¿Warum sieht veganes Essen aus wie Fleisch?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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illith
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Beitrag von illith » 5. Feb 2017 19:57

somebody hat geschrieben:Bei veganen Nachbildungen omnivorer Nahrungsmittel handelt es sich IMO um Nonsensprodukte, da im Hinblick auf Makro- und Mikronährstoffe im Regelfall mehr oder weniger negativ von ihren Vorbilden abweichend und da im Regelfall unwirtschaftlich.
einen großen teller mock duck mit BBQ- und teriyakisauce vertilgend möchte ich dir da widersprechen. ;)
(auf die eingestanzte gerupfte-haut-optik würde ich allerdings nicht bestehen)
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 5. Feb 2017 20:55

halaa hat geschrieben:Trotzdem wundert mich die Ähnlichkeit zu echtem Fleisch. Wie fühlt es sich an als Veganer, etwas zu essen, dass aussieht und schmeckt wie Fleisch?
Wenn's schmeckt und kein empfindungsfähiges Wesen dafür leiden musste: gut. Seitan vertrage ich aber verdauungstechnisch nicht gut, daher esse ich nur sehr selten Fake-Fleisch.

Bei anderen Nachahmungsprodukten scheint mir, man habe sich voll auf das Aussehen des Originals konzentriert und darüber Geschmack und Konsistenz vergessen. Da greife ich dann lieber gleich zu etwas anderem. Wenn ein veganes Convenience-Produkt in einer ansprechenden Form und Farbe angeboten würde und nicht hauptsächlich aus Fett und Stärke bestünde, würde ich das sicher ausprobieren und, wenn's gut schmeckt, auch wieder kaufen. Terrinen oder Pasteten aus ausschließlich pflanzlichen Zutaten zum Beispiel fände ich sehr praktisch. Klar, man kann die selbst herstellen, aber das braucht Zeit und Planung.

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RoadOfBones
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Beitrag von RoadOfBones » 5. Feb 2017 22:06

Wenn wir sowas essen, dann nur selten, meist um nicht-veganen Gästen was zu bieten.
Oder mal was Schnelles zu grillen.
Das macht übrigens unter anderem die Beliebtheit von Fleisch und Wurst aus. Es ist verdammt einfach zuzubereiten. Wurst auf den Grill, Brötchen dazu, Senf.... Fertig.
Das will man als Veganer auch mal so haben.
Ausserdem prägt man seinen Geschmack im Lauf des Lebens.... Und ich kenne jemanden, der früher sehr gern Fleisch gegrillt hat... der legt halt jetzt vegan auf.

Und so schlecht sind die Produkte nicht:
https://albert-schweitzer-stiftung.de/a ... en-im-test
Zuletzt geändert von RoadOfBones am 6. Feb 2017 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 5. Feb 2017 22:17

halaa hat geschrieben:Wenn man sich vegan ernährt und tierische Produkte ablehnt, möchte man da mit etwas konfrontiert werden, dass aussieht wie Fleisch und auch so schmecken soll?
Fleisch hatte mir in meiner Allesesser-Vergangenheit durchaus gut geschmeckt. (Soweit ich mich noch erinnere.)

Ich bin ja auch schließlich nicht Veganer geworden, weil Tierprodukte von der geschmacklichen Qualität her irgendwie scheisse wären.
Ich möchte nur eben nicht, dass tatsächlich Fleisch oder ethisch vergleichbar untragbare Tierprodukte in meinem Essen drin sind. Aus rein ethischen Gründen, nicht aus geschmacklichen Gründen.

Den Versuch, fleischfreie Produkte geschmacklich durchaus nahe an den von Tierfleischprodukten zu bringen, kann ich deshalb auch gut nachvollziehen. Das betrifft insbesondere das Ansprechen des Geschmackssinns Umami.

Derartiges Fleischimmitat dann aber auch noch in die Form von Tieren zu pressen, sammelt bei mir dann wieder Minuspunkte, da ich eine Assoziation mit Tierfleisch ja gerade wieder möglichst nicht haben möchte.

