Pornografie & 3rd Wave Feminism

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 13. Feb 2017 20:11

illith hat geschrieben:Minderjährige sind nicht notwendigerweise Kinder?
und es noch komplizierter, weil es durchaus "sex worker" gibt und gab, die minderjährig sind und dennoch freiwillig in diesem Bereich Geld verdienen - also "im Rahmen der marktwirtschaflichen Realität" usw. (sei es bspw. bis vor wenigen Jahren in der Schweiz, wo Prositution ab sechzehn Jahren legal war. oder auch legale Pornographie mit jugendlichen DarstellerInnen in mehreren europäischen Ländern)
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 13. Feb 2017 21:21

illith, aus Deinem Beitrag von gestern Nachmittag werde ich nicht schlau. Willst Du den Kinderschutz aufheben? Zurück zur Erwerbsarbeit vor Erreichen des 14. Lebensjahrs? Freie Bahn für die Prostitution von Kindern und Jugendlichen und/oder ihre Mitwirkung in Pornos?

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illith
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Beitrag von illith » 13. Feb 2017 21:32

:kk:
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gemüse
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Beitrag von gemüse » 13. Feb 2017 21:41

Diesen Beitrag meine ich:
illith hat geschrieben:Guerilla Feminism hat neulich auf Instagram ein statement gepostet, demnach es nicht möglich ist, [als feministIn, nehm ich an] sex workers zu unterstützen bzw sich mit ihnen zu solidarisieren, aber sich gleichzeitig gegen sex work auszusprechen.
als jemand in den comments fragte, wie es sich mit minderjährigen sex workers verhält, war die antwort von GF, dass es sich in dem fall nicht um sex work, sondern um trafficking handle.
:kk:
mir ist schon öfter aufgefallen, dass im US-diskurs irgendwie eine ziemlich ...harsche haltung bzgl schutzalter herrscht. was ich befremdlich finde, da das ja eine sehr willkürliche und verallgemeinernde zahl ist.

und die (ganz)obige aussage kann ich auch überhaupt nicht unterschreiben - vielmehr ist sie eigentlich genau das, was meiner eigenen haltung zum thema entspricht.^^
im zugehörigen kommentarstrang gab es einige kontroverse dikussionen. fand ich teils ziemlich befremdlich... alles was dabei an negativen, misogynen aspekten bzgl sex work genannt wurde (zb auch in bezug auf den geschichten von aussteigerInnen), wurde nicht als problem von sex work an sich gesehen, sondern halt arschige freier oder dass es in dem fall halt trafficking und nicht sex work wäre.
no true scotsman...?
Vermutlich liegt's aber an meinen Deutschkünsten, die mich die "…harsche haltung bzgl. schutzalter" auf "sex work" beziehen lassen.

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illith
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Beitrag von illith » 19. Jul 2017 17:15

