Umgang mit Omnis

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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Snowie
Veganer Spießer
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Beitrag von Snowie » 7. Jan 2018 13:10

Das klingt toll! Mega aufmerksam von dem Menschen; lieb! :heart:
Liebe Grüße
Snowie

gemüse
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Beitrag von gemüse » 7. Jan 2018 13:49

Gruftmoggele, das ist wirklich ein alberner Spruch. Ansonsten kenne ich das aber wie Du und Lovis: die meisten Treffen drehen sich nicht ums Essen. Wenn es eine zentrale Rolle spielt, dann im Rahmen einer Kochrunde oder Einladungen nach Hause. Für erstere lud ich anfangs einfach zu mir ein, und bei letzteren kündigte ich mich eine Weile lang erst für den Kaffee an. Seit mein Umfeld weiß, dass ich keine Tierprodukte mehr esse, erlebe ich das, wie Lovis es beschreibt, das finde ich sehr angenehm. Fürs Essengehen habe ich ein paar Restaurants mit pflanzlichen Gerichten gefunden, das macht's nochmal einfacher.
Glück habe ich auch mit den Kollegen und Kolleginnen im Betrieb, das schätze ich nach manchen der Schilderungen in diesem Thread doppelt. Es gibt einige außerordentlich angenehme Menschen darunter, und für gemeinsame Veranstaltungen wählen sie Lokale aus, die auch pflanzliche Gerichte anbieten (Buffet, Karte oder auf Anfrage Veganisiertes). Manche kochen und backen auch selbst gern tierfrei.

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Kristina
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Beitrag von Kristina » 21. Feb 2018 16:44

Hallo ihr Lieben, das ist ein interessantes Thema. Nun bei mir ploppt die Frage "Müsste ich meine Freunde nach meiner Idealvorstellung wählen?" immer wieder auf. Okay, die Frage war zu Anfang noch anders, nämlich "Ist es in Ordnung Menschen zu seinen Freunden zu zählen, obwohl sie Omnis sind?"...

Zu erst war es schwierig, da mein Lebensgefährte, meine Familie und auch ein Teil meiner Freunde ebenfalls Omnis sind. Schlussendlich glaube ich, dass ich meine Freundschaften nicht nach einem Ideal wählen möchte. Sondern es ja um die Anziehung zu Menschen geht.

Bei dem Idealen-Thema ploppt auch immer wieder auf "Aber mit einem Mörder, der es in vollen Zügen genießt, wäre ich auch nicht befreundet"...Jaa, haha, wie paradox, was?!

Mir macht dieses Thema immer wieder zu schaffen. Würde ich anfangen meine Freunde als Mörder zu sehen, wenn sie Fleisch essen, wären sie schon bald nicht mehr meine Freunde. Ich wehre mich bewusst dagegen. Dazu kommt, dass ich es ebenso (hatte mal jemand erwähnt glaub ich) für richtig halte den Menschen eher was vorzuleben, also ein gutes Beispiel zu sein, als sich von ihnen zu distanzieren. Denn nur so können wir was erreichen, oder?!

Was sagt ihr so dazu? :)

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illith
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Beitrag von illith » 21. Feb 2018 21:15

zum letzten Teil: vom reinen Vorleben bekommt man, fürchte ich, eher keine Leute konvertiert.
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 21. Feb 2018 23:36

Aber in Kombination mit sachlicher Information und praktischem Erleben kann das durchaus wirken :)

Kristina, was gab bei Dir den Ausschlag, auf Tierprodukte zu verzichten?

Bei mir hätten Abbruch der Freundschaft oder Anwürfe wahrscheinlich eher Kopfkratzen ausgelöst, unter anderem deshalb, weil ich bisher keinen Erwachsenen persönlich kennengelernt habe, der seit je oder wenigstens schon sein gesamtes Erwachsenenleben lang tierfrei lebt.

Mit jemandem, der Töten genießt, könnte ich aber sehr wahrscheinlich nicht befreundet sein. Von denjenigen meiner Freunde, die Tierprodukte konsumieren, wäre allerdings kaum einer in der Lage, ein Kalb von der Kuh zu trennen, geschweige denn, es zu töten oder das gar zu genießen. Sie blenden aus, womit die Produktion ihrer tierischen Lebensmittel etc. verbunden ist, oder reden sich ein, bei Bioprodukten oder solchen aus "artgerechter" Haltung sei das alles anders – wie ich früher auch. Ich tu' das übrigens in so manchem anderen Gebiet heute noch. Auch in solchen, bei denen fleischessende Freunde sich sehr aktiv gegen Unrecht engagieren.

