Wie wurdet ihr vegan?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 5. Apr 2016 17:09

Da ist bei mir das vegetarisch werden spannender. Ich hatte damals eine Freundin, die eben ein solchen Vorbild war. Die hab ich immer mal wieder mit Fragen gelöchert und vor allem der "die einen streicheln, die anderen essen"-Ansatz hat mich irgendwie ganz schön ins Wanken gebracht. Das ging schon eine ganze Weile, also bestimmt mehrere Wochen oder Monate. Dann hab ich mal selbstständig gegoogelt und halt festgestellt, dass Schlachthöfe ziemlich grausame Orte sind. Anschließend hab ich alle restlichen Fleischwaren zu Muttern gebracht und war vegetarisch.
Dass ich vegetarisch geworden bin, ist jetzt bestimmt 10 Jahre her. Vegan bin ich etwa 3 Jahre, denke ich. Interessiert hatte mich das aber schon länger, ich dachte nur immer, ich könnte es kaum umsetzen (Reizdarm/Unverträglichkeiten, zu teuer, zu kompliziert,etc). Dann ist aber eine gute Freundin von mir vegan geworden und in der Uni war fast zeitgleich nochmal so eine vegane Woche mit Infoständen und da hab ich mir vorgenommen, das einfach zu probieren. Ich hab mir fast ein Jahr Zeit gelassen. Das letzte unvegane, was ich gegessen habe, waren Süßigkeiten und die letzten dann vor zwei Jahren, mein ich.
Beim vegan werden wollte ich also schon und musste nur rausfinden wie, beim vegetarisch werden musste ich erstmal überzeugt werden, bzw zur Einsicht gelangen (ich war ja auch nie dagegen, ich wusste es nur nicht besser). Und das war Vorbild + Internetrecherche.

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schwarz
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Beitrag von schwarz » 5. Apr 2016 17:23

newVeggia:
Ich denke nicht, dass Deine Erfahrungen im Bekanntenkreis repräsentativ für die Grundgesamheit sind. Das denken ja immer sehr viele.
Abgesehen davon gilt auch bei denen, was ich eingangs dazu schrieb.
enter the void.

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Campanula
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Beitrag von Campanula » 5. Apr 2016 21:33

Ich habe "Anständig essen" von Karen Duve gelesen und bin daraufhin von Omni auf Vegan umgestiegen.
Die Inhalte waren mir zwar davor auch nicht fremd, aber ich hatte sie noch nie wirklich auf mein Leben bezogen.

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 5. Apr 2016 21:41

Trotz aller ethischer Argumente, Gesundheit oder Klimaschutz, um das es mir auch geht, war das Drehmoment eigentlich zweimal das Geschmackserlebnis.
1994, als ich Vegetarier wurde, das mal 1 Monat ausprobiert habe - zum Spaß, im Sommer - und dann Lust auf einen Wurstsalat hatte, den ich mir damals selbst gemacht habe - und er war einfach zu salzig. Und danach mehrere Erlebnisse, wo ich erkennen mußte, dass Fleisch stinkt.
Und nun, als ich Anfang 2015 Veganer wurde, war es ähnlich.
Da hab ich mir mal ne Tomatensuppe in der Kantine gegönnt, mit Butter drin.... ich dachte, das bischen Butter.... aber sie war würg!
Insofern.... ohne Ausprobieren wäre ich da nie drauf gekommen.
----------------
We live in an age of insanity and confusion - Our existence is senseless without direction - Yet these times of many changes offer us also big chances - To face the future escape our self-destruction by returning to our true values.

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Obilan
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Beitrag von Obilan » 6. Apr 2016 05:12

100% kann ich das nicht mehr erinnern, aber auf jedenfall spielte am Anfang der bekannte "Vegetarier sind Mörder" Text von Achim Stösser eine tragende Rolle bei mir, auch wenn ich Karnist war hat mich der Inhalt direkt überzeugt.
Those Who Sacrifice Liberty For Security Deserve Neither.

