sooo einen Hunger

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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Scyza
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Beitrag von Scyza » 10. Okt 2016 20:55

Ich trinke täglich Lupinenmilch (bislang scheinbar unproblematisch), aber täglich Hülsenfrüchte esse ich nicht, weil es mir bei zuviel sehr schnell schlechter geht... bekomme dann Durchfälle und andere Beschwerden, was dann ja eher kontraproduktiv ist, um das Gewicht zu halten.

LG

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somebody
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Beitrag von somebody » 10. Okt 2016 23:47

Hallo Stefanie,

nach Lektüre Deiner Postings drängen sich mir spontan folgende Fragen auf:

1. Ist der Energiebedarf gedeckt?

2. Ist der Proteinbedarf allgemein und ist der bei veganer Ernährung mit wenig Hülsenfrüchten oft nicht gedeckte Bedarf an der essentiellen Aminosäure Lysin gedeckt?

3. Ist der Bedarf an essentiellen Mikronährstoffen gedeckt?

4. Sind weitere Laborparameter auffällig?

Auch zu Vorbereitung von Facharztterminen halte ich Tracking der Ernährung für 1 - 2 Wochen via beispielsweise https://cronometer.com für sinnvoll.
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 11. Okt 2016 01:24

Hallo Scyza, super, hast Du Dich beim Gastroenterologen angemeldet! Seit über einem Jahr anhaltende Magen-Darmbeschwerden in dieser Stärke und mit erheblichem Gewichtsverlust gehören abgeklärt. Da sie offenbar schon lange vor der Umstellung auf vegane Ernährung begonnen haben, gehen sie wohl eher nicht darauf zurück. Aus dem, was Du isst, muss Dein Darm aber erst mal Nährstoffe aufnehmen können. Von der Spiegelung selbst bekommt man meiner Erfahrung nach wenig mit, man kriegt vorher was Nettes :)
Scyza hat geschrieben:Gibt es vielleicht etwas Bestimmtes, das ich beim Gastroenterologen ansprechen oder erwähnen sollte?
Falls Du nicht gezielt danach gefragt werden solltest, würde ich beim Arzt erwähnen,
- wie lange die Durchfälle schon auftreten
- wie viel Gewicht Du seit Auftreten der Beschwerden verloren hast
- ob sie plötzlich da waren oder sich allmählich einstellten
- unter welchen Umständen sie das taten (z. B. auf/nach einer Reise, nach einer Erkrankung, Kontakt mit Tieren etc.)
- ob sie seither immer auftreten oder nur unter bestimmten Bedingungen
- wie viele Entleerungen pro Tag ungefähr vorkommen (eine? drei? zwanzig?)
- wie schnell nach der letzten Mahlzeit
- wo wann welche Schmerzen auftreten
- dass Du täglich mit Bauchkrämpfen aufwachst und sofort rennen musst
- dass der Stuhl oft (immer?) unverdaut aussehende Teile enthält
- ob er faulig riecht
- ob er flüßig oder geformt ist
- ob er Schleim oder sichtbares Blut enthält oder ungewöhnlich gefärbt ist
- ob die Durchfälle auch bei Schonkost oder Fasten auftreten
- ob sie sich manchmal mit Verstopfung abwechseln
- ob sie mit Blähungen und Winden verbunden sind
- ob sie immer mit Übelkeit einhergehen oder nur manchmal (wenn letzteres: unter welchen Umständen)
- ob, wie regelmäßig und unter welchen Umständen auch Erbrechen auftritt
- ob Du einen körperlichen Widerwillen gegen oder eine Gier auf bestimmte Nahrungsmittel entwickelt hast
- dass Du dauernd hungrig bist
- welche Medikamente, Haus- und Nahrungsergänzungsmittel Du einnimmst (vollständige Liste vorbereiten, man vergisst oft die Hälfte :) )
- und dann auch die ganzen anderen Erscheinungen (rissige Mundwinkel, Hautausschläge, schmerzhafte Blutungen mit verkürztem Zyklus, aufgedunsene Lider und, auch wenn er sich's wohl denken kann, auch Schwächegefühl, Kreislaufbeschwerden und Frieren)

Beste Wünsche und gute Besserung!

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somebody
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Beitrag von somebody » 11. Okt 2016 02:22

@gemüse

gemüse, so wie ich Stefanies Gesundheitsproblemposting in ihrem Vorstellungsthread verstand, traten die Probleme mit ihrem Verdauungstrakt erstmals einige Wochen nach der Umstellung zu veganer Ernährung auf. Nahrungsmittelunverträglichkeiten waren schon vorher vorhanden.


