Zweifelnder Omnivor sucht das Gespräch

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Failure22
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Zweifelnder Omnivor sucht das Gespräch

Beitrag von Failure22 » 23. Jan 2017 15:55

Hallo liebes Forum,

ich warne gleich vorweg - dieser Beitrag könnte etwas länger werden. Ich habe die FAQ überflogen und ein wenig hier und da im Forum gelesen. Nun bin ich hier gelandet.

Ich bin männlich, 23 Jahre. Bis quasi gestern habe ich mich "normal" ernährt - wie sich Otto-Normal in Deutschland halt ernährt... Nudeln, Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Fisch, Milchprodukte etc.
Seit etwa einem Jahr versuchen meine Partnerin und ich uns gesünder zu ernähren - vorher habe ich z.B. viel Cola getrunken, viel Haribo gegessen, Milchbrötchen, Fertignahrung, Cornflakes... viel solchen Kram und wenig Gesundes.
Zum Frühstück gab es dann also statt Nutella-Toast z.B. Obst mit Haferflocken und Joghurt/Milch... Abends auch mal ein Essen ohne Fleisch - z.B. eine Gemüsepfanne mit Curry und Reis oder ein Bohnen-Chili mit Reis... und wenn wir Fleisch verzehrt haben, dann das "gute" Bio-Fleisch hier vom Metzger in der Nähe - Tatar statt normalem Hack (weniger Fett), Freilandhaltungs-Bio-Eier statt den allerbilligsten, Kikok-Hähnchen etc.
Die Devise lautete also: weniger Fleisch essen und wenn Fleisch dann zumindest "gutes", das nicht aus Massentierhaltung stammt, nicht vollgepumpt ist mit Medikamenten etc, für das wir auch gerne etwas mehr bezahlen.
Cola und ähnliches wurde natürlich abgesetzt, dafür gab es mehr Tee, Kaffee und vor allem Wasser und Sport. All das hatte auf jeden Fall einen guten Effekt auf unser Leben, wir haben beide jeweils etwa 10kg abgenommen und fühlen uns fitter und besser - und ethisch etwas beruhigter nicht mehr das viel zu billige Fleisch vom Aldi zu essen sondern ordentliches vom Metzger, das sich auch qualitativ deutlich besser anfühlt...

Ich denke all das war vom reinen Gesund-Leben-Gedanken her ein Schritt in die richtige Richtung - das Ergebnis gibt uns da jedenfalls recht.
Ich war auch eigentlich immer ein Fleisch-Freund... Hackfleischsauce, ein gutes Stück Steak, Schweinefilet etc... ich mag es einfach sehr gerne - genau wie Milch, Joghurt, Käse und so weiter.
Bei meinem Vater z.B. gibt es auch gar kein Essen ohne Fleisch... das gehört zum festen Bestandteil eines Abendessens dazu.

Gestern Abend machte ich den Fehler (Fehler einfach deswegen, weil es mich nun nicht mehr los lässt und ich mich eigentlich gezwungen sehe zu handeln... und dadurch nicht mehr vergnüglich vor mich her leben kann wie bisher) auf Netflix einen Film anzusehen, der mir vorgeschlagen wurde: Cowspiracy. Ich vermute viele hier kennen den Film? Zuvor hatte ich bereits den Film "Food Choices" (ebenfalls Netflix) angefangen - der wirkte mir aber einseitig und propagandistisch... Cowspiracy hingegen überzeugte mich mit Fakten - man wurde nicht mit Massentierhaltungs-Quälerei-Videos gequält wie man das manchmal auf Facebook erleben muss, sondern einfach sachlich informiert und überzeugt... und als der Film zu Ende war... blieb mir ein dumpfes Gefühl im Magen und ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken.

Da bin ich nun - und wollte diese Gedanken zunächst mal mit jemandem teilen, der vielleicht mal eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat - weil vermutlich die meisten hier nicht von Kind an vegan aufgewachsen sind sondern irgendwann diesen Schritt gemacht haben.