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 6. Apr 2016 09:59

schwarz hat geschrieben:Aber dieses Dichtmachen, nur weil einem jemand eine unbequeme Wahrheit ins Gesicht sagt, ist doch total einfältig, eine kindische Trotzreaktion. Das verstehe ich nie.
:oops:
Leider ist das bei mir genau so.... Ich bin nicht in der Lage, Information losgelöst vom Informant zu sehen und das gilt dann besonders, wenn
die Information nicht oder nicht sofort überprüfbar ist.
Außerdem fühle ich mich sehr schnell gegängelt und bevormundet, daß führt dazu, daß ich gutgemeinte Ratschläge aber auch sachliche Informationen schnell mal einorden als: mein Gegenüber denkt, ich bringe es nicht.
Es gilt bei allerdings auch der Umkehrschluss: wenn ich mich entschieden habe, jemandem zu vertrauen und ein Hinweis läuft nicht völlig gegensätzlich zu meinen Werten, dann kann ich auch Dinge annehmen, die ich nicht ganz verstehe oder überprüfen kann.
Und da ich außerdem auch noch ständig von mir auf andere schließe, bemühe ich mich, meinen Mitmenschen nicht ungefragt meine Werte zu vermittlen.
Also, ich war ja schon mal vegan bis 2001. im Sudan habe ich das dann aufgegeben und wurde nach meiner Rückkehr seelisch krank (nicht wegen meines Aufenthaltes dort!). Das Veganthema ruhte und ich sah mich nicht mehr in der Lage, das wieder aufzugreifen. Vor einigen Jahren, fing dann meine Schwester an, vegan zu leben. Wir habe uns länger darüber unterhalten, auch was es heute eine Flut an Informationen dazu gibt. Das war ja Ende der neunziger (vor Internet) noch etwas anders.
Meine Schwester hat dann gesagt, daß sie nicht verstehen kann, daß ich nicht vegan lebe. Ich sei diesen Schritt doch schonmal gegangen, ich hätte mich doch schonmal dem Unverständis meiner Mitmenschen ausgesetzt und daß ich heutzutage, wo wir doch das Wissen haben über Kükenschreddern und Vitamin B12...... also, daß ich da nicht wieder hinkomme, daß will einfach nicht in ihren Kopf.
Ja, und in meinen Kopf plötzlich auch nicht und dann war es wieder ganz leicht, vegan zu essen.
meine Schwester liebe ich sehr und ich vertraue ihr absolut. Ich fühlte mich keine Sekunde angegriffen oder abgewertet.
Und so bemühe ich mich ebenso, erstmal eine Verbindung herzustellen und dann nicht anzugreifen oder zu werten.
Auf Fragen wie: ich verstehe nicht, wie du......zB deinen Kindern gebrauchte Schuhe kaufen kannst - reagiere ich grundsätzlich mit einem Abwehrmechanismus. In mir läuft dann folgendes Programm: Ich habe Depresssionen bis unter die Schädeldecke, meine Angststörung bestimmt in großen Teilen meinen Alltag, außerdem bin ich allein mit zwei (Klein-)Kindern und habe ein Haus mit einem Scheißgarten an der Backe. Also, erzähl du mir nicht, was du verstehst oder nicht, das ist mir nämlich vollkommen wumpe. So und jetzt gehe ich zum Flohmarkt.
das gilt wie gesagt, nur für Menschen, mit denen ich keine Verbindung habe.
Würde schwarz mir heute sagen, daß Veganismus scheinheilig ist, und dass sie unter die Fruktarier gegangen ist und dass ich das auch machen soll..... dann würde ich wahrscheinlich große Augen machen und mich wundern, aber ich würde erstmal keine Nudeln mehr einkaufen. Ich vertraue schwarz vollkommen.
Bei Beiträgen von anderen Usern, habe ich sofort das innere Bedürfnis, eine Bratwurst zu kaufen. was ich natürlich nicht mache.

