Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
Benutzeravatar
Marshmallowtree
Beiträge: 18
Registriert: 13.06.2013

Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von Marshmallowtree » 19. Jun 2013 23:15

Hallo,
ich bin erst seit kurzem (3 Wochen) Veganerin und meine Mutter ist überhaupt nicht begeistert und lässt mich das auch in regelmäßigen Abständen wissen. Sie macht sich Sorgen, dass ich nicht genug Vitamine bekomme, mein Körper sich abschwächt etc. Außerdem meint sie, meine Ernährung sei extrem eingeschränkt und ich könne in "normalen" Restaurants nichts essen und schade mir selbst. Nur empfinde ich das nicht so. Klar ist es nervig, dass man immer nach einer "Extra-Wurst" fragen muss, aber das nehme ich in Kauf, um meine Überzeugungen zu leben. Und die Umstände auch. Nur versteht sie das nicht - sie meint, das sei viel zu viel um ein paar Tiere zu retten und man könne der Umwelt auch anders helfen. Sie sieht das ganze als Selbstkasteiung.
Habe auch versucht, ihr meine Sichtweise zu erklären, und sie sagt immer: "ja, aber..." Sie nimmt es einfach nicht auf. Ich will sie ja nicht umstimmen, selbst vegan zu werden (das würde eh niiiie klappen), sondern einfach nur, dass sie mich ein kleines bisschen versteht und meine Entscheidung respektiert. Es einfach annimmt. Vielleicht braucht das auch Zeit und es ist die Umstellung, was weiß ich. Trotzdem belastet mich das.
Hat jemand hier ähnliche Erfahrungen oder auch einfach so Tipps, wie ich mit dem ganzen umgehen könnte?
Grüße, Marshmallowtree
some people are so poor, all they have is money.

Benutzeravatar
Rosiel
confirmed cookie-copping killerqueen
Beiträge: 17360
Registriert: 30.05.2013
Wohnort: Schloss Dunwyn

Beitrag von Rosiel » 20. Jun 2013 00:55

Nur der Interesse halber würde ich in dem Zusammenhang gern wissen wie alt du bist.

Ich würde mich über Ernährung, Nährstoffe etc. pp. sehr gut informieren und mit ihr genau darüber reden, damit sie merkt, dass du dich mit dem Thema auseinander gesetzt hast.
Sorgen machen ist aber auch so ein Mütterding, meine Mum steht zwar voll hinter vegan (und ist es selber von vegetarisch sehr weit Richtung vegan gerückt, seit ich umgestellt habe), verkraftet es aber nur sehr schwer, dass ich klettern und bouldern gehe.

Benutzeravatar
Kim Sun Woo
Recherche und Archiv
Beiträge: 18792
Registriert: 09.09.2008
Wohnort: Ruhrgebiet

Re: Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von Kim Sun Woo » 20. Jun 2013 01:23

Marshmallowtree hat geschrieben: Bin 17 (fast 18)
:)
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Re: Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von Anders » 20. Jun 2013 12:23

Soweit ich weiß legen sich die meisten Zweifel, blöden Kommentare und Unsicherheiten mit der Zeit, wenn ersichtlich wird, dass du informiert bist (wie Rosiel schon schrieb) und dass es dir gut damit geht.
Letztlich ist es aber eben deine Entscheidung, wie du leben möchtest, insofern ist "Du kannst ja in 'normalen' Restaurants kaum was essen." kein Argument, und darüber hinaus in den meisten Fällen falsch. Es ist, wenngleich etwas schwieriger, durchaus möglich, auch auswärts vegan zu essen und dabei nicht zu verhungern. ;)
Was ich im Moment rauslese sind zwei Unsicherheiten/Befürchtungen deiner Mutter:

1. Vitaminmangel, Unterernährung. Die totalen Klassiker, wenn man sich noch nicht mit Veganismus beschäftigt hat, ging mir anfangs auch so und hat mich ne Weile abgeschreckt.
Dafür finde ich Rosiels Vorschlag sehr passend; Informier dich darüber (ist sowieso immer zu empfehlen) und geh dann auf die Fragen/Befürchtungen deiner Mutter ein und erkläre ihr, woher welche Nährstoffe usw. pflanzlich zu bekommen sind.
Dazu vielleicht folgende Seiten, ohne sie komplett durchgelesen zu haben: Link 1, Link 2

