Wie vegan müssen vegane Lebensmittel für euch sein?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
quirrel

Wie vegan müssen vegane Lebensmittel für euch sein?

Beitrag von quirrel » 14. Jul 2016 11:11

Hallo,
Ich bin erst seit kurzem an der Umstellung auf eine vegane Lebensweise dran aber
denke schon länger darüber nach wie weit ein Lebensmittel vegan sein muss/kann.

So fällt mir immer mehr auf, dass vormalige Wurstproduzenten nun in "vegan" machen.
Wie stellen diese denn sicher, dass alles vegan ist? und nicht kontaminiert im schlimsten Fall mit Fleischresten oder ähnlichem.
Und ist es nicht unglaubwürdig, wenn ein Unternehmen sowohl Fleischwaren als auch vegane Waren produziert? Oder sogar nicht vegan?
Oder ist es egal, was ein Reataurant oder ein Lebensmittelhersteller macht oder is(s)t, solange das entprodukt vegan ist?

Gerne würde ich dazu eure Meinung hören.

Irene Adler
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Beitrag von Irene Adler » 14. Jul 2016 17:14

Wenn das Produkt verunreinigt ist/sein könnte, steht das meistens unter der Zutatenliste bei "kann Spuren von ... enthalten". Ich bin mir allerdings alles andere als sicher, ob diese Angaben verpflichtend sind. Im Ernstfall achte am besten auf das Siegel des Vegetarierbundes. :)
Was "veggie"-Produkte von bestimmten Firmen angeht, merkt man zum Teil echt deutlich, dass es da nur um Markterfolge geht und nicht um die Sache an sich. Ich ärgere mich immer, wenn in einem Supermarkt vegetarische Produkte angepriesen werden, die dann Eier aus Bodenhaltung enthalten.
Aber an sich würde ich auch vegane Produkte von eigentlichen Fleischproduzenten kaufen, damit sendet man ihnen schließlich ein Signal.

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 14. Jul 2016 18:11

ich gehe davon aus, dass ein unternehmen in der Industrie sauber arbeitet. da gibt's ja auch lebensmittelkontrollen und auflagen. da wird nicht mal eben mit demselben löffel die veggiewurst und dann das mett probiert. und wieso soll das unglaubwürdig sein? die Hersteller bedienen die nachfrage. die behaupten ja nicht, dass sie das machen weil sie vegan soooo toll finden, es ist bloß ein Produkt, was sich gut verkaufen lässt, also stellen sie s her. natürlich sind rein vegan produzierende Hersteller/marken sympathischer, aber davon gibt's halt nicht so viele; außerdem sind die meisten arg teuer. und ich finds gut wenn vegan für die breite masse etabliert wird, und das geschieht zu einem großen teil durch die "Normalen" Hersteller.
letzlich muss das jeder für sich entscheiden. ich rate aber dazu, grad am anfang da nicht allzu streng zu sein, da der anfang ja eh schon schwierig ist, man nicht so viele Produkte kennt und dann froh ist wenn man wenigstens eine veggiewurst hat, die einem schmeckt.
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illith
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Beitrag von illith » 15. Jul 2016 01:08

meine persönliche haltung zu veganen produkten von fleischfirmen: als veganerin 'sollte' man die nicht kaufen (wie gesagt: mM). für leute, die grad noch im umstellungsprozess sind oder mal vorsichtig die fühler in richtung pflanzliche alternativen ausstrecken, sind sie aber erstmal ne tolerable option.
bei *vegetarischer* wurst, die zum großteil aus hühnerei besteht, seh ich nicht wirklich nen mehrwert gegenüber wurst aus tier.

aber ist halt wieder die aöte frage mit der grenzziehung. ich esse nämlich schon produkte von firmen, die zu milchkonzernen gehören (alpro zb).

was fleischspuren angeht - darüber hab ich mir noch gar keine gedanken gemacht. ist ja bekannt, dass maschinen nicht 100% gereinigt werden können, zwischen den einzelnen produktionen. gibt es denn überhaupt fleischallergien? weil wenn nicht, wird es auch keinen hinweis auf der packung ("kann spuren von") enthalten. der ist nämlich schon pflicht, aber eben nur bei allergenen.
und die vorstellung fänd ich ja schon eklig. spuren von milch oder eiern sind akzeptabel - aber ich hatte mal solche asia-cracker, wo "spuren von schalentieren" deklariert waren. auf die hatte ich dann auch keinen bock mehr. zwischen tatsächlichen tieren und tierprodukten differenziere ich da schon nochmal...
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 15. Jul 2016 06:23

dann sind sämtliche Discounter/supermarkt-Eigenmarken abzulehnen; weil die Konzerne ja alle auch fleischprodukte herstellen.
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Beitrag von somebody » 15. Jul 2016 09:57

Hallo quirrel, :)

selbst kaufe ich die veganen Produkte der direkt am Tiermissbrauch partizipierenden Unternehmen nicht, da ich diese Unternehmen nicht unterstützen möchte und da ich zur Deckung meines Nährstoffbedarfs aus mehreren objektiven und subjektiven Gründen vegane Basisnahrungsmittel vorziehe.

