Honig?!

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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illith
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Beitrag von illith » 29. Mai 2016 14:53

bei BF gefühlt gar nicht @ärztliche Desensibilisierung
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Kefir
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Beitrag von Kefir » 29. Mai 2016 20:11

Ja, ich hatte auch gerade eine Kinderärztin zu Besuch die gesagt hat, es wäre schön, wenn Desensibilisierung immer hilft. Es lindere aber in den meisten Fällen die Symptome.

murasame
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Beitrag von murasame » 29. Mai 2016 22:18

Puh, hier geht es ja ab. Natürlich ist Honig nicht vegan. Wie sollte er, sofern er von Bienen kommt. Die Frage ist aber doch, ob "Ersatzprodukte" (man beachte die Anführungszeichen) wirklich Tierleid vermeiden oder nicht vielleicht doch im Sinne Tieres eher negativ sind. Für meinen Teil glaube ich nicht, dass ich Tierleid vermeide indem ich statt regionalem Honig importierten Agavendicksaft zu mir nehme.

Ich für mich glaube auch, dass selbst eine rein vegane Ernährung oder gar Lebensweise nicht ohne tierische "Opfer" auskommt. Deswegen versuche ich mich auch nicht vegan zu ernähren, sondern eben "nur" so Tierleid-minimiert, wie es mir möglich ist.

Viele Grüße

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 29. Mai 2016 22:24

inwiefern sollen für agavendicksaft Tiere leiden? und außerdem ist agavendicksaft nicht die einzige alternative. man kann honig auch schlicht durch zucker ersetzen.
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VegSun
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Beitrag von VegSun » 29. Mai 2016 23:28

Nunja, für Zucker sterben wohl viele Insekten bei der Ernte und bei Agavendicksaft nur wenige.
"Ein Mathebuch ist der einzige Ort , wo es normal ist 52 Wassermelonen zu kaufen."

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 30. Mai 2016 01:37

die Begründung würde mich jetzt mal interessieren.
Think, before you speak - google, before you post!

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hareigev
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Beitrag von hareigev » 30. Mai 2016 02:39

murasame hat geschrieben:Natürlich ist Honig nicht vegan.
Honig ist eingemachter Blütennektar. Das ist so vegan wie Omas Aprikosenmarmelade, nur halt, dass Bienen keine Aprikosen einmachen, sondern Blütennektar.
Deswegen versuche ich mich auch nicht vegan zu ernähren, sondern eben "nur" so Tierleid-minimiert, wie es mir möglich ist.
Ich finde "so Tierleid-minimiert wie möglich" irgendwie eine ziemlich geistreiche Definition von vegan. Wenn man keine tierischen Produkte konsumieren will, dann darf man lange vor Honig keine Gewächshausware mehr konsumieren, weil dafür gezielt Hummeln gezüchtet werden, die man im Gegensatz zu den Bienen tatsächlich (eventual)vorsätzlich tötet (weil sie nämlich in fertig bestäubten Gewächshäusern zwangsläufig verhungern):
http://www.wissenschaft.de/home/-/journ ... 054/56137/
Es ist im Sinne des Schutzes der bestäubenden Insekten schon der bessere Fall, wenn Bestäubungsimker am Werk sind. http://www.honig-spolders.de/43.0.html Honig ist die Lebensversicherung der Bestäubungsinsekten.