Ich kann mir nun gut vorstellen meinen Fleischkonsum noch einmal deutlich zu reduzieren - auf seltene Gelegenheiten vielleicht.. Weihnachten oder wenn man einmal mit einem guten Freund Essen geht und sich ein gutes Stück Rinder-Filet gönnt oder so etwas. Im Alltag kann ich denke ich auch gänzlich darauf verzichten. Milch war mir eigentlich auch immer eine liebe Sache - als ich heute einkaufen war sagte ich mir, okay... einfach mal schauen, was es da an Alternativen gibt und kaufte Mandel-Milch und Soja-Milch - beides schmeckt mir ziemlich gut, vielleicht sogar besser als Kuhmilch - insofern kann ich mir gut vorstellen die Kuhmilch dadurch zu ersetzen.
Was mir aber vermutlich sehr schwer fallen würde wären Eier, die ich bisher täglich konsumiert habe - morgens 2-3, auf Brot, Gekocht, Rührei etc. etc. Ich liebe Eier... da würde es mir glaube ich schwer fallen drauf zu verzichten.
Joghurt etc. gibt es ja sicherlich auch in veganen Varianten, die sich sehen lassen können.

Was ich nicht will ist gutes Bio-Fleisch vom Metzger um die Ecke durch Ersatzprodukte zu ersetzen, die eine ellenlange Zutatenliste von Aromen, Zusatzstoffen, Haltbarkeitsmachern etc. enthalten...
Mein Grund vegan zu werden wäre Tierschutz und vor allem Umweltschutz (siehe Cowspiracy) - zweitrangig auch eine gesunde ausgewogene Ernährung, wie wir das zuletzt bereits praktiziert haben... aber ich bin auch ein Essens-Mensch und möchte weiterhin leckere Dinge Essen - Essen soll nicht zur Qual werden und auch nicht meinen Alltag bestimmen...

Auch wenn viele hier sicherlich Hardliner sind und auf alles verzichten was irgendwie auch nur tierischen Kontakt hatte (Honig etc.) hoffe ich dennoch, dass auch Leute willkommen sind die "so gut wie" vegan leben wollen - einen Schritt in diese Richtung wagen wollen und auf das meiste tierische verzichten möchten - wer weiß ob man nicht irgendwann dann doch auf alles verzichten möchte/kann.

Ja... da bin ich also - bisher nen normaler Omnivor, der jetzt durch diesen Film ins Zweifeln gekommen ist und wie gesagt Handlungsbedarf sieht... und der einfach mal seine Gedanken, die ihm so durch den Kopf schwirren mit jemandem teilen wollte, der möglicherweise Verständnis hat oder ähnliches selbst erlebt hat.

Liebe Grüße zunächst mal in die Runde

Failure

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illith
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Beitrag von illith » 23. Jan 2017 17:16

hi, Failure! :hi:
keine sorge, laut board-statuten sind hier sogar explizit antiveganerInnen zugelassen - sofern sie sich eben benehmen ;) (sprich, konstruktiv diskutieren und nicht bloß dümmlich rumtrollen)
dass kritik am ess- und knsumverhalten kommt, ist natürlich trotzdem nicht ausgeschlossen, klar.

