Sylvester bei ,,veganfeindlichem" Vater

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Blueberrylisa
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Sylvester bei ,,veganfeindlichem" Vater

Beitrag von Blueberrylisa » 18. Dez 2016 19:31

Hallo zusammen :)
Das Jahr nähert sich dem Ende und wie jedes Jahr werden mein Bruder (16, omnivor) und ich (18, vegan) Sylvester und die 2 darauffolgenden Tage bei unserem Vater und seiner Familie verbringen. Nun bin ich seit Januar Veganer und seit 7 Jahren Vegetarier. Mein Bruder und meine Mutter, bei der wir leben, haben überhaupt kein Problem mit meinem Veganismus und es gibt nie Probleme.
Mein Vater weiß von der Sache allerdings noch gar nichts, da ich ihn ja generell nur einmal im Jahr sehe (öfter will ER nicht). Unser Verhältnis ist auch nicht sonderlich gut zueinander. Ich weiß, dass er auf die Nachricht, dass ich nun Veganer bin, sehr negativ reagieren würde. Er selbst ist ein extremer Fleischfan, der sich von fast auschließlich tierischen Produkten ernährt. Obst und Gemüse hat er fast nie zuhause (Ja, im Ernst. Dass es sowas gibt :eek: ). Er hält es für wichtig, 3x am Tag Fleisch zu essen und hält planzliche Lebensmittel generell für nutzlos oder gar schädlich.
Als ich mit 11 Jahren Vegetarier wurde (auf Wunsch meiner Mutter hin, die damals auch eine Weile lang vegetarisch gelebt hat), tobte er förmlich und hörte gar nicht auf, auf meine Mutter und mich einzureden. Er drohte meiner Mutter, den Unterhalt (geteiltes Sorgerecht blabla) zu streichen und versuchte sie zu überreden, mir gar nichts mehr als Fleisch zu essen zu geben, damit ich dazu gezwungen bin es zu essen. Tat meine Mutter natürlich nicht. Aber wenn ich mal übers Wochenende bei ihm war (damals wars noch ca. alle 2 Monate) tat er genau dies. Ich bekam bei ihm nichts als Fleisch zu essen, was allerdings nur dazu führte, dass ich heimlich die Vorratschränke nach vegetarischen Lebensmitteln durchsucht habe und eben das aß. Und während all der Jahre hörte er auch nicht auf, wegen dem Thema auf mich einzureden, wenn wir bei ihm zu Besuch waren. Als ich älter wurde (mit ca. 15), ,,akzeptierte" er es insofern, dass er mir wenigstens vegetarische (nicht vegane) Lebensmittel anbot (viel Milchprodukte, Eier...), ,,damit ich wenigstens etwas ,Anständiges` esse". Gut, damals war ich ja damit einverstanden.
Letztes Sylvester sagte er noch zu mir: ,,Na gut, du bist alt genug zu entscheiden, wie du dich ernährst. Dann bist du halt Vegetarier, ich kann es wohl nicht ändern, so sehr ich es will. Solange du nicht einer dieser verrückten Veganer wirst, ist alles okay." Damals lachte ich und meinte ,,Keine Angst, das ist mir dann doch zu streng." Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich nur 2 Wochen später schon dazu entscheiden würde, tatsächlich Veganer zu werden (und siehe da, es ist gar nicht schwer :D )
Lange Vorgeschichte, aber um zum Kern zurückzukommen: Mir graut es schon sehr vor Sylvester und habe keinen Plan, wie ich das machen soll. Meine Mutter meint, ich soll es ihm besser gar nicht sagen, da ich mich sonst wohl ,,auf etwas gefasst machen könnte." Ich sollte mir einfach ohne Worte die pflanzlichen Lebensmittel vom Tisch picken. Aber das kann ich auch nicht machen, wenn da praktisch nichts ist. Vor allem wenn er mir (so war es letztes Jahr und wahrscheinlich wird er es wieder so machen) hauptsächlich mittags Zeug wie Buttergemüse und Rahmspinat anbietet und mittags und abends Brot (das von seiner ewigen Standartmarke auch nicht vegan ist) mit Butter, Käse etc.)
Ich befürchte also, dass ich um ein Gespräch nicht herumkomme. Und dann stellt sich immer noch die Frage, ob er überhaupt bereit ist, mir für die 3 Tage ein paar vegane Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. An sich ist das ja kein Hexenwerk; ich bin sehr genügsam und etwas Tiefkühlgemüse, ein veganes Brot und etwas Obst würde mir für die Zeit langen. Sowas wie irgendwelche teuren, hippen Fleischersatzprodukte verlange ich ja gar nicht (und esse ich zuhause auch nicht). Die Frage ist, ob er es überhaupt will. Ich befürchte eher, dass er bei der Nachricht total ausflippen würde und nur meint ,,Klappe, essen. Was anderes gibt es nicht, das oder nichts", so wie ich es aus den vorherigen Jahren von im kenne.