Es geht also hier um die Gratwanderung, einerseits alle Geschmackssinne anzusprechen, andererseits aber eine Distanz zu jenen Nahrungsmitteln herzustellen, die ganz primär für den Schwerpunkt des Geschmackssinnes "Umami" stehen: Tierprodukte wie beispielsweise gebratenes Fleisch.

Es scheint nur sehr wenige (gar keine?) Veganer zu geben, die das Pressen in eine Tierform als angenehm oder vorteilhaft empfinden.
Wieso gibt es dann aber primär genau solche Formgebungen?

Ganz einfach:

Echte Vollzeit-Veganer sind eben gerade nicht die primäre Zielgruppe für die in Tierform gepressten Fleischimmitate. Denn dafür gibt es schlicht und einfach zu wenige durchgängig vegan lebende Leute (~ weniger als 1% der Bevölkerung).

Die primäre Zielgruppe ist die viel größere Gruppe der Flexitarier und sonstigen Flexi-irgendwas, die gelegentlich mal auf Fleisch verzichten wollen.
Nur wenn man eben auch diese Gruppe mit einem Produkt erreicht, kann man auf akzeptable Verkaufszahlen hoffen.

Die Frage, warum denn Fakefleisch nicht nur fleischähnlich schmecken soll, sondern auch noch zusätzlich wie Tier aussehen soll, müsste man also eigentlich der wirklichen Produkt-Zielgruppe "Flexi*" stellen.
Aber da liegt die Antwort auch schon wieder so auf der Hand, dass man sich die Frage auch gleich schenken kann: Man kann mit dem "Fake-Produkt" genauso umgehen wie mit dem "Original", welches man sonst stets zubereitet/serviert/isst.

Ich denke, soweit können wir uns gerade noch trauen, uns in die Flexi*-Denkweise hineinzudenken, auch wenn es nicht wirklich "unsere" Art zu denken ist. Mit "unsere" meine ich hier die "vegane".

Ob es ein Flexi*-Forum gibt, wo man eine solche Frage platzieren könnte, weiß ich aber leider nicht. Hab jetzt aber auch nicht extra danach gegoogelt.

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illith
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Beitrag von illith » 5. Feb 2017 23:41

guter punkt, BB. allerdings - in tatsächliche TIER(körperteil)-form ist doch kaum irgendwelches fakevleisch gepresst. ich hatte mal ein (in jeder hinsicht nicht überzeugendes) "halbes hähnchen", es gibt "garnelen" (die ja für omnis oft ebenfalls in form gepresstes protein sind^^), solche "hähnchen-schlegel" hab ich mal gesehen... aber wurst, schnitzel, aufschnitt, hack, buletten - das sind ja einfach 'logische' formen (für einsatz und verarbeitung) und haben keine ähnlichkeit mit irgendeinem tier, das ich kenne.

witzig finde ich, dass die thread-frage seit ein paar wochen auch in der TV-werbung adressiert wird - von rügenwalder, im rahmen seiner veggie-produkte^^
...ah, hier!

die ist echt so geil xDD
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Beitrag von BodyBuilder » 6. Feb 2017 00:35

illith hat geschrieben:... aber wurst, schnitzel, aufschnitt, hack, buletten - das sind ja einfach 'logische' formen (für einsatz und verarbeitung) und haben keine ähnlichkeit mit irgendeinem tier, das ich kenne.
Die "logischen Formen" hatte ich damit ja auch nicht gemeint. Sondern eher so Nachbildungen wie aufgeprägte "gerupfte Haut", Schenkelformgebung oder ähnliches.
Für die "logischen Formen" gibt es einfach formtechnische, sachliche Gründe. Ein zur Portionierung bestens geeigneter Zylinder mit entschäften Enden trägt eben den Namen "Wurst".
Es steht ja natürlich keine Wurst auf der Weide und von daher ist eine formtechnisch logische Form wie eine Wurst natürlich auch keine Kennnzeichnung des Inhaltsstoffes "Tierfleisch". Eine Wurst kann innen auch aus etwas ganz anderem bestehen als aus Fleisch. Die Bezeichnung "Wurst" ist keine Kennzeichnung als Fleisch als Inhaltsstoff, sondern eine Formkennzeichung.