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Kristina
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Beitrag von Kristina » 22. Feb 2018 09:07

illith hat geschrieben:zum letzten Teil: vom reinen Vorleben bekommt man, fürchte ich, eher keine Leute konvertiert.
Hi illith, da hast du wohl recht. Meine Eltern leben mittlerweile auch fast fleischfrei, sprich sie essen ab und zu Fisch, kaufen sich kein Fleisch mehr und essen es gelegentlich wenn sie zum Essen eingeladen wurden. Obwohl sie da auch nicht mehr wirklich zugreifen, da das Verlangen danach verloren ging. Und meine Eltern sind in den anfänglichen 50ern. :helmut: :heartrain:

Ganz ohne "Missionieren" geht es nicht, das stimmt schon. Man muss halt Samen pflanzen :heart: wenn man den Menschen keine guten Argumente gibt und diese sich mit den Argumenten noch nicht auseinandergesetzt haben, werden die meisten von einem solchen "unnormalen" Verhalten abgeschreckt. (Ich glaube, dass sie sich unterbewusst angegriffen fühlen.)
Und klar ist, wenn man mit jemandem gut auskommt, dann spricht man auch über alles was einen beschäftigt und warum man etwas wie macht. Vor allem bei der Ernährung.
_________________________
@ gemüse

Es waren die Menschen um mich herum, die vegetarisch oder vegan lebten. Das war nachdem ich von zuhause auszog und mich in eine größere Stadt begab. Als ich anfing darüber nachzudenken, zu recherchieren und darüber redete :kk: wurde mir schnell bewusst, dass ich das nicht mehr möchte. 1 1/2 Jahre später lebte ich in Südafrika, davor ging es mir schon ständig durch den Kopf vegan zu leben, jedoch war ich "zu faul" mich damit richtig zu befassen und konnte mir da noch nicht vorstellen, wie ich das schaffen soll ohne diese ganzen Ersatzprodukte.
Denn Sojamilch gab es zu der Zeit nur in der nächst größeren Stadt, die 100 km weit weg war. Dann kam jemand zu uns in das Hostel, sie lebte bereits seit einigen Jahren vegan. Mit ihr unterhielt ich mich und äußerte meine Bedenken, sie sagte, dass man diese ganzen Ersatzprodukte nicht bräuchte (ausgenommen von B12) und schlug mir vor, dass ich es mit ihrer Hilfe ja einfach ausprobieren kann. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn ich bin wirklich froh gelernt zu haben, wie man auch ohne diese Produkte auskommt.

Nur für's Protokoll, ich hatte zwischendurch auch mal Phasen, wo ich nicht mehr vegan aß, sondern vegetarisch, ja sogar auch mal Meerestiere. Im Moment bin ich glücklich wieder bei rein vegan und von viel Rohkost zu ernähren. :hamsteryeah: In diesen Phasen habe ich auch, wie du deine Fleisch essenden Freunde beschreibst, mehr oder weniger ausgeblendet, woher denn diese Produkte stammen. Doch in meinem Kopf hörte das Missionieren natürlich nie auf :ganzruhig:

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Gruftmoggele
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Beitrag von Gruftmoggele » 22. Feb 2018 11:55

Also ich würde meine Freunde danach aussuchen, wieviele Gemeinsamkeiten ich habe und wie die gemeinsam verbrachte Zeit aussieht. Kurz: Wie ich mich mit ihnen fühle und ob das was wir gemeinsam tun, Spaß macht. Egal ob vegan/nicht vegan.

Auch unter Veganern gibt es Deppen mit denen ich auf keinen Fall befreundet sein will.

Sofern alle Begegnungen mit Omnis Unbehagen bereiten, muss man sich hier halt generell überlegen, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen möchte.
Ob man selber die Lösung darin sieht, andere zum Veganismus zu bewegen und somit aktiv auf die Leute zugeht um eine Verhaltensänderung zu erreichen, oder ob man etwas für sich selbst tut, in welcher Form auch immer.