zu deiner vorstellung:
es gibt tatsächlich mittlerweile viele, die von einem tag auf den anderen auf vegan umstellen - teils sogar von omnivor aus, ohne den vegetarischen zwischenschritt. hab ich großen respekt vor, aber das ist nicht für jedeN was. bei mir war es zb auch ein längerer schrittweise prozess. (von vegetarisch aus)
erstmal zu gucken, welche sachen auf dem eigenen speisezettel eh nicht besonders fehlen würden bzw. die sich leicht durch vegane alternativen ersetzen lassen, ist der richtige erste schritt. von da aus kann man dann immer noch weitergucken.
Was ich nicht will ist gutes Bio-Fleisch vom Metzger um die Ecke durch Ersatzprodukte zu ersetzen, die eine ellenlange Zutatenliste von Aromen, Zusatzstoffen, Haltbarkeitsmachern etc. enthalten...
hm - bist du da der aktuellen berichterstattung vlt ein bisschen auf den leim gegangen? solche ersatz-produkte gibts ja in der tat, aber allein schon, wenn du dich bio-produkten zuwendest, ist ein großteil solcher zusätze gar nicht zugelassen. guck zb mal bei Aldi und Penny, da gibt es einiges! (und im bioladen natürlich sowieso)
und da ihr - nehme ich an - sowieso schon viel selber kocht (ich bin nicht so im thema drin, schätze aber, das strück rohe pure fleisch, dass man beim metzger kauft, vertilgt man nicht so wie es ist^^), spricht doch eigentlich nichts dagegen, aus seitan, glutenmehl, tofu, tempeh und sojamedaillons selber was leckeres zu basteln - mit voller kontrolle, was da alles drin ist. :) (kann natürlich ein bisschen übung brauchen, bis es richtig gut schmeckt)
Essen soll nicht zur Qual werden
wenn du das nochmal liest - wird dir dann der etwas paradoxe charakter des satzes bewusst, im zusammenhang mit tierprodukten?^^

wegen rührei:
hier hab ich ein rezept, was allgemein immer ganz gut ankommt :)
und zum umstieg hab ich diese beiden anleitungen verfasst, vlt hilft dir ja was davon:
http://thevactory.de/vegan-werden
http://runvegan.blogspot.de/2013/01/how ... vegan.html
☜★VeganTakeover.de★☞
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anphie
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Beitrag von anphie » 23. Jan 2017 17:41

Noch eine kleine Anmerkung zu gesunden, zusatzstofffreien Alternativen zum Ei.

Aufs Brot: Avocado mit Kala Namak (Schwefelsalz)
Rührei: Tofu (Seiden+Natur) mit Kurkuma und ebenfalls Kala Namak (weitere Gewürze und Zutaten nach Geschmack)
Weich gekocht ist eher schwierig.

Generell gilt: es gibt einen Haufen "Ersatz"-Produkte ohne die vielgeschmähten Zusatzstoffe. Sogar bei veganem "Käse", wenn man sich z.B. Happy Cheeze anschaut. Tofu, Tempeh und Seitan sind erstmal auch ohne Aromen, Konservierungsstoffe und co. - wenn man die richtig zubereitet, braucht man wirklich keine stäeker verarbeiteten Ersatzprodukte. Generell ist der Bio-Supermarkt dein Freund.

PS: Hackfleisch lässt sich in den meisten Gerichten super durch eine Mischung aus Sojagranulat und Grünkernschrot ersetzen.

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Silke81
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Beitrag von Silke81 » 23. Jan 2017 18:41

Hi Failure,

ich denke Du (bzw. ihr) bist hier genau richtig, um Dir Anregungen zu holen, wie Ihr auch ohne tierische Produkte satt und zufrieden werdet:)
Sehr zu empfehlen dafür sind der Photos von Nahrung Thread, Ich esse/trinke gerade und natürlich die komplette Rezepte Rubrik.
Photos von Nahrung
Rezepte
Ich esse/trinke grade

Jeder Umstieg beginnt im Kopf und da bist Du ja schon auf einem recht guten Weg.
Ich selbst bin den Weg über vegetarisch gegangen, und dadurch dass mir z.B. Eier nie geschmeckt haben, ist mir dann der nächste Schritt nicht so schwer gefallen.
Aaaber zum Beispiel im Urlaub mache ich bis heute auch mal vegetarische Ausnahmen (und ich bin hier trotzdem noch nicht ausgepeitscht worden ;) )
Fleisch oder Fisch zu essen kann ich mir heute überhaupt nicht mehr vorstellen und zuhause gibt es für mich auch keine Ausnahmen.


