrung ernährten Säuglingen wurden nicht beobachtet (Borgert et al., 2003).
248 Erwachsenen im Alter von 20-34 Jahren, die als Säuglinge mit Sojanahrung gefüttert worden waren, wurden nachuntersucht und die Ergebnisse mit denen von 563 Erwachsenen verglichen, die kuhmilcheiweißhaltige Nahrung erhalten hatten. Es wurden keine Unterschiede bei den Körpermaßen, bei Schilddrüsen- und anderen endokrinologischen Erkrankungen, dem Pubertätsverlauf, der Fertilität, bei Krebserkrankungen, Geschlechtsorientierung und Fehlbildungsrate der eigenen Kinder nachgewiesen. Frauen aus der „Sojagruppe“ wiesen lediglich eine um 0,37 Tage längere Dauer der Monatsblutung und stärkere Menstruationsbeschwerden sowie einen häufigeren Gebrauch an Medikamenten gegen Asthma und allergischen Krankheiten auf (Strom et al., 2001). Die Autoren wiesen einschränkend darauf hin, dass angesichts der Vielzahl durchgeführter statistischer Tests errechnete Signifikanzen zu einzelnen Zielkriterien mit Vorsicht zu interpretieren sind. Diese Nachbeobachtung nach 20 bis 34 Jahren erlaubt noch keine abschließende Beurteilung über Effekte auf die Gesundheit durch Fütterung von Sojaeiweißnahrung im frühen Säuglingsalter.

...


Es wurde von verschiedenen Organisationen und Autoren immer wieder betont, dass Säuglinge durch die Ernährung mit Sojanahrung mit relativ hohen Isoflavonmengen belastet werden. Diese führen zu Blutspiegeln, die im Tierversuch zu unerwünschten Effekten auf die Reproduktionsorgane, nicht aber zu eingeschränkter Fertilität geführt haben und dass daher Vorsicht bei der Verwendung von Sojanahrungen geboten ist, obwohl vergleichbare Effekte beim Menschen nicht beobachtet wurden (Agostoni et al., 2006; Bocquet et al., 2001; Chen und Rogan, 2004; Miniello et al., 2003; Ernährungskommission, 2006; Merrit und Jenks, 2004; Robertson, 1995).

...


In dem Entwurf einer Kurzmitteilung des National Toxicology Pro- gram (NTP, 2006) zu dem oben genannten Expertenbericht wird auf einer Skala von fünf möglichen Antworten (ja; wahrscheinlich; möglich; wahrscheinlich nicht; nein oder unbe- kannt) auf die Frage, ob die Studien am Menschen entwicklungs- und reproduktionstoxische Effekte bestätigen, „möglich“ geantwortet. Daraus resultierte die abschließende Beurteilung „geringe Besorgnis für unerwünschte Effekte“.

So, wer sich bis hierin durchgekämpft hat: Herzlichen Glückwunsch!

Letztendlich ist es also eine persönliche Entscheidung, was man mehr priorisiert; ob man das geringe Risiko möglicher Effekte in Kauf nimmt oder aber lieber eine Kuhmilch-basierte pre-Milch füttert.

"Witzig" finde ich:
Die Risiken von Kuhmilch kennt (und ignoriert) man ja auch schon eine Weile - dennoch wird weiterhin nicht davon abgeraten, dafür aber die Soja-basierte Säuglingsnahrung, für die es keine (eindeutigen) negativen Studierenauswertungen gibt.
Die Schlussfolgerung hieraus ist trotzdem, dass Kuhmilch "besser" ist. Welche Interessen werden hier vertreten, frage ich mich und versteckt man sich nicht leicht hinter solchen Aussagen wie "wir kennen die Langzeitfolgen nicht"? Wie gesagt, bei Kuhmilch kennen wir die Langzeitfolgen...aber never change a running system!


Ich werde meiner fast einjährigen Tochter weiterhin die sojabasierte SL-pre Milch geben. Sie bekommt davon ja sowieso nicht viel, da ich ja immer noch stille und sie auch Brei etc. isst. Sie erreicht damit keine hohen Isoflavonwerte, so dass ich mir, WENN ÜBERHAUPT, keine Sorgen machen müsste.

cestlavie
Beiträge: 13
Registriert: 20.01.2013

Beitrag von cestlavie » 22. Jan 2013 18:52

Ich find das super, dass du nochmal so einen thread eröffnet hast, aber könntest du es vielleicht nochmal ganz kurz zusammenfassen? ;) (nur, wenns nicht zu viel arbeit ist!)

zentrale frage: was sind die risiken bei milch und soja? also was kann im schlimmsten fall passieren? verkürzt sich denn jetzt das leben meines sohnes schon mal statistisch gesehen um 5 Jahre? oder wie?

Antworten