Mir selber Verbote zu setzen, mit jemanden nicht befreundet zu sein, weil er nicht vegan ist, würde vermutlich einsam machen.

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Kristina
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Beitrag von Kristina » 22. Feb 2018 15:44

Danke Gruftmoggele, das was du beschrieben hast ist auch mein letzter Stand. Denn ich glaube auch, dass es bei Freundschaft um mehr geht als das drum herum. Und meine Gefühle zu jemandem zu verweigern oder zu manipulieren, aus idealistischen Gründen, wäre nicht das richtige.
Genauso glaube ich auch, dass der Weg sich von den anderen zu isolieren zum einen einsam und zum anderen gesellschaftlich gesehen keinen Fortschritt bringt, hingegen der Austausch bessere Chancen aufweist.

Es ist natürlich angenehm eine Bestätigung von anderen zu bekommen. Mich interessieren aber auch die anderen Meinungen, die bei denen es vielleicht wirklich ausschlaggebend, ob vegan oder nicht.

Wie ist das so? Kommt es automatisch, weil euer Kopf direkt einschaltet und ein Abwehrmecchanismus gegen Omnis mitsichbringt?
Ohne Verurteilung natürlich :respekt:

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Lovis
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Beitrag von Lovis » 23. Feb 2018 09:55

Gerade gestern kam es mal wieder zu einer unangenehmen Situation beim Mittagessen mit 4 Kolleginnen. Es wird immer mal so ein bisschen geschaut, wer was wie zusammengestellt hat (es gibt immer mehrere Komponenten). Fragt Kollegin A Kollegin B: „Ist das das Lammgulasch?“ Kollegin B: „Ja, das ist das Lamm“. Nach kurzem Zögern: „Das WAR das Lamm“. Gelächter folgt. Die anderen Kolleginnen lachen auch, nur ich nicht. Ich tue mal wieder so, als hätte ich nichts gehört. Die Blicke richten sich auf mich, kurze Verunsicherung und das Lachen verstummt. Dann kommt das große Schweigen. Ich bin also mal wieder die Spaßbremse. Wegen meiner bloßen Anwesenheit bleibt den Kolleginnen das Lachen im Hals stecken. Mich hat das noch den ganzen Nachmittag beschäftigt. Hätte ich was sagen sollen? Wenn ja, was? Mein Problem ist, dass mein Blut bei diesem Thema so schnell kocht. Ich kann nicht sachlich bleiben. Das gelingt mir nur, wenn ich ironisch/sarkastisch reagiere, z. B. wenn ich gesagt hätte: „Das Lamm ist bestimmt gerne für dich gestorben. Und die Mutter hat sehr gern ihr Kind für dich hergegeben. Lass es dir schmecken!“ Damit hätte ich mich aber ins Abseits geschossen. Ich fühle mich sehr wohl mit meinen Kolleginnen, solange es nicht ums Essen geht und ich möchte mich auch weiterhin mittags mit ihnen zusammensetzen. Zum Glück haben wir noch viele andere Themen, über die wir uns austauschen. Ich werde immer wieder mit der Gedankenlosigkeit meiner Mitmenschen konfrontiert, auch im Freundeskreis. (Das geht euch sicher genauso.) Sie wissen in den meisten Fällen gar nicht, wie schlimm ihre Ignoranz für mich ist. Die Hoffnung, dass ich im Laufe der Zeit damit cooler umgehen kann, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil. :|

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 23. Feb 2018 11:11

Es mag sich seltsam anhören, aber tatsächlich gelingt es mir meist, mein Herz zuzumachen. Am Sonntag war ja ein Teil meiner Familie hier, Sohn hatte Geburtstag. Um die Torte abzuschneiden, hole ich ein grosses Messer aus der Küche. Als damit das Wohnzimmer betrete, ruft mein Schwager: hast du was geschossen? Wir benutzten so ein Messer immer, wenn wir was geschossen haben, wir brauchen das, um zu.....
Dann lautes Gegröle und mit Neffen in den Armen liegen.
Und dann natürlich: jetzt sei doch nicht gleich wieder eingeschnappt.
Aber tatsächlich bin ich nicht eingeschnappt. Ich kann mich derart verschließen, dass ich das Gesagte weder höre noch fühle. Es entfernt mich unendlich von den Menschen. Aber bei solchen, mich bewusst provozierenden Menschen stört mich das nicht besonders.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

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