Hat jemand irgendeinen Rat für mich? Die Situation erscheint bei bei so einem Sturkopf so schwierig. Ich möchte auf die Fahrt zu ihm dennoch nicht verzichten, da es ja die einzige Zeit im Jahr ist, wo ich ihn sehen kann. Wie soll ich das Gespräch anfangen?
Danke für eure Antworten :)

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somebody
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Beitrag von somebody » 18. Dez 2016 19:52

Hallo Blueberrylisa, :)

falls Dein Vater nicht für rationale Argumente zugänglich ist, verbleiben vermutlich nur selbstbewusstes Auftreten im Sinne von, ich bin volljährig, ich bin Veganerin, das hast Du zu akzeptieren oder evtl mit Ausreden wie Unwohlsein die Zeit überbrücken oder um des Konsens willen ausnahmsweise tierische Produkte zu essen.
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slartibartfaß
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Beitrag von slartibartfaß » 18. Dez 2016 20:02

Blueberrylisa hat geschrieben:,,Klappe, essen. Was anderes gibt es nicht, das oder nichts"
Auf so was hätte ich keine Lust. Hört sich vielleicht narzisstisch an, aber jemanden, der sich nicht über meinen Besuch freut - und diesen mir aufgrund dessen so angenehm wie möglich gestalten will - würde ich nicht besuchen wollen. Hört sich irgendwie eher nach Zwangsgemeinschaft an, was Du beschreibst. Und völlig ab vom Veganismus: niemand lässt sich gerne nötigen, Dinge zu essen, die er nicht mag. Ich würde ne klare Ansage machen, und wo vegane Ernährung nicht möglich ist, würde ich nicht hingehen.
Wellen des Paradoxen rollten über das Meer der Kausalität (...) an dieser Stelle gibt die normale Sprache auf, besucht die nächste Kneipe und gießt sich einen hinter die Binde.

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Obilan
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Beitrag von Obilan » 18. Dez 2016 20:34

Sehe ich ebenso. Du scheinst zwar gerne hin zu wollen, aber deine Schilderungen klingen ja schrecklich.
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Beitrag von NoXter » 18. Dez 2016 21:20

Verbringe Sylvester mit Leuten bei denen du dich wohlfühlst und die deine Anwesenheit zu schätzen wissen. Vater hin oder her, aber wenn er dich eh schon nicht öfter als 1mal im Jahr sehen will... Das wird dann vllt eine bittere Pille für dich sein, aber man kann sowas ja nicht erwzingen. Wer weiß, vllt merkt er ja selber etwas.

gnesi
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Beitrag von gnesi » 18. Dez 2016 22:25

Ich kann es verstehen, dass Du trotzdem hinwillst.
Ich würde es an Deiner Stelle so machen: vorher anrufen und sagen, dass Du vegan bist und Dich auch bei ihm vegan ernähren willst. (Der Konfrontation kannst Du sowieso nicht aus dem Weg gehen - also schon mal die Wasser testen, während Du noch im "sicheren Heim" sitzt.)
Wenn er sich weigert Dir entgegenzukommen, sag höflich und bestimmt, dass Dich das enttäuscht/traurig macht und dass Du Dir also nun Dein eigenes Essen mitbringen wirst.
Bereite Dir zu Hause was in Tupperdosen vor, was Du dort einfach in einen Topf packen und aufwärmen kannst, nimm Dir Brot und Aufstriche mit.

Mir ist klar, dass ist nicht die eleganteste Lösung, aber wenn Du wirklich hinwillst und er dickköpfig bleibt, scheint mir das die einzige Lösung.

Ps. Meine Großeltern wollen mir auch ständig "Omas Torten und Co." aufschwatzen, mal mehr und mal weniger aggressiv. Mit der Zeit wird es ein bisschen besser. Hoffe, bei Dir wird es ähnlich ablaufen.
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Unantastbarkeit
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Beitrag von Unantastbarkeit » 19. Dez 2016 01:58

Wenn ich einen vegan-feindlichen Vater hätte, würde ich mich nur mit ihm treffen wenn er sich mit spezi-faschistischen(Tier-Feindlichen) Aussagen zurückhält :) ;) Bitte versuche ihm zu erklären, das Tiere genau wie wir Menschen Angst, Schmerz und so weiter... .... aber auch Liebe, Empathie usw... empfinden etc.. Schweine extrem intelligent sind und extreme kognitive fähikeiten haben, Kühe Freundschaften pflegen und einander vermissen (wenn ihre Angehörigen ermordet werden)... Fleisch essen ist abartig.. Ich hoffe alle Menschen versuchen möglichst vegan zu essen :)

Ich verbleide mal mit lieben Grüssen und wünsche eine Gute Nacht ;) :) ;) :) :)

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 19. Dez 2016 11:29

Blueberrylisa hat geschrieben:Und dann stellt sich immer noch die Frage, ob er überhaupt bereit ist, mir für die 3 Tage ein paar vegane Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.
bring dir doch einfach selbst etwas mit. oder denkst, er würde die Lebensmittel dann einfach wegwerfen?

ansonsten siehe slarti.
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Lovis
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Beitrag von Lovis » 19. Dez 2016 11:48

Klingt für mich nicht so, als wäre er für Argumente zugänglich. Ich finde die Idee von MoralAkteur gut: vorher anrufen! Und dann ggf. Proviant für drei Tage mitnehmen. Ich wünsch dir ganz viel Kraft und gute Nerven! :up: :carrot: :apple: :banana:

AIL
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Beitrag von AIL » 19. Dez 2016 13:35

Kim Sun Woo hat geschrieben: bring dir doch einfach selbst etwas mit.
Genau das. Ich habe bei Leuten, die noch nichts davon wussten, am Anfang immer meinen Rucksack voll mit Essbarem mitgebracht, so dass ich auf die Eventualität sonst nichts zu bekommen, vorbereitet war.

Wird dann natürlich schwer es zu verheimlichen aber was solls. Wenn er deshalb auf dich einredet, hinterfrage einfach kritisch seine Argumente. Das stellt meiner Erfahrung nach die meisten Leute relativ zügig ruhig.

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