In diesem Sinne, herzlich willkommen, viel Spaß hier und bei Fragen immer raus damit :)
don´t worry, eat curry!

Failure22
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Beitrag von Failure22 » 24. Jan 2017 10:28

Hey ihr Lieben,

erst einmal vielen Dank fürs Willkommen heißen!
Heute morgen gab es bei mir etwas, das ich eh schon gerne gegessen habe nur leicht abgewandelt - ne große Schüssel mit Haferflocken, Quinoaflocken, Leinsamen, Chia, 1 Apfel, 1 Banane... und früher gab es dazu dann Joghurt oder Kuhmilch - heute dann mit Mandelmilch. Ich seh schon, dass ich an der Menge mehr essen muss nun... weil z.B. die Mandelmilch fast nix hat und ich mit 400ml Kuhmilch natürlich schon ein bisschen mehr Fett/kcal habe... Aber lecker auf jeden Fall - dazu dann einen Ingwer-Lemon-Grüntee! :)

Freut mich, dass hier quasi jeder willkommen ist. Der Foto-Thread ist schon mal super, habe schon einiges leckeres gesehen!
Rührei aus Tofu und Gewürzen nachzuempfinden klingt für mich erst mal befremdlich (Kopf sagt - das KANN doch gar nicht schmecken...) - aber ich hab ja so etwas auch noch nie probiert, bin also trotzdem erst mal offen dafür! :)
Wie ihr auch geschrieben habt - ein Umschwung von jetzt auf gleich wäre zu hart, aber in kleinen Schritten - wie z.B. heute morgen die Milch durch Mandelmilch zu ersetzen etc. ist denke ich eine gute Herangehensweise!

Liebe Grüße

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 24. Jan 2017 13:46

Lieber Failure22,
Herzlich Willkommen, die Reise zum Veganismus kann lang sein, oder auch sehr schnell. Bei mir hat sie Jahre gedauert, bei meiner Frau einen Tag.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass damit auch ein sensorischer Wandel einhergeht, d.h. in der Regel magst du die tierischen Produkte dann gar nicht mehr riechen oder schmecken. Vor Weihnachten war ich mit meinen Kollegen beim Italiener, der eine neben mir hatte Pizza Frutti di Mare, der andere eine Gorgonzola-Lasagne - das war mal übel!
Wenn du dich an guten selbst gemachten Ersatz heranwagst, dann empfehle ich dir, das erst mal von Profis zu probieren - macht man es nämlich selbst, dann scheitert man oft, was demotivierend ist. Vor allem auch, weil einige Produkte doch recht teuer sind, und das wäre schade. Das gilt z.B. auch für Tofu, das Tofu-Rührei oder Kuchen.
2-3 Eier zum Frühstück ist schon recht happig.
Ich kann dir zumindest mal empfehlen, auch Nüsse regelmäßig in die Ernährung einzubauen - gehackt im Müsli, oder einfach so - tragen auch gut zur Sättigung bei.
Käufliche Haselnüsse empfehle ich im Ofen zu rösten - dieser Geschmack ist unschlagbar im Müsli oder als Extra auf dem Nutella-Ersatz-Brot (Tipp: Bionella)
Als weiteren Film könnte ich noch 'Hope for all' empfehlen, weiß aber nicht, ob es den schon auf Netflix gibt.
Viel Glück und Erfolg beim Ausprobieren!
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We live in an age of insanity and confusion - Our existence is senseless without direction - Yet these times of many changes offer us also big chances - To face the future escape our self-destruction by returning to our true values.

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Rena
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Beitrag von Rena » 24. Jan 2017 14:52

Also,dass man vegan generell mehr essen muss um auf seine kcal zu kommen ist eigentlich eher nicht meine Erfahrung.
Die Mandelmilch von Alpro ist schon sehr leicht,aber z.B Haferdrink hat genauso viele kcal wie Kuhmilch.