Aber es ist ein Hinweis darauf, daß es vielleicht nicht den allgmeingültigen Weg gibt: wie mache ich möglichst viele Veganer.
Und es ist auch wichtig, daß man das Ziel nicht aus den Augen verliert. Es geht nicht darum, daß man Wortgefechte gewinnt oder dass man sich besser fühlt, weil man "die Klappe aufgemacht hat und es den Omnis mal so richtig gezeigt hat". Es geht auch nicht darum den eigenen Standpunkt vehement zu verteidigen.
Haltet mich für naiv, aber ich glaube daran, wenn man liebevolles miteinander lebt, wenn man empathisch und sensibel agiert, dann kommt man (fast)automatisch dahin, daß man keine Lebenwesen ausbeutet und es braucht nur noch einen kleinen Anschubser. Aber wenn ich mir dann zb Achim Stößer ansehe, dann sehe ich da nichts liebevolles und empathisches.
Ich sehe Fanatismus und Glorifizierung der eigenen Person.
Und da stehe ich ja so gar nicht drauf.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

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mashisouk
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Beitrag von mashisouk » 6. Apr 2016 10:00

Oh, jetzt seh ich erst, wie lang mein Beitrag ist.
Tut mir leid, ihr müsst es nicht lesen. Es sind nur so meine Gedanken.
Sei ganz du selbst!
Außer du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn

Nappi
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Beitrag von Nappi » 6. Apr 2016 10:34

Initialzündung von omni zu vegan war tatsächlich eins der klassischen Schock-/Schlachthof-/Massentierhaltungsvideos, dass einfach mal die komplette Bandbreite gezeigt hat. Es hatte mich komplett unvorbereitet getroffen. Es tauchte damals in meinem Facebook Newsstream auf, da K. Ess es geteilt hatte, nachdem ich ihn zu der Zeit abonniert hatte. 12 Minuten lang Tierleid, Missstände, Misshandlungen...in gigantischem Ausmaß. Das hat in diesem speziellen Moment genau den Punkt getroffen, der nötig war. Ich musste nicht hin- und herüberlegen, nicht abwägen. In diesem Moment dachte ich nur "Scheiße...für solche Widerlichkeiten will ich ab sofort definitiv nicht mehr mitverantwortlich sein!".
peanut butter for president :)

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Beitrag von A0000001A » 6. Apr 2016 14:38

Ich hab eine Veganerin bei Facebook und die hatte ständig solche Sachen gepostet wie du auch schreibst, Nappi.

anfangs hab ich es genervt weggeklickt (das typische Augen verschließen)
dann hab ich hin und wieder mal drüber nachgedacht, aber mich beruhigt, in D sei das ja sicher alles geregelt und "humaner" als diese Schocksachen..
irgendwann hab ich angefangen einige Dinge selbst bei FB weiter zu teilen, auch zu Zeiten als ich noch selbst Tierprodukte konsumierte, dann aber zunehmend Biosachen und spätestens seit hier auch keinerlei Billigfleisch oder Billigmilch Produkte
irgendwann kam ich dann endlich auch auf den Trichter dass auch Bio nicht bedeutet, dass das Tierleid beendet wird.

Lange Zeit hab ich mich selbst rausgeredet und mir auch eingeredet, ich würde das eh nicht schaffen.
Wenn man es dann mal angeht, ist es garnicht so schlimm- Das wird wohl jeder hier bestätigen.
Leben und leben lassen, argumentieren viele ... und meinen damit leider meistens nur sich selbst.

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Auraya
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Beitrag von Auraya » 6. Apr 2016 22:53

Das habe ich auch so lange gedacht.. :( "In der Schweiz ist es ja nicht so schlimm." Bis ich mal einen Bericht gelesen habe über einen Eierbetrieb irgendwo in der Innerschweizer Pampa... Dann nur noch Bio gekauft und dann rausgefunden das Bio-Tierproduktion genau so scheisse ist. Jo. Und jetzt bin ich hier. ^^
"Milton was of the devil's party without knowing it." -William Blake

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