vegane/vegetarische Kulturen?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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Cupcake
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Beitrag von Cupcake » 31. Okt 2010 18:56

Akayi hat geschrieben: Das steht z.B. bei Wikipedia, aber ohne genauere Angabe. Andere Studien, die Zahlen von 20 - 30 % liefern sprechen deutlich davon, dass es sich hierbei zum Großteil um 'Armutsvegetarismus' handelt. Das wurde hier bereits beschrieben. Die Verzichten nicht bewusst auf Fleisch, weil sie das toll finden, sondern weil sie sich kein Fleisch leisten koennen. Die Auslegung der Lehren im Hinduismus ist ein Ausdruck genau dessen!
Das ist leider falsch, es gibt im Hinduismus sehr viele sogenannte "Sekten" (nicht im negativen Sinne zu verstehen), die sich eindeutig für Ahimsa (Gewaltlosigkeit) aussprechen und deren Mitglieder kein Fleisch essen. Nach der Ernährungslehre des Ayurveda sind neben Fleisch auch Eier, Knoblauch, Zwiebeln und andere Lebensmittel, die der tamas-Kategorie angehören nicht erlaubt. Milch und Butter wird, da sie von der im Hinduismus heiligen Kuh kommt, in vielen verschiedenen Varianten gegessen. Diese Ernährungsformen haben in Indien eine jahrtausende alte Geschichte und haben mit einem 'Armutsvegetarismus' (den es in Indien wie überall auf der Welt und vor Massentierhaltung auch mal bei uns gab) nichts zu tun. Deine Unterstellung, dass es sich nicht um bewusst gewählte Ernährungen handelt, zeugt von Unwissenheit und einem ausgeprägten Eurozentrismus.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 31. Okt 2010 19:37

Na, bevor du mit solcherleich Anschuldigungen bezueglich meiner Folgerung daherkommt (Unterstellung ist etwas anderes) kommst wurde ich mir doch etwas mehr wuenschen als das altbekannte "sehr viele" und "schon total lange". Das hat naemlich keinerlei Substanz und wurde hier schon oefters rauf- und runtergebetet. Das macht es nur nicht richtiger. Dass du allerdings scheinbar ein Interesse hast deine Lebensweise auf vermeintlich exotische Gruppen zu projezieren zeugt von ausgepraegtem Eurozentrismus und Exotismus (Okay, das war eine Unterstellung :) ).
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Cupcake
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Beitrag von Cupcake » 31. Okt 2010 20:16

Ich wollte hier keinen ganzen Aufsatz schreiben, lieber Akayi, daher die Verwendung von "sehr viele" etc. Wenigstens sind meine Quellen nicht Wikipedia, sondern mein Ethnologie- und Indologie-Studium. :-P (und bevor du jetzt wieder Exotismus schreist - ja, ich finde Indien interessanter als das deutsche Mittelgebirge, sowohl kulturell als auch kulinarisch, aber aus ehrlichem Interesse und nicht aus esoterischen Erleuchtungswünschen).

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Beitrag von Akayi » 31. Okt 2010 21:59

Na, wenn wir hier schon eine studierte Volkskundlerin unter uns haben, dann kannst du ja mal mit ein paar Zahlen rausruecken. Wenn es dir naemlich darum ginge die Angelegenheit zu klaeren haettest du das schon getan. Das einzige was du hier stattdessen tust ist dich darzustellen und ja sicherzuehen, dass man dich nicht mit deinen VorrednerInnen (deren Aussagegehalt deinem in nichts nachstehen) verwechselt die Wikipedia benutzen.
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Cupcake
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Beitrag von Cupcake » 1. Nov 2010 09:17

:roll:

