Bio-Kleinbauern und glueckliche Kuehe/Huehner?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Enlightened

Bio-Kleinbauern und glueckliche Kuehe/Huehner?

Beitrag von Enlightened » 30. Okt 2013 09:26

Hallo zusammen,

ich stehe kurz davor, Veganer zu werden, aber bei einer Diskussion mit einem Fleischesser, dem ich von meinen Gedanken erzaehlt habe, wurde ich nachdenklich.

Wie ist es bei Bio-Kleinbauern und Huehnern/Kuehen? :
-wenn sie soviel Auslauf haben, wie sie wollen
-einen grossen Stall haben
-gesund sind, so viel Futter haben, wie sie wollen
-eine sichere Umgebung haben, im Vergleich zur freien Wildbahn, wo ein Raubtier um jeder Ecke lauern koennte, sie nicht vor Krankheiten geschuetzt sind
-Leiden die Tiere wirklich grundsaetzlich? Also werden auch in kleinen Familienbetrieben die Kuehe und Huehner nur ausgenutzt, die Kuehe von ihren Kaelbern getrennt und kuenstlich befruchtet, damit sie immer Milch liefern?
-Wie ist es mit Huehnern? Was ist, wenn die Huehner nur vor sich hinleben duerfen? Wuerden die dann nicht so viele Eier legen? Werden auch in angeblich so freundlichen kleinen Bio-Familienbetrieben die Kueken aussortiert, die maennlichen getoetet, die weiblichen zum Eierlegen herangezuechtet?
-Gibt es also wirklich keine Bauern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, wirklich glueckliche Huehner und Kuehe zu halten, oder ist das einfach nicht realisierbar, weil es dann zu teuer waere?

Ich danke euch fuer eure Antworten.

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Anders
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Beitrag von Anders » 30. Okt 2013 10:11

Die Frage wäre, was sind denn "wirklich glückliche Hühner und Kühe"?
Jede Zucht und Haltung basiert auf dem Gedanken, dss Tiere Waren oder für den menschlichen Bedarf da sind. Würden sie wahrhaft als Individuen betrachtet, bliebe nur die Option des Lebenshofes. Also sich um die Tiere zu kümmern, ohne dafür etwas von ihnen zu nehmen.
Auch "Bio" ist keine Garantie dafür, dass z.B. alle Küken überleben dürfen. Es gibt einige wenige Ausnahmen, wo Hühner gezüchtet werden, die sowohl zum Eierlegen als auch zur Mast "gut sind". Diese werden dann nicht nach de Schlüpfen sortiert und getötet. Aber auch wieder nur mit dem Gedanken, möglichst viel "rauszuholen", sie möglichst effizient zu "nutzen".
Die Trennung von Kalb und Mutterkuh erfolgt natürlich auch in Bio-Betrieben. Geht ja schließlich nicht, dass das Kalb einfach die ganze Milch wegtrinkt, die ja nur für den Menschen da ist... <.<
Auch Bio-"Milch"Kühe leben nicht länger als konventionelle "Milch"Kühe. Lässt die "Milchleistung" nach, war´s das für die Kuh. Dann wird sie zum Hamburger.

Für mich ist es nicht vereinbar, einerseits Lebewesen mit Respekt und Achtung behandeln zu wollen und auf der anderen Seite hinzunehmen (oder zu unterstützen), dass sie als Waren und Maschinen ausgenutzt werden.
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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Lotte
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Beitrag von Lotte » 30. Okt 2013 10:20

Neben den Aspekt, dass nur bei ganz wenigen Betrieben die männlichen Küken nicht aussortiert werden, bleibt immer noch die Tötung des Tieres. Das Tier kommt in einen Schlachtbetrieb. Dort werden pro Jahr Hunderttausende Tiere mangelhaft betäubt bevor sie getötet werden. Wenn du aus moralisch/ethischen Gründen überlegst veganer zu werden, wirst du keine befriedigende Alternative finden. Tiere müssen immer leiden, wenn sie als Essen auf unser Teller landen (inklusive Milch und Eier). Die Frage ist eher, ob du auf den Konsum verzichten möchtest.