2. "das sei viel zu viel um ein paar Tiere zu retten". Leider auch ne sehr verbreitete Haltung, dass Tiere es ja nicht wert sein, sich selbst für ihr Leben 'einzuschränken'. Es ist aber einer der wichtigsten Schritte, um dieses Leid zu verhindern, anzuerkennen, dass sie eben leiden, dass sie ohne Not gequält werden. Und einzusehen, dass sie ebenso ein Recht auf Leben und Unversehrheit haben wie wir, woraus folgt, diese Ausbeutung nicht mehr mitzumachen. Alles andere erschiene mir wie ne oberflächliche Beruhigung des eigenen Gewissens. Wie sollte man denn sinnvoll etwas für Tiere tun, wenn man ihnen nicht mal das grundlgende Recht auf Leben und Unversehrheit zugesteht?
Das ist wohl leider der schwerer zu vermittelnde Teil. Die Frage nach Nährstoffen usw. kann man objektiv und rational angehen, bei der Frage nach Tierrechten etc. wird es emotional und ideologisch. (2) (3)
Insofern kann ich nicht beurteilen, inwieweit du diese Inhalte deiner Mutter vermitteln kannst, was der richtige Weg dazu wäre usw.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
vegansmarties
silchschnitte
Beiträge: 6699
Registriert: 22.06.2011

Re: Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von vegansmarties » 20. Jun 2013 13:12

wenn möglich selber einkaufen / kochen, damit für deine mutter nicht extra arbeit anfällt. ansonsten bist du alt genug, um deine ernährung selber zu gestalten. wenn sie sich immer noch dagegen stellt und aufregt, ist das dann ihr und nicht dein problem... und mit der zeit wird sie es sicher auch akzeptieren oder zumindest tolerieren.

ansonsten vielleicht noch als lesematerial hilfreich: Problem mit Familie, Familie,
Kuchen bei der SchwieMu, Verbot zur veganen Ernährung

viel glück :)

Benutzeravatar
Marshmallowtree
Beiträge: 18
Registriert: 13.06.2013

Re: Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von Marshmallowtree » 20. Jun 2013 14:36

Dankesehr für die Antworten!
@ vegansmarties: kochen + einkaufen tu ich meistens selbst, Mama hab ich gesagt, wenn sie für mich mitkochen will, dann einfach Nudeln mit Tomatensauce :D
Ich hoffe, dass sie es akzeptiert.. muss mich wohl etwas gedulden.
@ Anders: Danke für die Links. Werde sie mir heute abend durchlesen. Und hatte auch geplant, meine Mutter etwas mehr in die gesundheitliche Seite des Themas einzuweihen, ihr Seiten und Informationen zu zeigen etc. Mit der Haltung werde ich sie wohl nicht überzeugen können, sie sieht das Ganze sehr anders. Aber ein wenig mehr Transparenz meinerseits kann ja ein erster Schritt sein, um die Vorurteile ein bisschen abzuschwächen.
some people are so poor, all they have is money.

Benutzeravatar
Anders
Mairübchen
Beiträge: 2508
Registriert: 19.12.2012

Re: Mutter macht sich Sorgen/ versteht Standpunkt nicht

Beitrag von Anders » 20. Jun 2013 14:53

Na klar.
Ich denke mal, wenn du sie zumindest davon überzeugen kannst, dass du dir damit nicht schadest, wird sie nicht mehr viel einzuwenden haben, da deine Überzeugung ja nun wirklich deine Sache ist und sie kaum tangiert (es sei denn, sie fühlte sich davon selbst in Frage gestellt etc. ... hatte ich aber im näheren persönlichen Umfeld nicht).
Was meist zu funktionieren scheint, ist, wenn dein_e Gegenüber eher unwillig ist, sich mit ethischen/moralischen Standpunkten auseinanderzusetzen, abwarten, vorleben, offen sein, nicht zu sehr damit konfrontieren (was aber auch nicht heißt, zu zu 'verstecken' oder so) und sie von sich aus kommen lassen. Irgendwann, wenn klar ist, dass du dir damit nichts antust und es dir wichtig ist, werden Fragen kommen, Interesse geweckt (so wenigstens meine Erfahrung und das, was ich hier öfter las). Und dann kannste ja gut drauf eingehen (halt sachlich und ruhig, ohne Vorwürfe und sofortigen Horrorbildern, sollte aber klar sein^^).
Wünsche dir da auf jeden Fall viel Erfolg und auch Kraft für den Anfang. Alles wird gut! ;)
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

Benutzeravatar
Gorilla
Beiträge: 50
Registriert: 21.05.2013
Wohnort: CH

Beitrag von Gorilla » 20. Jun 2013 18:16

Tipp einer lebenslangen Tochter: Weinen. Kling manipiulativ, typisch weiblich, schwach und irrational, tut aber enorm gut und hilft auch oft. Kommt aber natürlich auf die Beziehung zur Mutter an. Meine Mama und ich sind TÜV-geprüfte Heul-Schwestern. Und rote Augen gehören quasi zum "Ich hab dich lieb".

Kommt aber nur gut, wenns ehrlich ist!