@Stefanie

Stefanie, hast Du Reisprotein auf Verträglichkeit getestet? Menschen mit eingeschränkter bzw nicht vorhandener Verträglichkeit von Hülsenfrüchten vertragen tendenziell Reisprotein.
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 11. Okt 2016 02:41

Den Beitrag auf Seite 6 (11:24) habe ich anders verstanden :) Nämlich so, dass die Durchfälle schon lange auftreten, mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten erklärt wurden, im vergangenen Jahr zu erheblichem Gewichtsverlust führten, immer noch aktuell seien und sich eher verstärkt hätten. Daher würde ich erst mal die Magen-Darmbeschwerden abklären lassen.

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Beitrag von somebody » 11. Okt 2016 02:55

gemüse, bezog mich auf dieses Posting: :)
viewtopic.php?f=17&t=9249&p=444351#p444351

Fachärztlicher Checkup des Verdauungstrakts ist in jedem Fall empfehlenswert.
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Scyza
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Beitrag von Scyza » 11. Okt 2016 09:28

Danke für eure Antworten!

Also, es ist schon so, dass ich im Nachhinein den Beginn der Probleme in dieser Form mit meinem ersten Vegan-Versuch in Verbindung gebracht habe - der aber schon viele Jahre zurückliegt. Allerdings habe ich danach die Probleme auch immer wieder gehabt bei ganz normaler vegetarischer Diät. Und wenn man es ganz genau nimmt, war das allererste Auftreten bereits vor über 10 Jahren, als ich auf einmal anfing auf Ei zu reagieren (gleiche Symptomatik wie bei Carrageen, Tomate etc.), also komplett vegan-unabhängig, allerdings war das nach einigen Jahren mysteriöserweise wieder weg. Andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten hatte ich bis dato eigentlich nicht (naja, außer bedingt durch Kreuzallergien, z.B. Haselnüsse, rohe Möhren etc., das typische eben... war aber nicht stark ausgeprägt und hat keine Probleme bereitet).

Es fällt mir ohnehin sehr schwer, meine "Krankheitsgeschichte" möglichst zielführend zusammenzufassen, was auch ein Grund ist für meine Angst vor dem Arzttermin... ich will denen keine lange und breite Leidensgeschichte auf den Tisch klatschen (das ist so typisch für psychosomatische Patienten, in die Schiene will ich ungern direkt geschoben werden, auch wenn mir klar ist, dass inzwischen sicherlich auch eine psychische Komponente mit hineinspielt), möchte aber auch nichts vergessen. Und das ist gar nicht so einfach, weil ich lange gebraucht habe, um Dinge wie z.B. den Hautausschlag oder die Zyklusprobleme überhaupt mit der Verdauungsgeschichte in Verbindung zu bringen. Erst vor einigen Wochen ist mir so wirklich bewusst geworden, dass auch mein Raynaud-Syndrom, das ich schon habe, so lange ich denken kann, und deshalb meist gar nicht erwähne, ja durchaus häufig mit Autoimmunkrankheiten in Verbindung steht... wenn es um einen selbst geht, fällt es einem oft so schwer, die Zusammenhänge zu sehen und objektiv sein geht eben gar nicht. Manches will man auch einfach nicht sehen, z.B. dass ich in den letzten Monaten nachts ungewöhnlich stark geschwitzt habe, da hat man ja direkt im Kopf "B-Symptomatik" und malt sich sonstwas aus... oder war's doch bloß die Hitze oder eine verschleppte Erkältung? Sonst schwitze ich eigentlich auch im Sommer nicht großartig. Sollte man das erwähnen oder bilde ich mir das nun ein, weil ich einfach Schiss habe?

@somebody - Deine Fragen kann ich leider gar nicht vollständig beantworten. Rein von den Massen, die ich esse, sollte der Energiebedarf locker gedeckt sein, aber da ich das Gefühl habe, dass ich schlichtweg nicht ordentlich aufnehme, was in meinem Darm landet, ist er es möglicherweise nicht immer. Ich würde auch vermuten, dass meine Proteinzufuhr nicht wirklich optimal ist - als ich vor einem Jahr Kalorien getracked habe, bin ich immer locker auf ausreichend (oder zuviele) Kohlenhydrate gekommen, Protein und Fett war konstant zu wenig. Da ich zu dem Zeitpunkt nicht einmal vollständig vegan war, würde ich annehmen, dass es zur Zeit nicht besser aussieht (obwohl ich mir schon Mühe gebe, möglichst viele Saaten, gute Öle u.ä. in meinen Speiseplan einzubauen, aber dass ich nun mit Nüssen so vorsichtig sein muss, macht es nicht einfacher). Ich werd mir mal die App wieder runterladen zum Tracken, zumindest für eine Zeit (dauerhaft ist das ja derart anstrengend und zeitraubend). Bei dem Blutergebnis von gestern kam noch heraus, dass ich zu wenig Leukozyten habe. Ansonsten war aber soweit nichts auffällig (wobei nun nicht auf Vitamine, Mikronährstoffe etc. getestet wurde). Ich weiß wohl, dass ich mit dem Hb immer an der Untergrenze (aber gerade noch ok) bin. EDIT: Ganz vergessen, danke auch für den Tip mit dem Reisprotein, darauf war ich noch gar nicht gekommen!