Ethnologie hat im Übrgigen auch nicht wirklich was mit Volkskunde zu tun. Das sind zwei unterschiedliche Disziplinen. Genaue Zahlen, wieviele Vegetarier es in Indien gibt, kann ich dir leider nicht liefern, da es da nur Schätzungen geben kann. Durschnittlich gibt es einen Verbrauch von 4 kg Fleisch pro Kopf/Jahr. Da sind aber auch Muslime und Christen mit eingerechnet, die in der Regel keine Vegetarier sind. Im Bundesstaat Rajasthan leben geschätzte 60-80% der Bevölkerung vegetarisch. Vegetarisch heißt aber in Indien wie gesagt lacto-vegetarisch, da viel mit Milchprodukten gekocht wird. Sojaprodukte wie Tofu etc. bekommt man in den größeren Städten in den Supermärkten für Reiche, ansonsten aber nicht.
Den Hinduismus gibt es aber wie gesagt nicht, unter diesem Begriff werden nur viele verschiedene religiöse Gruppen und Strömungen zusammengefasst. Es gibt so z.B. Hindus, die sich auf die Bhagavadgita berufen, in der sehr genaue Ernährungsregeln beschrieben werden. Lebensmittel werden in die Kategorien tamas (Fleisch, Eier, Pilze, Essig,... -> lösen Trägheit im Körper aus, sollen nicht gegessen werden), rajas (Zwiebeln, Tee, Kaffee, raffinierter Zucker,... -> sind stark anregend, sollen auch gemieden werden) und sattva ('reine' Lebensmittel, Gemüse, Obst, Nüsse, Honig, Milchprodukte -> sollen bevorzugt gegessen werden). Demgegenüber gibt es aber auch wieder Hindus, die z.B. Anhänger der Göttin Kali sind, der Blutopfer dargebracht werden. Nachdem das immer männlche Tier geopfert wurde, d.h. sein Blut auf dem Götterbildnis verspritzt, bekommt es die Person, die das Tier gebracht hat, wieder zurück, um es dann zu kochen und zu essen.

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Beitrag von pünktchen.av » 1. Nov 2010 11:41

nicht ganz:
Contrary to popular belief, India is not a predominantly vegetarian country. But a quarter of the population is reckoned, based on census data, to be vegetarian. 69 per cent of Gujarat is vegetarian, 60 per cent of Rajasthan, 54 per cent of Punjab-Haryana, 50 per cent of Uttar Pradesh, 45 per cent of Madhya Pradesh, 34 per cent of Karnataka, 30 per cent of Maharashtra, 21per cent of Tamil Nadu, 16 per cent of Andhra Pradesh, 15 per cent of Assam, while but 6 per cent in Kerala, Orissa and West Bengal are veggies. While part of this vegetarianism is economic, a more compelling force is ethical and even religious. Jains avoid meat totally while many Buddhists in India are vegetarians.
http://www.hinduonnet.com/seta/2004/10/ ... 111600.htm

klingt realistisch. die lokalen unterschiede lassen sich zumindest auf den ersten blick auch nicht durch armut erklären, das durchschnittseinkommen (ok, kein merian) in kerala ist z.b. doppelt so hoch wie in orissa. der geringe durschnittskonsum von fleisch hingegen schon, schliesslich isst wohl niemand aus ethischen überlegungen nur alle zwei wochen ein stück fleisch.

ps - schönes ende:
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Beitrag von illith » 7. Sep 2011 02:59

in dieser diskussion erwähnt jemand, dass es in der community der Sieben-Tage-Adventisten seit jahrhunderten vegane ernährung gäbe (und die sehr gesund und alles wären). ist da was dran oder vegan myth?
auf WP steht nur, dass viele von denen vegetarisch leben würden.
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Beitrag von Akayi » 7. Sep 2011 16:11

Das Thema wurde ja hier schon mal angerissen. Ich habe mir das jetzt mal genauer angesehen: Wenn man mal sucht, sieht man dass (wie in dem Thread) die 7-Tage Adventisten oefter hergenommen werden um z.B. B12 Mangel oder Diabetes an VegetarierInnen zu untersuchen. Aus dem jeweiligen Untersuchungsaufbau kann man dann feststellen dass es sich nicht um eine homogene Gruppe handelt und dass die Adventisten auch nicht vegan leben. Im Bezug auf Milchprodukte als Gradmesser um zwischen vegan und vegetarisch zu unterscheiden wird massvoller Konsum gepredigt, nicht aber Verzicht. In der zitierten Untersuchung wurden gezielt nur vegetarische Adventisten gesamplet. Es ist also keine Zufallsauswahl und laesst keinerlei Schluesse ueber die Adventisten an sich zu.In einem Sample ernaehrten sich dann z.B. 76 % der Adventisten vegetarisch. Auch wenn der Anteil der Vegetarier gemessen an der Gesamtbevoelkerung natuerlich enorm ist. Eine modernere Studie die innerhalb der Population ein wesentlich greosseres Sample untersucht stellt fest dass 50% der Adventisten Fleisch verzehren, also gut die Haelfte nicht mal vegetarisch lebt.

Fazit: Wirklich vegan kann man die nicht nennen.
Zuletzt geändert von Akayi am 7. Sep 2011 17:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: vegane/vegetarische Kulturen?

Beitrag von illith » 7. Sep 2011 17:39

alles klar, danke :)
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Beitrag von illith » 5. Mai 2016 04:06

https://de.wikipedia.org/wiki/Bishnoi
immerhin laktoveg.

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