Ich bin sehr nah am Wasser gebaut und dadurch leicht zum heulen zu bringen. Fühle ich mich unverstanden oder vor allem hilflos, bin ich schon nahe dran. Guckt doch zusammen irgend einen Film. Earthlings oder was weiss ich, irgend was zum Thema. Die sind schrecklich grauenhaft und werden Tränen nur so fliessen lassen - bei mir - und redet danach über das Thema. Kann deine Mutter dann noch mal mit dem Argument "es lohnt sich nicht für die Paar Tiere" kommen: weine. Weine, weil es so schrecklich ist, dass du tatsächlich, selbst als lebenslange Veganerin nur einen ganz kleinen Teil beitragen kannst. Weil es schrecklich ist, nichts tun zu können. Weil die Welt so ignorant ist, und wir darin so allein. Weil es niemanden kümmert, wie es Tieren geht, und weil das auch auf die Menschen überschlägt. Weil es so viel Leid gibt, und du dir doch nur wünschst, ein kleines bisschen was in der Welt zu verbessern. Und es ist verdammt hart, selbst damit allein dazustehen. Selbst wenn einer aus Millionen sagt: Ich will daran nicht teilhaben, dann hört er nur: Es bringt ja nichts. Das tut weh. Sag ihr das. sag ihr, dass es verletzend ist für dich, die Welt so zu sehen, und dass es noch viel verletzender ist, in deinen Bemühungen nicht ernstgenommen zu werden. Frag sie: Was soll ich denn machen? Ich will doch nur helfen, aber ich fühle mich hilflos. Sprich in Ich-Botschaften. Gib ihr die Macht, dir zur Seite zu stehen. - Meine Mama versucht dann immer irgendwie zu helfen, oder einzulenken. Aber wie deine Mutter reagieren würde, weiss ich natürlich nicht.


:cry2: :cry2: :cry2:
"Don't do nothing just because you can't do everything. Do something -- anything!" - Colleen Patrick-Goudreau

Benutzeravatar
slartibartfaß
★FoodPornStar★
Beiträge: 11305
Registriert: 09.05.2013

Beitrag von slartibartfaß » 20. Jun 2013 19:32

Gorilla hat geschrieben:Tipp einer lebenslangen Tochter: Weinen. Kling manipiulativ, typisch weiblich, schwach und irrational, tut aber enorm gut und hilft auch oft. Kommt aber natürlich auf die Beziehung zur Mutter an. Meine Mama und ich sind TÜV-geprüfte Heul-Schwestern. Und rote Augen gehören quasi zum "Ich hab dich lieb".

Kommt aber nur gut, wenns ehrlich ist!

Ich bin sehr nah am Wasser gebaut und dadurch leicht zum heulen zu bringen. Fühle ich mich unverstanden oder vor allem hilflos, bin ich schon nahe dran. Guckt doch zusammen irgend einen Film. Earthlings oder was weiss ich, irgend was zum Thema. Die sind schrecklich grauenhaft und werden Tränen nur so fliessen lassen - bei mir - und redet danach über das Thema. Kann deine Mutter dann noch mal mit dem Argument "es lohnt sich nicht für die Paar Tiere" kommen: weine. Weine, weil es so schrecklich ist, dass du tatsächlich, selbst als lebenslange Veganerin nur einen ganz kleinen Teil beitragen kannst. Weil es schrecklich ist, nichts tun zu können. Weil die Welt so ignorant ist, und wir darin so allein. Weil es niemanden kümmert, wie es Tieren geht, und weil das auch auf die Menschen überschlägt. Weil es so viel Leid gibt, und du dir doch nur wünschst, ein kleines bisschen was in der Welt zu verbessern. Und es ist verdammt hart, selbst damit allein dazustehen. Selbst wenn einer aus Millionen sagt: Ich will daran nicht teilhaben, dann hört er nur: Es bringt ja nichts. Das tut weh. Sag ihr das. sag ihr, dass es verletzend ist für dich, die Welt so zu sehen, und dass es noch viel verletzender ist, in deinen Bemühungen nicht ernstgenommen zu werden. Frag sie: Was soll ich denn machen? Ich will doch nur helfen, aber ich fühle mich hilflos. Sprich in Ich-Botschaften. Gib ihr die Macht, dir zur Seite zu stehen. - Meine Mama versucht dann immer irgendwie zu helfen, oder einzulenken. Aber wie deine Mutter reagieren würde, weiss ich natürlich nicht.


:cry2: :cry2: :cry2:

Gefällt mir :up:
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

Benutzeravatar
Akayi
Akinator
Beiträge: 30363
Registriert: 09.02.2008

Beitrag von Akayi » 20. Jun 2013 19:58

Illith hatte zum Thema Fullquotes mal ein par spannende Sachen gesagt.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Antworten