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void
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Beitrag von void » 30. Okt 2013 10:29

Enlightened hat geschrieben:-Wie ist es mit Huehnern? Was ist, wenn die Huehner nur vor sich hinleben duerfen? Wuerden die dann nicht so viele Eier legen? Werden auch in angeblich so freundlichen kleinen Bio-Familienbetrieben die Kueken aussortiert, die maennlichen getoetet, die weiblichen zum Eierlegen herangezuechtet?
-Gibt es also wirklich keine Bauern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, wirklich glueckliche Huehner und Kuehe zu halten, oder ist das einfach nicht realisierbar, weil es dann zu teuer waere?
Eier ohne Kükentötung
Eier vom Bauernhof der Verwandten
"Frische" Eier von Bauern o.ä.
GlücksHuhn? xD
Eigene Haltung
Eine moralische Frage ...?

urs1961

Beitrag von urs1961 » 30. Okt 2013 13:09

Hi allen,

ich bin kein Veganer, interessiere mich aber für dieses Thema. Zu der Frage ob es "glückliche" Hühner gibt, möchte ich eine Aussage machen. Es gibt viele Höfe, auch unserer gehörte dazu, da wurden und werden z.B. Hühner Art gerecht gehalten. Ihnen wird ein geschützter Platz mit frischem Stroh/Heu ausgelegt. Sie bekommen "frische" und "trockene"Nahrung, in Form von Saaten und Salaten usw.. Sie haben ungehinderten Auslauf und pieken, was sie sonst noch haben möchten. Eier nehmen wir nach Bedarf, oder lassen nach Bestand. Aussortiert nach Huhn oder Hahn wird nicht.

Werden Hähne älter, gibt es gefährliche Machtkämpfe untereinander, wobei sie auch den Menschen angreifen und auch andere Tiere. Zudem fügen sie sich erhebliche Verletzungen zu, die auch zum Tode führen können. Abgesehen von dem Wettstreit des gekrähens den ganzen Tag, um die Hennen auf sich aufmerksam zu machen. Das hört man je nach Windrichtung Km-Weit.

Die "schwachen" Hähne", werden wie auch in der Natur, "aussortiert". Wir brachten Sie zu einem Schlachter unseren Vertrauens der diese dann geschlachtet hat.

Sicher kommen jetzt Einwände wegen töten. Wir leben hier auf dem Land. Unsere Raubvögel, sowie die Füchse haben sich regelmäßig unser Federvieh "geraubt" und zerrissen. Todesangst, Geschrei, Panik usw., haben wir oft genug miterlebt. Bei unserer Tötung fällt das komplett weg.

LG urs1961

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 30. Okt 2013 14:24

Enlightened hat geschrieben:-Gibt es also wirklich keine Bauern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, wirklich glueckliche Huehner und Kuehe zu halten, oder ist das einfach nicht realisierbar, weil es dann zu teuer waere?
#
Bauern haben allein die Aufgabe ihren eigenen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten bzw. den staatliche Subventionsleistungen zu bestreiten. Das halten von Tieren ist etwas ganz anderes, das findest Du z.B. auf Gnadenhöfen.

[quote="urs1961]Aussortiert nach Huhn oder Hahn wird nicht. [/quote]
Nö, die werden einfach geschlachtet. Ist ja was ganz anderes.


P.S.

Danke Void, krass wie oft das Thema immer wieder durchgekaut wird.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 30. Okt 2013 21:27