Bratwurst oder Salami sind deutlich fetter in Tier als in Soja,glaube ich,aber das macht ja nicht den Hauptteil der Ernährung aus.

Man darf halt nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das wäre wie wenn ich sagte,wenn ich vegan gegen omni tauschte muss ich plötzlich Blutwurst essen,dabei sind Linsen viel gesünder.
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

NoXter
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Beitrag von NoXter » 25. Jan 2017 01:17

Wenn man rausgefunden hat was man alles so essen kann, bzw wie man diverses zubereiten kann, dann ist das mit den kcal in der Tat kein Problem mehr.
Bezüglich Alpro muss man sagen das deren Drinks prozentual gesehen immer vergleichsweise wenig von der Hauptzutat drinne haben. Provamel oder andere Bio-Drinks haben da zT. deutlich mehr drin.

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Ars
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Beitrag von Ars » 25. Jan 2017 13:11

Huhu Failure22. Ich befinde mich ja auf dem selben Weg wie du, wenn auch der Ausgangspunkt anders war. Bei mir sind es meine Töchter, die sich zuerst vegetarisch und dann vegan ernähren wollten. Bei der Änderung auf vegetarisch hat sich für mich nicht viel geändert. Vegan, das fand ich viel zu kompliziert. Nun denn, aus Liebe tut man dann doch Dinge, die man "ganz bestimmt niemals tun wollte". Ich ernähre mich also mittlerweile zu geschätzt etwa 90 Prozent vegan und mache die "seltsamsten" Entdeckungen über mich selber. Mir ist erst neuerdings klar, dass nach längerer Zeit vegan, sich Cordon Bleu und Pommes wie ein Stein im Magen anfühlen und es mir damit gar nicht gut ging. Ich merke auch, dass es mich vor einigen Fleischsorten anfängt zu ekeln. Da sehe ich aber auch meine Ambivalenz und erkenne auch, wie wenig überzeugend - selbst vor mir selber - meine Argumentation ist, überhaupt noch Fleisch zu essen. Im Moment ist es irgendwie wie bei einem Raucher: ich weiss, was ich eigentlich wollen würde, aber schaffe es noch nicht, es zu tun. Lustig dagegen der Vorfall, als mein Chef mich fragte, ob ich absichtlich überhaupt keine Fleischvariante für einen Betriebsapéro voller Omnivoren ausgewählt hätte. Nein, das war mir nicht bewusst, aber es war tatsächlich ein rein vegetarischer Vorschlag. Es gibt so viele weitere Punkte, bei denen ich merke: ich bin auf einer Reise und diese scheint unweigerlich in eine Richtung zu führen.

Ich weiss im Moment allerdings nicht, wie weit diese Reise geht. Ich kaufe nichts mehr, was ich weiterverarbeite, mit Eiern drin und auch keine Eier selber. Das scheint mittlerweile Standard zu sein. Aber wie weit bin ich bereit hier zu gehen? Wenn ich auswärts esse, verzichte ich im Moment eben nicht auf das Dessert, obwohl da garantiert Eier oder Milch oder Butter drin sind. Und warum ist das für mich eine Frage? Wieso bin ich zu schwach, um hier konsequent zu sein? Werde ich das Thema Käse je ganz loslassen können?

Ich weiss das alles nicht im Moment. Aber was ich weiss ist, dass sich auf diesem Weg Dinge verändern und gewisse Fragen von anderen Fragen abgelöst werden. Vielleicht ist es das? Einfach mal gehen und schauen, wo es hinführt?

Zu den Kalorien: die waren bei der Umstellung der Mädchen kein Problem. Ich empfinde die vegane Ernährung nicht als niedrigkalorisch, zumal unser Nusskonsum enorm gestiegen ist. Das gleicht dann wohl das bisschen fehlender Käse auf dem Gratin aus.

