Eltern überzeugen/Vegan im Auslandsjahr?

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Fascination99
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Eltern überzeugen/Vegan im Auslandsjahr?

Beitrag von Fascination99 » 27. Mai 2015 20:57

Hallo!

Zuerst einmal, ich bin 15 Jahre alt und seit Mitte 2013 Vegetarier.
Mir war von Anfang an bewusst, dass vegetarisch leben nur der halbe Weg ist. Allerdings waren meine Eltern auch vom Vegetarismus alles andere als überzeugt. Sie essen (bzw. vor allem mein Vater) ziemlich viel Fleisch, es gibt kein Gericht ohne Fleisch/Fisch. Ich musste mir Anfangs ziemlich viel anhören und muss es auch manchmal immer noch, allerdings haben sie es inzwischen akzeptiert. Wenn ich irgendwas nicht essen will, weil da Gelatine drin ist und ich das meiner Mutter mitteile kommt immer sowas wie "Natürlich, da ist mal wieder nen Schweinekopf drin :x " oder ähnliches. Sie bringen auch öfters mal vegetarische Ersatzprodukte mit, aber ich muss sagen dass mein Essverhalten alles andere als gesund ist, war vorher aber auch nicht besser. Ich habe letztens meine Blutwerte checken lassen und es wurde latenter Eisenmangel und Vitamin B12 Mangel festgestellt. Meine Mutter schiebt das natürlich auf den Vegetarismus, aber ich bin mir ziemlich sicher dass ich diese Mangel auch hätte wenn ich Fleisch essen würde. Ich habe nun beschlossen, dass ich endlich lernen muss zu kochen und würde mich auch gerne vegan ernähren, aber das fänden sie wahrscheinlich richtig scheiße und würden mich als absolut bescheuert bezeichnen. Sie probieren auch übrigens nichts vegetarisches, weil das aus Prinzip "eklig" ist. Also ich würde dann immer für mich alleine kochen, sie lassen sich da auf nichts ein :(
Zudem werde ich ab August ein Auslandsjahr in den USA verbringen. Meine Gastfamilie isst Fleisch, weiß aber dass ich Vegetarier bin und sie hoffen dass ich ihnen ein paar Dinge beibringen kann. (Deshalb wäre es praktisch kochen zu lernen) Sie sind deshalb sehr besorgt und wenn ich dann auch noch auf vegan umsteige wären sie vermutlich vollkommen verzweifelt. Außerdem weiß ich nicht, ob vegane Ernährung im ATJ überhaupt machbar ist, vegetarisch soll auch schon ziemlich schwierig sein :?:

Also meine Fragen wären:
Wie kann ich meine Eltern überzeugen?
Soll ich trotz der Mangel auf Vegan umsteigen oder soll ich damit noch warten?
Wäre es sinnvoller während des Auslandsjahres erstmal Vegetarier zu bleiben?

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Lee
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Beitrag von Lee » 27. Mai 2015 21:14

interessant dass ein b12 Mangel festgestellt wurde...

Bei normalen Bluttest guckt da kein Mensch danach... dass du als Vegetarier da bereits einen Mangel hast is doppelt seltsam.

Nichtsdestotrotz wilkommen im Forum, hoffe du findest hier die Hilfe die du suchst :).
Muh!

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robinho
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Beitrag von robinho » 27. Mai 2015 21:45

Bei solchen Eltern tust du mir wirklich leid! Unfassbar, wie man nur so arrogant und ignorant sein kann. Leider ist das ja kein Einzelfall...

Ich kann absolut nachvollziehen, dass deine Situation schwierig ist, insbesondere weil man mit 15 Jahren noch kein eigenes Einkommen hat. Wenn sie dir nur ab und zu was kaufen, was isst du denn dann? Musst du dir deine Sachen selbst kaufen? Ich hoffe nicht!
Ich kann dir Brendan Braziers Buch "Vegan in Topform" empfehlen, dieses Buch war für mich der Einstieg und zielt auf eine möglichst gesunde Ernährung ab, gerade auch für körperlich sehr aktive Menschen. Dort findest du eine Menge HInweise, wie du deinen Makro- und Mikronährstoffhaushalt im gesunden Gleichgewicht hältst, und das durch relativ "unkomplizierte" Kost.

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chestnut
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Beitrag von chestnut » 28. Mai 2015 10:49

Das klingt tatsächlich nicht nach einer einfachen Situation. Im Endeffekt kann ich dir nur sagen, was ich in deiner Situation machen würde, aber du musst selbst entscheiden, ob das für dich ein gangbarer Weg ist.