@gemüse - vielen Dank für die ausführliche Liste! :)


Danke nochmal euch allen... es hilft mir wirklich, hier darüber reden zu können, und eure Tips sind auch super!

LG
Stefanie

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Beitrag von AIL » 11. Okt 2016 17:43

Ich weiß nicht, ob ich das in diesem Forum schonmal erwähnt habe, aber ich mache ja gerade diese 5:2 Diät und es entwickelt sich bei mir das genaue Gegenteil.
Gestern hatte ich Fastentag und ja, da war ich hunrig. Heute wo ich essen kann was ich will hab' ich kaum Motivation dazu. Und das ist öfter so.
Eigentlich ist der Plan der Diät, dass man an den Fastentagen 600 und an den normalen Tagen die sonst üblichen 2400 Kalorien isst. Aber wenn ich mir das so anschaue komme ich da nur äußerst selten hin. Oft esse ich auch an den anderen Tagen nur 900-1500 kcal.
7 Kilo in weniger als 2 Monaten ist natürlich aus Diätsicht ein toller Erfolg. Aber ich hab' ein Bisschen die Befürchtung, dass das zu einer Essstörung werden könnte.
Na gut, noch hab' ich ca. 5.5 Kilo vor mir, die ich noch loswerden möchte. Dann kann ich mir immernoch Gedanken machen.

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Beitrag von somebody » 11. Okt 2016 21:44

Hallo Stefanie,

hast Du in der Vergangenheit ein Ernährungstagebuch geführt? Falls nein, würde ich dies an Deiner Stelle künftig tun.

Sehr wichtig, wie stellte sich in der Vergangenheit Deine Versorgung mit Vitamin B12 dar? Supplementierst Du Vitamin B12 seit Umstellung zu veganer Ernährung? Wurden in der Vergangenheit B12 Laborparameter bestimmt? Die von Dir geschilderten Symptome könnten zum Teil auch im Zusammenhang mit Vitamin B12 Mangel stehen. Beispielsweise kann Vitamin B12 Mangel die Versorgung mit Verdauungsenzymen beeinträchtigen.

Sehr empfehlenswert ist das mit der bei veganer Ernährung mit wenig Hülsenfrüchten oft unterversorgten essentiellen Aminosäure Lysin angereicherte Reisprotein LSP Rice Pro.

Bei Fett sollte die unrealistisch hohe DGE Empfehlung generell unterschritten werden. Die von uns benötigten essentiellen Fettsäuren können prinzipiell aus veganen Basisnahrungsmitteln zugeführt werden. Bei einem Teil der Menschen werden pflanzliche Omega 3 Fettsäuren nicht bzw nicht ausreichend in EPA und DHA umgewandelt. In diesem Fall muss ein Algenöl Präparat supplementiert werden.
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Beitrag von gemüse » 12. Okt 2016 01:42

somebody und Stefanie, das verlinkte Posting aus dem Vorstellungsthread kannte ich nicht. Es legt einen Zusammenhang mit der Ernährungsform natürlich nahe. Was das bloße Rahmen von (nicht selten "tagesabhängigen") Informationen doch ausmacht.

A propos Rahmen: Sofern der Hausarzt weiß, dass eine Patientin mit diesen Beschwerden jahrelang vegetarisch lebte, sich seit einiger Zeit vegan ernährt und auch bei den pflanzlichen Lebensmitteln ganze Gruppen meidet, schiene es mir, äh – außergewöhnlich, wenn er die Parameter für B12, andere Vitamine und Spurenelemente noch nie hätte bestimmen lassen? Aber es gibt nichts, was es nicht gibt!

Was auch immer die Durchfälle verursacht: Sie treten offenbar schon lange immer wieder auf oder halten schon lange an, gehen mit objektivierbaren Erscheinungen einher (z. B. erheblichem Gewichtsverlust) und haben sich durch bisherige Maßnahmen offenbar nicht dauerhaft gebessert. Daher würde ich sie abklären lassen.

Um die Darstellung der Krankengeschichte oder irgendwelche Schienen würde ich mir keine Sorgen machen, Stefanie. Der Gastroenterologe wird ohnehin gezielt nach eventuellen Zusammenhängen, bisherigen Untersuchungen und bereits ausgeschlossenen Ursachen fragen. Möglicherweise findet er etwas, das die anderen Beschwerden ebenfalls erklärt. Vielleicht sind das aber auch andere Baustellen. Grundsätzlich ist sein Fachgebiet ja der Verdauungsapparat, und der wurde offenbar noch nicht untersucht. Es ist sinnvoll, dass Du das nun tun lässt. Ich drück' Dir für morgen beziehungsweise heute die Daumen!

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