Zum Thema "kann nicht schmecken": ich lasse mich auf Vieles ein und probiere einfach mal aus. Wenn ich dann das Gekochte probiere, bin ich mehr als einmal mit offenem Mund dagestanden und habe mich einfach nur gewundert. Ernsthaft? Das schmeckt wie Mayo, dabei ist es ganz anders gemacht... Spätzle brauchen keine Eier? Okay, gut zu wissen... Aber wo ich wirklich einfach nur noch bedröppelt dastand war, als ich Schokoladenmousse mit Seidentofu gemacht habe. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass man das niemals essen kann. Aber man konnte und zwar leider sehr gut! Ich habe hier einfach den Tipp: probiere aus und was du nicht gut findest, mach kein zweites Mal ;)

Booma
Beiträge: 2
Registriert: 24.01.2017

Beitrag von Booma » 26. Jan 2017 17:58

Hallo zusammen!
Mir geht es ein bisschen wie Failure22 und Ars.
Bisher habe ich gegessen was auf den Tisch kam. Zwar auch ausgewogen mit Gemüse, Obst, Rohkost. Aber auch sehr viel Fleisch, Wurst und Milchprodukte. Ich bin Handwerksmeisterin im elterlichen Betrieb und esse mittags immer mit bei Muttern. Sie kocht gerne und sehr gut, aber auch fast immer mit Fleisch. Ich habe es immer gerne gegessen, obwohl ich mir bewusst war, welchen Preis die Tiere dafür bezahlten und dass es nicht die beste Ernährung für die Gesundheit ist. Das mit der Gesundheit ist mir erst Stück für Stück mehr bewusst geworden. Wir achteten immer darauf, dass Fleisch und Wurst nur vom ortsansässigen Metzger kommt, von Tieren aus der Region und nicht aus großen Fabriken. Meine Mutter hat auch so die Einstellung, dass man Fleisch und Milch essen muss, dieser typische Gedanke halt, dass nur "was aus dir wird, wenn du nen ordentlichen Stück Fleisch zu Mittag isst, Kind." 8-) Mein Vater bekommt richtig schlechte Laune, wenn mal ein Gemüsetopf ohne Fleisch aufm Tisch steht...

Naja, dann habe ich vor fast drei Jahren nach langer Zeit wieder zu einem Hund gefunden. Ein Hundewelpe zog in mein Leben und ich glaube im Fernsehen habe ich zu der Zeit eine Reportage über Fleischindustrie gesehen. Ich weiß noch, dass ich die Reportage gut fand, weil sie ganz sachlich und ohne Gräuelbilder war.
Die Art, wie dieser kleine Hundewelpe mich zum Lachen brachte und wie man sich um ihn kümmert, ihn hegt und pflegt, sich um ihn sorgt, wenn er mal nicht gut zurecht ist und man eigentlich nur das Beste für ihn will... dieses Verhalten von mir dem Hund gegenüber hat mich stutzig werden lassen und mir wurde klar, wie bescheuert man lebt. Haustiere werden umsorgt und verhätschelt und die Tiere, die fast den Hauptbestandteil meiner Ernährung ausmachen haben das beschissenste Dasein was man sich vorstellen kann. Ich wollte daran nicht mehr teilhaben und habe beschlossen meine Ernährung vegan zu gestalten. Ich habe Kochbücher gekauft, habe mir einen Grundstock an veganen Lebensmitteln angeschafft und einige Dinge ausprobiert. Aber ich bin gescheitert. Ich glaube, ich bin es zu verbissen angegangen und wollte es zu sehr. Es lag sicher auch an meiner Mittagspause am elterlichen Esstisch und der mangelnden Akzeptanz meiner Eltern. "Spinn nicht rum", "So ein Quatsch", "Wir essen so wenig Fleisch"... die Sprüche kennt sicher jeder. Aber es hat mich nicht ganz losgelassen, die vegane Lebensweise.

