Kohlenhydrate für einen Büromensch

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
gemüse
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Beitrag von gemüse » 27. Mär 2018 22:19

Sphinkter hat geschrieben:LOGI ist das, kurz erklärt:
http://veganrobust.blogspot.de/2018/03/ ... n.html?m=1
Ha! Die Nahrungsmittelpyramide dieses LOGI-Modells deckt sich in der tierfreien Version mit meinem Futter: Gemüse und Obst als Basis (das mit den zuckerarmen Sorten habe ich überlesen), dann Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, darüber Getreide und Pseudogetreide, zuoberst Süßkram und ansonsten das Fett, das man zum Abschmecken oder zur Zubereitung benötigt.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das Modell richtig verstehe. Wenn schnell verfügbare Kohlehydrate eine hohe glykämische Last haben, Fett und Protein hingegen eine relativ geringe, wie berechnet sich dann die glykämische Last eines schönen Stücks Torte aus Weißmehl, Kakao, Zucker, Fett und Erdnussbutter-Bananenfüllung oder eines Tellers weißem Reis mit Linsen und Gemüse?

Nachgesehen habe ich nicht, aber die Studie mit dem Vergleich zwischen pflanzlicher und Standard-Diabetesdiät scheint dieselbe zu sein, von der wir's schon mal ausführlich hatten? Um die LOGI-Methode damit zu vergleichen, müsste man in meinen Augen auch für sie wissen, zu welchen Ergebnissen sie bei ernährungsbedingtem Diabetes langfristig führt. Eine Reduktion der Blutzuckerwerte kriegt man ja zum Beispiel auch durch Fasten hin, nur ist da nach 74 Wochen keiner mehr dabei.

Vielleicht würde sich dann herausstellen, dass sich beide Empfehlungen auf lange Sicht gleich gut eignen? Möglicherweise kommen manche Diabetiker auch besser mit der LOGI-Methode zurecht, andere mit derjenigen aus der Barnard-Studie? Vielleicht ist es einfach eine vielfältige, gut schmeckende und sättigende Ernährung bei angemessenem Energiegehalt und ausreichend Nährstoffen, die den Betroffenen hilft und sich bei beiden Empfehlungen nebenbei ergibt?

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human vegetable
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Beitrag von human vegetable » 28. Mär 2018 08:03

gemüse, du hast recht. Compliance ist bei einer 74wöchigen low fat Studie ein Riesenthema. Kann mir gut vorstellen, dass es viele Studienteilnehmer damit nach ein paar Wochen nicht mehr so genau nahmen, und schleichend in alte Gewohnheiten zurückfielen.

Wäre interessant zu wissen, wie in der genannten Studie compliance überprüft wurde - vermutlich nur durch Fragebögen, anders geht es über 74 Wochen nicht.
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Beitrag von Sphinkter » 28. Mär 2018 08:38

Interessant ist das Ernährungsprotokoll, in der LowFat Studie wurden bestimmte Mengen Cholesterin aufgenommen. Zeigt klar, das die Teilnehmer schon mal nicht 100% vegan waren. Fett lag bei 22%, wenn ich auch nicht glaube, dass dies einen negativen Einfluss hat, zeigt es doch, das die Teilnehmer die Vorgabe nicht einhalten. Nach 22 Wochen sind die Erfolge auch besser, als nach 74 Wochen. Ich vermute die Teilnehmer der Vegangruppe haben wieder Tierprodukte und auch andere Kontraproduktive Dinge wie Junk integriert.

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Beitrag von Sphinkter » 28. Mär 2018 08:46

gemüse hat geschrieben:Gemüse und Obst als Basis (das mit den zuckerarmen Sorten habe ich überlesen)
Wenn ich es richtig verstehe, dann ist die zuckerarme Obst Vorgabe auch für Diabetes, Adipositas etc. Patienten gedacht. Als Gesunder kannst du das auf jeden Fall überlesen:)

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Beitrag von Gruftmoggele » 28. Mär 2018 13:04

Ja natürlich kann man zuckerreiche Obstsorten essen, aber dann ist es halt nicht LOGIsch, sondern "nur gesund" oder Flexicarb.
Absolute Basis dieser Ernährung ist Gemüse, Gemüse, Gemüse. Das Obst muss man auch bei zuckerarmen Sorten begrenzen, sonst gibst den gewünschten gleichmäßig tiefen Blutzuckerspiegel nicht.

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Beitrag von human vegetable » 28. Mär 2018 13:41

Neujahr 2017 hatte ich meine Mutter soweit, veganer low fat Ernährung eine Chance zu geben. 6 Wochen hat sie einigermaßen streng danach gegessen, dann einen Bluttest gemacht und ihre Cholesterinwerte hatten sich auch verbessert. Aber dann ist es langsam wieder eingerissen... nach ein paar Monaten kam es ihr vielleicht noch so vor als würde sie einer geänderten Ernährung folgen, aber von meiner Warte sieht das anders aus.

Slippery slope - wenn man einmal mit den Ausnahmen anfängt, weitet sich das schnell aus. Insbesondere wenn man sich selbst nicht als Veganer definiert, sondern als Allesesser der lediglich einer verrückten Diät folgt, um seine Gesundheit zu verbessern/nicht zu verschlechtern.