Und mal so zum Vergleich... Honig gegen Zucker...
Pro Quadratmeter erntet man etwa 1-1.5 kg Zucker. Wieviele Tiere sterben dabei? Ich beschränke mich in dieser Rechnung auf Tiere, die mindestens etwa so entwickelt sind wie Bienen, also auf Makro- und Megafauna. Pro Quadratmeter Boden leben etwa 10000 solche Tiere. Als Aussaatvorbereitung wird der Boden umgepflügt und geeggt (es sei denn man verwende Glyphosat, aber das ist wieder ein anderes Thema). Dadurch stirbt ein grosser Teil dieser Tiere entweder durch Zermantschen oder durch Austrocknung. Wenn ich annehme, dass nur 10% dieser Tiere bei der Prozedur umkommen, dann tu ich das einzig aufgrund meiner Grosszügigkeit gegenüber den Honiggegnern und weil es schwer ist, mit Quellen die bestimmt grössere Zahl zu bestätigen. Wir sprechen aber dennoch von mindestens 1000 Tieren allein bei der mechanischen Vorbereitung der Saat. Bei der Ernte kommen auf diese 1000 nochmal vergleichbar viele drauf - mitunter eben auch Rehkitze und andere tatsächlich leidfähige Tiere. Ich muss den flächendeckenden Einsatz von Insektiziden und Rodentiziden gar nicht mal erwähnen, um sagen zu können, dass für 1 kg Zucker mit Sicherheit deutlich mehr als 1000 Tiere umkommen, die mit Bienen vergleichbar oder gar deutlich höher entwickelt sind.
Bei Honig sprechen wir von einem eher schlechten Jahr, wenn ein Bienenvolk nur 20 kg nicht gebrauchte Überschüsse produziert. Bei der Ernte dieses Honigs wird der geschickte Imker kaum eine Biene töten, zu Ehren der etwas stümperhaften Imker rechne ich aber mal mit 10 Bienen. Dazu kommt ein Anteil an Zucht und Körung, der freilich stark davon abhängt, ob und wie oft eine Zuchtkönigin gekauft wird. Beim Hobbyimker wird die Zahl nahe Null sein, bei anderen liegt der Anteil Tote pro Jahr pro Volk bei höchstens (ein paar) hundert Bienen. (Pro ausgeschiedene Zuchtkönigin sterben ~100 Bienen. Selbst der übermotivierte Zuchtköniginnenkäufer wird nicht häufiger als alle 2 Jahre kaufen.) Auf diese Bienen kommen dann noch die schwerstkranken Bienen, die - wie jedes noch so geliebte, aber schwerstkranke tierische Familienmitglied auch - getötet werden. Ich persönlich finde fraglich, ob man diese Bienen wirklich "verrechnen" soll, aber gut: Wir sprechen alle paar Jahre von einem Kummervolk mit vielleicht noch 10000 Bienen, das abgetan wird. Auf Jahr und Volk umgerechnet sprechen wir von einer Anzahl getöteter Bienen im tiefen Tausenderbereich. Wir kommen also grob überschlagen bei 20 kg Honig insgesamt auf höchstens 2000 tote Bienen - wenn man Sterbehilfe tolerierbar findet, ist es gar mindestens eine Grössenordnung weniger.
Wir reden also pro Kilo Zucker von mehr als 1000 toten Tieren, die vergleichbar entwickelt oder (deutlich) höherentwickelt sind als Bienen. Pro Kilo Honig von maximal 100.

Bei Honig ist aber überdies zu erwähnen, dass eben die landwirtschaftliche Produkion dadurch um 50% gesteigert wird (bzw. nicht um 33% zusammenbricht). Die ca. 800'000 Völker verhinderten also manch zusätztlich benötigten Quadratmeter Landwirtschaftsland. Ich gehe von obigen Zahlen der Zuckerproduktion mit mehr als 1000 toten Tieren/m^2 und von knapp 19 Mio ha Landwirtschaftsland in Deutschland aus. Von den 19 Mio ha sind Viehweiden geschenkt. Afair ist in D 45% Ackerbau. Weil ich den Honiggegnern gerne grosszügige Geschenke mache rechne ich mit 6 Mio ha Ackerland (entspricht prozentualem Anteil Ackerland in der CH). Ohne Bienen bräuchte es 9 Mio ha. Die weniger als 1 Mio Völker sparen also 3 Mio ha Ackerland. Pro Volk sprechen wir also von 3 ha gespartem Ackerland. Pro Quadratmeter Ackerland sterben mehr als 1000 Tiere. Also verhindert jedes Bienen-Volk 3*100m*100m*1000 Tiere/m^2=30 Millionen Tiere. In unserer Bioimkerei-Rechnung mit 20 kg Honig pro Jahr werden also pro Kilo Honig mehr als eine Million Tiere gerettet.