Dann kau ich mal etwas weiter. Obwohl ich aus dem ländlichen Raum komme ist mir persönlich kein Bauer bekannt und nur ein Einziger aus einem Buch, der seine Tiere - unter der Rahmenbedingung, dass sie sterben "müssen" - vernünftig hält.
Er selbst isst kein Fleisch mehr und ist der Meinung, dass die Leute eben lieber das Fleisch seiner Kühe essen, wenn sie denn schon Fleisch essen. Kann ich nachvollziehen, machen würde ich es nicht.
Die Tiere stehen bei ihm immer auf der Weide (er ist reiner Fleisch- und kein Milchbauer) und er schießt die Rinder auf der Wiese mit einem Schalldämpfer, damit sie nicht vor ihrem Tod transportiert und in den Schlachthof müssen. Besteht eine Freundschaft zwischen zwei und mehreren Tieren tötet er sie nach einander, um Trennungsschmerz (der aber so oder so vorhanden ist) relativ gering zu halten.
Wie gesagt, er postuliert aber auch selbst, dass es ihm lieber wäre, wenn kein Fleisch mehr gebraucht würde, er seine Stiere kastrieren und einen Gnadenhof aufmachen könnte.

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Beitrag von tofu_spacko » 30. Okt 2013 22:39

Enlightened hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich stehe kurz davor, Veganer zu werden, aber bei einer Diskussion mit einem Fleischesser, dem ich von meinen Gedanken erzaehlt habe, wurde ich nachdenklich.

Wie ist es bei Bio-Kleinbauern und Huehnern/Kuehen? :
-wenn sie soviel Auslauf haben, wie sie wollen
-einen grossen Stall haben
-gesund sind, so viel Futter haben, wie sie wollen
-eine sichere Umgebung haben, im Vergleich zur freien Wildbahn, wo ein Raubtier um jeder Ecke lauern koennte, sie nicht vor Krankheiten geschuetzt sind
-Leiden die Tiere wirklich grundsaetzlich? Also werden auch in kleinen Familienbetrieben die Kuehe und Huehner nur ausgenutzt, die Kuehe von ihren Kaelbern getrennt und kuenstlich befruchtet, damit sie immer Milch liefern?
-Wie ist es mit Huehnern? Was ist, wenn die Huehner nur vor sich hinleben duerfen? Wuerden die dann nicht so viele Eier legen? Werden auch in angeblich so freundlichen kleinen Bio-Familienbetrieben die Kueken aussortiert, die maennlichen getoetet, die weiblichen zum Eierlegen herangezuechtet?
-Gibt es also wirklich keine Bauern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, wirklich glueckliche Huehner und Kuehe zu halten, oder ist das einfach nicht realisierbar, weil es dann zu teuer waere?

Ich danke euch fuer eure Antworten.
Das muss Dich nicht nachdenklich machen. Selbst wenn es tierische Produkte geben sollte bei deren Erzeugung Rücksicht auf die Bedürfnisse der Tiere genommen wurde, es wäre die Ausnahme und die Produkte wären sehr teuer. Das Bio-Siegel ist natürlich keine Garantie. Die aufgelisteten Fragen sind im Grunde irrelevant für Deine Entscheidung, ob Du Dich vegan ernähren willst.

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Anders
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Beitrag von Anders » 31. Okt 2013 06:12

@Rosiel:
Was hindert ihn denn daran, das zu tun, was er für richtig hält?
Das klingt ja total nach der klassischen "dieser äußere Zwang, der mich gegen mein Gewissen handeln lässt"-Ausrede.
"Wenn kein Fleisch mehr gebraucht würde"... es wird ja nicht gebraucht. Nur gewollt. Großer Unterschied. Insofern ist´s für ihn ne ökonomische Frage. "Wovon bestreite ich meinen Lebensunterhalt ohne den Verkauf von Fleisch und wie finanziere ich nen Gnadenhof?"
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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Rosiel
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Beitrag von Rosiel » 31. Okt 2013 08:00

Nein, finde ich nicht. Mal angenommen, bei uns stände eine Jagdpacht aus (und ich hätte viel, viel übrige Kohle und Zeit), es gäbe nur einen schießwütigen Idioten und mich, die das Revier übernehmen würden und ich wüsste der andere ist ein schlechter Schütze.
Wenn ich jetzt noch weiß, es gibt einige Leute, die würden nur bei mir Wild kaufen (Prämisse Nr. 100), dann würde ich auch überlegen, die Pacht zu übernehmen, da es für mich geringeres Tierleid bedeutet, wenn Wildtiere 'sauber' mit einem Schuss zu Tode kommen.

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