Am Wochenende habe ich dann den Film "Hope for all" gesehen. Naja, nicht ganz, eine zeitlang hatte ich ein Kissen vor den Augen... und da wurde mir klar, was ich vorher schon hin und wieder dachte. Auch Fleisch vom Metzger oder in Bio-Qualität.... Man belügt sich selbst. Auch der Metzger oder ein regionaler Bauer treibt seine Tiere in einen Transporter und bringt sie zum Schlachthof. Und da ist Schluss mit Bio oder artgerechter Haltung. Und dieser Umgang dort mit den Tieren kotzt mich einfach nur an. Ich will kein Teil mehr davon sein. Ich kann nicht meinen Hund knuddeln und dann Fleisch von gequälten Tieren essen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Haustier Hund und Nutztier Schwein. Ein Schwein würde genauso spielen wie ein Hund, wenn es könnte.
Ich will kein Teil mehr davon sein.
Ich werde einen neuen Versuch mit der veganen Ernährung starten. Ich werde mich diesmal aber nicht so unter Druck setzen. Beim letzten Mal war es für mich nicht schwer auf Wurst oder Fleisch zu verzichten. Käse hat mir sehr gefehlt. Und der elterliche Mittagstisch war auch eine große Hürde.
Für diesen Versuch habe ich mir vorgenommen mit der veganen Ernährung zu wachsen. Jede vegane Mahlzeit zählt. Was mich noch ein bisschen stutzig macht ist, dass man Nahrungsmittelergänzungen nehmen soll, wenn man sich komplett vegan ernährt. Ich weiß grad nicht um welches Vitamin es geht. Aber das kann mich jetzt auch nicht bremsen und dem gebe ich jetzt auch nicht zu viel Beachtung.
Heute Mittag gab es nochmal Gulasch. Meine Mutter fragte anschließend, was sie morgen kochen soll, Gehacktes oder Kotelett. Für mich nix von beidem, hab ich gesagt. Sie machte nur "Pff spinn doch nicht." :D Gestern Abend noch habe ich mit ihr darüber gesprochen, aber sie nimmt mich da einfach nicht ernst. :D Sie wird schon sehen...
Aber guckt man sich die Gerichte doch mal an... Das Gulasch heute war braun in braun... lecker zwar, aber einfach nur braun. Ein schöner Nudelsalat mit Paprika, Tomate, Kräutern ist so schön bunt und alles schmeckt man raus...

Nicht zuletzt spielt für mich auch meine eigene Gesundheit eine Rolle in dieser Entscheidung. Nach dem Essen heute (und auch nach jedem anderen bisher) bin ich so müde...ich könnte zwei Stunden schlafen. Und ich habe sehr schnell wieder Hunger. Jetzt gerade habe ich eine Entzündung in meinen Fingergelenke, Was und warum weiß ich noch nicht, habe ich Mittwoch untersuchen lassen. Nach dem Fleisch-Essen heute mittag hatte ich wieder einen Beschwerdeschub. Rötung, Schmerz, Schwellung...
Mein Vater hat massive Herzprobleme, meine Mutter hat Knochen- und Gelenkprobleme. Arthrose... aber "das kommt ja nicht vom Essen." Sie ist noch nicht so weit...

Letztes Jahr habe ich in vielen anderen Bereichen gemerkt, dass man nicht zu viel über seine Vorhaben reden sollte. Vieles redet man (oder andere dann) kaputt. Ich treffe diese Entscheidung für mich. Und bis ich soweit bin werde ich es niemandem auf die Nase binden. Ich hoffe, dass es in mit Klick gemacht hat und freue mich auf viele spannende Essensversuche. :D Bunte, leckere Gerichte ohne Tierleid.
Jetzt habe ich aber genug geschrieben, mein erster Beitrag überhaupt in einem Forum...ich hoffe, ich mache keine Fehler... :oO:

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