Zuerst einmal: Gerade, wenn man von sehr latenten Omni-Eltern umgeben ist, ist es wichtig, sehr souverän in seinem Vegetarier-/Veganer-Dasein aufzutreten. Das scheinst du leider vernachlässigt zu haben, wobei dich da natürlich kein Vorwurf trifft, du bist ja noch sehr jung. Es ist wichtig, deinen Eltern zu zeigen, dass du die Situation im Griff hast und dich gut auskennst - dass du in der Lage bist, Verantwortung für dich zu übernehmen. In deinem Fall also würde ich mich umfassend (u.a. in diesem Forum) über mögliche Nährstoffmängel und deren Behebung informieren und damit einhergehend auch lernen, für dich zu kochen. Je selbst- und verantwortungsbewusster und überzeugter du deinen Veg*ismus vertrittst, desto eher wird deine Einstellung für deine Eltern akzeptabel, auch wenn es bestimmt Zeit braucht.

Zu Amerika: Ich spreche hier nur für mich, aber ich würde das Jahr in Amerika in deiner Situation nicht vegan verbringen. Genieße das Jahr, knüpf neue Freundschaften und schaff dir nicht schon zu Beginn Probleme, die das Verhältnis zur Gastfamilie dauerhaft eintrüben könnten. Wenn du sie schon besser kennst, kannst du ja nach und nach immer mehr nach veganen Produkten fragen, aber überfordere sie nicht gleich am Anfang. Wenn man in einem fremden Land zu Gast ist, ist das Thema Essen nämlich durchaus sehr heikel.
Nach deinem Austauschjahr kannst du dann voll in den Veganismus starten und die Umstellung in Ruhe vollziehen.

Zum Schluss noch ganz wichtig: Mit B12-Mangel spielt man nicht, noch dazu in deinem Alter. Besorg dir so schnell wie möglich geeignete Nahrungsergänzungsmittel (z.B. von Jarrows) und achte auf regelmäßige (!) Supplementierung. Was hat denn dein Arzt gesagt bzw. was hat er dir verschrieben?

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Beitrag von Nullpositiv » 28. Mai 2015 11:23

Leethebeast hat geschrieben:interessant dass ein b12 Mangel festgestellt wurde...
Naja... bei Vegetariern ist das nicht so ungewöhnlich.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24667752

und

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4042564/
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Fascination99
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Beitrag von Fascination99 » 28. Mai 2015 14:33

Vielen Dank schon mal für die Antworten!

Meine Ärztin hat dazu nichts gesagt, sondern mir einfach ein Rezept gegeben.
Gegen den B12 Mangel "Vitasprint B12 Trinkfläschchen" (Das Zeug ist teuer)
Und gegen den Eisenmangel "Tardyferon Depot-Eisen(II)-sulfat 80mg Retardtabletten"

Nein, ich muss mein Essen nicht selber bezahlen. Ich bin leider eher so etwas wie ein "Beilagenesser".
Also hauptsächlich sowas wie Nudeln, Kartoffeln, Reis, Brot, Gemüse und Obst.

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Beitrag von Nullpositiv » 28. Mai 2015 14:41

Per orales B12 ist nicht wirklich gut um einen akuten Mangel zu bekämpfen. Und Vitasprint wär da (also per oral) jetzt auch nicht unbedingt mein Mittel der Wahl.

Was für Werte wurden denn getestet und wie sahen die Ergebnisse aus?
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Beitrag von Fascination99 » 28. Mai 2015 15:15

Getestet wurden:
Vitamin B12: 233 pg/mg
Ferritin: 21 ng/mg
Leukozyten: 5.8 G/l
Erythrozyten: 4.75 T/l
Hämoglobin: 13.3 g/dl
Hämatokrit: 37.6%
MCH: 28.0 pg
MCHC: 35.4 g/dl
MCV: 79.2 fl
RDW: 13.6%
Thrombozyten: 226 G/l
Neutrophile: 2.7 G/l
Lymphozyten: 2.23 G/l
Monozyten: 0.79 G/l
Eosinophile: <0.04 G/l
Basophile: <0.10 G/l
TSH (sensitiv): 3.200 mU/l

Ich habe wirklich keine Ahnung was das alles bedeutet, aber besonders gute Werte scheinen das nicht zu sein.

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Beitrag von Nullpositiv » 28. Mai 2015 15:41

Ok, ist beides niedrig aber gerade so nicht im Mangel.

Bei Verdacht auf B12 Mangel sollten normalerweise noch weitere Werte getestet werden. Der Vebu beschreibt das ganz gut. http://vebu.de/themen/gesundheit/naehrs ... itamin-b12.

Falls du noch keine Mangelsymptome hast (die sind ebenfalls beim Vebu beschrieben und können schon bei einem 'normalen' Blutspiegel vorkommen) würde ich eher Jarrows mit 1000 µg als die 500 µg Vitasprint nehmen. Durch die höhere Konzentration nimmt man pro Tablette mehr auf und füllt die Speicher schneller.
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Beitrag von Fascination99 » 28. Mai 2015 15:50

Von den dort genannten Symptomen habe ich keine. Ich habe nur relativ starken Haarausfall, was aber auf das zu niedrige Eisen zurückzuführen ist.

Ich werde die Vitasprint erstmal aufbrauchen, da sie echt ziemlich teuer waren. (Habe 30 Fläschchen und soll täglich 1 nehmen). Danach werde ich mir Jarrows mal genauer angucken.

Danke!

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