Neben Zylindern mit verrundeten, entgrateten Enden haben auch abgerundete Kreisscheiben oder "flachdedrückte Kugelformen" durchaus einen praktischen Sinn.
Sowas zähle ich natürlich nicht in die Kategorie "nachgeahmte Tierprodukte", sondern ganz klar zum Bereich mathematisch logischer Formen, die aus logischen Gründen zum Einsatz kommen.

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Beitrag von illith » 6. Feb 2017 00:36

dann verstehen wir uns. ;)
(aber erzähl das mal dem Schmidt!)
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Beitrag von BodyBuilder » 6. Feb 2017 01:15

illith hat geschrieben:(aber erzähl das mal dem Schmidt!)
Bezüglich der Unterscheidung zwischen "Formbeschreibung" und "Inhaltsstoffbeschreibung" hat dieser Herr sicher noch einen gewissen Lernbedarf.

Wo er aber durchaus recht hat, ist, dass Produktbeschreinbungen bisher auch zuweilen einen falschen Inhaltsstoff vortäuschen und da unbeding was dagegen gemacht werden müsste.

Also ich denke auch dass eine vegane Wurst unbedingt auch als "vegane Wurst" beschriftet werden sollte und nicht einfach nur "Wurst" ohne das Wort "vegan" in gleicher Schriftgröße. Dem Kunden muss das Wort "vegan" schon förmlich ins Auge stechen, damit er es ja nicht versehentlich übersehen kann.

Nachbesserungsbedarf gibt es auch bei diversen Tierprodukten. Beispielsweise geht es doch echt gar nicht, dass ein Tierproduktgemisch unter der betrügerischen Bezeichung "Leberkäse" verkauft werden kann, obwohl genau 0% Leber und sogar auch noch 0% Käse drin ist.

Und sowas soll Leberkäse heißen dürfen???
Also das ist doch echt Betrug am Kunden und da muss man unbedingt was dagegen tun.

Ich kenne jetzt nicht genau den Namensvorschlag, den der Herr Schmidt für solchen Schummel-Leberkäse ausgearbeitet hat, aber "leberfrei und käsefrei" müsste doch wohl das mindeste sein, was man für so ein Produkt im Namen erwarten kann, um verkehrsfähig zu sein.
Da ist doch dringender Handlingsbedarf gegeben.

Trüffelfreie Schokoladentrüffel ohne Hinweis auf die Trüffelfreiheit habe ich auch schon mal gesehen.

Also da liegt doch so einiges im argen.

Daher finde ich auch, dass jede vegane Wurst auch als "vegane Wurst" beschriftet sein muss!

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 6. Feb 2017 06:39

halaa hat geschrieben: Das soll auch nicht doof klingen, aber derartige Fragen lassen mir keine Ruhe :blush:
Sorry, aber die Frage klingt sehr doof.
halaa hat geschrieben:Wie fühlt es sich an als Veganer, etwas zu essen, dass aussieht und schmeckt wie Fleisch?
Ich bin zwar kein Veganer, aber je nach Zubereitung schmeckt das sehr lecker. Es ist für mich immer ein Highlight in buddhistische Restaurants zu gehen und vegane Gericht zu essen, die Fleischgerichte immitieren. Das einzige was mich stört ist der Preis.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

halaa
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Beitrag von halaa » 6. Feb 2017 16:38

Vielen lieben Dank für die Antworten. Ja ich denke da ist durchaus was dran, dass derartige Produkte nicht die Zielgruppe Veganer ansprechen soll. Gut, dann muss ich ja nicht dumm sterben ;P
Um ehrlich zu sein, habe ich einen Shitstorm erwartet, da ich kein Veganer bin. Aber Euer Forum ist sehr höflich und freundlich :blush: tausend Dank :heart:

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