=> Netto netto rettet Honig mehr als eine Million Tiere, Zucker tötet über 1000 pro Kilo.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 30. Mai 2016 04:29

hareigev hat geschrieben:
murasame hat geschrieben:Natürlich ist Honig nicht vegan.
Honig ist eingemachter Blütennektar. Das ist so vegan wie Omas Aprikosenmarmelade, nur halt, dass Bienen keine Aprikosen einmachen, sondern Blütennektar.
Nein, Oma ist in der Regel kein Tier oder Insekt und kann sich daher nach ihrem freien Willen entscheiden Marmelade einmachen. Bienen können dazu gar keine Zustimmung geben; nicht einmal theoretisch. Da man also gegen ihren Willen den Honig wegnimmt und für den eigenen Genuss bzw. Profit arbeiten lässt ist es eine Ausbeutungsverhältnis und somit nicht vegan.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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hareigev
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Beitrag von hareigev » 30. Mai 2016 04:52

Akayi hat geschrieben: Oma ist in der Regel kein Tier
Da habe ich von radikalveganer Seite aber schon anderes gehört. So von wegen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren.
Tier oder Insekt
Tier oder Insekt??
Bienen können dazu gar keine Zustimmung geben; nicht einmal theoretisch. Da man also gegen ihren Willen den Honig wegnimmt
Ja was denn nun? Sie können keinen Willen bekunden, weil sie keinen haben oder es wird gegen ihren Willen (seltsames Konzept für eine Biene) Honig weggenommen?

Ich habe übrigens sehr explizit mit Oma verglichen. Oma hat im Krieg gelernt, dass man auch noch die letzte Aprikose zu Marmelade einkocht. Das hat mit freiem Willen wenig zu tun. Es war mehr eingetrichtertes Verhaltensmuster. Nach ihrem Tod gab es dann als Erbe Marmelade. Bei Bienen ist es ähnlich. Den Sammlerinnen, die den Honig produzieren, nimmt man keinen Honig weg. Erst nach ihrem Tod wird über das Erbe verfügt.
In meinen Augen ist der Imker erbberechtigt, da er den Bienen Behausung, medizinische Versorgung, Futtersicherheit und politische Vertretung offeriert. Ohne Imker hätten Bienen -- notabene auch Wildbienen -- einen ungleich schwereren Stand, weil niemand sich für ihre Interessen mit ökonomischem Gewicht einsetzen würde. Das bisschen Erbschaftssteuern, das der Imker von den Bienen verlangt, ist geradezu lächerlich wenig im Vergleich zu dem, was der Imker für die Bienen tut.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 30. Mai 2016 05:28

Möglich, aber was hat das mit mir zu tun?

Ja, das steht da.

Wie es dasteht. Sie können keine Zustimmung geben, die Tatsache dass sie ihren Honig verteidigen ist jedoch ein ziemliches Zeichen dafür dass es ihnen nicht recht ist, wenn man den Honig entwendet. Von daher eben nicht vegan. Es hindert dich aber trotzdem niemand daran Honig zu naschen. Keine Sorge.

Erzähl nochmal was über dein Oma, wo kommt die her und so. Klingt alles sehr spannend, so eine ferngesteuerte Oma.

Du kannst Tierausbeutung natürlich schönreden. Tut ja jeder Tierhalter genauso. Das macht es aber nicht vegan, wenn man sich da einen vermeintlichen Handel zu Gunsten der Tiere oder Insekten nachn eigenen Maßstäben zusammenreimt. Romantisierung ist das, sonst nichts.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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