Akayi hat geschrieben:Ich muss sagen, dass ich mich sehr wenig mit den verschiedenen Wellen auskenne aber von dem was ich mitbekommen habe nicht den Eindruck hatte bisher, dass Pronografie etc. in dem Maße abgefeiert wird wie sich dir das darstellt. Genauso, dass Prostitution etc. besonders bei Women of Colour akzeptiert wird. Das wäre mir erst einmal neu.
das steht da nicht. das war die Eileitung zu meinem Post, wo es noch nicht spezifisch um Sex Work ging.
mir fällt zB immer wieder auf, wie Beyonce, Nicki und Rihanna in den entsprechenden Kreisen anscheinend komplette Freifahrtsscheine haben. mir ist (mittlerweile) völlig klar, was die beiden für WoC für eine Bedeutung haben.
aber die leisten sich teils derart antifeministische Dinger - die, finde ich, könnte man schon kritisieren. (ohne jetzt notwendigerweise sein Fandom aufzugeben)
und bei diesen dreim Damen zumindest kann man nun ja auch nicht anführen, dass die da eben Abstriche machen müssen, um ihr Geld zu verdienen oder relevant zu bleiben.
wirklich einen inneren Bruch gab es bei mir, als ich die (recht konsensualen) Reaktionen zu dem absolut furchtbaren "Bitch better have my Money"-Video gelesen hab.
ist absolut richtig, dass weiße Frauen bzw. weiße Feministinnen leier viel zu oft ein Problem waren und sind, wenn es um W/PoC geht. aber grade sowas wie sexualisierte Erniedrigung und Gewalt (und mM auch folterartige Geschichten allgemein) sind in meinen Augen einfach überhaupt Ober-NoGo! (und das empfinde ich jetzt nicht nur so, weil es in dem Fall gegen eine Gruppe geht, der ich angehöre - ich kritisiere zB auch die Gewalt gegen männliche Beziehungspartner in den Videos von KünstlerInnen - so geschehen zB bei Pink, Kelis und Missy. da war es aber noch nicht mal sexualisiert, iirc) zumal in dem Fall ja erschwerend hinzu kommt, dass das Oper von Rihannas Gang in dem Video nicht mal der eigentlich urspürngliche Täter war - das ist "the accountant" - sondern dessen Frau. und das bedient ja nochmal zusätzlich eklig Patriarchatsk#ck - also dass ein Mann bewusst und aktiv bestraft oder erniedrigt wird, indem dessen Partnerin sexuell missbraucht wird. e-kel-haft.
Edit: Ich habe noch einmal nachgelesen und ich denke du hast beide Stellen etwas dramatisiert. Das mit der Tüte hast du z.B. etwas verschärft wiedergegeben, da sie nicht davon schreibt er habe diese zugehalten. Ich denke das Problem ist, dass Asa nich klar ausdrückt dass sie in einer Form von 24/7 Beziehung lebt.
ich hab es aus der Erinnerung wiedergegeben, war nicht beabsichtigt. macht für mich aber jetzt nicht wirklich einen Unterschied.
letzte Nacht hab ich die letzten verbliebenen Seiten von dem Buch fertiggelesen. und mein Empfinden vom Eingangspost hat sich nochmal sehr deutlich bestätigt.
besonders auch durch die ausgiebige Szene gegen Schluss, wo es um die "Notwendigkeit" geht, dass manchmal einfach die Craziness aus einem Mädchen rausgef#ckt werden muss.
ja, wenn das mit der 24/7-Beziehung irgendwo erwähnt wäre und auch welche 'Eckpfeiler' die in diesem Fall so hat (und wie sie sich entwickelt hat), wäre das sicher eine Hilfe gewesen.
gerade besagte (Fast-)Endszene war stellenweise schwer für mich zu ertragen - wegen ihrer Drastik und auch, weil da die Grenzen der Consensuality teils nicht mehr so ganz eindeutig waren (wie bei vereinzelten anderen Szenen auch). also - ich gehe davon aus, dass sie es letztendlich doch waren, weil die sonst so mutmaßlich nicht in der Form im Buch zu finden gewesen wären. aber eben ohne diesen Disclaimer schafft das sonen Eindruck von Normalität.... ka, das gibt mir etwas die creeps.
(oh, grade lese ich auf WP, dass sie sich auch als Feministin definiert. das bringt mich etwas zu meiner Ausgangsfrage zurück, was "Feminist" dieser Tage inhaltlich eigentlich überhaupt noch bedeutet. igrendwie vergleichbar mit der "Vegan"-Kiste ;) )
so oder so: ich bin auf ihr neues Buch gespannt.
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Beitrag von Kim Sun Woo » 19. Jul 2017 19:57

illith hat geschrieben:[...] und auch, weil da die Grenzen der Consensuality teils nicht mehr so ganz eindeutig waren (wie bei vereinzelten anderen Szenen auch). also - ich gehe davon aus, dass sie es letztendlich doch waren, weil die sonst so mutmaßlich nicht in der Form im Buch zu finden gewesen wären.
wobei es grundsätzlich natürlich auch Menschen gibt, für die diese "Grauzone" (also quasi dort wo die Grenzen zwischen Einvernehmlichkeit und Nichteinvernehmlichkeit verschwimmen bzw. sich zu einem gewissen Grad auflösen) eine erregende Komponente hat.
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Beitrag von illith » 26. Sep 2017 02:42

argh.
jetzt hab ich endlich Hot Girls Wanted auf Netflix fertiggeguckt.