Nach dieser für mich frustrierenden Erfahrung (es gingen etliche Stunden fürs Coaching drauf, und nach anfänglich großer Neugier ud Motivation schlug es langsam in Fatalismus bis offene Ablehnung um) kann ich mir gut vorstellen, wie das in der Studie ablief.

Mag sein dass die compliance mit LOGI für Allesesser-Normalos sehr viel leichter ist als mit low fat vegan - aber das ist für mich persönlich kein relevantes Argument, da mir die compliance null Probleme macht und ich auch freiwillig so esse, ohne durch Ärzte dazu angehalten zu werden. Wenn man aber Studien mit Allesesser-Normalos macht ist dann von vorneherein klar, dass LOGI besser abschneidet als low fat vegan, da Letzteres über längere Zeit kaum konsequent praktiziert wird.

An dem Argument dass Gesundheitsstreben allein keine nachhaltige Motivation für Veganismus ist, mag was dransein. Andererseits ist die Empathie vieler Menschen nicht ausgeprägt genug, sie mit Tierrechts- und Ethikargumenten abzuholen. Dann bleibt vielleicht Ökologie bzw. soziale Gerechtigkeit, um zumindest eine starke Reduktion der tierischen Produkte einzufordern? Wo wir wiedder bei den Ausnahmen wären... ich drehe mich im Kreis. Eh völlig off-topic, sorry.
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Beitrag von Sphinkter » 28. Mär 2018 16:45

Gruftmoggele hat geschrieben:Ja natürlich kann man zuckerreiche Obstsorten essen, aber dann ist es halt nicht LOGIsch, sondern "nur gesund" oder Flexicarb.
Absolute Basis dieser Ernährung ist Gemüse, Gemüse, Gemüse. Das Obst muss man auch bei zuckerarmen Sorten begrenzen, sonst gibst den gewünschten gleichmäßig tiefen Blutzuckerspiegel nicht.
Dem möchte ich widersprechen. Über die Google Bildersuche kann man sich ja Logi Pyramiden anschauen. Da ist Obst und Gemüse die Basis.
Auch Kiwi und Äpfel die jetzt doch auch eine GL von immerhin 5 aufweisen (das 5fache von Beeren).
Obst wird durch den Fruchtzucker recht insulinunabhängig verstoffwechselt und hat daher auch einen niedrigen Insulinausstoss.
Worm macht ohnehin den Fehler, dass er nur den GL betrachtet.
Joghurt, Käse, Fleisch, Fisch haben einen recht hohen Insulin Index. Der von Fleisch ist höher als der von Nudeln, der von Fisch höher als von Popkorn, Joghurt höher als Weissbrot. Man sieht auf welch falschen Annahmen diese LOGI steht. Der Erfolg gibt ihr recht? Sicher, wenn man Junk food und Softdrinks weg lässt, muss es automatisch besser gehen. Das selbe würde man aber sicher auch mit Haferflocken und Nudeln erreichen.

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Beitrag von illith » 28. Mär 2018 18:07

nein, sehr interessanter Beitrag, HV.
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Beitrag von gemüse » 29. Mär 2018 01:55

human vegetable hat geschrieben:Compliance ist bei einer 74wöchigen low fat Studie ein Riesenthema. Kann mir gut vorstellen, dass es viele Studienteilnehmer damit nach ein paar Wochen nicht mehr so genau nahmen, und schleichend in alte Gewohnheiten zurückfielen.
Ja. Langfristige Therapietreue ist bei länger dauernden Behandlungen grundsätzlich ein großes Thema. Insbesondere dann, wenn Abweichungen sich nicht gleich unangenehm auswirken. Ob es sich bei der therapeutischen Maßnahme um Ernährungsempfehlungen, Medikamenteneinnahme, Abstinenz von Genussmitteln, Empfehlungen zu regelmäßiger Bewegung oder einen Trainingsplan handelt, scheint keine große Rolle zu spielen. Daher würde es mich nicht überraschen, wenn sich auch von den LOGI-Probanden mit der Zeit nicht mehr alle ganz so strikt an den Plan hielten wie in den ersten drei Wochen.

Vielleicht eignet sich der "Gesundheitsansatz" aber bei denjenigen als Hebel, die sich während einer Diät auch darüber informieren, was mit sogenannten Nutztieren geschieht? Wie viele das tun, weiß ich nicht. "Vegan ist ungesund" fällt aber als Abwehrmechanismus schon mal flach, wenn man gerade am eigenen Leib das Gegenteil erlebt und damit auch, wie furchtbar überflüssig das Leid ist, das mit Tierkonsum verbunden ist.


Nachtrag: Falls es sich bei der 74-Wochen-Studie um die handelt, von der hier Neal Barnard Diabetes Studie die Rede ist, wurde das Einhalten der Vorgaben bei beiden Gruppen tatsächlich anhand von Selbstauskünften abgeschätzt (regelmäßige Befragungen und Ernährungstagebücher).

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Beitrag von illith » 29. Mär 2018 02:58

ich versteh immer gar nicht, wie sowas auch nur annähernd funktionieren kann/soll. wenns um Essen geht lügen doch vermutlich echt die meisten - und als erstes sich selbst gegenüber.
plus die total verzerrte subjektive Wahrnehmung, wenn man nicht diszipliniert loggt.
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