Aus lebensmitteltechnischer Sicht ist, sofern sich die betreffenden Unternehmen an geltendes Lebensmittelrecht halten, davon auszugehen, dass die betreffenden Produkte im Sinne des anzuwendenden Lebensmittelrechts einwandfrei sind.

Unbeabsichtigt Spuren tierischer Substanzen enthaltende Lebensmittel werden vom weitaus größten Teil der VeganerInnen akzeptiert. Das sind die Lebensmittel mit Hinweis auf der Verpackung kann Spuren von ... enthalten.

Prinzipiell begrüße ich, dass am Tiermissbrauch partizipierende Unternehmen auch vegane Produkte anbieten und hoffe, dass diese Produkte gekauft werden, da dies langfristig zur Verringerung des Tiermissbrauchs führen könnte.
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Irene Adler
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Beitrag von Irene Adler » 15. Jul 2016 11:11

Genau meine Meinung. Wenn ein "Fleischkonzern" anfängt, vegetarische/vegane Produkte anzubieten, ist das auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn die Produkte dann boykottiert werden, führt das nur dazu, dass der Konzern wieder ausschließlich auf Tierprodukte umstellt.

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Beitrag von GrannySmith » 15. Jul 2016 11:25

Hm, ich bin da sehr zwiegespalten und musste in einer karnistischen Gesellschaft einen Kompromiss für mich finden, wie wahrscheinlich jede/r andere VeganerIn* auch. Es gibt da mMn keine allgemeingültige Lösung, sondern nur den Kompromiss, den jede/r* Einzelne bereit ist einzugehen.

Ich habe für mich beschlossen, dass ich von Läden und Ketten konsumiere, die zwar auch tierische Produkte anbieten, aber nicht hauptsächlich. Soll heißen, dass ich nicht von einem Metzger oder Fleischkonzern etwas kaufe, da ich denke, dass ich damit das große Tierleid unterstütze, dass sie neben der veganen kleinen Produktion verursachen.
Von Wurst- oder Fakefleischprodukten aus Eiklar oder Milch halte ich gar nichts, da ich glaube, dass dafür sogar mehr Tiere sterben als für Wurst aus Fleisch, da ja bei der Ei- oder Milchproduktion immer wieder männliche Tierkinder "anfallen".

Ich kaufe also im normalen Einzelhandel ein (da wird ja auch Fleisch und Tierisches angeboten), aber nicht beim Metzger und versuche bei den Produkten drauf zu achten, dass sie nicht von einem Konzern kommen, der ansonsten fast nur mit Tierleid seinen Umsatz macht.
Spuren von tierischen Bestandteilen lassen sich für mich leider nicht immer ausschließen und ich nehme sie hin in fertig gekauften Produkten.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 15. Jul 2016 12:14

illith hat geschrieben:bei *vegetarischer* wurst, die zum großteil aus hühnerei besteht, seh ich nicht wirklich nen mehrwert gegenüber wurst aus tier.
kein lebendes Tier wurde extra dafür getötet?
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Beitrag von A0000001A » 15. Jul 2016 12:33

Das ist die Frage: Kaufe ich eine vegane Wurstalternative von einem Fleischunternehmen, unterstütze ich dieses dann in der Form, dass es die Vegan-Sparte immer weiter unterstützt und die Fleisch-Sparte zurückdrängt, oder wird die Firma durch das eingenommene Geld noch stärker und bringt daher noch mehr Tiere um? Mein Fazit: Wäre beides denkbar. In jedem Fall ist denke ich davon auszugehen dass die Fleischproduktion abnimmt wenn es mehr Leute gibt die zu veganen Alternativen greifen. Zudem ist es ein Pluspunkt, dass die Leute eher nach dem Motto "was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" handeln und ein veganes Produkt einer rein veganen Marke von selbst nicht kaufen würden, ein durch die Werbung im Fernsehen angepriesenes Produkt einer Firma mit einem bekannten Namen jedoch schon mal probieren würden.
Ich finds also gut dass auf diese Weise auch nicht Veganer mal in Kontakt in veganen Lebensmitteln kommen. Für bereits überzeugte Veganer im fortgeschrittenen Stadium ist es meiner Meinung nach aber nachhaltiger in die rein veganen Marken zu investieren und diese Firmen zu unterstützen.
Wird eine rein vegane Marke irgendwann zu erfolgreich, wird sie dann aber meist auch recht zügig von einer Omni Firma aufgekauft werden (siehe Alpro) und wir stehen dann wieder am Anfang mit dem gleichen Problem.
Eigenmarken von Edeka oder anderen finde ich aber durchaus attraktiv, da diese Läden ihr Sortiment vergrößern werden wenn mehr davon gekauft wird. Natürlich aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten und nicht aus Tierliebe.


Tipp: Im Laden auch immer auf die an der Ladentheke angebrachten "vegan" oder "vegetarisch" Schildchen achten. Am besten nur nach dem richten was auf dem Produkt selbst steht, denn oftmals kennen die Regaleinräumer den Unterschied garnicht und stecken so ein vegan Schild an ein vegetarisches Hühnereiprodukt oder umgekehrt.
Leben und leben lassen, argumentieren viele ... und meinen damit leider meistens nur sich selbst.

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