die erste Hälfte ist er etwas langweilig, später zieht es dann an. (vermutete ich schon, dass das der angepeilte 'Spannungsbogen' sein soll)
an einer Stelle musste ich weggucken, die war ZU horrific.
insgesamt... aufschlussreich.
hat mich auf jeden Fall auch nochmal darin bestärkt, diese sex-positivity gone wild Haltung im aktuellen 3rd-Wave- und teils Intersec-Diskurs kritisch zu sehen.

hat noch jemand den gesehen zufällig?
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Beitrag von Akayi » 26. Sep 2017 04:26

Mir wude das eine Zeit lang von Netflix angeboten. Das klingt ja furchtbar. K.a. ob ich mir das komplett geben könnte.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Beitrag von Curumo » 27. Sep 2017 10:46

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Beitrag von Kim Sun Woo » 3. Okt 2017 01:06

@ illith
kann mir vorstellen, daß das daran liegt, daß mir gewaltpornographische Seiten bzw. etliche der diesbzlg. fürchterlichen Geschichten bereits vorher ein Begriff waren (ich erinnere mich, mal eine Szene aus der gezeigten Reihe gesehen zu haben, die mir ebenfalls ein ganz, ganz übles Gefühl machte. quasi: "das ist keine Pornographie (mehr), so wie ich sie verstehe, daß ist ein gefilmter sexueller Übergriff." :x - hatte ich das nicht damals sogar hier im Forum erwähnt?), aber zumindest hinsichtlich einer Stelle ging es mir ähnlich wie der Autorin dieses Artikels:

Hot Girls Wanted Tries and Fails to Turn Its Porn-Star Subjects Into Victims
http://reason.com/blog/2015/06/04/hot-girls-wanted
But by the end of the film Tressa, now 19, has quit porn at the urging of her mother and her boyfriend, Kendall. The film treats this as an unambiguously good outcome. Yet the scenes where mom and Kendall talk Tressa into quitting made me more uncomfortable than the icky age-play shoot between another teen performer and a middle-aged man playing a family friend. Tressa repeatedly expresses reasons why she wants to continue in porn, and a relatively healthy attitude toward the stigma attached. But her mom and boyfriend are both uncomfortable with and ashamed by Tressa's porn work. In convincing her to quit, they stress how Tressa's work makes them feel and what she is doing to them by continuing. Tressa reluctantly agrees to quit.

On the phone with Riley after breaking the news, Tressa tells him, "I miss...doing my own thing and having my freedom." Some time later, however, Tressa—boyfriend by her side—tells us that she now recognizes her dabbling in porn as pure "selfishness." It was, for me, the saddest moment in the film.
auch dieser Moment, in dem Kendall Tressa/Stella ins Gesicht sagt, daß er sie für eine Prostituierte hält, war für mich so :eek: :hmmpf: (und auch: okay, und wenn der Idiot sich jetzt nicht sofort und auf der Stelle bei ihr entschuldigt, steht sie hoffentlich direkt auf und geht. hat leider weder er noch sie)


sidenote: hab vor einigen Jahren mal die Doku "9to5 - Days in Porn" gesehen und fand die damals ebenfalls ziemlich gut (sozusagen falls du noch mehr Interesse hast, etwas über die (amerikanische) Pornoindustrie zu sehen/erfahren)
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